DonnieDarko hat geschrieben:
Stimme ich zu. Ich war zwar zunächst auch enttäuscht, aber beim wiederholten Schauen der Serie gefielen mir die ersten Folgen auch besser. Dollhouse mag seine Macken und Logiklöcher haben, aber dafür ist die Serie ambitioniert, weshalb ich es ein wenig schade finde, dass Leute wie RickyFitts hier im Forum die Serie so früh aufgegeben haben. Ich persönlich mag lieber ambitionierte Formate mit Schwächen als den 1000. Aufguss von etwas bereits bekannten, das immer nach dem Schema F abläuft.
Wieder Zufall so will, habe ich in den letzten Tagen doch noch die erste Staffel zu Ende geschaut (weil der Start der neuen US Season etwas unbefriedigend für mich war - außer Fringe starten alle meine heiß erwarteten Serien erst später in die neue Season). Der Eindruck hat sich zwar verbessert, aber ist immer noch deutlich von A Niveau entfernt. Und ganz deutlich gesagt: ich würde die gesamte erste und zweite Staffel Dollhouse gegen eine abschließende Doppelfolge Terminator eintauschen! Damit dürfte klar sein, wem ich die zweite Season mehr gegönnt hätte. Aber gut, dafür kann Dollhouse nichts, sondern die Idioten bei FOX.
Die Ambition und die interessanten Grundthemen hab ich Dollhouse ja auch nie abgesprochen. Was mich stört ist, dass die Prämisse der Show nicht stimmig funktioniert. Gerade in den ersten Folgen hätte man das Geschäftsmodell des Dollhouse glaubwürdig und logisch nachvollziehbar einführen müssen und das wurde absolut verhauen. In den späteren Imprints waren zum Glück glaubhaftere Imprints, die mehr in die beiden Richtungen Sextoy oder Superagent gingen. Warum man eine Doll programmieren muss, um Geiselverhandlungen zu führen statt eines echten, erfahrenen Experten hab ich jedenfalls nicht nachvollziehen können. Vor allem nicht, wenn der Imprint auch noch Schwächen hatte. Auch die Backup-Sängerin war idiotisch. Das sind einfach die Momente wo die Frage "warum eine extrem teure Doll statt eines echten Menschen?" nicht sinnvoll beantwortet wird.
Die Prämisse solch einer Show ist das Fundament für alle Storys und wenn das schwammig und lückenhaft ist, wackelt alles andere mit. Dazu kommen die durchschnittlichen bis schwachen Schauspielleistungen (vor allem ein überforderter weiblicher lead und ein blasser männlicher Hauptcharakter, der nebenher dümpelt) und die oft unrunden Einzelstorys.
Und bei einer schwachen Prämisse schalt ich eben umso schneller aus. Heroes hat mich mit seiner starken Prämisse durch 3 immer schlechtere Staffeln gezogen, bei Dollhouse hab ich zuerst nach 3 Folgen aufgehört. Allein das spricht doch schon Bände.
Dollhouse ist eine Serie, die unbequeme Fragen stellt, die einen zum Nachdenken anregen.
Naja, so wirklich tief ist man in diese Fragen bisher nicht wirklich eingestiegen. Wenn man sieht welche Tiefen so ein Thema bei zum Beispiel Blade Runner innerhalb von 2 Stunden entfaltet, fand ich das für 12 Folgen doch noch... öhm.. ausbaufähig ums mal nett zu sagen.
Vergleiche mit Dexter heft ich einfach mal unter Ketzerei ab und Jennifer Carpenter als seine Schwester ist für mich ein Highlight der Serie: von der Rolle wie auch der Schauspielleistung. Da hat Dollhouse nichts vergleichbares aufzuweisen
Zu den einzelnen Folgen:
104 - Echo als Meisterdiebin
Der remote wipe war ne starke Idee, der doppelt verwendete Imprint war ne gute Idee. Recht unterhaltsame Folge 7/10
105 - Echo als Blinde in der Sekte
Arg konstruiert und klischeebeladen 5/10
106 - Ballard kommt dem Dollhouse näher und die Vergewaltigungsstory
Von der großspurig angekündigten "jetzt gehts richtig los" Folge hätt ich mehr erwartet. Nicht wirklich ein game-changer, aber ein paar nette Twists dabei 8/10
107 - Campus-Seuche
Die obligatorische Epedemie-Folge, die in keiner Sci-fi-Show fehlen darf (warum auch immer). Mau 4/10
108 - Dolls auf der Flucht
Dollhouse goes Cube. Spannend, aber man ahnt doch die ganze Zeit, dass sie nicht entkommen, weil das ein zu großer Storyschritt wäre. Daher fällt das eher so in die Sparte der was-wäre-wenn oder Holodeck-Folgen. Radikal im Ansatz, aber letztlich recht konsequenzlos. Leider viele Schauspielschwächen. 6/10
109 - Der Spion
Starke Folge, guter Storyfortschritt 9/10
110 - Echo als Geist
Intelligenter und thematisch weitreichender Imprint, der leider an eine etwas holprige who-dunnit-Cluedo-Story voller Klischeefiguren verschwendet wird. Schade, da war mächtig potential drin. Immerhin waren die Szenen mit DeWitt stark. 7/10
111 - Echo als Kinderpsychologin und Auftritt Alpha
Echo Imprint war hier recht gut gelöst, durch den ähnlich background zu der kleinen war zumindest eine gute Erklärung gefunden, warum man nicht eine echte Psychologin drauf ansetzt. Ballards eindringen in das Dollhouse war zwar spannend, aber dann doch etwas zu überstürtzt und Kamikaze. Er hat den Laden doch von oben durch den Schacht gesehen. Warum nicht das FBI kontaktieren? Hätt er ein paar Photos von da oben geschossen hätt er genug Beweis für eine Durchsuchung. Aber nein, er geht da solo rein, bzw mit Alpha alias "ich verlasse nie das Haus und bin ein nerdiger Jammerlappen", der aber dafür ziemliche Muckis hatte. Dass Ballard ihm die Rolle abgekauft hat... Pff, Depp!
Und dann Alpha. Groß aufgebaut als Mastermind-Villain entpuppt er sich in den finalen zwei Folgen als unkontrollierter, plappernder, zappelnder persönlichkeitsgespaltener Freak. Was für eine Enttäuschung! Was für ein grauenhafter Schauspieler!!! Overacting der übelsten Sorte. 6/10
112 - Echo in der Gewalt von Alpha
Und hier wirds richtig trashig. Alpha gibt Echo ein Multi-Imprint wie sich selbst und konfrontiert sie mit ihrem früheren Selbst. Hat Potential, aber das wurde hier gründlich versaut. Ich hatte erwartet, dass Alpha hier den Masterplan zückt, um das Dollhouse zu Fall zu bringen oder gar zu übernehmen oder raffiniert zu infiltrieren, aber er will nur Echo zu seiner eigenen Schmusedoll machen? Bullshit! Der Verlauf der ganzen konfrontation war wie aus einem schlechten Serienkiller-Psychothriller, wo der Böse brüllt: "Ich bin gar nicht Irre! Ihr seid Irre! Ihr alle..." *seufz*
Auch der Seitenwechsel von Bellard war mehr als konstruiert und an der Grenze der Glaubwürdigkeit. Ich hoffe das bekommt noch einen Dreh, dass er das nur vortäuscht, um mehr Beweise und Spuren auf die globale Reichweite der Dollhouses zu sammeln. 5/10
Hab jetzt vergessen in welcher Folge das mit Topher und Sierra war, aber das gibt für die Folge einen Pluspunkt. Das war irgendwie charmant und hat vor allem der sonst überzogenen Rolle Topher ein paar Sympathien bei mir eingebracht (obwohl es immer noch der schlechteste Schauspieler im Cast ist)