#571789
Beck gibt auf, Müntefering folgt nach, Steinmeier nimmt an

Eigentlich wollte die SPD bei ihrer Klausur am Schwielowsee in Brandenburg über ihr Programm für den Bundestagswahlkampf 2009 reden, doch nun ist dieser Sonntag zum Tag der Entscheidungen bei den Sozialdemokraten geworden.

Nach ARD-Informationen ist Parteichef Kurt Beck zurückgetreten und hat bereits den Tagungsort verlassen. Eine schriftliche Erklärung werde erwartet, sagte der Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf. Als Nachfolger für Beck ist Franz Müntefering im Gespräch. Er soll auf einem Sonderparteitag zum Parteichef gewählt werden, dessen Termin noch nicht feststeht. Bis dahin wird Frank-Walter Steinmeier das Amt des Parteichefs mit übernehmen.


Quelle: ARD.de

Hui, da gehts ja derzeit ab. Scheint ganz so, als ob auch die Partei nicht mehr an Kurt Beck geglaubt hat.


Fohlen
#571795
Alexander hat geschrieben:Münte ist mir persönlich sehr sympathisch, aber will er in ein paar Monaten wieder zurücktreten, wenn die Nahles wieder was gegen ihn hat?!
? Er ist doch wegen seiner Frau zurückgetreten. Wir wissen ja nun wirklich, dass das nicht nur ein Vorwand war...

Steinmeier als Kanzlerkandidat ist definitiv die bessere Wahl als Beck, wenn man nicht total untergehen will. Dass Beck aber direkt zurücktritt/getreten wird, wundert mich etwas. Scheint wohl eingesehen zu haben, dass er recht unbeliebt zu sein scheint.
#571797
Fernsehfohlen hat geschrieben: Hui, da gehts ja derzeit ab. Scheint ganz so, als ob auch die Partei nicht mehr an Kurt Beck geglaubt hat.
Delaoron hat geschrieben: Dass Beck aber direkt zurücktritt/getreten wird, wundert mich etwas. Scheint wohl eingesehen zu haben, dass er recht unbeliebt zu sein scheint.
Nun, nach der "Beck-Muss-Weg" Kampagne in den Medien musste man kein Orakel sein, um das vorrauszusehen. Zudem hat Kurt Beck übrigens auch mit seiner Personalpolitik selbst zum Dilemma beigetragen. Er hat mit der Nominierung Steinbrücks und Steinmeiers zu seinen Stellvertretern die Schröderianer in der engeren Führungsspitze gestärkt. So gewann die Gruppe um Steinbrück, Steinmeier und die anderen Rechten in der SPD zusehends an Macht. Diese wollen und brauchen entweder die Große Koalition oder zumindest eine Koalition mit der FDP, damit sie ihrer Partei auch in Zukunft ihren Agendakurs aufzwingen können. Da war der "gemäßigte" Linke Beck nur im Weg. Und weil die Medien genügend Kronzeugen aus der SPD finden, die die weitere Paralyse gegenüber der Linken und gegen eine wie auch immer zustandekommende linkere Politik in den Parlamenten kräftig fördern, ist es auch dem Meinungsmainstream in der veröffentlichten Meinung ein Leichtes, sich statt mit Sachfragen mit der Verteufelung der nicht mehr zu unterdrückenden politischen Kraft der Linken das Maul zu zerreißen. Die ehemals linke SPD assimiliert sich also immer mehr im Konservatismus und solange die SPD nicht den Mut aufbringt, den Medienkampagnen gegen alles, was nur im Geruch einer sozialeren Politik steht entgegenzutreten, wird der Linkspartei weiterer Zulauf gewiss sein.
Zuletzt geändert von Onkel Ludwig am So 7. Sep 2008, 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
#571816
Delaoron hat geschrieben:
Alexander hat geschrieben:Münte ist mir persönlich sehr sympathisch, aber will er in ein paar Monaten wieder zurücktreten, wenn die Nahles wieder was gegen ihn hat?!
? Er ist doch wegen seiner Frau zurückgetreten. Wir wissen ja nun wirklich, dass das nicht nur ein Vorwand war...
Quatsch, er ist wegen seiner Frau als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgetreten. Schon Ende 2005 ist er als SPD-Vorsitzender zurückgetreten - damals wegen einer gewissen Frau Nahles. Es folgten Platzeck und Beck...
#571818
Hab gerade eine News gelesen, dass Steinmeier als Kanzlerkanidat feststehen wird. Wenn dem so ist und Beck zurückgetreten ist, dann bessert sich die Situation der SPD einmal schlagartig! (auch wenn ich steinbrück auch nicht so schlecht gefunden hätte)
Zuletzt geändert von AliAs am So 7. Sep 2008, 17:12, insgesamt 1-mal geändert.
#571821
Alexander hat geschrieben:
Delaoron hat geschrieben:
Alexander hat geschrieben:Münte ist mir persönlich sehr sympathisch, aber will er in ein paar Monaten wieder zurücktreten, wenn die Nahles wieder was gegen ihn hat?!
? Er ist doch wegen seiner Frau zurückgetreten. Wir wissen ja nun wirklich, dass das nicht nur ein Vorwand war...
Quatsch, er ist wegen seiner Frau als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgetreten. Schon Ende 2005 ist er als SPD-Vorsitzender zurückgetreten - damals wegen einer gewissen Frau Nahles. Es folgten Platzeck und Beck...
Ah, stimmt. Da hab ich was durcheinander geworfen. Ist ja auch schon eine Weile her.
#571827
Alexander hat geschrieben: Quatsch, er ist wegen seiner Frau als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgetreten. Schon Ende 2005 ist er als SPD-Vorsitzender zurückgetreten - damals wegen einer gewissen Frau Nahles. Es folgten Platzeck und Beck...
Richtig. Jedoch wurden zuerst Platzeck und nun Beck wieder deinstalliert. Müntefering hat nun freie Bahn, das wird auch Nahles nicht verhindern können. Schon seltsam, dass er just wieder auf die politische Bühne trat, kurz bevor Beck zurückgetreten ist, gell? :wink: Was er in den folgenden Tagen zur geplanten rot-rot-grünen Regierungsbildung in Hessen sagen wird, kann man sich zudem an den 5 Fingern abzählen.
#571834
So wie Beck ständig von den Medien zerrissen wurde, ist die Meldung keine große Überraschung. Er war halt doch eher der Problembär... Steinmeier halte ich für eine sehr gute Wahl, durch die hoffentlich auch das Image der Partei wieder etwas steigt. Müntefering finde ich ganz sympathisch, aber er wirkte schon damals immer ziemlich überfordert...
#571835
Onkel Ludwig hat geschrieben:
Alexander hat geschrieben: Quatsch, er ist wegen seiner Frau als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgetreten. Schon Ende 2005 ist er als SPD-Vorsitzender zurückgetreten - damals wegen einer gewissen Frau Nahles. Es folgten Platzeck und Beck...
Richtig. Jedoch wurden zuerst Platzeck und nun Beck wieder deinstalliert. Müntefering hat nun freie Bahn, das wird auch Nahles nicht verhindern können. Schon seltsam, dass er just wieder auf die politische Bühne trat, kurz bevor Beck zurückgetreten ist, gell? :wink: Was er in den folgenden Tagen zur geplanten rot-rot-grünen Regierungsbildung in Hessen sagen wird, kann man sich zudem an den 5 Fingern abzählen.
Kann man das? Müntefering soll im Februar empfohlen haben die Linkspartei in die Verpflichtung zu nehmen, und somit dann "Rot-Rot-Grün" in Hessen starten. Müntefering ist mir auch immer noch mit Abstand am symphatischsten, zumindest von denen wenigen die in der SPD über Macht in den ersten Reihen verfügen. Nur seine Politik mit der Agenda 2010 unter Schröder hat sicherlich auch ihm geschadet, dennoch zählt sein Name in allen SPD-Parteiflügeln.

So ganz überraschend ist es nun ja doch nicht, das Beck seinen Hut nimmt. Ich kann es Verstehen, gerade wenn es eine Kampange innerhalb der Partei gegen ihn gab. Das der Job nerven kosten kann ist klar, man muss aber auch sagen, das Beck auf den ersten und zweiten Blick wirkliche viele peinliche Fehler gemacht hat, die so nicht hätten sein müssen, die Umfragewerte und Presse werden ihr übriges getan haben. Ich war kein Fan von Beck, aber ich bezweifel das man ihn fair behandelt hat.

Die beste Wahl wäre meiner Meinung nach Müntefering als Kanzlerkandidat, jemand wie Wowereit würde die derzeitige konserative SPD Führung ja ohnehin nicht in Betracht ziehen. Steinmeier ist mir volkommen unsymphatisch, Kopfschmerzen kann man auch bekommen wenn man an seine Politik in der Schröder Zeit denkt. Ein Bündniss mit der Linkspartei wird es mit ihm sicherlich auch nicht geben, aber ich sehe momentan keinen großen Grund warum er die Wahl im kommenden Jahr gewinnen sollte. Beliebtheit hin oder her, und einem Wahlkämpfer wie es ein Gerhard Schröder war, sehe ich in ihm einfach nicht. Und eine Flut im August 2009 würde natürlich in erster Linie der Amtsinhaberin helfen :wink:

Alles in allem, den Umfragewerten wird es gut tun. Müntefering wird beim Vermitteln helfen, was aber sicherlich wird es Steinmeier auch in der Partei in nicht in jedem Flügel so leicht haben, wie man denken könnte.
#571843
AliAs hat geschrieben:Hab gerade eine News gelesen, dass Steinmeier als Kanzlerkanidat feststehen wird. Wenn dem so ist und Beck zurückgetreten ist, dann bessert sich die Situation der SPD einmal schlagartig! (auch wenn ich steinbrück auch nicht so schlecht gefunden hätte)

Die Situation der SPD bessert sich dadurch kein bischen.

Fakt ist: Beck wirkte ob seines Zickzack-Kurses oft unentschlossen und machte sich dadurch angreifbar. Sowohl die Medien als auch die Gegnerschaft bei der CDU griffen ihn immer wieder gerne an. Allerdings muss man Beck eines zu Gute halten, er versuchte nämlich die Partei zusammenzuhalten. Er wirkte als Verbindungsglied zw linkem und rechten Flügel der SPD.

Mit Steinmeier als Kanzlerkandidat und Müntefering als Parteichef hat man zwar erstmal die ganzen Mediendebatten um Beck aus der Welt geschafft, aber inhaltlich bringt die SPD das keinen Schritt weiter. Im Gegenteil. Sollten nämlich Steinmeier und Müntefering den Agendakurs beibehalten bzw wiederaufnehmen, dann spaltet sich der linke Flügel weiter ab.

Ich schrieb es schon in einem andern Thread, es mag Müntefering/Steinmeier gelingen mit ihrer Politik Wähler zurückzugewinnen, die zur CDU gewandert sind, aber die "verlorenen Schafe" die man an die Linkspartei verloren hat, die wird man nicht wieder zurückgewinnen können. Wieso auch? Diese sind eben gerade wegen der Agendapolitik aus der SPD ausgetreten bzw abgewandert, die gewinnt man nicht zurück, indem man die dafür verantwortlichen Leute erneut an die Spitze wählt.


Ein cleverer Schachzug wenn man der CDU das Wasser abgraben will, aber der wirkliche Profiteur des ganzen ist einmal mehr die Linke und auch die Grünen dürften den einen oder andern Wähler abfangen können.

Bei der letzten Wahl vereinten CDU/SPD mit je 35% immerhin 70% der Wählerstimmen. Bedenkt man, dass die CDU derzeit eben nicht von der Schwäche der SPD profitieren konnte und mit ca 38% derzeit sogar noch unter den Werten rangiert, die Merkel im Wahlkampf '05 zwischenzeitlich verbuchte, dann lässt eines das schon zweifeln. Zur Erinnerung, damals hatte die CDU zwischenzeitlich 42% erreicht.
Die SPD, die durch Münte am Ende vielleicht die 30% wieder erreichen wird, wird diese Punkte aber bei der CDU abknapsen und eben nicht bei der Linken. Wer mitgerechnet hat, der wird gemerkt haben, dass da immernoch rund 5, 6 % oder mehr fehlen, auf das was man 2005 erreicht hat. 5, 6% die die Linke gewonnen hat.

In meinen Augen eine weitere gute Entscheidung für die Linkspartei, denn jetzt dürften auch die letzten SPD Romantiker aus ihrem Traum aufwachen und sich anderweitig orientieren.
#571845
Mr.VOX hat geschrieben: Die beste Wahl wäre meiner Meinung nach Müntefering als Kanzlerkandidat, jemand wie Wowereit würde die derzeitige konserative SPD Führung ja ohnehin nicht in Betracht ziehen. Steinmeier ist mir volkommen unsymphatisch, Kopfschmerzen kann man auch bekommen wenn man an seine Politik in der Schröder Zeit denkt.
Nun, das ist schon richtig, nur vertritt Müntefering jedoch die gleiche Politk wie Steinmeier und all die anderen Jungs und Mädels vom Seeheimer Kreis. Gut, mir ist Steinmeier auch unsympathisch. Er ist ein Mann aus dem Apparat der SPD, kein Mann „fürs Volk“ und nur an seinem derzeitigen Regierungsamt interessiert. Die Ambition Kanzler zu werden, spreche ich ihm definitiv ab. Es lebt sich für ihn ja ganz gut als Vizekanzler „in der zweiten Reihe.

Müntefering kommt da schon menschlicher rüber, doch das wars auch schon. Denn beide vertreten wie gesagt die gleiche Agenda-Politik, ebenso wie Steinbrück und all
die anderen Jungs und Mädels vom Seeheimer Kreis. Der Auftritt die Tage von Steinbrück im Schulterschluss mit dem rechtskonservativen CDU-Mann Roland Koch spricht Bände.

Natürlich wird Müntefering nun von den konservativen Leitmedien zum „Heiland“ stilisiert. Täglich finden sich dafür neue Belege, etwa in der Frankfurter Rundschau, wo am 04.09. folgendes kommandiert wurde:
Merkels Herausforderer kann nur Steinmeier heißen. … und zwar mit Müntefering als Wahlkampflokomotive und einem Programm, das zu ihm passt.
http://www.fr-online.de/_em_cms/_global ... fr_topnews
Und das nur 2 Tage vor dem "überraschenden" Rücktritt von Beck und die Ernennung von Steinmeier zu Merkels Herausforderer. Ein Schelm wer böses dabei denkt…
#571851
Alexander hat geschrieben:Ich würde jetzt mal keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Bis zur Wahl ist es noch über ein Jahr hin und man weiß nie, was bis dahin noch alles passieren wird.
Gut, es kann natürlich passieren, das nach einem weiteren Erstarken der Linkspartei Steinmeier dann doch plötzlich als Kanzler einer rot-rot-grünen Regierung in der Pflicht steht. Den Schuss nach hinten würde ich ihm jedenfalls von Herzen gönnen. :mrgreen:
#571858
Alexander hat geschrieben:Ich würde jetzt mal keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Bis zur Wahl ist es noch über ein Jahr hin und man weiß nie, was bis dahin noch alles passieren wird.

Wohl richtig, aber die CDU hat keine wirklichen Argumente, warum man plötzlich sie wählen sollte. Es passiert ja nichts. Nicht umsonst schwirren die mit 38, 39% auch im Nirvana umher. Das ist ja ohnehin ein dolles Ding, dass die Union schon mit ihren 35% bei der letzten Wahl keinen großen Wurf gelandet hat, aber es versteht sich in den Medien geschickt aus der Schusslinie zu bringen... wohl dem, der Böses dabei denkt.

Die Mär vom Aufschwung, die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise tun ihr übriges. Wie die Union bis 2009 Stimmen fangen will, erschließt sich mir nicht.
Die SPD kann das nur, indem sie eben der Union die Stimmen abgräbt, die Müntefering und Steinmeier an die Linke verlieren.

Viel wird davon abhängen, wie sich die Grünen und die FDP positionieren werden. Erwägt die FDP auch eine Zusammenarbeit mit SPD und Grünen, könnte eine Ampel als Wahlprogramm dienen. Biedern sich die Grünen hingegen bei der CDU und der FDP an, könnte auch das eine Lösung sein... zumindest kurzfristig.

Die SPD hingegen kann nur hoffen, dass es für schwarz-gelb nicht reichen wird, und das die Linke nicht noch stärker wird. Aber unter Steinmeier/Müntefering wird wohl genau das passieren.
#572014
vicaddict hat geschrieben: Die SPD hingegen kann nur hoffen, dass es für schwarz-gelb nicht reichen wird, und das die Linke nicht noch stärker wird. Aber unter Steinmeier/Müntefering wird wohl genau das passieren.
Richtig, die eigentlichen Gewinner sind

---Oskar, denn die Linken in der SPD sind eindeutig geschwächt, und da kann der geneigte Wähler, der gegen Hartz4 ist dann direkt die LINKE wählen

---und Angie, die als Übermami über dem Chaos steht
#572036
redlock hat geschrieben: Richtig, die eigentlichen Gewinner sind
---Oskar, denn die Linken in der SPD sind eindeutig geschwächt, und da kann der geneigte Wähler, der gegen Hartz4 ist dann direkt die LINKE wählen
Nun, vor allem sind es nicht nur die von der konservativen Seite gerne zitierten Protestwähler, welche DIE LINKE wählen werden bzw es schon tun. DIE LINKE wird zusehends zur Heimat für diejenigen, die "ihre" SPD schmerzlich vermissen. Ich warte nur noch auf den Tag, an dem die SPD geschlossen in die CDU eintritt.
#572052
Und die Grünen in der FDP aufgehen...

Viele Unterschiede sind da in der Tat nicht mehr vorhanden.

Und es stimmt das die Linke lange keine Protestpartei mehr ist. Ich kenne viele die früher SPD, CDU oder FPD und Grüne wählten. Heute machen die ihr Kreuz bei den Linken, eben weil man den jetzigen Weg nicht mehr weiter gehen möchte. Fast jeder vierte ist hier ohne Job oder wird durch Maßnahmen geschleift. Und die hälfte vom Rest ist auf zusätzliche Transferleistungen angewiesen, weil die Arbeit kein Einkommen zum auskommen bietet. Nach unten ist da kaum noch Luft, es kann nur noch besser werden.
#572069
Besonders interessant finde ich ja die Tatsache, das die Linke laut Umfragen schon in 10 von 16 Bundesländern an der SPD vorbeigezogen ist. Im Saarland wie in Thüringen könnte eine Koalition gar mit der SPD als Juniorpartner enden...

Aber Münte wirds schon richten. Beck wird sich in den kommenden Monaten wohl scheckig lachen, wenn Steinmeier und Müntefering keinerlei Steigerungen in den Umfragen werden verbuchen können.

Aber gut, mit Steinmeier und Müntefering steigen auch die Chancen auf eine Ampelkoalition 2009. Wäre sowohl für die SPD als auch die FDP sicher ein guter Ausweg. Die Liberalen kommen wieder an die Macht und die SPD erhält sie sich und das ohne die Debatte um die Linke weiterführen zu müssen.
#572078
vicaddict hat geschrieben:Besonders interessant finde ich ja die Tatsache, das die Linke laut Umfragen schon in 10 von 16 Bundesländern an der SPD vorbeigezogen ist. Im Saarland wie in Thüringen könnte eine Koalition gar mit der SPD als Juniorpartner enden...
Das ist bei uns zahlentechnisch bereits der Fall. Die CDU stellt mit 45 Sitzen noch die absolute Mehrheit. Die Linke stellt 28 und die SPD gerade mal noch 15 Sitze, Grüne und FDP schafften nichtmal die Hürde. Es fehlten also beim letzten mal nur winzige 3 Sitze und es hätte geknallt.

Ich bin gespannt, wie das bei der nächsten Wahl aussieht.
#572099
vicaddict hat geschrieben: Allerdings muss man Beck eines zu Gute halten, er versuchte nämlich die Partei zusammenzuhalten. Er wirkte als Verbindungsglied zw linkem und rechten Flügel der SPD.
Richtig. Und genau das ist es doch auch, was ein guter Parteivorsitzender tun sollte. Nur ging das dem rechtem Flügel gewaltig gegen den Strich und Beck wurde gemeuchelt.
Gegen Kurt Beck wurde nach der Hamburger Wahl, wo er für Hessen ein Zusammengehen mit der Linken nicht mehr ausgeschlossen und die Entscheidung den hessischen Genossen überlassen hat, eine Kampagne gestartet. Beck hat vor allem deshalb nicht mehr standhalten können, weil ihm jeglicher Rückhalt seiner beiden Stellvertreter Steinbrück und Steinmeier fehlte. Die Parteirechte in der Bundestagsfraktion und im Seeheimer Kreis hat ohne Rücksicht auf Verluste gegen jede Lockerung des alten Kurses und deshalb gegen Beck intrigiert und ihn nahezu täglich mit immer neuer Häme vor sich her getrieben. Beck gegenüber wurde in den letzten Wochen der Strippenzieher Müntefering ja geradezu zum wiederauferstandenen Heiland für die SPD stilisiert.
Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3445
#572102
Onkel Ludwig hat geschrieben: Richtig. Und genau das ist es doch auch, was ein guter Parteivorsitzender tun sollte. Nur ging das dem rechtem Flügel gewaltig gegen den Strich und Beck wurde gemeuchelt.

Aber er hat sich auch meucheln lassen -- ich meine er muss doch gemerkt haben was los, da hätte er auch gegensteuern können/müssen.
#572109
redlock hat geschrieben: Aber er hat sich auch meucheln lassen -- ich meine er muss doch gemerkt haben was los, da hätte er auch gegensteuern können/müssen.
Da er die Führungsspitzte der Partei und die Medien gegen sich hatte, wie soll er da groß gegensteuern? Dafür hat er sich sogar noch lange gehalten. Das er als gemäßigter Linker seine politischen Überzeugung für die Rechten nicht komplett über Bord geschmissen hat, rechne ich ihm hoch an. Dafür muss er nun seinen Hut nehmen und mit Beck geht erst einmal der letzte Parteivorsitzende der SPD, der wenigstens noch einen Hauch für soziale Politik gestanden hat. Das "S" in SPD kann nun getrost fürs Erste gestrichen werden, ebenso wie schon seit langem das "C" der CDU.
Zuletzt geändert von Onkel Ludwig am Mo 8. Sep 2008, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
#572122
Beck war im Grunde in den letzten Monaten die ärmste Sau wo gibt. Er hat sich sicherlich auch nicht gerade immer glücklich ausgedrückt, aber am Ende war er nur ein Bauernopfer. Der Richtungsstreit in der SPD geht ja zurück auf Schröder, Steinmeier, Steinbrück, Struck, Schily und co. Im Grunde hat Beck einen Kampf gegen Windmühlen geführt. Diese Personen dann teilweise mit Ämtern zu besänftigen ist nicht aufgegangen, da sie erst recht Morgenluft gewittert haben...

Beck hat sein Möglichstes getan. Für die Zukunft der SPD sehe ich allerdings weiterhin stürmische Zeiten zukommen, denn objektiv betrachtet, machen Münte und Steinmeier keinen, aber wirklich gar keinen Sinn. Die Leute, welche für die Spaltung der SPD verantwortlich sind, sollen sie wieder vereinen und auf klare Linie bringen. Völlig lächerlich und vorallem völlig unlogisch.

Ich schrieb es im Bundestagsthread schon, Beck wird sich jetzt in Mainz scheckig lachen, wenn er die nächsten Monate beobachten wird. Man wird sich der CDU weiter annähern, darunter werden beide Parteien leiden, während die Linke weiter erstarkt. Und da der Richtungsstreit in der SPD weitergehen wird, wird Müntefering auch nicht lange Vorsitzender bleiben. Ich schließe es nicht aus, dass er schon 2009 entmachtet wird oder selbst abtritt, weil auch er die SPD nicht auf Kurs bringen kann. Das könnte wohl derzeit nichtmal Helmut Schmidt. Von daher könnte Steinmeier am Ende ein Bauernopfer sein und Müntefering macht nach der Wahl 2009 Platz für Nahles. Ob das noch vor oder erst nach der Regierungsbildung geschieht, wird man sehen, aber unter Müntefering wird es in der SPD auch nicht anders zugehen. Entweder wird er bald wieder gegangen oder die Partei löst sich entgültig auf. Erst vor wenigen Tagen haben sich doch 60 Bundestagsabgeordnete für eine Lockerung der Agendpolitik ausgesprochen. 60, das muss man sich mal überlegen und unter solche Bedingungen will man den Kurs weiterführen?
#572129
Es besteht jedoch noch ein kleines Fünkchen an Hoffnung für die SPD und zwar, dass auf lange Sicht Wowereit die SPD wieder auf ihre Ursprünge zurück lenkt als Kanzler einer rot-rot-grünen Bundesregierung. Womöglich ja doch schneller als man denkt.