Columbo hat geschrieben:Diese Statue zu bekommen, ist die wohl beste "Referenz", die man als Schauspieler bekommen kann!
Stimmt natürlich, dennoch halte ich es für Quatsch, wenn ein paar Leute den "Besten Film 2009" wählen dürfen, was macht das für einen Sinn? Hat doch jeder einen anderen Filmgeschmack, kann man doch nicht so pauschal sagen: Das ist offiziell der Beste Film in 2009 ...
Das ist mal wieder so eine schwache Pauschalkritik. Erstmal sind das nicht "ein paar Leute" sondern rund 6000 Acadamymitglieder, die da die Nominierungen auswählen und abstimmen - das sind mehr Stimmen als bei vielen Publikumspreisen abgegeben werden. Und bei den Leuten handelt es sich noch dazu um die Besten ihres Faches im Bereich Film. Die haben also auch Ahnung von dem, was sie da bewerten, weil sie schon an etlichen Projekten gearbeitet haben und Erfahrung darin haben wann ein bestimmter Produktionsaspekt von überragender Güte ist.
Die die immer "Ist doch eh alles subjektiv und geschmackssache!" maulen würden auch ein Spitzenessen von einem Sternekoch wegschieben für ein McChicken Menü. Klar können sie der Meinung sein, dass das besser schmeckt. Muttis dürfen sich auch gerne die Wände mit Malstiftschmierereien ihres Kindes vollhängen und glauben das sei viel bessere Kunst als irgendwelcher Kubismus, mit dem sie eh noch nie was anfangen konnte. Ändert aber nichts dran, dass es gewisse allgemeingültige Qualitätsmerkmale an jeder Gattung von Kunst gibt, die eine große Mehrheit von Fachkennern ähnlich bewertet und gewichtet.
Ich finde Fight Club nach wie vor einen der besten Filme der letzten 10 Jahre und Memento geht sogar noch weit, weit darüber hinaus, weil es ein Meilenstein des Thrillergenres ist, das im Grunde die ganze filmische Postmoderne nochmal kompakt in sich verschließt. Aber beide Filme sind kein typisches Oscarmaterial. Die gehören in die Schiene bahnbrechender Indepententfilme wie Requiem for a Dream und Inland Empire oder gewagter Studioexperimente wie Sin City oder Being John Malkovich.
Bei den Oscars wird schon immer nur die Krönung des mitreißenden Gefühlskinos gesucht. So raue, harte, bittere und provokative Stoffe wie Fight Club sind da ebensowenig gefragt wie Filme, die dir vor Vertracktheit und Rafinesse erstmal Zöpfe in deine Hinrwindungen flechten und vor denen viele Zuschauer schnell kapitulieren. Was die Suchen sind Filme mit klar erkennbaren Heldenfiguren, die vor einem epischen Erzählrahmen von ihren Krisen geprüft werden: Titanic, Gladiator, Braveheart, Million Dollar Baby, A Beautiful Mind. Ein historisch realer Rahmen - am besten immer ein Krieg - mit Bezug auf die persönlichen Konflikte des Helden kommt dabei immer gut. Dann darf der Film sogar so langweilig sein wie Der Englische Patient. Wenn man die Trophäe unbedingt haben will wirft man noch unterdrückte Minderheiten in den Film, die leiden und anrühren können - am besten wenn es Juden sind.
Schaut man sich die Oscargewinner als bester Film der letzten 25 Jahre mal an, zeigt sich, dass es recht wenige Sparten sind, in die reinfallen:
Polizeithriller: The Departed, Das Schweigen der Lämmer
Drama um unterdrückte Minderheiten/Diskriminierung/Chancenungleichheit: LA Crash, Million Dollar Baby, Schindlers Liste, Miss Daisy und ihr Chauffeur
Schlachtenepos/Kriegsfilm: Herr der Ringe III, Braveheart, Gladiator, Platoon
Romanze als Gesellschaftsporträt einer Zeit: Shakespeare in Love, Titanic, Der Englische Patient
Satire als Gesellschaftsporträt einer Zeit: American Beauty, Chicago
Biopics und fiktive Geniegeschichten vor historischem Hintergrund: Forest Gump, A Beautiful Mind, Der Mit dem Wolf Tanzt, Rain Man, Der letzte Kaiser
Viele davon passen sogar in mehrere dieser Sparten oder sind eine Mischung daraus. Das soll auch nur eine kleine Verdeutlichung sein wie eng gesteckt eigentlich der Rahmen für einen Oscarfilm ist. Allzu große Ausbrecher gibt es aus diesem Muster kaum: No Country for Old Men war letztes Jahr schon ein großes Kuriosum und ebenso eine Ausnahme wie das doch sehr leichte und spaßige Musical Chicago. Der Rest zielt überwiegend in die gleiche Richtung und scheint in seiner Quersumme das darzustellen, was die Academy sucht. Die Filme, die hier als ungerechtfertigte Verlierer bejammert werden, sind zwar überwiegend herausragend gute Filme, manche deutlich besser als die, die ausgezeichnet wurden; aber sie sind eben nicht das typische Oscarmaterial.