CommanderNOH hat geschrieben:vicaddict hat geschrieben: Ich kann auch nicht nachvollziehen, wo du seine klaren Haltungen gesehen hast. Der Kerl war doch einer der schmierigsten Schleimlappen mit mit seinem pseudoverständnissvollen Blick und seinem augesetzten staatsmännischen Gehabe.
Ich meinte seine liberale Haltung, seine Haltung, die seine Partei widerspiegelte - die ich aber auch nicht in allen Punkten gut finde und nachvollziehen kann. Aber darum gehts ja nicht bei einer objektiven Beurteilung.
"Schmierig", "schleimig", "aufgesetzt" klingt für mich jedenfalls nicht nach einer objektiven Beurteilung. Aber ich glaube, darum gings dir eh nicht. 
Doch schon. Ich finde seine Art eben alles andere als liberal und auch nicht überzeugend. Auf mich wirkte er permanent wie jemand, der vorgibt eine sachliche Diskussion führen zu wollen, dies aber dann noch nicht taht äh tut. Er wirkt belehrend und in seinen Positionen ähnlich beliebig wie seine Partei. Lindner ist ein Paradebeispiel für das Problem der FDP. Er wirkt einfach nicht authentisch, nicht glaubwürdig. Ich nehme ihm einfach nicht ab, dass es ihm um die Sache geht. Mit schleimig und schmierig möchte ich die besagten Herren auch nicht beleidigen, es ging nur darum zu zeigen, welchen Eindruck sie auf mich machen und das Bild des unseriösen Gebrauchtwagenhändlers passt da ziemlich gut. Lindner ist da eben keine Ausnahme.
War bzw ist er ein talentierter Jungpolitiker? Ja, war er. Und genau das ist das Problem. Die junge Garde der FDP vermittelt eben permanent den Eindruck, dass sie Politik nicht machen, um etwas zu verändern, sondern sie betrachten es als Geschäft. Nenn es Eitelkeit, nenn es Machtstreben. Auf mich wirken diese Leute durch die Bank weg so als betrachteten sie ihr Tun lediglich als einen Schritt auf der Karriereleiter. Da geht es nicht um Inhalte, oder die Zukunft des Landes, da geht es nur um den persönlichen Erfolg. Ich will nicht behaupten, dass es diesen Typus des Politikers nicht auch bei anderen Parteien gäbe, aber die FDP-Spitze besteht doch fast ausschließlich aus solchen elitären Gestalten. Unser Lügenbaron gehört doch der gleichen Garde an. Aufmerksamkeit um jeden Preis. Inhalte? Fehlanzeige. Selbstkritik? Fehlanzeige. Um das zu erreichen ist auch jeder Posten recht. Die CSU will ihn nicht, dann eben eine neue Partei oder jetzt die EU.
Wäre die FDP heute noch das, was sie vor 30 oder 40 Jahren war, ich würde nicht ansatzweise so über sie sprechen, aber das ist sie nun einmal nicht. Es ist keine liberale Partei mehr. Dinge wie Umweltschutz, Bildung, Chancengleichheit oder Bürgerrechte werden doch heute nur noch erwähnt, um verträumte Anhänger der alten FDP bei Laune zu halten. Es ist eine Zweckgemeinschaft von jungen, finanziell gut gestellten Personen, die sich als Elite sieht und die unter dem Deckmantel des liberalen Erbes der Partei alles tun, um die eigene Position zu stärken, gleichwohl auf wessen Kosten es geht. Im Englischen gibt es die Bezeichnung "old money" für jene elitäre, wohlhabende Gesellschaftsschicht, die gerne unter sich bleibt, die niemanden duldet, der nicht gleichgestellt ist und die nur aufs eigene Wohl bedacht ist. Die FDP ist "old money"
Westerwelle hat die Partei auf diesen Kurs gebracht. "Die Partei der Besserverdiener." Und genau diese Leute, die sich davon angesprochen fühlen und die eiskalt ihre Interessen durchsetzen wollen, stehen heute an der Spitze dieser Partei, die außer eben jenen Steuergeschenken für Reiche nichts zu bieten hat. Wer nicht "old money", oder um im Jargon der FDP zu bleiben, "Leistungsträger" ist, spielt im Weltbild der FDP keine Rolle. Frei nach Rousseau: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen.“
Lindner ist da auch keine Ausnahme. Er scheint nur der erste Vertreter der jungen Garde zu sein, der den Kopf hat hinhalten müssen, weil das Gesamtkonstrukt dieses Countryclubs zusammenbricht, oder der selbst erkannt hat, dass er bei der FDP keine Karriere mehr machen kann. Karriere und persönliche Eitelkeit sind die einzigen Dinge, worum es Lindner I+II, Bahr, Rösler und co geht. Westerwelle hatte seine Karriere als Begründer dieser neuen FDP, persönliche Eitelkeit war es, die ihn auf den Posten des Ausßenministers trieb und als er zur Belastung wurde und die Seifenblase platzte, verstießen ihn seine Handlanger, in der Hoffnung selbst in seine Fußstapfen treten zu können.
Lindner kann man nur eines zugestehen. Er war schlau genug, das Erbe Westerwelles als Parteichef nicht anzutreten und diesen Job Rösler zu überlassen, denn der ist der nächste, der fällt.