Fabian hat geschrieben:Deutsche Serien funktionieren doch prima. Schau mal die Öffentlich-Rechtlichen an - oder auch RTL mit "Alarm für Cobra 11" und "Doctor's Diary". Ein paar gute Formate floppen immer, da darf man nicht weinen. Aber größtenteils wird halt einfach Müll produziert.
Das Thema wurde ja schon relativ oft abgehandelt.
Bei den Öffentlich-Rechtlichen laufen deutsche Serien generell wesentlich besser.
Aber hier sind folgende Punkte zu beachten: Erstens: Es handelt sich hierbei überwiegend um Krimiserien - obwohl die Fälle des inflationären SOKO-Franchises nahezu immer dieselben sind ist das Interesse hieran offenbar unbegrenzt. Die meisten Serien bedienen mit regionalem Bezug, Landschaftsaufnahmen etc. eskapistische Tendenzen beim Publikum, die Handlung oder schauspielerische Leitung eher in den Hintergrund rücken lassen.
Zeitgemäße Probleme im familiären Bereich etc. bieten diese Formate wie "Familie Dr. Kleist" allesamt nicht an. Relativ einfach und klar strukturierte und eindimensionale Handlungsstränge, Ordnung - Ordnung wird gestört, durch einen Mord etc. - Kommissare ermitteln und stellen Ordnung wieder her - verlangen dem Zuschauer nichts ab und entlässt ihn mit einem zufriedenen Gefühl in den Schlaf.
Zweitens: Die oben beschriebenen Serien sind für den Zuschauer über fünfzig Jahren gedacht. Dieser Zuschauerkreis ist nicht so anspruchsvoll und konsumiert das Gros des ihm vorgesetzten Programmes. Der Zuschauer unter vierzig Jahren - überwiegend das Publikum der privaten Sender - hingegen verlangt bessere Ware weil er im Gegensatz zum ARD/ZDF-Zuschauer auch US-Serien mit wesentlich besserer Qualität gewöhnt. Da ihm die privaten Fernsehsender diese Qualität mangels anständiger Drehbuchautoren, anständiger Darsteller und insbesondere der mangelnden Bereitschaft hierfür auch mal ordentlich Geld in die Hand zu nehmen verweigert hat gibt dieser heute meistens deutschen Serien trotz massiver Werbekampagnen keine Chance mehr. Das nahezu jede deutsche Serie in den letzten Jahren vorzeitig abgesetzt wurde hat diesen Trend eher noch verschärft.
Unbegreiflicherweise lernen die Sender aber aus ihren Fehlern nicht und wiederholen sie immer wieder, tätsächlich waren die meisten Eigenproduktionen von Privatsendern der letzten Jahre handwerklich schlecht, lieblos und vor allem hastig hergestellt. Das die ProSiebenSat.1-Gruppe das Leistungsprinzip ausgehebelt und das Gros der ohnehin wenigen fiktionalen Serienproduktionen an die erfolglose Tochterfirma Producers at Work vergeben hat war auch wenig förderlich. Mittlerweile scheint sich dieser Trend allerdings wieder etwas unzukehren.
Das Problem bleibt allerdings grundsätzlich bestehen. Neben dem unverwüstlichen Alarm für Cobra 11 hat RTL z. B. mit "Doctor's Diary" nach fast vier Jahren Durststrecke mit relativ ordentlichen Quoten gestartet, doch auch hier hatte man nur den Mut dies in der zuschauerschwachen Sommerpause am Montag zu tun, der ursprünglich angedachte Einsatz am Freitag war den Entscheidern wohl doch zu riskant. Da DD wohl auf einen anderen Sendeplatz umziehen muss order soll ist die Zukunft dort auch mehr als ungewiss.
Ob RTL seine Mysteryserie "Die 25. Stunde" auf absehbare Zeit, also im Frühjahr startet ist auch noch nicht ganz sicher, als Sendeplatz bleibt weiterhin nur der erfolglose Donnerstag übrig. Von den vielen Piloten die RTL in den letzten zwei bis drei Jahren produziert hat auch keiner Serienreife erreicht.
Von Sat.1 oder ProSieben brauchen wir gar nicht zu reden, Sat.1 produziert pro Jahr etwa zwei Serien mit je 13 Folgen, die dann nach kurzer Zeit als kolossale Flops wieder im Archiv verschwinden.
ProSieben ist und bleibt kein Sender für deutsche Serien, weil die da nur sehr selten und dann noch erfolglos gelaufen sind. "Unschuldig" ist z. B. war so steril und farblos, das es nur wieder floppen konnte, außerdem war auch die Gesamtrahmenhandlung haarsträubend realitätsfern.
So kann man am Ende sagen: ARD und ZDF produzieren für ein weitgehend anspruchsloses und älteres Publikum am Fließband Krimiseiren - für Bavaria, Studio Hamburg etc. sind diese Serien (Rosenheim-Cops oder Notruf Hafenkante) durch ihre hohe Stückzahl eine Goldgrube - und für die jüngeren Zuschauer gibt es US-Serien.
Sollten die Privatsender ihre Produktionspolitik nicht ganz grundsätzlich überdenken wäre ein komplette Verzicht vorzuziehen.. Für die Produktionsfirmen sind die Aufträge der Privatsender durch ihre geringe Stückzahl ohnehin zu vernachlässigen.