Monk! hat geschrieben:Am Donnerstag werden Helge Schneider und Dani Levy bei TV Total zu Gast sein und ihren Film vorstellen. Ich bin gespannt, da sich Helge Schneider zuletzt kritisch über den Film geäußert hat.
Ja, das wird auch der Grund sein, weshalb ich am Donnerstag mal wieder TV Total sehen werde. Das interessante ist ja, dass Schneider sich von dem Film nicht distanziert hat, weil er zu kontrovers sei, sondern aus dem gegenteiligen Grund: Der Film sei zu harmlos.
Ich habe den Film ja noch nicht sehen können, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es zutrifft. Eine deutsche Kinoproduktion mit Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen kann sich leider nicht so viel zutrauen. Kleine Internetfilmchen oder ausländische Produktionen haben da viel eher die Möglichkeit, die gesellschaftlichen Konventionen zu brechen, da die Verantwortlichen nicht sofort von konservativen Medien und strengen Behörden zur Rechenschaft gezogen werden.
Ich persönlich finde nämlich, dass Deutschland nach über 50 Jahren die Erlaubnis haben sollte, über Hitler zu lachen. Dabei soll natürlich nicht das Grauen verharmlost werden, das ist natürlich nicht der richtige Weg. Aber während andere Staaten und Völker über Fehltritte in ihrer Vergangenheit offen reden können und auch Humor in den Dialog über das Thema einstreuen, wird jeder Hitler-Witz sofort zu einem großen Tabubruch heraufstilisiert und zum Anlass für zahlreiche EMpörungsausrufe genommen.
Die Folge davon ist das Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen möchte: Der zweite Weltkrieg und der Holocaust werden zu den Schreckgespenstern der Vergangenheit, über die niemand sprechen möchte, da man eigentlich nur betonen kann (oder sogar darf) wie schlimm doch alles war. Da dies ja sehr einseitig und gehaltsleer ist, wird es zu oft verschwiegen - und daraus resultieren fehlgeleitete Jugendliche, die sich eine faschistische Diktatur wünschen.
Würde man mehr Humor über Hitler gestatten, könnte man offener mit diesem Thema umgehen und mehr Personen erreichen.
Deshalb ärgern mich auch Kritiken wie die von Lea Rosh, die sich über das Bild eines mit einem Schiffchen spielenden Hitler erbost - es sei zu harmlos.
Doch wenn man ständig den Unmenschen Hitler zeigt, der sozusagen eine Hand des Teufels war, nimmt man die Greultaten auch nicht mehr ernst. Humor über Hitler kann in Ordnung sein. Man muss dabei allerdings entweder provozieren oder wahrhaftig satirisch sein, das steht außer Frage. Aber bereits das Bild eines "kindischen" Hitlers geht in die richtige Richtung. Es zeigt nämlich, dass dieser Mensch nicht mehr ganz bei Sinnen war. Ein gesunder Menschenverstand hätte nie so gehandelt.
Ob der Film nun wirklich witzig ist und richtig mit dem Thema umgeht kann ich noch nicht beurteilen - aber ich weiß bereits jetzt, dass die Kontroversen um den Film überzogen sind.
"Der Vorleser" von Schlink ist in meinen Augen kein besonders gutes Buch, aber in einem Teil hat der Ich Erzähler vollkommen recht: Wenn die Nachkriegsgenerationen in Scham und Schock über die Taten der Kriegszeit erstarren ist niemandem geholfen. Man muss über das schwarz-weiß Denken hinausgelangen und offen über das Geschehene reden. Dazu gehört auch die Plattform Humor. Und wenn in den nächsten Wochen strenge Moralapostel Witze über Hitler zum Untergang des Abendlandes deklarieren werden (und dies wird passieren), dann arbeiten sie nur kontraproduktiv. Denn dann werden genug Menschen wieder denken (Zitat von einem Gleichaltrigen) "Okay, ich habs verstanden, Hitler war ganz böse, bla, blubb... ich will von dem Thema nichts mehr hören".
Und wer möchte schon, dass die Gesellschaft so denkt?