Ein weiteres Großprojekt liegt hinter mir. Ich wünschte ich hätte zu jeder Season etwas geschrieben, jetzt das ganze Machwerk Revue passieren zu lassen ist etwas schwer, aber ich versuche es doch mal.
Ich hatte anfangs durchaus Probleme in die Serie reinzukommen, den Piloten fand ich nun nicht gerade überragend, aber dann sprang der Funke doch bald über, zu faszinierend waren einfach die Charaktere und ihre Geschichten. Die Figuren sind enorm komplex und tiefgründig gestrickt und ihre Geschichten auch, man kann sehr gut mitfühlen und mitfriebern, weil erstens die Rollen niemals klar verteilt sind und die Geschichten sehr lebensnah sind. Stories wie Kroner vs. Fisher stören in ihrer Einfachheit und mit ihrer klaren Rollenverteilung (Gut vs. Böse) dann auch teilweise die Dynamik der Serie, weil sie einfach nicht recht reinpassen wollen, auch wenn ich solche Stories recht gerne mag, hier war ich froh als man es beendet hat. Die Stories sind meist auch sehr ordentlich ausgebreitet und ausgearbeitet, man nimmt sich Zeit, das Tempo ist manchmal sehr gemächlich, Season 4 stagniert z. B. total, dort versuchen alle Charaktere aus ihrer Situation auszubrechen, am Ende ist aber das meiste so wie am Anfang der Season. Deswegen bleibt die Serie größtenteils auch sehr realistisch, weil man es bis zum Finale mit den Schicksalsschlägen auch nicht übertreibt und den Charakteren mal eine Pause gönnt. Wenn ich es z. B. mit dem letzten Charakter-Drama vergleiche, das ich sah „Nip/Tuck“, da geschah in einer Folge manchmal soviel Scheiße wie in einer ganzen Season „Six Feet Under“. Aber gut, die Serie hatte auch andere Schwerpunkte.
Einige der Stories sind sicher besonders hervorzuheben, die Beziehung zwischen Lisa und Nate, wow, das war so eindrücklich erzählt und man konnte sich so gut in Nate als auch Lisa hineinversetzen und mitfühlen. Und dann natürlich Lisas Verschwinden, das reichte was die Anspannung angeht wirklich an beste „24“-Zeiten ran, obwohl man es natürlich niemals vergleichen kann. Natürlich wurde die Befürchtung traurige Realität und man schlägt wieder Kapital daraus, weil die nachfolgende Season in der Nate versucht mit der Situation umzugehen nicht minder genial ist, bis zum großen Knall am Ende. Oder die Story rund um George in Season 4 und 5. Unfassbar gut. Wie auch die Stories um David und Keith, einfach überragend wie man David über 5 Seasons absolut schlüssig entwickelt hat, eins der vielen Highlights natürlich die Folge in der David entführt wurde. Das war - und ich wiederhole mich gerne - Wow. Dann hätten wir noch Claire, die anfangs etwas wie das 5. Rad am Wagen wirkt, aber doch sehr interessant ist, doch fehlen ihr einfach die richtig guten Stories, was sich ändert als sie anfing Kunst zu studieren, hier zeigte sich die Serie dann wirklich enorm facettenreich und es war wieder genial, auch wenn bei ihr die großen Highlight-Szenen- und Folgen etwas fehlen, aber das ist vielleicht auch gut so. Desweiteren verfolgt die Serie noch das Leben der Mutter der Familie, Ruth Fischer, dieser Charakter ist ebenso interessant wie hassenswert. Ich meine auch hier gibt es kaum was zu bemängeln, sie hatte gute Stories, ihr Leben wurde über 5 Jahre gut erzählt und entwickelt, aber es ist einfach schwer sie zu ertragen obwohl sie doch das gute Herz der Familie ist. Komplex eben.
Nebenbei bekommen einige Nebencharaktere noch ihre eigenen Stories, Rico z. B.. Seine Beziehung zu Vanessa und deren Probleme waren okay, aber teilweise etwas konventionell, aber man konnte es sich gut ansehen. Richtig klasse dagegen war Jeremy Sisto als Billy, der Bruder von Brenda, der definitiv immer am interessantesten war, wenn er seine Tabletten nicht nahm. :lol:
Die Schauspieler passen sich größtenteils den Leistungen der Autoren an, besonders Michael C. Hall, Frances Conroy, Lauren Ambrose und Jeremy Sisto sind grenzgenial. Und Totalsausfälle gibt es eh nicht.
Hinzu kommen jeweils noch die Todesfälle der Woche, die teilweise tragisch, teilweise einfach zum totlachen sind (der Mann, der sich selbst überfährt :lol: ) und in ihrer Tragik eben immer in eine Lebensphase eines Fishers passen, was meist genial gestrickt ist, manchmal aber auch etwas erzwungen wirkt. So nehmen die Todesfälle an sich sehr wenig Platz ein, mal mehr mal bekommen sie so gut wie keine Screentime, aber auch das ist einfach interessant, etwas in die Arbeit eines so unkonventionellen Berufs hineinzublicken.
Zu kritisieren habe ich eigentlich kaum was, sicher gibt es mal die ein oder andere schwächere Folge, welcher Serie passieren solche Ausrutscher auch nicht. Gut, teilweise finde ich, dass man Drogen eine etwas zu große Rolle einräumt. In der zweiten Hälfte der Serie wird ja mindestens in jeder zweiten Folge gekifft oder irgendwas eingeworfen, ohne, dass jemals um einen Charakter eine Sucht-Story gestrickt wird. :lol: Das ist grundsätzlich auch okay, aber in der Häufigkeit nervt es doch etwas. Und dann natürlich das Finale, was zurecht zu den besten Serien-Finals aller Zeiten gezählt wird. Die Folgen vor dem Finale waren ziemlich schwer zu ertragen, weil hier ja wirklich alle Charaktere komplett am Ende waren. Dann führt man im Finale alle Storylines gut zu Ende und die Charaktere haben ein halbwegs glückliches Leben vor Augen, emotionale Abschiedsszene und so weiter, alles sehr gelungen. Doch dann kommt diese Montage am Ende der Serie, was für eine geile und für eine Serie, die sich um den Tod drehte natürlich auch konsequente Idee ist es bitte kurz anzuschneiden wie alle weiterleben und wann sie sterben und vor allem wie? Bahnbrechende Idee, bahnbrechende Umsetzung, die Bilder, die Musik, das ist bis ins letzte Detail perfekt. Ich saß danach wirklich erstmal 4-5 Minuten stumm und geflasht vor dem Fernseher um es mir dann direkt noch mal anzugucken. Das I-Tüpfelchen dieser Serie, definitiv, vermutlich mehr als das. Ich glaube grundsätzlich müsste man die Serie eh viel genauer unter die Lupe nehmen und vor allem mehrmals gucken um die ganze Komplexität der Charaktere und Geschichten überhaupt erfassen zu können. Ein Rewatch wird irgendwann sicher folgen.