- Sa 1. Apr 2006, 17:19
#119156
Hi!
Da die neue Folge nicht veröffentlicht wurde, schreibe ich sie mal hier in diesen Thread rein, schließlich macht jede Folge unglaubliche Arbeit. Quotenmeter.de hat mit folgenden Inhalt also nix am Hut:
Meine 5 Minuten Ruhm: „Typisch Mann, Typisch Frau, Typisch RTL“
Auf RTL läuft heute zum zweiten Mal in der Privatfernsehgeschichte das Format [[Typisch Mann – Typisch Frau]] und ich beschäftige mich immer noch hartnäckig mit der Frage, ob Frauen in Deutschland inzwischen wählen gehen dürfen oder nicht.
Morgen ist es immerhin in drei Bundesländern soweit und auf N24 wird uns Michel Friedman über die wundersame Welt der Politik aufklären. Und dieser Mann hat ein enormes politisches Grundwissen. Immerhin ist Bärbel Schäfer seine Frau.
Chantal, Beate und Tamara sind hingegen seine Freundinnen. Durch sie kann er schon ordentlich über Gesetze und Fragebögen für zukünftige Mitbürger mitreden.
Typisches über Frauen und Männer möchte uns RTL mit diesem Format näher bringen. Was damals schon durch [[Tutti Frutti]] für Aufsehen sorgte, soll auch an diesem Wochenende wieder die Gemüter Deutschlands erregen. Und das alles live.
In wenigen Minuten geht es los. Ich bin direkt vom Bremer Hauptbahnhof nach Hause geeilt und hatte dort schon ein sehr zeichnendes Ereignis für den heutigen Abend erleben dürfen.
Ein Zug wollte losfahren, fuhr aber unglücklicherweise in die falsche Richtung. Nach kurzem Stopp fuhr er dann in die andere Richtung zurück, und ich hörte mich zu meinem eigenen Erstaunen sagen: „Pa, da ham wa es wieder: Frau am Steuer.“
Genauso erstaunt war wohl auch die aufgebrachte Menschenmenge um mich rum, nebst Arbeitskollegen auf meiner linken Seite.
„Hab ich das gerade etwa laut gesagt?“
„Ja Daniel, du hast es sozusagen geschrieen.“
„Hoppla.“
So freue ich mich heute Abend eines Besseren belehren zu lassen und lehne mich in meinen Sessel zurück. Günther Jauch schreitet durch das bunt gemischte Publikum und die Menge ist zurecht außer sich. Endlich erfahren wir treuen RTL-Zuschauer, wie blöd wir eigentlich sind. Tolle Sache! Und das lange nach dem Erfinden der „BILD“, zwei Weltkriegen, dem Dschungelcamp, der Erfindung eines „Eieröffners“ und dem darauf folgenden homeshoppen bis zum abwinken. Wenn man das in einer Reihe aufzählen darf?! Ich denke schon.
Nach den letzten zwei Shows vor wenigen Monaten sollten wir ja eigentlich schon aufgeklärt sein, aber es gibt brandneue Informationen über die Geschlechter.
So verkündet es zumindest Günther Jauch, und ich bin immer noch mit der Frage beschäftigt, ob Frauen wohl inzwischen wählen gehen dürfen. Hinzu schleicht sich praktisch parallel der Gedanke, ob Männer überhaupt wissen, was „wählen“ eigentlich außerhalb des „Flirt Komplexes“ ist, und wozu man es macht. Also alle außer Friedmann.
An diesem Abend beglücken uns, wie schon in den letzten Ausgaben, die einzigartige Gaby Köster und der eigenartige Mario Barth, die wundervolle Barbara Schöneberger und der wundersam ruhig gewordene Ingolf Lück, der schwadronierende Sky Dumont und seine schwangere Ehefrau Mirja sowie der Premieregucker Rudi Assauer und die glanzvolle Premiere himself, Simone Thomalla.
Doch Unmut macht sich auf der Bühne breit. Kein Wasser in den Gläsern. Das ist traurig, wenn man bedenkt, dass später kistenweise Bier zur Präsentation ins Studio gestellt werden. Also brauchen wir eine schnelle Überleitung: Alkohol. Präsentation. Später? Ach ja, schwängern. Richtig. Mirja Dumont ist ja aller Wahrscheinlichkeit von ihrem liebsten Gatten geschwängert worden. Oder wie wir Fernsehliebhaber sagen würden: Sky hat ihr einen in die Röhre gesetzt.
Kurz darauf ist ein Kamerateam in verschiedenen, äußert schwierigen Fällen von Wohnungen mit Einrichtungsfehlern unterwegs. Die Hausherren (und Damen) sollen anhand rosa und blauer Aufkleber klarstellen, welche Bereiche wem zustehen. Während die Frau das Haus praktisch rosa streicht, frage ich mich, ob da wirklich gerade Tine Wittler während der Mittagspause zu sehen war, oder nicht. Männlich-blaue Aufkleber kommen übrigens größtenteils in die Garage, den Keller oder vor die Haustür, also da, wo Männer auch bleiben sollten, wenn sie nicht gebraucht werden.
Dann geht’s nach draußen. Was sagen Frauen zu Gegenständen aus dem Baumarkt, und was sagen Männern zum Sortiment einer Drogerie. Die erstaunlichste Antwort auf die Frage „Was ist dein Diaphragma?“:
„Ich wüsste nicht, wo ich es hin stecken soll“
Bravo. Genau so wollen wir das männliche Geschlecht in Erinnerung behalten. Während eines zirka zehnminütigen Lachkrampfes meinerseits belehrt uns Barbara Schöneberger über ihre Atombrustnippel „zum aufsetzen“, welche in Wirklichkeit zu dem Sortiment eines Baumarktes zählen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass man viele Sachen aus dem Baumarkt für Dinge verwenden kann, für die sie eigentlich nicht gedacht sind. Ich habe beispielsweise heute morgen mit Hilfe eines Schraubenziehers eine Wand eingerissen. Zwar nicht mit Absicht, aber der Raum wirkt jetzt viel heller und größer. Wie dem auch sei.
Inzwischen ist die Sendung beim Themenkomplex „Falten“ angelangt. In Form eines kleinen Wettbewerbs werden sowohl Promis als auch das Publikum aufgefordert, einen Papierflieger zu falten. Trotz eines eigentlich großen Wissens über dieses Themas bleiben die Frauen-Flugzeuge weit hinter den männlichen Werkstücken.
Frauen-Flugzeuge. Schönes Wort. Stattliche Stewards bedienen in einem rosa eingefärbten Etwas frustrierte Frauen ab dreißig zu der Musik von Robbie Williams und der Dauerschleife von [[Verliebt in Berlin]] im Board-Fernsehen. Die Bedieninstrumente beschränken sich auf eine Einparkhilfe, Abdeckstift und Bauchwegtrainer, vielen bunten Knöpfen, die alle denselben Effekt auslösen (damit man sich nicht verdrückt) und einen Föhn, dessen Wind direkt von den Triebwerken nach vorne geleitet wird.
Die Gewinnspielfrage „Wer kann Biersorten besser unterscheiden? Männer oder Frauen?“ wird da wohl kaum zur Sprache kommen. Aber 10.000 Euro können gewonnen werden und in der nun folgenden Werbepause starten sicherlich mehr als sechzig Prozent der männlichen RTL-Zuschauer den Selbstversuch - Trinken also innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten mehrere von der Frau aus dem Keller geholten und künstlerisch gestalteten, abgeklebten Flaschen Bier: Ein Weizen, ein Kölsch, ein Alkoholfrei, ein Pils, noch eins, weil das erste so schnell weg war und dann noch ein Weizen, weil man vergessen hat wie Weizen eigentlich schmeckt. Zehn Prozent der Gattinnen haben scherzhafterweise Biershampoo in eine Flasche gekippt und werden morgen irgendeine Partei für Frauenrechte wählen. CDU oder so.
Nachdem ich selber kein großer Biertrinker bin, aber auch unbedingt einen Selbstversuch machen wollte, wache ich verstört aus meinen Rausch auf. Ich sehe einer Frau zu, wie sie versucht einzuparken, laut eigener Aussage aber nie im leben da rein passt. Ein Satz, den viele Frauen gerne in vielen Situationen sagen.
„Zuhause ist meine Frau der Chef, aber sobald wir datt Haus verlassen, bin ich es.“
Schön, dass RTL nun auf jede Religion eingeht. Und wirklich versucht, jedes Klischee glaubhaft darzustellen.
Wenn jetzt die Herren zuhause denken: „Frauen können nicht Auto fahren“, dann liegen sie
falsch. Denn Frauen fahren bewusst gegen den Baum, damit der männliche Beifahrer endlich mal die Klappe hält.
Nächste Aufgabe in der Show: Zeichnen Sie eine Märchenfigur. Hilfe… Märchenfiguren… „Ich kenne keine Märchen“, denke ich verärgert und hole mir in der Werbepause erstmal Pfefferkuchen aus dem Schrank und 'ne Erbse, die ich gestern Abend unter meiner Matratze gefunden habe, mit der ich gestern noch zwei nervige freche Kinder beim Bäcker verprügelt habe. A prospros Matratze: Die macht sich gerade in der Küche die Haare, um heute Abend mit mir einen romantischen Abend zu verbringen. Komisch, das machen sonst eher Frauen, wird uns gerade auf RTL beigebracht. Ob ich das Date heute Abend mit ihm absagen soll?
Ich denke nicht, denn Männer retten gerne alles und jeden, so auch diese Situation.
Nach ein paar Fragen zur Selbstfindung eine kurze Werbepause.
Und da sticht mir die erste Werbung direkt ins Auge: „Coppenrath und Wiese“. Die Schnittfolge: Mann reicht Frau Stuhl aus dem Fenster, Frau trägt Stuhl auf dem Kopf in den Garten, Mann setzt sich hin, Frau holt den Kuchen, Mann isst den Kuchen, Ende. Unrealistisch, wenn man bedenkt, dass die Frau vom Stuhltragen erschöpft, gar deprimiert ist, und selber den ganzen Kuchen essen würde, wenn man ein schonungsloser Realist ist. Bin aber keiner.
Nun werden Kinder gewickelt, leider nicht in Klebeband, sondern in Windeln, was aber vollkommen egal ist, wenn man bedenkt, wie dämlich sich die Männer anstellen.
Dann geht’s in diese leider noch nicht verbotenen Besaufstätten... Diese Drogenhallen… Da wo sich alle gegenseitig anschubsen… oder abstechen… Wie heißen diese Etablissements noch gleich? Ach richtig: Diskos. Die Frage: Warum kleiden sich Frauen dort freizügiger? Antwort: Weil Sie dann besser frieren können. Denke ich zumindest. Erklärt wird mir aber etwas Anderes:
Je näher eine Frau am Eisprung ist, desto mehr Haut zeigt sie. So ähnlich ist es übrigens auch bei den Männern, aber das ist eine andere Geschichte. Dieses äußerst lustige Wortspiel brachte Mario Barth übrigens auch wenige Sekunden nach dem Einstippen dieser Zeilen. Das heißt: Er ist ebenso unlustig wie ich. Und ich könnt ihn verklagen, weil ich der Urheber bin…
Wir erfahren weiter, dass Männer sich wie Frösche verhalten, sobald sie sexuell erregt werden. Sie werden verschwenderisch. Gilt in der Politik übrigens auch. Stylingberater sei Dank.
Nächstes Thema ist, und das haben wir bei RTL doch richtig vermisst, das so genannte „Schönsaufen“. Männer trinken sich die Frauen schön. Auch hier möchte ich den Wink ins Politische nicht verschweigen, und an dieser Stelle die letzte Elefantenrunde erwähnen.
Und genau wie Schröder dort am Ende war, ist die Sendung, bin auch ich am Ende. Die „5 Minuten Ruhm“ diese Woche gehen an die typischen Männer von RTL, die anscheinend auch diese Show geplant haben. Merkt man am hohen Alkoholfaktor. Prost!