- Sa 26. Mai 2012, 06:26
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American Pie: Das Klassentreffen
Mehr als zehn Jahre ist es inzwischen her, dass Jim (Jason Biggs), Stifler (Seann William Scott), Finch (Eddie Kaye Thomas), Kevin (Thomas Ian Nicholas) und Oz (Chris Klein) die East Great Falls Highschool in West Michigan erfolgreich beendet haben. Nach so langer Zeit möchten die inzwischen rund 30 Jahre alten Männer endlich ihre Wiedervereinigung feiern, jedoch ohne ihren renitenten Freund Stifler - doch der Frauenaufreißer durchkreuzt diesen Plan durch seine überraschende Anwesenheit. Im Leben der Jungs hat sich in der Zwischenzeit einiges verändert, jedoch nicht unbedingt alles zum Positiven. Doch in diesen Tagen möchten sie einfach die Vergangenheit wieder aufleben lassen - zumindest die meisten...
Hachja, "American Pie" kennt natürlich jeder junge und junggebliebene Mensch, aber seien wir mal ehrlich: Die letzten Filme der Reihe waren zumeist einfach nur noch peinlich und wenig unterhaltsam. Deshalb wirklich schön zu sehen, dass man mit dieser "Reunion" eher wieder an die ganz alten Zeiten angeknüpft hat. Ich jedenfalls fühle mich bei diesem Film bestens unterhalten, wenn auch natürlich auf einem sehr niedrigen Niveau. Stiffler jedoch ist etwas übertrieben pubertär geblieben, hier hätte ich mir doch schon etwas früher eine gewisse Weiterentwicklung gewünscht, diese gibt es allerdings erst am Ende.
Ich denke, jeder weiß in etwa, worauf er sich einlässt, wenn er "American Pie" schaut: Einfache, oberflächliche Unterhaltung mit schlüpfrigen Gags und wenig Inhalt. Hier kann ich auch manch einen Kritiker nicht so recht verstehen, der genau dies kritisiert, denn das und nichts anderes erwarte ich von einem solchen Streifen. Verwirrend allerdings, dass das im Deutschen titelgebende Klassentreffen eine solch geringe Rolle einnimmt und die Tage zuvor etwa zwei Drittel des Films ausmachen. Ansonsten brauche ich nicht viel mehr in diesem doch sehr verwirrend geschriebenen Review sagen, das ist und bleibt einfach Popcorn-Kino für vornehmlich junge Menschen - und das ist auch gut so!
6,5/10
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Brazil
Sam Lowry (Jonathan Pryce) ist kleiner Beamter in einem totalitären Staat. Die gesamte Bevölkerung ist in einer Datenbank gespeichert und wird auf Vergehen gegen den Staat durchgecheckt. Anstatt Regime-Gegner Harry Tuttle (Robert De Niro) aufzuspüren, hängt er jedoch lieber seinen phantastischen Tagträumen nach, in denen er als einsamer Held gegen Ungeheuer kämpft. Eines Tages sorgt ein zerquetschter Käfer auf der Fahndungsliste dafür, dass anstatt Tuttle ein Unschuldiger namens Buttle von den Sicherheitskräften liquidiert wird. Als Sam den Irrtum entdeckt, besucht er die Ehefrau des Opfers, um sie mit einem Scheck zu entschädigen. Dabei begegnet er Nachbarin Jill Layton (Kim Greist) - die Schönheit aus seinen Tagträumen. Sie steht ebenfalls auf der Abschussliste des Regimes - und bald auch Sam selbst...
Im Jahr 1985 erschien diese Dystopie von Terry Gilliam. Während sie dem damaligen Chef der Universal Studios zu düster war, kam sie bei den darauf folgenden Oscarverleihungen immerhin auf zwei Nominierungen und gilt als Klassiker der dystopischen Spielfilme. Ich kann beide Standpunkte voll und ganz nachvollziehen, denn was man hier zu sehen bekommt, ist wertneutral gesagt ganz einfach mal komplett andersartig als so gut wie alles, was ich bisher so gesehen habe. Ich bin ein Fan von Orwells Buch "1984" (wenngleich noch mehr von der "Farm der Tiere") und hatte einen riesigen Spaß an "Fahrenheit 451", als wir Buch und Film im Englischunterricht thematisiert haben. Diesen Handlungen konnte ich - trotz einer gewissen Surrealität - weitgehend noch folgen. Hier aber tue ich mich verdammt schwer.
Der Film wechselt ständig zwischen Vision und Realität, zwischen hoffnungsvollen und zutiefst deprimierenden Momenten. Ständig explodiert irgendwo irgendetwas, die Szene wechselt und man findet sich in einer neuen Umgebung wieder, die man genauso wenig zuordnen kann wie die vorherigen. Anfangs weckt dies noch mein Interesse, aber nach spätestens einer Stunde wird es dann doch schon arg mühsam, wenn ich immer noch keinen Plan habe, worauf man hier eigentlich hinaus will. Klar, die Gesellschaftskritik und die Schauervision des vollständig technisierten und bürokratisierten Staates wird sehr gut übermittelt, aber die eigentliche Handlung entschlüsselt sich nur rudimentär. Vieles muss man sich hier als Zuschauer selbst zusammenbasteln - oder man schaut einfach verstört hin und lässt sich von der einmaligen Stimmung in den Bann ziehen.
Wenn man sich den Streifen echt anschauen möchte, dann sollte man vorher wissen, auf was man sich einlässt. Von der ersten Szene an ist es kaum möglich, "in die Handlung reinzufinden", wie man so schön sagt. Das habe ich eine Stunde lang ebenso verzweifelt wie erfolglos versucht, um dann die restlichen 80 Minuten einfach bestmöglich über mich ergehen zu lassen. Und es gibt auch wirklich viel zu entdecken, denn einige Szenen sind zum Schreien komisch, wenn man einen sehr schwarzen Humor besitzt. In einer Szene ist beispielsweise eine Frau an den Schreibtisch angeschlossen und protokolliert die bei einer Folter ausgestoßenen Schreiße des Geknechteten - völlig selbstverständlich und gut gelaunt.
Gilliam hat hier ein Meisterwerk geschaffen, das wahnsinnig schwer zu konsumieren ist. Es macht leider zumindest mir nur wenig Spaß, "Brazil" zu verfolgen, da man als Zuschauer einfach so überladen wird von Reizen, ohne von den Machern mal ein Leckerli in Form einer geradlinigen Handlung zugeworfen zu bekommen. Wer solch einen Film macht, muss sein Publikum hassen. Und dennoch kann ich jedem, der auch nur einen Hauch von Interesse an dystopischen Werken besitzt, nur raten, sich diese 140 Minuten wirklich einmal zu geben - auch wenn sie für mich eindeutig zu lange sind und den "Sehgenuss" gewiss nicht erleichtern. Und trotzdem: Ein Film kann für mich noch so anspruchsvoll, technisch hochwertig, vielschichtig oder pointiert sein. Wenn er mich unter dem Strich nicht unterhält, sind die wirklich hohen Bewertungen für mich tabu. Und der hier hat mich nicht unterhalten. Deshalb von mir bei allem Respekt für diese kranken Einfälle nur eine
6/10
Fohlen