Sollte die Bundesregierung der HRE helfen?

Nein, die Unternehmen müssen für ihre Fehler selbst geradestehen.
22
56%
Ja, aber Bürgschaften sind das falsche Mittel!
8
21%
Ja, es ist egal wie geholfen wird Hauptsache die Unternehmen werden gerettet.
9
23%
#588051
Tja, Illner wie immer tief im Sumpf des konservativen Gefälligkeitsjournalismus. Gegen sie wirkt sogar Plasberg noch neutral. :roll:

Wieder einmal wird ein Brandstifter der Finanzkrise zum Retter stilisiert. Unter der Überschrift "Ein neuer „Bock als Gärtner“ – der GoldmanSachs-Berater Issing als Kommissionsvorsitzender. Mein Fazit: Dieser Bundesregierung ist nicht zu trauen." habe ich folgenden kritischen Kommentar dazu gefunden, in dem es u.a. heißt:
Bei SpiegelOnline lese ich, dass Otmar Issing als Ersatz für den gescheiterten Tietmeyer die Kommission zur Reform der internationalen Finanzmärkte leiten soll. Issing war und ist einer der führenden Köpfe der Monetaristen in Deutschland, er war als Chefökonom der EZB wie auch schon als Vertreter der Deutschen Bundesbank mitverantwortlich für deren neoliberalen Kurs in der Geldpolitik. Er unterscheidet sich in seinen wirtschaftspolitischen Dogmen keinen Deut von Tietmeyer und ist wie dieser Mitglied im Kuratorium der neoliberalen Friedrich-August von Hayek-Stiftung. Issing war und ist ein Propagandist der freien Finanzmärkte und ein fundamentalistischer Monetarist.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3521#more-3521
#588096
Tja, dann hatte Weder di Mauro keinen Bock oder wie soll ich das sehen?
Egal, mehr wie unbedingt nötig um die schlimmsten Stilblüten zu verhindern wird nicht durchgesetzt werden.
Merkel wird wie Kohl versuchen die Probleme auszusitzen, die Finanzmafia behält die Kontrolle.
Müssen halt noch ein paar Millionen Menschen sterben ehe sich was ändert...

Ich frage mich auch wieso das ganze jetzt wieder an eine (4-köpfige?) Expertenkommission ausgegliedert werden muss und nicht von Peers Ministerium übernommen werden kann.
#588117
Eisbär hat geschrieben: Ich frage mich auch wieso das ganze jetzt wieder an eine (4-köpfige?) Expertenkommission ausgegliedert werden muss und nicht von Peers Ministerium übernommen werden kann.
das ist sowieso die ganz generelle Frage, nicht nur in diesem konkreten Fall. Keine Frage, bevor man was beschliesst sollte man in alle Bereiche des Landes reinhören, Wirtschaft, allgemeine Gesellschaft, niedrigverdiener, topverdiener, Kultur etc. etc.

aber das ist ja in etwa so, als ob ich ne Sekretärin einstelle und die holt sich erstmal 5 Praktikanten die über Ihre Aufgaben fachsimpeln sollen um ihr dann Lösungsvorschläge zu machen :roll:

zudem, wenn schon "Expertenkommision" dann bitte nicht nur mit Böcken und Gärtnern, sondern auch (u. a.) mit Gewerkschaftern, mittelständischen bis kleinen Unternehmern, einfachen Leuten/Angestellten, und wenn man ganz mutig ist auch noch armen Leuten aus der Unterschicht, die ja eine Randgruppe längst nicht mehr ist.
#588554
Erwin Huber steht nicht mehr für eine neue Regierung in Bayern zur Verfügung.

Nachdem er mit darum gestritten hat, dass die Landesbanken, die ja eigentlich Ländersache sind (siehe Berliner Landesbank), mit an dem Rettungspaket teilhaben können und sich prommt wenige Tage später (gestern) öffentlich gezeigt hat das die Bayern LB 6.4 Milliarden aus dem Rettungstopf braucht, kommt heute die Meldung, dass er nicht mehr mitspielen will.

Vielleicht hätte die FDP ihn ja auch gar nicht mehr mitspielen lassen?!
#588689
Maddi hat geschrieben:zudem, wenn schon "Expertenkommision" dann bitte nicht nur mit Böcken und Gärtnern, sondern auch (u. a.) mit Gewerkschaftern, mittelständischen bis kleinen Unternehmern, einfachen Leuten/Angestellten, und wenn man ganz mutig ist auch noch armen Leuten aus der Unterschicht, die ja eine Randgruppe längst nicht mehr ist.
Basisdemokratie, also so richtig mit denen die es betrifft? Wirst du hier nie erleben. Die "Experten" leben lange in einer eigenen Welt und trauen der Basis nichtmal fehlerfreies Grundrechnen zu. Oder werden dafür bezahlt genau das zu vermitteln. Die Politik ist im Amt, um diese Basis zu vertreten. Würde man wirklich mal mit der Wahrheit herausrücken und ließe die Basis entscheiden, man müsste damit rechnen mit bisher ihnen selbst unbekannten Richtungen konfrontiert zu werden, dass man sich am Ende selbst in Frage stellen und für gescheitert erklären muss. Die haben ja selbst schon vor Volksentscheiden Schiss. Nicht zu vergessen, die ganzen Interessengruppen die aufgrund von fehlender Basisdemokratie überhaupt erst wirksam arbeiten können. Diese Umstände haben wiederum eine immer stärker umsich greifende Gestaltungsmüdigkeit zur folge. Die Basis mit wirklichem Willen stirbt aus. Der letzte Rest übt Protest über den Stimmzettel oder schließt sich der außerparlamentarischen Opposition an. Das Desinteresse und der Nichtwähler wächst, in die etablierten Parteien gehen immer weniger.

Das was jetzt passiert, ist das, was ich schon seit Spätherbst 73 erzähle. Richtig freier Markt verendet zu einer Politik von einem erlauchtem Kreis für einen erlauchten Kreis und fördert Gier die keine Grenzen mehr kennt. Der Rest kreist nur noch rundherum und profitiert nur rein zufällig, wenn es der erlauchte Kreis denn möchte. Und durch die Globalisierung ist die Kiste noch ein bisschen schlimmer. Alles ist so verstrickt, knickt einer ein, haben fast alle etwas davon. Jegliche Neo Richtung kann böse enden. Ein System ist immer nur so gut wie seine aktiven Gestalter. Noch vor wenigen Jahren hat man mich ausgelacht, als ich sagte, auch ein kapitalistischer Vorzeigestaat kann ganz fix hops gehen. Aber nein, das passiert nur Kommunistischen Ländern mit Planwirtschaft. Genau diese Leute sind seit knapp 3 Wochen offline oder man sieht sie nicht mehr auf der Straße, hat sich wohl ausgelacht.

Wir können von Glück reden, dass der Staat bei uns noch einen Fuß in der Tür hat und nicht blind an den Lippen der Finanz-Junta hing und so deren Heilsbringer zu Gesetzen machte. So kommen wir mit einer Wirtschaftsflaute und einem blauen Auge davon. Die es taten haben dagegen komplett den Zonk.

Nur fürchte ich das man daraus nicht lernen wird, teilweise auch gebundene Hände hat. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ganze wieder und wieder wiederholt. Um dem vorzubeugen bräuchte es eine echte entfilzung. Nur wer soll das durchsetzen?
#588723
das ist sowieso die ganz generelle Frage, nicht nur in diesem konkreten Fall. Keine Frage, bevor man was beschliesst sollte man in alle Bereiche des Landes reinhören, Wirtschaft, allgemeine Gesellschaft, niedrigverdiener, topverdiener, Kultur etc. etc.
Für den angesprochenen Fall (Finanzmarktregulierung) ist das gar nicht notwendig, da braucht es vorallem Finanzrechtler, Wi-Wissenschaftler -> Fachidioten und jemanden der den Leutchen sagt was zu tun ist und, das ist am wichtigsten, wofür Banken überhaupt da sein sollten.
Gewerkschafter und anderes branchenfremdes Personal sind da nicht notwendig, die brauchen wir dann später bei den Steuer- und Sozialreformen.

Das was jetzt passiert, ist das, was ich schon seit Spätherbst 73 erzähle.
Pränatales Liberala-Bashing!?
#588842
Genau da liegt doch aber schon der Fehler. Soziales und Finanzwelt wurden doch teilverzahnt, z.B. bei der Rente. Der Staat garantiert nicht mehr für eine ausreichende Rente und rät zur privaten Vorsorge. An dem Punkt geht die Verantwortung auf den einzelnen und die Finanzwelt über. Durch dieses intransparente Geflecht und eine teilweise unterirdische Beratung, haben jetzt einige ihre Altersvorsorge schon verloren. Man kann zwar klagen, nur muss man die falsche Beratung auch belegen können, was die wenigsten schaffen werden.

Wenn dann wieder nur Fachidioten werkeln, Leute die sich zum Großteil mit Sicherheit kein Auge aushacken, ändert sich doch in dem Punkt wieder nichts. Und die Leute die eigentlich hätten für sich selber sorgen können, selbst unverschuldet alles verloren, werden automatisch wieder unser Problem. Die muss nämlich der Staat, bzw. der Steuerzahler, wieder unnötigerweise durchfüttern. Da muss eindeutig mehr Transparenz rein. Und die Richtung kann ein Fachidiot nicht vorgeben. Das funktioniert aus einem einfachem Grund nicht. Wenn man auf seinem Gebiet schon eine gewisse Erfahrung hat, fängt man an, gewisse Punkte vorrauszusetzen, die aber oftmals nicht gegeben sind. Ich fummle z.B. seit Jahren an Software herum. Ich weiß was im Backend rattert, wenn ich hier irgendwo einen Button anklicke, da ich annähernd jeden Codeschnipsel kenne, den man um diese als Forum bezeichnete Sicherheitslücke herum gestrickt hat. Alleine diese Aussage wird ein Teil wieder nur teilweise verstehen. Da werden sich einige schon fragen was ein Backend ist. Da wird man leichtsinnig meinen das man doch sowas schnell googeln kann. Doch selbst diese Vorrausetzung ist bei vielen schon wieder zu hoch gegriffen.

Das ist kein Vorwurf sondern einfach normal. Jeder hat so seine Gebiete in denen er stark ist. Dafür andere für die er kein Händchen hat und wo er nunmal auf andere oder einfache Spielregeln angewiesen ist. In dem Fall muss das schwächste Glied der Kette mindestens einmal angehört werden. Übertragen auf die private Vorsorge ist das nicht anders. Viele sind der Beratung ausgeliefert und können nicht absehen wohin das läuft. Viele vertrauen auch einfach darauf, man kennt seinen Berater ja seit Jahren, er will ja auch verdienen und wird einen schon nicht ruinieren. Genau das ist aber teilweise passiert. Wenn ich genügend Asche zum Anlegen hätte dann wäre mir das sicher nicht anders ergangen. Ich bin in erster Linie Programmierer und 3D Artist. Aufgaben die so zeitaufwendig sind, dass ich nicht nebenher noch zum Finanz Fachidioten promovieren kann, um das selber ausreichend überblicken zu können. Ich wäre auf jemanden angewiesen der diesen Job macht.

Die Finanzmärkte sind lange kein alleiniges Ding der Fachidioten mehr. Das betrifft gesellschaftlich so gut wie alle. Und sei es nur über den eigen Wohnort, der per Cross-Border-Leasing seine Infrastruktur verzockt und wo man beim Worst Case als Gemeindemitglied für bluten muss. Wo wir gerade beim CBL sind. Bis vor 3 Wochen wusste ich nichtmal das soetwas läuft. Und ich schätze viele andere wussten davon auch nichts. Da haben wir wieder diese Intransparenz in dem Spiel. Warum wird hier mit dem Eigentum des Steuerzahlers gezockt und der Eigentümer erfährt hiervon nur zufällig? Man steht wieder nur daneben und schaut wie eine Kuh wenn es donnert.
#596451
Aha, unsere 5 Wirtschaftswaisen sagen für das nächste Jahr eine Rezession voraus.
Wofür beschäftigt die Bundesregierung eigentlich "Experten" (u.a. Rürup, Weder di Mauro) die nichts weiter vollbringen als das absolut offensichtliche zu bestätigen, gewissermaßen der realexistierende "Captain" bzw. "Team Obvious" der Wirtschaftswissenschaften.
So ziemlich alle Konjunktur-Gutachten dieser illustren Gruppe ökonomischer Vernunft, die Frau Merkel, Herr Schröder und einige Finanzdienstleister stehts mit einer Menge bunt bedruckten Papier honorieren, lagen daneben.
Weder der Konjuktur-Aufschwung 2005/2006 konnte vorrausgesagt werden noch die jetzige Krise.
Man kann sich also schonmal mit dem Wort Depression anfreunden...
#596535
ich bin überhaupt jedesmal wieder erstaunt zu hören, dass wir sowas wie "Weisen" haben. Ich dachte immer wir seien ein gebildetes, aufgeklärtes Land, wo Voodoo und ähnlicher Hokuspokus keine Staatspolitik bestimmt.

für Renten, HartzIV etc., Umwelt ganz zu schweigen, au weia, da sind wir ja sooooooo klamm im Portmonee, aber mit was für einer Leichtigkeit hier Millionen und Milliarden aus dem Ärmel für den größten Unsinn geschüttelt werden :roll:
#596595
Maddi hat geschrieben:ich bin überhaupt jedesmal wieder erstaunt zu hören, dass wir sowas wie "Weisen" haben. Ich dachte immer wir seien ein gebildetes, aufgeklärtes Land, wo Voodoo und ähnlicher Hokuspokus keine Staatspolitik bestimmt.

für Renten, HartzIV etc., Umwelt ganz zu schweigen, au weia, da sind wir ja sooooooo klamm im Portmonee, aber mit was für einer Leichtigkeit hier Millionen und Milliarden aus dem Ärmel für den größten Unsinn geschüttelt werden :roll:
Hugh, der Quotenmeter-Chef-Volkswirt hat gesprochen.
#597031
Hugh, der Quotenmeter-Chef-Volkswirt hat gesprochen.
Also zumindest Maddi hat wohl erkannt das Autos keine Autos kaufen, das ist dann gegenüber dem Großteil unserer durchlauchten Ökonomenzunft ja schonmal ein gigantischer Wissensvorteil.
Und wenn ich mir so den einen oder anderen Wirtschafts-"Wissenschaftler" anhöre, fallen mir da als erstes Parallelen zu esoterisch geprägten Sekten ein, die glauben mit einem größeren Kieselstein, Kerzenlicht und seltsam anmutenden Körperbewegungen mit Erzengel Gabriel auf Riegel 7 kontakt aufnehmen zu können.

Unsere "Weisen" haben es übrigens vollbracht selbst das abgelaufene III. Quartal 2008 noch falsch zu prognostizieren.
Also, Maddi for Sachverständigenrat, es kann nur besser werden.
#597145
Es ist auch mal wieder lustig, was man sich da hat einfallen lassen. Da werden 3,50 € Steuer erlassen, in der Hoffnung, die Leute rennen den Autohäusern die Bude ein. Unser Auto wird aktuell 11 und wird auch noch älter werden. Mit 3,50 € kann man sich kein neues Auto kaufen. Ich kenne auch ansonsten keinen einzigen, der sich einen Neuwagen anschaffen wird.

Das Problem ist vor allem hier eines. Wir haben hier im Osten eine Tarifbindung von gerade mal ca. 50%, Tendenz sinkend. Im Westen sind es immerhin noch 70%. Die andere Hälfte ist auf die Gnade einer freiwilligen Lohnerhöhung angewiesen. Die gibt es aber aus durchaus logischen unternehmerischen Gründen nur minimal oder gleich garnicht. Müssen sie auch nicht. Arbeitskraft ist genügend da und man muss, anders wie bei Spitzenkräften, nicht mit dicker Entlohnung locken. Die Leute sind froh wenn überhaupt Arbeit da ist, auch wenn es da Löhne bis teilweise nur 2,30 € die Stunde gibt. Da wird das Geld also immer weniger und wer noch etwas hat, legt es mit Blick auf die Talfahrt auf die hohe Kannte. Andere verschulden sich oder sind es bereits.

Ein Mindestlohn wird ja immer wieder mit dem Verweis auf die Tarifautomie abgebügelt. Das ist zum Teil richtig und funktioniert bei unseren Nachbarn ohne Mindestlohn auch. Nur mit einem Unterschied. Diese Nachbarn haben eine Tarifbindung von ca. 90%. Die anderen haben einen funktionierenden Mindestlohn. Ich verstehe auch das Dilemma das sich einige dann die Arbeitskraft nicht leisten können. Aber der Großteil will eben auch nur das beste für sich herausholen und nichts vom Gewinn abgeben. Es ist an der Zeit dort eine Lösung zu finden.

Statt das aber mal endlich anzugehen, schmeißt man denen, die es in die Pilze reiten, noch Milliarden in den Rachen. Zum Dank macht Ackermann wie zu erwarten dumme Sprüche und Onkel Sinn disqualifiziert sich mit Vergleichen aus der Nazizeit. Solchen Idioten darf jeder von uns ca. 6085 € schenken. Wir haben es ja.
#597670
http://www.fuldaerzeitung.de/newsroom/p ... 667,733249
„Ich glaube denen kein Wort. Wenn man frühere Prognosen mit der eingetretenen Realität vergleicht, merkt man recht schnell, dass diese sogenannten Weisen vor allem viel heiße Luft produzieren“, sagte Struck.

Er habe Finanzminister Peer Steinbrück daher vorgeschlagen, den Sachverständigenrat abzuschaffen. „Ich finde, wir haben genug Sachverstand in den Ministerien, um Erkenntnisse zu sammeln, und genug Sachverstand in der Politik, um die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen.“
Ok, der ein oder andere könnte einwenden das dem Herrn Struck das auch schon 2005, 2003 oder noch früher hätte auffallen können, aber hey, die Grundaussage vom ihm ist ja goldrichtig - natürlich gibts in den Ministerien und der Politik schon genug Inkompetenz, da muss man keinen sauteuren Sachverständigenrat zusätzlich beschäftigen.

Rürup kann sicher ohne weiteres in den Aufsichtsrat eines größeren Finanzdienstleisters, Weder di Mauro hat es da einfacher, sie ist da schon drin.
Nur für den ewig nörgelnden Bofinger wirds nix in der Wirtschaft geben, aber wofür gibta die Hans-Böckler-Stiftung.
#598815
Die Finanzkrise bei Opel wird zusehends zum politischen Wahlkampfmittel. Dazu zwei Artikel:
Deutschland hat wieder seine Lust am „Retten“ entdeckt. Sowohl die Regentin höchstpersönlich, als auch ihr Herausforderer im Außenministerium haben erkannt, wie sie beim Wähler punkten können. Der Erhalt von Arbeitsplätzen ist ein politisches Mantra und die Automobilindustrie ist nicht nur die wichtigste Branche in Deutschland, sondern auch der Politik liebstes Kind. Das „Retten“ eines Automobilherstellers ist somit die Paradedisziplin eines Politikers, der sich lieb Kind machen will. Während Berlin sich gegenseitig in wohlfeilen Absichtserklärungen suhlt, hat der hessische Übergangsregierungschef Koch bereits durch eine brutalstmögliche Kehrtwende sein Herz für die hessische Automobilindustrie demonstriert. Der Mann, der noch vor fünf Jahren im „Koch-Steinbrück-Papier“ Subventionen für die Wirtschaft verteufelte, brachte nun ein Gesetz ein, dass es ihm erlaubt, der Adam Opel GmbH bis zu 500 Mio. Euro Bürgschaften auszustellen. (…)

GM ist vor allem durch Fehlentscheidungen des Managements der amerikanischen Sparte in Schieflage geraten, aber auch die deutsche Tochter Adam Opel GmbH hatte schwere Zeiten in den 1980ern und 1990ern, in denen die damals noch solvente Konzernmutter aus Detroit tief in die Tasche griff. Wenn der hessische FDP-Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn GM als „miese Heuschrecke“ bezeichnet, so ist dies Populismus in Reinkultur. Opel gehört seit 1931 komplett dem amerikanischen GM-Konzern und hat vor allem in Krisenzeiten massiv von der großen Mutter profitiert – nun ist die Mutter selbst in einer schweren Krise und die leidlich gesundete Tochter aus Deutschland schaut mit Bangen in eine ungewisse Zukunft. (…)

In einer ähnlichen Zwickmühle wie die Adam Opel GmbH steckt auch die Politik, wenn sie der deutschen GM-Tochter helfen, aber auf jeden Fall verhindern will, dass die Steuerzahlermilliarden in die Konkursmasse der US-Mutter gehen. Wenn Merkel großspurig verkündet, es müsse klar sein, dass diese Gelder in Deutschland bleiben, so ist sie dabei ähnlich überzeugend wie eine Großmutter, die ihrem Enkel 10 Euro zusteckt, aber darauf besteht, dass dieser das Geld nicht für Schnaps und Zigaretten ausgibt.

http://www.spiegelfechter.com/wordpress ... pf-um-opel
Im Vorwahlkampf werden sich alle Parteien zu Opel-Rettern stilisieren und dabei einen gegen die USA gerichteten Nationalkeynsianismus propagieren

Am Montag war das Thema Opel Chefsache in Berlin. Im Bundeskanzleramt konferierte Merkel mit den Opelmanagern. Im zwei Kilometer entfernten Bundesaußenministerium traf sich der SPD-Kanzlerkandidat Frank Walter Steinmeier mit den Gewerkschaftsvertretern von Opel und der Spitze der IG-Metall. Dass beide Treffen keine konkreten Ergebnisse brachten, war vorauszusehen. Merkel und Steinmeier haben deutlich gemacht, dass sie die Rettung der Arbeitsplätze von Opel zur Chefsache machen und sich eben nicht nur bei der Rettung der Banken als Macherinnen und Macher inszenieren wollen. Deshalb traten Merkel und Steinmeier, aber auch die Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Niederlassungen, als Wahlkämpfer auf. Besonders deutlich wird das beim hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Weil der sich schon in zwei Monaten zur Wiederwahl stellen muss, belässt er es allerdings nicht bei Ankündigungen. Er brachte ein Gesetz in den Landtag ein, das Bürgschaften bis zu 500 Millionen Euro ermöglicht. Die Eile scheint plausibel. Schließlich löst sich das Parlament demnächst auf und eine Sondersitzung mitten im Wahlkampf ist zeit- und geldaufwändig. Koch hat es dem "Gewissen" von vier SPD-Landtagsabgeordneten zu verdanken, dass er jetzt die Rolle des Machers spielen kann. Wäre Ypsilantis zur Ministerpräsidentin gewählt worden, würde sie die dankbare Rolle spielen. Denn Opposition gegen die Bürgschaft wird in Hessen nicht laut. Selbst die Linkspartei kritisiert nur, dass über die Bürgschaft nicht die geschäftsführende Landesregierung, sondern der Haushaltsausschuss des Parlaments entscheiden müsse. Niemand will sich im Wahlkampf vorwerfen lassen, den Opel-Arbeitern in den Rücken gefallen zu sein.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29160/1.html
#599081
Maddi hat geschrieben:zu Opel: April April??? :roll:

http://www.n-tv.de/1055820.html
Reine Publicity; das ganze ist einfach nicht umsetzbar, geht aber natürlich sofort durch alle Medien und nun haben halt viele mal von diesem Solardingens gehört.

Bin aber insgesamt gespannt was sich da tut, durch die Wahlen im nächsten Jahr wird unsere Regierung sicher bestrebt sein die Opel-Mitarbeiter irgendwie bis zur Wahl hinüber zu retten, ob da am Ende etwas Vernünftiges bzw. Langfristiges herauskommt bezweifle ich jedoch.
#599091
Wie soll da langfristig etwas positives bei heraus kommen?
Man erhält eine Branche(!) die über Jahre hinweg über tatsächlichen Bedarf hinaus Güter produziert und schließlich auf Halden lagerte, künstlich am Leben bzw. auf einen Niveau was sich real am Markt nicht halten lässt.
Entweder schafft es die Politik die Masseneinkommen drastisch zu steigern sodass Konsum und Produktion wieder annähernd übereinstimmen, alternativ auch das lustige Kreditpyramidenspielchen der letzten Jahren noch auszubauen oder man lässt die Branche sich auf ein natürliches Maß gesundschrumpfen.
#599157
Eisbär hat geschrieben:...
Entweder schafft es die Politik die Masseneinkommen drastisch zu steigern sodass Konsum und Produktion wieder annähernd übereinstimmen,...
Daran fehlt es in der Tat. Solange das Real-Einkommen weiter sinkt, wird auch der Konsum weiter zurückgehen, ich höre schon die Meldungen vom Weihnachtsgeschäft.
Jahrelang wurde von den Neo-Kons propagiert, wenn die Lohnkosten nicht sinken (egal wie) wird Produktion verlagert. Dabei vergaßen die Damen und Herren aber auch wer ihre Golfs, Opels, BMW usw. immer gekauft hatte, das waren nämlich immer die tariflich entlohnten Arbeiter und Angestellten. Jetzt wo die Nachfrage nach Billig-Modellen a la Dacia steigt, wundern sich die Herren warum ihre Autos auf Halde stehen. Aber rund 20 000 Euro für ein Auto der Golf-Klasse ist nicht jedermans Sache, zumal er nicht mal als Familienauto taugt.
#599184
Wobei die Tarifbindung auch an allen Ecken angesägt wird. Im Westen sind es immerhin noch 70%, im Osten nur noch 50%. Die Tarifautonomie wird aber immer gegen den Mindestlohn angebracht. Nur vergisst man dabei zu erwähnen, dass in Ländern wo das so klappt, die Tarifbindung bei 90% liegt und der Rest drumherum bereits einen Mindestlohn hat.

Und Autos kaufen nunmal keine Autos. Knapp ein Viertel der Bevölkerung, gibt an, sich nichts mehr leisten zu können. Dagegen wird ja gerne mal mit dem riesiegem Sparvermögen argumentiert. Aber auch hier wird wieder ein Teil der Wahrheit einfach weggelassen. Nämlich die Verteilung dieses Vermögens. Die hälfte davon entfällt schonmal auf die oberen 10%. Die andere Hälfte verteilt sich auf die restlichen 90% der Bevölkerung. In der Fläche sieht das ganze also nicht ganz so schön aus. 3 Millionen sind bereits ohnehin hoffnungslos verschuldet.

Was Opel betrifft, so ist das Problem schon ein altes. Die Finanzkriese war da nur die Kirsche auf der Sahne. Man hat lange am Markt vorbei produziert und konnte das bisher noch halbwegs kompensieren.

Das Problem ansich. Es kann absolut nicht angehenen, wenn man den Staat wo es nur geht herausdrängt und weitgehend freie Hand will, auf der anderen Seite aber bei Subventionen oder Kriesen die Hand aufhällt. Wer eigenständig sein will muss auch selbst vorsorgen. Wenn er das nicht hat, geht er eben krachen. Das ist nichts anderes wie das, was für Klein- und Mittelständler lange Realität ist, wo sich im übrigem die meisten Arbeitsplätze angesiedelt haben und was man immer mehr vom Bürger abverlangt. Wer staatliche Hilfen möchte, muss dann etwas zurückgeben und das auch mit Zinsen. Denn der Staat, also im grunde wir alle, haben in der Zeit laufende Kosten (Staatsverschuldung z.B.) und das Geld fehlt. Und eines muss gewährleistet sein. Und zwar die Rückzahlung. Das Geld darf nicht irgendwo unwiederbringlich versickern. Ist auch nur Realität in der Kreditwirtschaft. An der Haftung muss man auch arbeiten. Baut der Chef einer kleinen Firma Mist, musss er dafür mit Haus und Hof haften. Treffen Manager Fehlentscheidungen, wird das Unternehmen gewechselt und manchmal wird das auch noch vergoldet. Wer fahrlässigerweise maßgeblich misswirtschaft betreibt, muss auch entsprechend haften. Es soll hier keiner haften, wenn er durch unkalkulierbare Einflüsse krachen geht. Wer aber extrem risikoreich mit dem Firmeneigentum zockt, muss auch den Kopf hinhalten. So wie das in der Realität auch jeder andere muss. Das kann nur zu einem führen und zwar das man sich gewisse Entscheidungen mehr überlegt und dieses Realmonopoly so ein Ende findet.
#599307
Dabei vergaßen die Damen und Herren aber auch wer ihre Golfs, Opels, BMW usw. immer gekauft hatte
Was einen ja egal sein konnte sofern man seinen Kram irgendwo im Ausland los wird. Dummerweise sind die Länder die bislang fleissig Autos von uns importiert haben aber jetzt noch schlechter dran als wir.
Da hätte man sich mal frühzeitig um Alternativen bemühen müssen, wie z.B. bessere Handelsbeziehungen zu Riegel 7, Sirius 2745 oder ins Aldebaran-System.

Unterdessen muss schon die nächste Branche öffentlich Federn lassen: Unsere geliebten Holzmedien von Gruner & Jahr.
Das bisschen Recherche was in deren Wirtschaftstiteln vorhanden war wird jetzt zentral erledigt bzw. durch noch mehr Werbung und Agitation ersetzt.
Ich bin mir sicher, das wird ein großer Erfolg.

Und natürlich möchten Teile von CDU/CSU auch hier noch ein Bailout und "Arbeitsplätze retten" und faboulieren schon mal die "Nationale Initiative Printmedien".
Denn der Tittytainment-Content von Spiegel, Zeit & Co darf einfach nicht sterben, wir dürfen die Vermögenssituation unser Besten, unserer Elite, doch nicht sowas unberechenbaren wie dem Markt überlassen der offenbar unsere Qualitätsmedien mit ihren Qualitätsmeinungen und Qualitätswerbung nicht genügend würdigt.
#599484
Wie letzte Woche von mir schon prophezeit, arbeitet unser Chef-Wirtschaftsschamane vom Sachverständigenrat für angewandte Esoterik, Bert Rürup, demnächst bei einem privatwirtschaftlichen Finanzdienstleister.
Ebenso wie seine Rats-Kollegin Weder di Mauro geht Berti zukünftig für AWD anschaffen.
Das ist natürlich nur konsequent, waren es doch vor allem diese beiden ehrenwerten "Wissenschaftler" die so heißherzig für die "Riester-Rente" und ähnliche vom Staat hochsubventionierte Finanzprodukte eintraten und als einzige Alternative dazu mindestens den Weltuntergang androhten.
Es ist doch toll wenn man als Unternehmen schöne Gewinne machen kann und die ganzen lästigen Kosten die man mit seinem Vertriebsapparat produziert einfach vom Steuerzahler aufbringen lässt.

Sollte sowas in Zukunft auch machen.
Ich miete gleich das komplette Oberhausener Einkaufszentrum, werfe alle Unternehmen raus und verkaufe dann auf gut 70.000 m² weiträumig präsentiert meine selbstgehäckelten Socken mit Dharma-Logo.
Von den Monatseinnahmen von etwa 5647 Euro bleiben nach Abzug vierer Halbtagskrafte, die ich natürlich kik-mäßig unter Tarif bezahle, und allen weiteren Kosten wie Werbung, Wareneinkauf und Kleinkram noch knapp 2500 Euro übrig.

Die etwa siebenstellige Monatsmiete des Einkaufszentrum sowie sämtliche Nebenkosten lasse ich mir von Peer Steinbrück stellen.

Ich muss ihn nur überzeugen das ICH
1. Arbeitsplätze schaffe
2. Steuern zahle
3. für den Standort Deutschland enorm wichtig bin und im Zweifelsfall auswandern kann

Und schon sprudeln die Millionen aus den Finanzministerien, denn unsere Regierung verkörpert schließlich die Ideale der ökonomischen Vernuft und werden zu schätzen wissen was ich für eine lohnende Investition in die bundesdeutsche Zukunft darstelle.
Das ist gelebte deutsche Wirtschaftspolitik und was AWD kann, kann ich auch!

Als Geschäftsmodell noch inovativer und einträglicher als Call-In-Shows bei Viacom zu betreiben...

EDIT
Ganz schlimm wird es übrigens wenn unsere Widerstandskämpfer der Herzen, allen voran Öttinger und Koch, ihre wohltätige Ader ausgraben und so liebenswerten, alten Opas wie Adolf Merckle Geld geben wollen.
Es geht nämlich darum das der böse Porsche-Wiedeking den Opi Merckle an der Börse ganz fies abgezockt hat und Papa Staat nun Merckles "mittelständisches Unternehmen"-Imperium, u.a. Ratiopharm, retten soll.
Denn der arme Opi hat sonst nur noch seine hart angesparten, steueroptimiert angelegten Milliarden und diese Notgroschen Privatvermögen kann man ja nicht in den Betrieb investieren.
Hinterher ist auch das Geld noch weg.
Also soll das der Steuerzahler machen und einspringen.

Mit der LBBW haben wir glücklicherweise aber eine äusserst kompetente Landesbank die Risiken sehr geschickt abwägen kann.
Denn wer leiht sich schon das 40fache des Eigenkapitals um es in amerikanische Holzhaushypotheken zu investieren wenn er nicht sicher sein kann das das ein todsicherer Deal ist...

Aber was will man von einem Bundesland erwarten in dem Mayer-Vorfelder Finanzminister werden konnte, ja, genau der Mayer-Vorfelder.
#603744
Klar Maddi, kann dich schonmal auf meine Preorder-Liste setzen.


Zurück zu Thema,
Sloterdijk philosophiert über Märkte:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/ ... Popup=true

Wie immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit Sonntag Nacht nach 1 Uhr.

Stattdessen versenden oder besser verstrahlen die ÖR in der Primetime Sonntags, Mittwochs oder Donnerstags diese unerträglichen Selbstdarstellungs-Kaspertheater voller Laien-Politiker und charakterbefreiten Lobbyisten um die Intelligenz der Zuschauer jedesmal aufs neue zu beleidigen.

Wie soll da bitte irgend ein Interesse an politischen Themen entstehen solange sich die Politik als dermaßen selbstverliebter, handlungsunwilliger Haufen Berufsheuchler zelebriert, deren Weltbild allenfalls noch mit einer riesen Portion Zynismus und von PR-Agenturen gespinter Rabulistik einigermaßen der Realität entspricht.

Warum solche Kreaturen überhaupt noch zu "Diskussionen" einladen wenn doch von anfang an klar ist, das die Beteiligten nicht diskutieren sondern einander argumentativ ignorierend dem Zuschauer Lügen erzählen, also für sich Werbung machen.


Unterdessen haben die Letten eine Lösung gefunden wie man die Finanzkrise bekämpft:
http://online.wsj.com/article/SB122809308553167889.html
Man verhaftet einfach die Defätisten die das gottgleiche System mit der fiesen Realität konfrontieren.
Ist ja bekannt, wo keiner über eine Krise redet, da ist auch keine.
Und genügend Ex-Staatssicherheitsbedienstete und andere Berufsbekehrer oder Folterexperten dürften ja noch im Saft stehen, also kein Grund sie nicht zu nutzen.
#604074
Und noch ein kleiner Literaturtipp für die Weihnachtstage:
'The Great Transformation: Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen' von Polanyi.