Allgemeine Diskussionen & TV-Sender, die in keines der anderen Foren passen (z.B. Tele 5, Eurosport, Comedy Central)
von observer
#638358
Hallo Allerseits,
Die deutsche Serie hat es schwer, vieles floppte und selbst Adaptionen erfolgreicher Auslandsformate kamen nicht an. Durch Adaptionen bekommt die deutsche Serie aber auch kein deutsches Profil, also etwas Eigenes, wo man sagen könnte, das trifft unsere Erwartung, unseren Humor. Oder sind es einfach nur Themen wie Ermittler, Anwalt oder Arzt die uns keinen "Einschaltimpuls" geben oder liegt es an der Umsetzung!?
Oder sind unsere Sender einfach nicht innovativ genug, ängstlich und denken "zu deutsch" getreu dem Motto: "Was sich bewährt hat ist auch weiterhin gut!"
Wie seht Ihr das und was würdet Ihr euch wünschen, was könnte euch die "Fernbedienung vergessen" machen?

Gruß an die Gemeinde,
Observer
#638393
Es gab auch Serien, die es auf mehrere Staffeln schafften und sehr eigenständig waren. Ich erinnere da an "Türkisch für Anfänger", "Berlin, Berlin".

Und Ärzte, Anwälte und Polizisten werden deshalb so gern genommen, weil man da viele unterschiedliche Geschichten entwickeln kann. Natürlich muss man dabei darauf achten, dass die Serie eine neue Grundidee besitzt. Und man sollte sich davor hüten, Deutschland für die USA zu halten. Einiges ist anders hier.
#638445
observer hat geschrieben:Durch Adaptionen bekommt die deutsche Serie aber auch kein deutsches Profil, ...
Gemessen an den Erfolgen des gestrigen Abends im Ersten würde ich nicht sagen, dass deutsche Serien nicht ankommen. Sie haben es beim jungen Publikum schwer, welches andere Nutzungsgewohnheiten hat. Das PRoblem ist also eher oberflächlicher Natur. Der deutsche Ton klingt dünn und Deutschland sieht einfach nicht toll aus (siehe 2. Bourne-Film. Beste Technik und trotzdem kamen wieder diese kühlen, abstoßenden Bilder deutschen Alltags raus). Chancen haben nur die Serien, bei denen anderes im Vordergrund steht: Comedy.
von observer
#638455
...auf die bilder bezogen ist für uns das "exotische" immer interessanter, aber auch einfacher! beispiel: schicke 2 fotografen los, der eine soll den alltag einer pommesbude dokumentieren, der andere den alltag einer garküche in china. bei welcher der beiden reportagen sagt man wohl eher: "wow, tolle bilder!"
Es wäre aber zu einfach, deutsche serien nur im Ausland zu drehen, abgesehen von den kosten. nein, exotik gibt es bei uns auch an jeder ecke, man muss sie nur finden, erkennen. ich weiss nicht ob die ammis bei ihren serien sagen: "boa, schon wieder so ein ny-ambiente" oder "immer diese langweilige inliner-beach-boulevard-californien-szenerie!"
bei comedy ist es egal, dort bestimmen nicht die bilder die szene, sondern die dialoge und mimik.
dennoch was wünscht man sich von einer "deutschen serie", californische sonnenuntergänge oder entsättigte grau in grau bilder alla post mortem? das kann es ja nicht sein, das ist ja auch nichts "eigenes". dieses "eigene" muss es aber dennoch irgendwo geben!
#638460
observer hat geschrieben:...auf die bilder bezogen ist für uns das "exotische" immer interessanter, aber auch einfacher! beispiel: schicke 2 fotografen los, der eine soll den alltag einer pommesbude dokumentieren, der andere den alltag einer garküche in china. bei welcher der beiden reportagen sagt man wohl eher: "wow, tolle bilder!"
Ja. Und genau dort muss man ansetzen. Was nützt es, über die Tristesse einer deutschen Pommesbude zu jammern, wenn die China-Küche definitiv attraktiver ist.
Oder man findet einen Weg, davon abzulenken. KDD spielt in Berlin, was niemals eine Rolle spielt. Könnte überall sein. Aber die guten Geschichten lenken davon ab.
ich weiss nicht ob die ammis bei ihren serien sagen: "boa, schon wieder so ein ny-ambiente" oder "immer diese langweilige inliner-beach-boulevard-californien-szenerie!"
Die Amis und und Briten schaffen es, ihren Serien immer noch mehr beizumischen.
Life on Mars: 08/15-SOKO-Copshow oder 70er Jahre-Zeitaufnahme mit Mystery-Twist?
Oder kann man ER, House und Greys Anatomy irgendwie miteinander vergleichen, obwohl alle 3 Arztserien sind?
Die Anderen sind insgesamt mutiger und zeigen auch gern Welten, die sich nicht mit der des Zuschauer deckt. Siehe Lost. Mittlerweile eine verrückte Zeitsprungserie. Aber fesselnd.
Ich glaube aber nicht, dass Fantasie bei uns honoriert werden würde. Die Deutschen meckern gern. BBC Three macht gerade eine richtig gute Vampir-Werewolf-Serie. Bei uns würde man nicht interessiert auf das Ergebnis schauen, sondern erstmal betonen, dass ja gerade Vampir-Trend ist und dass die Deutschen sowas prinzipiell schon nicht können.
Ich stelle mal die These auf, dass eine amerikanische Serie besser ankäme, als eine deutsche Serie mit gleicher Geschichte und gleichem Produktionsstandard. (Ich würde mich da selbst nicht ausnehmen)
dennoch was wünscht man sich von einer "deutschen serie", californische sonnenuntergänge oder entsättigte grau in grau bilder alla post mortem?
Man macht es ja für den Zuschauer, also sollte man dessen Erwartungen schon erfüllen.
von observer
#638479
... dennoch nervt es ja schon, dass wir "plumpe deutsche" anscheinend immer wieder über den "teich" schauen um zu sehen was toll sein könnte und nicht mal etwas finden wo man sagen könnte "da machen WIR euch mal etwas vor!"
würde man vom land der "dichter und denker" nicht auch mal mehr innovation erwarten können, und wenn es die gibt, (ich bin davon überzeugt) warum haben die sender dann alle nicht den mumm mal etwas auszuprobieren ohne es vorher wieder so weich zu waschen, dass es im orcus der gewöhnlichkeit und erfolglosigkeit landet!
vielleicht, sehe ich das ganze etwas zu pessimistisch und ausnahmen bestätigen ja auch die regel, dennoch bleibt das gefühl der "deutschen kreativlosigkeit", finde ich !
von observer
#638496
...dennoch produzieren die immer wieder erfolgsformate und diese werden dann ruck zuck nach "good old europe" verbimmelt, was man von unseren formaten nicht behaupten kann!
aber vielleicht braucht "ammiland" ja mal etwas "exotisches" um wieder zum thema "pommesbude" zu kommen, heisst dann dort "freedom fries" und ist der erste deutsche quotenschlager! :-)

na, wer packt die idee an und wird dollarmillionär?
#638518
observer hat geschrieben:vielleicht, sehe ich das ganze etwas zu pessimistisch und ausnahmen bestätigen ja auch die regel, dennoch bleibt das gefühl der "deutschen kreativlosigkeit", finde ich !
Prinzipiell würde ich zustimmen, aber mit einem genaueren Blick ist es dann doch nicht so einfach.
Problem ist bei uns, dass es festgefahren ist. Die Marktanteile sind aufgrund sehr vieler Sender insgesamt sehr gering. Marktführer ist man mit 13%. Wer sich bewegt, hat verloren.
In anderen Märkten sind die Großen entweder noch nicht so klein, es gibt Kleine, die hochwollen oder es gibt insgesamt so viele Zuschauer, dass auch wenige Zuschauer ein großes Budget refinanzieren.
Hier wagt man nichts, weil andere auch nichts wagen. Bei der Betrachtung lohnt es sich noch nichtsmal, zwischen PRivaten und ÖR zu unterscheiden. Den Privaten geht es entweder gut (so dass sie sich wenig bewegen müssen) oder sie müssen sparen. Die ÖR bewegen sich ständig auf sehr dünnem Eis und haben wenig Rückgrat.
Falls hier einer plötzlich mit Erfolg Kreativität entdecken würde, hätte dies aufgrund sehr vieler Sender noch nichtmal einen großen Effekt auf die Anderen. Man würde das Risiko also allein tragen. In kleineren Märkten würde Davonrennende die Zurückbleibenden vielleicht noch anstecken.
#641942
Mediengeschäft ist ein Hochrisikogeschäft und man muss mehrere Ideen ausprobieren. Meistens sind die Ideen, von denen man es gar nicht erwartet, besonders erfolgreich. Zuschauer ist viel aufgeschlossener, als man denkt.