Die letzte Staffel von der einst so erfolgreichen Serie Emergency Room wird oftmals als letzter Aufschrei eines vor Jahren gestorbenen Patienten angesehen. Auch wenn ich wiedersprechen muss, dass die Serie vor Jahren "gestorben" sei, muss ich wirklich zustimmen, dass die 15. Staffel - besonders im Vergleich zur 14. Staffel - einen rigorosen Qualitätsanstieg hatte. Wiedersprechen muss ich aber denjenigen, die deshalb ein Weiterführen der Serie forderten, denn in meinen Augen lag das Ganze auch etwas daran das es eben die letzte Staffel war.
Wie dem auch sei, begann die Staffel gleich mit einem emotionalen Höhepunkt. Pratt hat es wie vermutet erwischt. Als er, nicht in der Lage zu sprechen, in Tränen ausbrach, quasi gefesselt von den etlichen medizinischen Geräten, hat es mich gepackt. Wie einem als Zuschauer und eben auch den Charakteren in der Serie langsam klar wurde, dass es vorbei ging - das saß! Auch Abby erhält ihre Abschiedsepisode. Am Ende hatte ich irgendwie schon wieder das Gefühl, sie wäre betrunken. :lol: Aber sie war endlich erlöst. Von unglaublichen 8 Jahren voll von Depression, Alkohol und the hole mess with Carter. (Nicht das es auch schöne Momente gab, aber nun ja...

)Das war wirklich schön zu sehen. Später verabschiedete sich auch noch Neela. Ich mochte sie im Verlauf der letzten Seasons nicht mehr so. Ihre fast fühlbare Eiseskälte, die sie umgab; ihr ständiges OC-mäßiges Rumgemache. Ich fand es so unfassbar erleichternd, dass sie am Ende doch bei Ray landete. Die Geschichte mit Brenner wurde auch toll aufgelöst, wie sie ihn sozusagen geheilt hat. Seine Vergewaltigungs-Storyline war auch OK. Gates Probleme mit Sam wurden gut gelöst. Morris erhält endlich die Frau seines Lebens.
Was haben diese alle gemeinsam?
Sie finden zu einem guten Ende. Und so sehr schlechte Enden, Trägödien und soweiter "in" sein mögen, es hat einfach gepasst. Es hätte mir den Magen und das Herz zerrissen, hätte man einige dieser Charaktere einfach nicht abgeschlossen. In einer guten Weise. Der einzige, der vielleicht eher ein unglückliches Ende erwischt haben könnte, wäre Dr. Carter. Im Laufe der Off-Screentime hat er sich von Kem getrennt und abgesehen davon das ich die Schauspielerin nicht mochte, geht das irgendwie in Ordnung. Viel trauriger wirkte da seine Nierentransplantation. Als die Erinnerungen an den Angriff aus "All in the family" wieder hoch kamen, musste ich schlucken.
Allgemein lebte die 15. Staffel ER zu einem nicht geringen Teil von den altbekannten Gesichtern. Die bereits erwähnten Ray und Dr. Carter waren wieder dabei. Aber auch Benton, Morgenstern (Wow, da war ich wirklich geschockt - hätte ich nicht mit gerechnet!), Corday, Lewis und tatsächlich auch Mr. Doug Ross und seine bezaubernde Frau Carol Hathaway gaben ihr Stelldichein. Teils wirlklich rührende Begegnungen, macht man sich bewusst, wie lange man sie schon nicht mehr gesehen hat.
Was darf aber auch in der letzten Staffel ER nicht fehlen? Richtig! Neu eingeführte Charaktere!Und die Macher haben sich es nicht nehmen lassen und einen richtigen - qualitativen - Kracher debütieren zu lassen. Mit der von Angela Basset verkörperten *mir ist der Name gerade entfallen* :oops: hat man eine Figur eingeführt, die fast schon an alte Zeiten erinnert. Solche hochkarätigen - alten - Figuren haben zuletzt vielleicht ein wenig gefehlt oder waren in ihrer Erscheinung nur vage vorhanden. (Nicht wahr, Herr Tucci?). Ihre Geschichte war in Ordnung, hier ist besonders die Rückblickepisode zu erwähnen in der Mark Greene ein letztes Mal den ER betritt - Gänsehaut P U R!!. Kein anderer Gastauftritt hat solch einen Impact auf mich, wie dieser.
Wobei wir bei den etlichen Highlightfolgen wären. Der Patient, der sich als Arzt herausstellt, der vor knapp 60 Jahren im County gearbeitet hat, damals wirklich grundlegende Sachen eingeführt und aufgebaut hat und nun an seiner alten Wirkungsstätte sterben muss. Der Seasonauftakt. "Old Times" - Carters Nierentransplantation, Clooney und Marguiles kehren zurück. "I feel good" mit einer großartigen Morris/Gates Performance von eben jenem Lied!
Und schlussendlich das meisterliche Serienfinale, dass wirklich nicht besser hätte gemacht werden können. Mit eingen Querverweisen und Ähnlichtkeiten angelehnt an den damaligen Piloten, bietet er genau das, was ER ausmacht: ER-Alltag in Reinform. Zwar gibt es mit der Eröffnung des Carter Centers einen feierlichen Grund für ein kleines Guest Star Auflaufen, aber dennoch ist die Folge im Herzen, wie jede andere. Und das macht sie so besonders. Gefeiert habe ich schon zu Beginn, als sie endlich (!!), omg, endlich das verdammte Opening wieder einführten. Und es kommt echt selten vor - eigentlich nie - das ich bei einem solchen Tränen verdrücken musste. Aber hier war es soweit. Und das macht sie so besonders. Rachel Greene fängt tatsächlich als Medical Student an und auch hier sind die gespannten Bögen zur Vergangenheit Gänsehaut-Feeling. Fall-mäßig wirsd noch einmal das ganze Repertoire ab: Die Geburt von Zwillingen; der tragische Tod der Mutter; ein alter Mann muss von seiner dahin siechenden Frau Abschied nehmen; the crazy ones und so weiter und sofort. Von emotional bis amüsant - alles in allem Drama und Unterhaltung pur. Die letzte Szene enthält einfach soviel. Das Bild, wie sie alle im Eingang stehen und auf die sich mit Sirenen ankündigenden Krankenwagen warten. Das hektische Treiben, als diese endlich eintreffen. Carter bemerkt nebenbei, er hätte gerade ein Deja Vü. Wie die Kamera sich langsam gen Himmel fort bewegt und im Hintergrund die ER-Musik eingespielt wird - Man begreift langsam das es wirklich vorbei ist - für den Zuschauer, nicht für die Ärzte des County General.