Citizen Kane
In meiner Seminararbeit beschäftige ich mich mit Orson Welles’ Meisterwerk “Citizen Kane”, daher war es mal Zeit, diese Wissenslücke zu schließen. Nach dem Anschauen kann ich sagen: Dem Tenor “Der beste Film aller Zeiten”, wie er von manchen Filmkritikern betitelt wird, kann ich mich nicht anschließen, dennoch bietet “Citizen Kane” Unterhaltung auf einem hohen Niveau.
Orson Welles war damals ein junger Mann, als er den legendären Vertrag von RKO bekam. Dieser versicherte ihm die kreative Freiheit für seine Filme, ein Traum für einen Regisseur. Und Welles nutze diesen Vertrag aus und benutzte so viele innovative, filmische Techniken, die heute noch von vielen Regisseuren benutzt wird. Die Regie ist kreativ, clever und macht den Film sehr sehenswert. Auch am Drehbuch schrieb der junge Orson mit, und die Erzählstruktur war für damalige Verhältnisse sehr neu, heute gehört das schon zum Alltag. So geht die Spannung nur noch ganz selten verloren. Auch der Charakter Charles Foster Kane ist so vielschichtig, da stört es nicht das man die anderen Figuren etwas vernachlässigt hat.
Als ob die Regie und das Drehbuch nicht reichen, schlüpfte Orson Welles auch in die Hauptrolle. Er ist Charles Foster Kane, ein Materialist, der sich seine Macht hart erarbeitet hat. Mit der Macht verändert sich auch zunehmend sein Charakter. Orson Welles hätte auch hierfür ruhig einen Oscar bekommen können, denn seine Darstellung ist große Klasse und alle Facetten des Charles Foster Kanes kann er überzeugend auf die Leinwand bringen. Neben ihm verblassen die meisten Schauspieler. Erwähnenswert wären hier noch Joseph Cotten als Jebediah Leland, Kanes vermeintlich engster Freund.
Ich kann schon verstehen, wieso die meisten Filmexperten “Citizen Kane” als den besten Film aller Zeiten sehen. Vieles, was im in dem Film von Orson Welles verwendet wird, war für damalige Verhältnisse neu. Sein innovatives Werk hat damals die meisten abgeschreckt und erst sehr viel bekam der Streifen den nötigen Respekt. Klar hervorzuheben ist die Kamera, die grandiose Bilder abliefert. Toland hätte hier locker den Oscar gewinnen, denn er fängt jede Emotion ein. Die filmischen Techniken wie zum Beispiel die Deepfocus-Technologie sind harmonisch in den Film integriert. Die Erzählweise war damals auch neu, und dank ihr bekommt der Film die nötige Spannung. Die Suche nach dem wahren Charles Foster Kane ist interessant gestaltet. Dank den Interviews des Reporters bekommt die Figur Kane die nötige Tiefe. Doch im Mittelteil schleichen sich Längen rein, und man hätte den Film ruhig kürzer machen können. Aber alles in allem ist “Citizen Kane” ein sehenswerter Film, der mit einem gewonnenen Oscar schlecht bedient ist.
8,5/10