von minischlumpf
#777821
Hier endlich ein sachlich geführtes Statement:

"Es wird Schlangen vor den Gerichten geben"
Die Politik unterschätzt das Hartz-Urteil, sagt die Präsidentin des Deutschen Sozialgerichtstages. Im stern.de-Interview warnt Monika Paulat vor Klagen - und rügt die Arbeitsministerin.

Frau Paulat, ist das Urteil aus Ihrer Sicht zu begrüßen?
Ja. Die Frage, ob die Regelleistungen bei Hartz IV gegen die Verfassung verstoßen oder nicht, beschäftigt uns seit der Einführung der Reform vor mehr als fünf Jahren. Jetzt ist klar: Sie sind verfassungswidrig zustande gekommen.

Das Urteil bedeutet aber nicht, dass jetzt jeder Hartz-IV-Empfänger mehr Geld bekommt.
Das Verfassungsgericht hat deutlich gemacht, dass der Gesetzgeber bei der Höhe der Leistungen einen gewissen Gestaltungsspielraum hat, aber eben nicht bei der Methode, mit der die Regelsätze berechnet werden. Ob es am Ende des Verfahrens höhere Sätze geben wird, ist deshalb noch offen. Bei Kindern wird der Gesetzgeber aber wohl nicht drum herum kommen, die Leistungen nach oben anzupassen.

Die Politik könnte sich einen schlanken Fuß machen. Die Sätze werden neu und auf transparente Weise berechnet, aber letztlich mit dem gleichen Ergebnis, die Höhe der Regelsätze wird nicht angetastet.
Das geht auf keinen Fall. Eine solche Vorgehensweise würde uns erneut in eine ähnliche Situation wie heute bringen. Der Gesetzgeber kann nicht einfach Rückwärtsrechnen und die Berechnung so türken, dass er zum gleichen Ergebnis kommt. Da wird nicht nur das Verfassungsgericht, sondern alle, die davon betroffen sind, ein genaues Auge drauf haben. Die Berechnungsmethode muss transparent, nachvollziehbar und konsequent sein, es darf keine Schätzungen ins Blaue hinein geben. Die Berechnung muss außerdem völlig ergebnisoffen erfolgen.

Die Politik scheint zu glauben, dass eine Neuberechnung einfach und schnell geht.
Die Aufgabe ist gewaltig und es hat in der Tat den Anschein, als ob die Politik sie unterschätzt. Ich habe mich sogar schon gefragt, ob es bis Ende des Jahres überhaupt zu schaffen ist. Mit einem einfachen Fingerschnippen ist es bei Weitem nicht getan.

Das Verfassungsgericht hat auch geurteilt, dass ab sofort jeder Hartz-IV-Empfänger das Recht hat, einen Sonderbedarf anzumelden. Die Richter haben aber nicht definiert, was ein Sonderbedarf genau ist und wann er berechtigt ist. Birgt das nicht die Gefahr einer erneuten Klagewelle?
Ja. Ich bin überzeugt, dass es durch die neue Härtefallregelung mehr Klagen geben wird. Das Verfassungsgericht hat zwar einschränkend angefügt, dass der Sonderbedarf dauerhaft sein muss. Aber was ist ein dauerhafter Sonderbedarf? Jeder, der meint, er habe einen solchen Bedarf, wird ihn geltend machen. Die Leute werden vor den Türen der Leistungsträger und der Sozialgerichte Schlange stehen.

Die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will Sachleistungen, wie einen Taschenrechner oder einen Schreibblock für Schulkinder, mit in die Berechnung der Regelsätze einfließen lassen. Wird da nicht erneut ein bürokratisches Monster aufgebaut?
Ja, mit Sicherheit wäre der bürokratische Aufwand enorm. Eine solche Regelung wäre mit vielen Folgeproblemen verbunden, weil jeder Einzelfall geprüft werden müsste. Und es birgt auch die Gefahr, dass die Regelsätze erneut vor dem Verfassungsgericht landen. Diese Konsequenzen lässt die Ministerin einfach unter den Tisch fallen.

Zudem wäre es ein absoluter Paradigmenwechsel; eine Rückkehr in die alte Sozialgesetzgebung. Damals waren Einmalleistungen der Regelfall. Mit der Hartz-IV-Reform sollte dies explizit abgeschafft und durch eine Pauschalisierung der Leistungen ersetzt werden.

Die CSU schlägt ein Gutscheinsystem vor.
Das halte ich für problematisch. Sachleistungen und Gutscheine bergen gerade bei Kindern und Jugendlichen die Gefahr der Stigmatisierung, der Ausgrenzung. Die Leistungen aus Hartz IV sollen ja auch in gewissen Maße eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Mit Gutscheinen wäre dies allenfalls noch teilweise möglich.


Quelle
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von Lois
#777849
Ich finde zb. mal sollte das ganze Kindergeld irgendwie neu regeln..

Bin der Meinung das eine Familie die vielleicht.. sagen wir mal ein Nettoeinkommen von über 5000 € hat (soll es ja geben), überhaupt kein Kindergeld mehr bekommen...

Mal ehrlich, die haben es doch nicht nötig... Das Geld was da eingespart werden könnte, könnte man denen zur Verfügung stellen die es wirklich nötig haben.

Warum entscheiden sich denn so viele Paare mittlerweile gegen Kinder? Weil sie es sich leider nicht leisten können.. Das ist traurig aber wahr..!

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@°O.WÜNSCHE TOLLE NÄRRISCHE TAGE!.@°o.
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Zuletzt geändert von Lois am Do 11. Feb 2010, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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von Maddi
#777850
@minischlumpf: danke für die Verlikungen, ein sehr gutes Interview :-)

.....

Westerwelle, der weder Herr seiner Sinne noch dem Bezug zur Realtitä ist, haut den nächsten Klopper raus:

http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 72745.html
Die Diskussion über das Karlsruher Urteil trägt nach Ansicht von FDP-Chef Guido Westerwelle "sozialistische Züge". "Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein. An einem solchen Denken kann Deutschland scheitern"
interessant. tut die Spaßpartei nicht genau das selbe, mit ihrer Steuerentlastungsorgie deren Finanzierung aus dem nichts kommt?

da trifft es dieser Vergleich von Siggy Pop ganz gut:

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... -Nero.html
„Westerwelle scheint endgültig wieder in seine Rolle als Schreihals aus Oppositionszeiten zurückgefallen zu sein“, sagte Gabriel zu „Spiegel Online“. Wenn der Vizekanzler „spätrömische Dekadenz“ in Deutschland ausmache, dann sei Westerwelle selbst „der Kaiser Nero“.
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von vicaddict
#777857
Lois hat geschrieben:Ich finde zb. mal sollte das ganze Kindergeld irgendwie neu regeln..

Bin der Meinung das eine Familie die vielleicht.. sagen wir mal ein Nettoeinkommen von über 5000 € hat (soll es ja geben), überhaupt kein Kindergeld mehr bekommen...

Mal ehrlich, die haben es doch nicht nötig... Das Geld was da eingespart werden könnte, könnte man denen zur Verfügung stellen die es wirklich nötig haben.
Theoretisch sicherlich richtig, allerdings nicht durchführbar. Ein Kind hat den Anspruch auf dieses Geld, ganz gleich wie das Einkommen der Eltern ist. Da zu separieren wär der nächste Fall fürs Verfassungsgericht.


Und zu Westerwelle muss man ja nichts mehr sagen. Jetzt ist das Verfassfungsgericht also schon sozialistisch. :D Da sieht aber eine seine Felle ganz weit und ganz schnell davonschwimmen, wenn er solche Parolen raushaut. Ich glaube es vergeht kein Tag, an dem Angie sich nicht den Frank-Walter zurück wünscht :D
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von Onkel Ludwig
#777906
vicaddict hat geschrieben: Ich glaube es vergeht kein Tag, an dem Angie sich nicht den Frank-Walter zurück wünscht :D
Das muss kein Wunsch bleiben. :wink:

In der FDP selbst wird auch schon fleissig am Stuhl von Schwesterwelle gesägt, heute erst hat Hessen-Hähchen den Führungsstil seines Vorsitzenden bemängelt:

http://de.news.yahoo.com/17/20100211/td ... b5811.html

Und Möllemann-Busenfreund Kubicki schießt sich auch schon ein:

http://www.duckhome.de/tb/archives/7686 ... welle.html
von freestyler999
#777916
Ich schreibe recht selten etwas über die Bundespolitik, aber ich möchte mal etwas los werden und ich habe mich auch nicht im Thread verlesen:

1. Die Medien versuchen Kontroversen zu Geld machen
► Da man zu Groß-Koalitions-Zeiten nicht kritisieren konnte, weil man sonst seine Parteifreunde verletzt hätte, hatte man dort "still gehalten". Da konnte kein linkes oder rechtes Medium losschlagen, sondern musste ruhig halten
► Da jetzt eine "Mitte-Rechts"-Regierung an der Macht ist, kritisieren natürlich die linken Medien sehr

2. Der Axel-Springer-Verlag muss jetzt versuchen "links" zu werden
► aus dem einfachen Grund, sonst bekommt die "indoktrinierte" Leserschaft doch mit, dass BILD, Welt und Co. alle von Konservativen geschrieben werden.
► zu Groß-Koalitions-Zeiten konnte man das noch recht schön verpacken, weil man da noch die SPD als Ausgleichspartei mit dabei hatte

3. Nicht jede journalistische Quelle empfiehlt sich
► da hier manche die "Financial Times Deutschland" anführen. Die FTD gehört zu "Gruner und Jahr", einem Tochterunternehmen von Bertelsmann. Bertelsmann war auch Mitinitiator der Kampagne "Du bist Deutschland", als Teil des Think Tanks "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft".
► Somit muss die FTD stigmatisieren, um die Leitpolitik des Mutterkonzerns zu befolgen

4. Der Weg der Angela Merkel ist unergründlich
► Als Agit-Prop-Königin der Uckermark hat sie zu CDU/SPD-Zeiten sehr viele konservative Federn lassen müssen oder hat absichtlich gemacht. Als sehr Konservativer habe ich mit Merkel recht zu kämpfen.
► Westerwelle versucht mit extremen Aussagen - das hoffe ich zumindest - Merkel wieder auf den "rechten" Pfad zu bringen. Deswegen muss Westerwelle eine interne Regierungsopposition spielen, wegen der "Sozialdemokratisierung" der Union. Manch Konservatives ist in den letzten 4 Jahren auf der Strecke geblieben.

Ich wollte mit dem Beitrag nur neue Denkansätze geben, also bitte nagelt mich nicht für diese Aussagen fest. Ich habe auch keine Lust zu Diskussionen.
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von vicaddict
#777919
freestyler999 hat geschrieben: ► Westerwelle versucht mit extremen Aussagen - das hoffe ich zumindest - Merkel wieder auf den "rechten" Pfad zu bringen. Deswegen muss Westerwelle eine interne Regierungsopposition spielen, wegen der "Sozialdemokratisierung" der Union. Manch Konservatives ist in den letzten 4 Jahren auf der Strecke geblieben.

Ich wollte mit dem Beitrag nur neue Denkansätze geben, also bitte nagelt mich nicht für diese Aussagen fest. Ich habe auch keine Lust zu Diskussionen.
Speziell in diesem Fall überschätzt du glaube ich den Guido. Westerwelle geht es nicht darum die CDU wieder auf die "richtige" Linie zu bringen, oder das richtige für das Land zu tun. Er formulierte vor der Wahl all die unerfüllbaren Kernforderungen einzig und allein in dem Bestreben an die Macht zu gelangen. Ich halte ihn für intelligent genug, um zu wissen, dass all das mit Merkel nicht umzusetzen ist und diese Möglichkeit auch nie bestand. Er wollte Außenminister werden, um irgendwann in einem Atemzug mit Genscher genannt zu werden, alles andere war bzw ist ihm egal. Dass seine Partei jetzt den Preis bezahlen muss, sieht man ja an den Umfragen. Innerhalb von 100 Tagen haben sich die Werte nahezu halbiert und sein Zöglingsminister drohte den Rücktritt an. Seine Äußerungen in Richtung CDU und CSU dienen auch nur dazu, um die Position der FDP zu stärken. Dabei weiß er selbst, dass all das nicht finanzierbar ist und schon gar nicht durchsetzbar. Gerade die CSU marschiert genau in die andere Richtung und Merkel tut wie immer nichts, weil sie weiß, dass Bewegung in eine Richtung, welche auch immer, ihr aus dem eigenen Lager Kritik einbringt. Westerwelle wird spätestens in NRW merken, dass diese Liebeshochzeit von Schwarzgeld nur eine einseitige Liebelei war. Die CDU hat die freie Wahl aus drei Parteien, um die Mehrheit zu halten, die FDP hat unter Guido nur eine Option und das ist die CDU. Eine Ampel mit gemäßigter Politik hätte für die FDP eine wesentlich angenehmere Position zur Folge, aber es passte nicht in Guidos Weltbild.

Ich behaupte nicht erst seit heute, dass diese Regierung keine volle Legislaturperiode erleben wird und wenn die FDP nicht zur Besinnung kommt, löst sich diese Partei bald in ihre Bestandteile auf, denn wenn die Macht- und Grabenkämpfe erstmal losgehen, wird die FDP auch von den jetzigen 8% nur träumen können und dann wird es richtig brodeln in der Partei.
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von Eisbär
#777938
@freestyler
3. Nicht jede journalistische Quelle empfiehlt sich
► da hier manche die "Financial Times Deutschland" anführen. Die FTD gehört zu "Gruner und Jahr", einem Tochterunternehmen von Bertelsmann. Bertelsmann war auch Mitinitiator der Kampagne "Du bist Deutschland", als Teil des Think Tanks "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft".
► Somit muss die FTD stigmatisieren, um die Leitpolitik des Mutterkonzerns zu befolgen
Und was unterscheidet die FTD damit von den anderen Postillen der M-Medien (M wie Massen oder Milliardärs)?
Und im Vergleich z.B. zur Wirtschaftswoche oder dem Handelsblatt sind bei der FT ja wenigstens noch Restmengen journalistischer Kompetenz zu verorten.
Zumal bei den deutschen Leitmedien das Peter-Prinzip eine heilige Regel zu sein scheint, zumindest was die Ressortleiter oder Chefredakteure angeht.
Es sei nur an Tichy, Steingart und Hank erinnert.
Gruselig, was da für geistig und moralisch insuffiziente Gestalten die Bevölkerung verdummen.

Davon abgesehen, eine gewisse Unabhängigkeit besteht ja selbst bei Springer, Grund hast du unter 1. ja richtigerweise angeführt.
Kontroverse bringt Quote und Quote bringt Kohle.
Wäre dieser wirtschaftliche Zwang nicht, könnten sich die Unternehmen tatsächlich auf das konzerneigene Agendasetting beschränken.
Das ändert aber nichts daran das die Mainstreammedien einer ihrer Hauptaufgaben, die Meinungsbildung der Bevölkerung, nur Mangelhaft ausfüllt.
Es wird nicht differenziert, es wird nicht aufgeklärt, es wird die lauteste Kontroverse gesucht, mit den schrillsten Kommentaren, je unbedeutender desto besser. Der Quote wegen.
Darum diskutiert "ganz Deutschland" dann wochenlang über Ulla Schmidts Dienstwagen oder Florida-Rolf, während die IMF-"Karriere" von Hotte Köhler maximal eine Randnotiz darstellt.
Alles was die aktuellen Herrschaftsverhältnisse hinterfragt wird maximal im Feuilleton gedruckt, wenn überhaupt.

Die Folgerung daraus, vorallem im liberalen Lager, müsste natürlich sein, die Medienkonzerne restlos zu zerschlagen.
Das Problem ist nur, ohne die laufende Propaganda, Verzeihung, Parteienwerbung der etablierten Presse würde kein Mensch auf die Idee kommen eine der derzeitigen Bundestagsparteien zu wählen...
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von Maddi
#777981
aus einem von Onkel Ludig Links hat mir dieses Zitat besonders gefallen:
Vielleicht lernt Guido ja jetzt Falschirmspringen?
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Frau Haderthauer von der CSU fordert unterdessen auch zu überlegen, unterschiedlich hohe Sätze bei "Folgekindern" anzusetzen, da ja beim 2. oder 3. oder 50. Kind nicht die selben Kosten wie beim ersten entstehen - Teddys und Kleidung kann man ja auch schon mal weitergeben...

ausserdem haut Seehofer(und nicht nur der) mal wieder die Forderung nach regional unterschiedlichen HartzIV Regelsätzen raus. Ganz abgsehen davon dass man auch in Düsseldorf und München in´ ALDI gehen kann und sowas somit gar nicht nötig ist, wie sollte das praktisch überhaupt funktionieren?.

Kriegt dann jedes Bundesland einzeln seinen Hartz IV satz? oder gar jeder Landkreis bzw. jede Stadt einzeln?

naja, diese ganze Regierung ist unfähig, aber mit dem BieneMaja Kaiser Nero sieht man sich als Bürger eigentlich schon der Notwendigkeit ausgesetzt von GG Art. 20 Absatz 4 Gebrauch zu machen

http://www.bundestag.de/dokumente/recht ... gg_02.html

http://beyondmainstream.de.tl/Widerstan ... -GG-20.htm
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von thelastromeo
#777984
vicaddict hat geschrieben:Ein Kind hat den Anspruch auf dieses Geld, ganz gleich wie das Einkommen der Eltern ist. Da zu separieren wär der nächste Fall fürs Verfassungsgericht.

Meines Erachtens haben Hartz 4 Kinder nicht Anspruch auf dieses Geld, weil es doch direkt von den Regelleistungen wieder abgerechnet wird.

Deswegen ist diese ganze Diskussion, dass Hartz 4 Kinder am meisten von Kindergelderhöhungen profitieren und deswegen viele Kinder in die Welt setzen, um höhere Bezüge zu bekommen, schlichtweg eine falsche, irreführende Diskussionsgrundlage. Dieses Argument wurde gestern auch mehrmals bei Anne Will gebracht. Entweder wollen die Politiker Öl ins Feuer gießen, indem sie derartig stumpfes behaupten oder sie kennen ihre eigenen Gesetzesvorlagen nicht.
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von vicaddict
#777998
thelastromeo hat geschrieben:Meines Erachtens haben Hartz 4 Kinder nicht Anspruch auf dieses Geld, weil es doch direkt von den Regelleistungen wieder abgerechnet wird.
Das ist ja wieder eine ganz andere Kiste, aber auf dem Papier bekommt jedes Kind dieses Kindergeld.
von Quotentreter
#778085
Maddi hat geschrieben:Kriegt dann jedes Bundesland einzeln seinen Hartz IV satz? oder gar jeder Landkreis bzw. jede Stadt einzeln?
Das kannst du schonmal Kommunal ansetzen, alles andere macht keinen Sinn. Aber da es von Herrn Sinn kommt, muss das nicht zwangsläufig Sinn machen. Das Problem, so eine derart detailierte Statistikerhebnung muss erstmal erfunden werden.

Die genauen Lebenshaltungskosten hängen doch maßgeblich von Lage und Versorgung vor Ort ab. Das unterscheidet sich schonmal stark nach Metropol, Ober-, Mittel-, Grundzentrum und eben Nest. Dann kommts drauf an in welcher Region. Einiges bleibt sich gleich, beispielsweise Sachen die bundesweit gelten wie Strompreise.

Die pauschale Behauptung das es auf dem Land billiger als in der Stadt ist, kann man schonmal unter Bockmist einordnen. Auf dem Land hast du schonmal kein riesen Angebot im Einzelhandel, entsprechend auch weniger Auswahl und Preiskampf. Und so kann es durchaus vorkommen das der Netto im Grundzentrum teurer ist, als alles in größeren Städen, wo man sich auf der Pelle hängt und ein entsprechender Preiskampf tobt. Mal gleicht es sich über andere Posten aus, mal liegt man auf dem Land aber auch drüber.

Im Nest unter 1000 Leuten hast du gar nur Kleinstläden oder Versorgung über den Verkaufswagen. Da hast die Wahl zwischen hohen bis bes gesalzenen Preisen, oder mobil sein. Das bringt uns zum nächsten Punkt, nämlich Mobilitätskosten.

Auf dem Land sind die Wege lang. Was du in der Stadt notfalls noch zu Fuß oder günstig mit ÖPNV erreichst, ist auf dem Land zu Fuß nicht zu erreichen und der ÖPNV ist nicht gerade dicht und günstig. Willst du meinetwegen zur ARGE, Bürgerbüro und einem Teil der wichtigsten Ämter dann sind es von hier beispielsweise 15 km. Kostet mit dem Bus 6,80 Euro für Hin und Rückfahrt. musst du aber zur Arbeitsgentur oder zu den Hauptsitzen der aller Ämter, sind es schon 60 km. Mit dem Bus zweimal umsteigen, 2 Stunden pro Fahrt, hin und rück macht das 11,80 Euro. Da ist die Tagesnetzkarte für 10,00 Euro schon günstiger.

Mal zum Vergleich. In Berlin kannst du für 2,80 Euro alle Verkehrsmittel nutzen um an ein Ziel was innerhalb von 2 Stunden erreichbar ist zu kommen. Reicht beispielsweise der Bus dann sogar nur 2,10 Euro. Eine Kurzstrecke bekommst du schon für 1,30 Euro. In München ist es etwas teurer, aber nicht viel. Innerhalb einer Zone gibst hin und rück schon für 4,60 Euro. Eine Tageskarte für alles in München kostet da 10,40 Euro.

Das kann man jetzt noch in vielen Punkten weiter vergleichen. Aber eines ist klar. Mit solch pauschalen Aussagen kann man das ganze vielleicht leicht lösbar aussehen lassen. Das ist es aber nunmal nicht. Sollte man es so pauschal machen dann rollt die nächste Klagewelle an. Dann werden viele auf dem Land zu Recht klagen. Denn warum sollten die weniger kriegen, obwohl die zum Teil mit weit höheren Lebemsittelkosten geschlagen sind?
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von Maddi
#778120
@redlock: danke für den Link

@Quotentreter: auch dir Danke für das gute Argument :-)

achso, und soll noch einer sagen die Kanzlerin würde nichts gegen Kaiser Nero tun - nein, sie ist nun energisch! eingeschritten:

http://www.n-tv.de/politik/Merkel-watsc ... 24468.html
Bundeskanzlerin Merkel kann die verbale Attacke ihres Stellvertreters in der Hartz-IV-Debatte nicht billigen. Über ihre Sprecherin lässt die CDU-Chefin mitteilen, dass Westerwelles Worte "nicht dem Diktus der Kanzlerin" entsprächen.
aus politischen Kalkül macht die Frau schon lange alles richtig was man nur richtig machen kann.
Aber was macht Mutti eigentlich rein praktisch den ganzen Tag - sitzt die im Büro und säuselt sich am Telefon Liebeskomplimente mit Sarkozy?
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von Maddi
#779104
Heiner Geißler nennt Westerwelle einen Esel:

http://www.n-tv.de/politik/Feuer-von-al ... 26654.html
Zu Westerwelles Warnung vor "spätrömischer Dekadenz" sagte der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler der Tageszeitung "Die Welt": "Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat." Insofern stimme Westerwelles Vergleich, sagte Geißler weiter: Vor 100 Tagen sei "ein Esel Bundesaußenminister geworden."
:mrgreen:
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von Godfather
#779483
Ich muss sagen, dass mich die Politik in den letzten Jahren zunehmend gelangweilt hat. Aber momentan ist es schon ziemlich lustig :mrgreen:
von The Rock
#779502
Maddi hat geschrieben:Heiner Geißler nennt Westerwelle einen Esel:

http://www.n-tv.de/politik/Feuer-von-al ... 26654.html
Zu Westerwelles Warnung vor "spätrömischer Dekadenz" sagte der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler der Tageszeitung "Die Welt": "Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat." Insofern stimme Westerwelles Vergleich, sagte Geißler weiter: Vor 100 Tagen sei "ein Esel Bundesaußenminister geworden."
:mrgreen:
:lol: :lol: :lol: Das ist ja wohl auch das Geilste, was ich seit langem gelesen habe. :D

Der Westerwelle geht mir zur Zeit ebenfalls sehr auf den Senkel. Da wünscht man sich doch nach all dem Gemoser wieder schwarz rot zurück.
Die Deppen der Nation sind natürlich die Arbeitnehmer, wenn diejenigen, die die Finanzkrise erst verursacht haben außen vor gelassen werden, während der Arbeitnehmer zusieht, die die Steuern irgendwelchen Hotelfritzen geschenkt werden. Ich geh kaputt....
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von Onkel Ludwig
#779551
Westerwelle im Schulterschluss mit der von "BILD" vehement betriebenen Hartz IV - Hetze. Nicht umsonst darf er im Springer-Sprachrohr "Welt" unverblümt sein verquertes Gedankengut verkünden. Es würde mich nicht wundern, wenn "BILD" Westerwelle schon bald zum "Gewinner des Tages" stilisiert. Mit für dieses Blatt typisch polemischer Begründung im Sinne von "Westerwelle spricht aus, was wir alle denken." Wie dem auch sei, eines steht jedenfalls fest: die Hartz IV - Hetze des Springer-Konzernes geht weiter.
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von Maddi
#779599
achso, und Guido weiss auch schon wie die NRW Wahl für die FDP doch noch gewonnen wird :D

http://www.n-tv.de/politik/Westerwelle- ... 28233.html
Westerwelle setzt auf "schweigende Mehrheit"

Mit Blick auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Anfang Mai und die schwachen Umfragewerte der FDP bemühte sich Westerwelle um Optimismus. Er setze auf die "schweigende Mehrheit" und hoffe, dass sie einen Linksrutsch verhindere
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von Onkel Ludwig
#779640
Kellerkind hat geschrieben:War es nicht auch die schweigende Mehrheit, die Roland Koch wieder auf seinen Thron gehoben hatte?
Nun, Koch kam durch die Wortbruch-Kampagne an die Macht zurück. Diese breit angelegte Kampagne wurde von konservativen Interessenverbündeten initiiert, um eine Regierungbildung links von Koch zu verhindern. Zudem hatte Hahn (FDP) mit fadenscheinigen Argumenten vehement eine Ampelkoalition blockiert, mit dem Kalkül, Neuwahlen zu erzwingen und dann mit Busenfreund Koch den Thron einzunehmen. Tja, und so geschah es dann ja auch.
von minischlumpf
#779652
Bei Schwesterwelle frage ich mich schon länger, ob er irgendwelche verschreibungspflichtige Medikamente nehmen muss, bei denen erst noch die Nebenwirkungen genauer getestet werden müssen.

"Meisterwerke der Klientel-Rhetorik": Im Gespräch mit sueddeutsche.de erklärt Thomas Kliche, Experte für politische Psychologie an der Hamburger Universität, welche Strategie hinter den radikalen Thesen von FDP-Chef Guido Westerwelle steckt.

sueddeutsche.de: Aber Guido Westerwelle ist nicht mehr der Lautsprecher in der Opposition, sondern Vizekanzler und Außenminister. Wie passen solche Zuspitzungen zu diesen Ämtern?

Kliche: Das ist ein Rollenbruch - aber ein erfolgreicher. Westerwelle demonstriert seine Macht, er treibt mit ein paar Sprüchen den Koalitionspartner und im Grunde die ganze Politik vor sich her. Lange gab es in der deutschen Politik keine so erfolgreiche Positionierung und Polarisierung in der Öffentlichkeit. In dieser Hinsicht ist Westerwelle der Beste seit Franz Josef Strauß.



Quelle
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von Onkel Ludwig
#779664
Lange gab es in der deutschen Politik keine so erfolgreiche Positionierung und Polarisierung in der Öffentlichkeit. In dieser Hinsicht ist Westerwelle der Beste seit Franz Josef Strauß.


Quelle
Aha...nun wird auch noch versucht, Schwesterwelle zu glorifiziert. Dann sollte er demnach schleunigst für seine Verdienste um die "Polarisierung der Öffentlichkeit" mit dem Franz-Josef-Strauß-Orden ausgezeichnet werden, oder wie ist das Gerede dieses "Experten" zu verstehen?
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von vicaddict
#779676
Nun die These ist sicher nicht aus der Luft gegriffen. Ähnlich erfolgreich war wohl zuletzt nur Lafontaine, der die große Koalition vor sich her trieb. Das Westerwelle seiner Partei mit seinen Eskapaden nur schädigt, steht auf einem Blatt.
von Kellerkind
#779694
Onkel Ludwig hat geschrieben:Aha...nun wird auch noch versucht, Schwesterwelle zu glorifizieren.
Das glaube ich nicht. Denn Westerwelle tut wirklich das, was man von den anderen "grauen Sesselsitzern" nicht mehr sieht oder erwartet: Er kämpft für seine Ideale. Und der kämpft wirklich. Ich halte auch die Mövenpick-Spende nicht für Bestechung. Da hat sich dummerweise nur etwas überschnitten.
Ziel der Partei ist Wirtschaftsförderdung um jeden Preis. Und dazu gehören Steuersenkungen und im Gegenzug z.B. Sozialstaatssparen. Mensch hin oder her. Sieht man sehr schön daran, dass der zu geringe Abstand zwischen H4 und Niedriglöhnen wenn überhaupt, dann durch H4-Sparen vergrößert werden soll. Und damit das nicht so auffällt, muss polarisiert werden. Wenn der Feind als Kunde im Arbeitsamt sitzt, hinterfragt keiner die Unternehmen, die ganz normale Arbeitsplätze in Aufstocker verwandeln. Denn Unternehmen sind für Westerwelle wichtiger. Da ist es völlig nebensächlich, dass Aufstockerarbeitsplätze im Sinne des Verhältnisses zwischen Mensch, Steuerzahler und Staat kontraproduktiv, ja sogar widersinnig sind.
Problem an Westerwelle sind dessen Ideale und nicht sein Kämpferwille.
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