"The Day After Tomorrow"
Na ja, die Kernaussage des Films wird ja schnell deutlich:"Zieht euch warm an. Die nächste Eiszeit steht vor der Tür!"
Wozu die Panik?
Ich denke mal, dass wir gewappnet sind.
Wozu rennen denn täglich Hundertschaften von Nordic-Walkern durch die Landschaft. Früher dachte ich immer, die sind bekloppt. Mal ehrlich. Solange wir im Hochsommer mit Ski-Stöcken um einen Badesee laufen, wird wohl keine außerirdische Lebensform jemals Kontakt mit uns aufnehmen.
Aber vielleicht hilft es ja wenigstens als Training, um Emmerich's Katastrophen-Szenario zu überstehen.
Klimatologe Jack macht sich ja auch auf den beschwerlichen Weg, um seinen Sohn aus dem verschneiten New York zu retten.
Ich habe mich nur die ganze Zeit gefragt: Zu welchem Zweck?
Sein Sohn hat es sich mit einigen Kameraden und der obligatorischen Geliebten in einer lauschigen Bücherei doch recht gemütlich gemacht.
Papa stolziert in die Schmöker-Stube und sein Sohn klärt sofort alle über die Verwandtschaftsverhältnisse auf:"Das ist mein Vater."
Toll! Sehr gefühlskitschig. Muss sein. Klar!
Aber warum wurde nicht gleich ein Hubschrauber zu der verschneiten Bücherei geschickt. Wurde Emmerich etwa nicht in Logik-Kunde unterrichtet?
Auf jeden Fall hätte sich Jack Hall seine Mission als "Väterchen Frost" sparen können. Oder mit anderen Worten: Die Familiengeschichte rund um die Eiszeitkatastrophe kann man "in die Tonne kloppen". :!:
Optisch ist der Film natürlich überwältigend. Keine Frage.
Die Freiheitsstatue bis zu den Brüsten eingeschneit, gefrierende Rotorblätter und lebensmüde Fernseh-Reporter, die sich auf offener Straße von umherfliegenden Teilen erschlagen lassen: Mutter Natur gibt hier ja echt Vollgas. Klar, so'n Kälteschock lässt sich allemal wirkungsvoller in Szene setzen als 'ne Hitzewelle.
Trotzdem glaube ich nicht, dass wir diese extremen Wetterkapriolen noch mitbekommen werden.
Dass Emmerich aber die Sensibilität für diese Gefahr ein wenig erhöht, ist natürlich löblich. Vielleicht war es aber gar nicht seine Intention.
Er wollte sicher vornehmlich ein opulentes Action-Panorama erstellen.
Das ist ihm zweifelsohne gelungen.
Einen großartigen und bewegenden Film hat er damit aber noch lange nicht geschaffen.
5/10
Die Länge eines Films sollte in einem direkten Verhältnis zum Fassungsvermögen der menschlichen Blase stehen.
(Alfred Hitchcock)