Als ich gestern Abend RTL sah, fragte ich mich insbesondere bis zum zweiten US-Werbeblock, ob ich nicht versehentlich RTL Crime schaute und meine Uhr falsch ging. Denn mir sind einige kleine, aber positive Aspekte aufgefallen:
- Horatio hielt sich mit seinen Posen und dummen Sprüchen zurück. Beispiele hierfür sind, dass nicht immer er das letzte Wort vor den US-Werbeblöcken hatte, und, das finde ich fast schon revolutionär, dass es keinen Einzeiler von ihm vor dem Opener gab, sondern Eric die letzten Zeilen sagen durfte.
Schon zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob ich die richtige Serie sah.
Außerdem hatte Horatio wesentlich weniger Screentime als die anderen Teammitglieder. Sogar Frank war zur Abwechslung mal länger als zwei Minuten beim ersten Verhör eines Verdächtigen zu sehen und kommunizierte richtig mit Eric und Calleigh, deren sich anbahnende Liebesgeschichte mir unter diesen Umständen wohl nicht so auf die Nerven gehen wird wie bisher angenommen. Zur Krönung war Horatio dann noch selbst im Labor und untersuchte seinen Verdacht selbst, anstatt jemanden damit zu beauftragen. 
- Das Team arbeitet zusammen. Man spricht im normale(re)n Ton miteinander, bedankt sich, macht Pausen und denkt nach, macht Vorschläge, was man tun könnte, diskutiert darüber, bittet den anderen höflich, wenn er etwas machen soll, benutzt Interjektionen - es gab sogar Szenen, in denen die Teammitglieder zusammen den Gang entlanggehen und sich über den Fall unterhalten. :shock: Ergo all das, was in anderen US-Serien gang und gäbe ist, was aber seit Langem nicht mehr hier vorkam. Das ist für mich schon eine kleine Sensation. Ich hatte den Eindruck, als würde man zugeben, dass man sich untereinander kennt und nicht so tut, als wäre man gezwungen zusammenzuarbeiten.
Auch in der Synchronisation haben sich Änderungen bemerkbar gemacht: Norman Matt hat Ryan teilweise ganz anders, nämlich viel lebendiger gesprochen. Ferner bestand der Soundtrack nicht nur aus dem üblichen Geballere und Geklöter, sondern auch aus klassische(re)n Elementen, sodass es sich manchmal eher nach "CSI: NY" anhörte.
Diese Punkte mögen nicht jedem aufgefallen sein. Ich habe diese Veränderungen wahrscheinlich bloß deshalb so bewusst wahrgenommen, weil ich mich (wie oben erwähnt) bereits seit dem Opener stark gewundert und gefragt hatte, ob ich vielleicht im falschen Film gewesen sein könnte.
Trotz all der Euphorie möchte ich nichts zu schönreden, denn gegen Ende nahmen die fragwürdigen Szenen (mit Horatio) wieder zu. Es ist auch in diesem Zustand kein großer Wurf und kommt nicht über den soliden Bereich hinaus, aber - mir kam es so vor, als hätte man an diese Episode ganz andere Leute mit ganz anderen Grundsätzen und Ideen herangelassen. Jedenfalls hat mir dies das Sehen um einiges erträglicher gemacht, daher halte ich es für erwähnenswert.
Folge 7×12 - Bin ich ein Mörder?
| Nicht nur verhältnismäßig guter, sondern auch interessanter Fall der Woche
| Das Team besteht doch nicht aus Cyborgs mit festem Programm, das abgespielt wird
| Das ganze Team mit mehr Screentime
:arrow: | 7/10
So kann es gerne weitergehen.
