Belafarinrod hat geschrieben:Ich finde jedoch, dass der Zuschauer in eine mögliche 4. Staffel geht mit dem Gefühl, Stromberg könnte jederzeit gefeuert werden! Vielleicht ist es auch das, was die Autoren versuchen zu erreichen, in dem sie Erika sterben lassen....eine Überraschung und ein Beweis für innovative Konsequenz, was Drehbücher angeht.
Wie?! "innovative Konsequenz"? Sorry, aber das ist das letzte, womit ich Staffel 3 beschreiben würde.
Die Drehbücher waren derart inkonsequent wie selbst bei anderen Serien selten. Und wo du das Gefühl hernimmst, Stromberg könne in einer 4. Staffel jederzeit gefeuert werden, kann ich mir auch nicht erklären. Bei mir hat Staffel 3 in ihrem inkonsequenten Gehampel um Stromberg, Wehmeyer und Becker genau das Gegenteil ausgelöst: ich würde in eine 4. Staffel gehen mit dem Gefühl, dass Stromberg sich alles und wirklich alles erlauben könnte ohne gefeuert zu werden. Und das weil... weil... keine Ahnung, die Begründung mit dem Imageträger wurde ja schon nach wenigen Folgen wieder über Bord geworfen.
Kann die Lobhudelei über "konsequente Entwicklung" entsprechend gar nicht nachvollziehen.
Nicht, dass ich in dieser Staffel alles negativ sehe. Zwei (nur zwei!) Charaktere haben wirklich starke Storylines bekommen. Das sind Ernie und Erika. Insbesondere Ernie hat mir in der Staffel äußerst gut gefallen. Vom in Selbstmitleid suhlenden Psychowrack bekommt er durch seine üppige Erbschaft eine sehr interessante Wandlung verpasst, die zu seiner schwachen Persönlichkeit passt, indem er zu jemandem wird, der meint, sich für Geld alles und jeden kaufen zu können und prompt auch Opfer der berühmten "falschen Freunde" wird. Das hat mir sehr gut gefallen.
Auch Erikas Entwicklung ist mitreißend und konsequent. In ihrem Kampf gegen Stromberg fällt ihr meiner Meinung nach die Sympathierolle zu, weswegen ihr Tod am Ende noch dramatischer ausfällt als er ohnehin schon ist. Nur stellt man dadurch Stromberg so ins Abseits, dass er als Identifikationsfigur kaum noch tragbar ist.
Der Rest der Charaktere... Ulf und Tanja langweilen die ganze Staffel lang, hier ist nicht einmal eine klare Linie zu sehen.
Stromberg jagt den Frauen hinterher, was durchaus verdammtes Potential als Staffelthema gehabt hätte, nach zwei Folgen ist das Thema aber durch, obwohl sein Love Interest Jennifer noch in Reichweite ist - unverständlich!
Wehmeyer ist einzig und allein Mittel zum Zweck, um Strombergs Rückkehr zu erklären. Von dem Moment an, in dem auch er Stromberg nicht mehr für tragbar hält, geht jeglicher Realismus flöten. Warum hat man die Szenen dann überhaupt gezeigt, in denen er Stromberg zusammenscheißt? Warum hat man das nicht einfach weiterhin Becker machen lassen? Da hätte man schön eine Story draus flechten können, dass Becker am blinden Image-Eifer seines Vorgesetzten und daran, dass er Strombergs Inkompetenz hilflos ausgeliefert ist verzweifelt. Das wäre was gewesen, aber so ist Becker überflüssig und seine Scheidung ein billiger Trick um zu erklären, wo plötzlich der neue Vertrauensvorschuss herkommt. Hat Becker eigentlich niemanden sonst, dem er in seiner Abwesenheit die Verantwortung übergeben kann? Der Becker, den ich aus Staffel 2 kenne, hätte niemals auf Stromberg gebaut.
Die Nebenfiguren, die nur ein oder zwei Folgen da sind, sind dagegen ausnahmslos gelungen. Diese freakige Schüchterne, die Stromberg zu Staffelbeginn als "Notnagel" nimmt, der Schwule, dem Stromberg die Karriere versaut, der Typ, den Stromberg in den Betriebsrat boxt oder auch "Sabbel", die ich schon immer toll fand. Exzellent! Da sieht man, dass die Autoren gute Charakterzeichnung durchaus nicht verlernt haben, was aber impliziert, dass das mit dem aktuellen Maincast wohl nur noch schwer möglich ist.
Belafarinrod hat geschrieben:Und auch wenn die dritte Staffel schwächer oder "anders" ist, so liegt das dargebotene nachwievor weit über Durchschnitt der alltäglichen Fernseh-Magerkost.
Also mir erschien die dritte Staffel schon eklatant schwächer als die zweite, die zweifellos einfach großartig war und fast alles im deutschen TV überragt hat. Aber aktuell muss ich sagen, dass mir "Dr. Psycho" eine gelungenere Mischung aus Dramatik, Comedy und gelungener Charakterzeichnung mit menschlichen Abgründen geboten hat.
Belafarinrod hat geschrieben:"Hätte, hätte, Fahrradkette"...was bleibt ist Abwarten...auf die 4. Staffel und deren Story Handlungspotenzial ist genug da, und ich denke, dass es Stromberg in der 4. Staffel auch erwischt.
Ich sehe derzeit kaum Potential. Das habe ich auch schon von der dritten Staffel gesagt und mich dann überraschen lassen und mit dem Frauen-Thema hätte die Überraschung auch gelingen können oder mit dem oben von mir vorgeschlagenen Dilemma für Becker. Aber es ist nicht gelungen.
Ich lass mich aber weiterhin gerne positiv überraschen. Meine Forderung für eine vierte Staffel wäre aber:
- lasst Stromberg nicht immer einen Auftrag nach dem anderen verbocken bzw. ihn als jemand dastehen, der von Versicherungen soviel Ahnung hat wie ein Straßenmusiker! Lasst das ruhen und holt das Thema am Ende der Staffel mit einem großen Knall wieder aus der Schublade, der Stromberg endgültig seine Existenz kostet.
- Wehmeyer und Becker haben entsprechend nichts mehr in der Serie zu suchen. Stromberg muss mehr auf die persönliche Ebene gehen, aber über plumpes Mobbing wie bei Erika hinaus. Die Frauengeschichten haben da gute Ansätze gezeigt!
- Entweder für Ulf und Tanja eine wirklich gute Storyline zaubern oder raus aus der Serie mit den beiden oder einem von beiden. Die Staffel mit der Info zu starten, dass entweder Ulf oder Tanja zB ne Woche vorher bei nem Autounfall draufgegangen sind, wäre ein heftiger Schock, der für den übrig gebliebenen Part genügend Storymaterial für den Rest der Staffel geben würde.
- Bitte wieder mehr Emotionen für Stromberg so wie in Staffel 2 (war doch Staffel 2?). So bekommt man Bindung zum Charakter auch wenn er sich wie ein A*schloch aufführt.
Hehe, da hab ich euch ja mal wieder eine Gute-Nacht-Lektüre zusammengeschrieben, die sollte für die ganze Woche reichen
