- Fr 2. Jul 2010, 20:37
#843120
Normalerweise mache ich mir recht wenig aus dem sehr schwachen Inhalt der QM-Artikel, aber bei diesem hier ist mir fast das Mittagessen wieder herausgerutscht. Ein bisschen Recherche wäre hier nötig gewesen, nur mit Halbwissen kann man doch keinen Artikel über ein technisches Thema schreiben.
Die ARD-Anstalten werden ihre Produktionen nicht mehr im abgeschwächten hochauflösenden Modus 720p herstellen lassen, sondern im größten möglichen Format.Das ist falsch. Das größtmögliche Format, welches auch bei Filmen auf Blu-Ray zum Einsatz kommt, ist 1080p. Die ARD produziert ihre Sendungen allerdings in 1080i.
Derzeit können europäische Fernseher maximal 1080 Zeilen pro Bild empfangen, dies gilt als internationaler Standard. Die ARD sendete auf ihrem hochauflösenden Kanal bislang aber nur in 720p – dieses Format habe, so sagen einige Experten, den Vorteil, bei schnellen Bewegungen schärfer zu sein.Diese Formulierung erweckt den Eindruck, dass Herr Riedner diesen Fakt als Schwachsinn abtut. Also nochmal: Es gibt 2 Möglichkeiten, ein Bild darzustellen. Entweder als Vollbild (progessive) oder als Halbbild (interlaced). Bei Halbbildern enthalten die ungeraden Zeilen andere Bildinformationen als die geraden Zeilen. Bei der Wiedergabe von Halbbildern werden in Europa zuerst die ungeraden, dann die geraden Zeilen abgetastet. So ist es möglich, 50 Bilder pro Sekunde zu einem 25 Bilder pro Sekunde-Frame zusammenzufassen (weben, engl. weave), um Bandbreite zu sparen, die für Vollbilder in hoher Auflösung viel zu hoch für eine Fernsehausstrahlung wäre. Dadurch, dass jede zweite Zeile bereits das nächste Bild enthält, hat ein Halbbild, welches in 1080i encodiert ist, exakt eine Zeilenanzahl von 540 (der Hälfte von 1080). 720p hat allerdings, da Vollbild, eine Zeilenanzahl von 720, daher ist das Bild schärfer. Dies gilt allerdings nur für Bewegungen, denn wenn ein Bildinhalt still steht, ist der Inhalt der beiden Halbbilder gleich. Moderne Deinterlacing-Verfahren (so nennt man Verfahren, die aus Halbbildern wieder Vollbilder machen, was zwingend notwendig ist, um sie auf den heutigen Vollbildschirmen darzustellen) erkennen das und wenden das Deinterlacing nur dort an, wo Bewegungen im Bild sind. Und dort ist dann die Zeilenanzahl niedriger als bei 720p und das Bild entsprechend unschärfer.
Das Branchenportal heise.de zitiert ein vorliegendes Schreiben des Mitteldeutschen Rundfunks, in dem es heißt, dass „sämtliche HDTV-Beitrags- /Rohmaterial- und/oder Sendesignalzulieferungen“ mit sofortiger Wirkung in Full HD erfolgen.Der Begriff Full HD wird lediglich von der Werbeindustrie verwendet. Er gibt lediglich Aufschluss über die Auflösung, hingegen nicht über das verwendete Verfahren (p oder i).
Das Erste HD, ZDF HD und arte HD werden vorerst weiterhin nur in 720p, also in „HD ready“ senden.HD ready ist nicht mit 720p gleichzusetzen. HD ready ist ein Siegel, welches TV-Geräte tragen, die bestimmte Spezifikationen erfüllen müssen. Auch Geräte mit einem 1080p-Panel tragen heutzutage das HD-ready-Logo, natürlich mit dem kleinen Zusatz 1080p.