Jackie Brown und Inglourious Basterds sind mit Pulp Fiction meine liebsten Tarantino-Filme.
Zero Dark Thirty
Ich verstehe die Aufregung um den Film - jetzt nachdem ich ihn gesehen habe - absolut nicht. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, das Folter positiv dargestellt wurde. Dass Bin Laden gefunden wurde hatte letztlich ja auch gar nichts damit zu tun, sondern kann eher als ein glücklicher Zufall betrachtet werden. Der Film hat durchgängig einen sehr neutralen Blick auf die Geschehnisse, war meiner Meinung aber dennoch unglaublich spannend. Gerade dem Spannungsaufbau hat die Tatsache, dass man den Ausgang eigentlich schon kannte, vielleicht sogar geholfen. In der letzten Stunde waren meine Fingernägel permanent in den Kinosessel gebohrt (ich bin auch überrascht, dass mein ursprünglicher Kritikpunkt mit dem Hubschrauberabsturz wirklich passiert ist, womit sich das auch erledigt hätte).
Fantastisch war natürlich die Schauspielleistung von Jessica Chastain, die sich mit ihrer Filmauswahl in den letzten drei Jahren schnell auf meine Favoritenliste katapultiert hat. Sie trägt den Film mit Leichtigkeit. Allein für die "I'm the motherfucker that found this place"-Szene hätte sie den Oscar verdient gehabt. Insgesamt hätte man die Hauptfigur natürlich noch etwas mehr ausarbeiten können, aber durch die sehr elliptische Erzählweise, mit der die Spanne von zehn Jahren abgedeckt wurde, ist dies natürlich nicht gerade einfach. Sonst habe ich eigentlich nichts auszusetzen. Der Score war fantastisch, die Eröffnungsszene bleibt wohl für immer in mein Gedächtnis gebrannt, die Nebendarsteller waren ebenfalls überzeugend...toller Film. 8/10
The Master
Was für ein Act, diesen Film im Original zu sehen zu bekommen. In Wiesbaden ist die Filmrolle kaputt gegangen, in Mainz läuft er nicht, dann muss man eben nach Frankfurt fahren. Züm Glück hat sich die Reise gelohnt. Ich hatte eigentlich keinen Zweifel, dass Paul Thomas Anderson jemals einen schlechten Film machen könnte, aber die Stimmen zu The Master sind ja teilweise eher gemischt ausgefallen. Meiner Meinung nach vollkommen unverständlich, denn der Film reiht sich nahtlos in die letzten vier Glanzleistungen ein (einzig seinen Debutfilm Hard Eight fand ich eher durchschnittlich).
Wenn der Film beginnt, ist man wohl erst einmal geflasht, denn 65mm-Film sieht absolut genial aus. Die Farben sind so strahlend und warm und das Bild hat solch eine Tiefe, dass man meinen könnte, man säße selbst am Strand, an dem sich Joaquin Phoenix' Figur gerade über eine nackte Frau aus Sand hermacht. PTAs Filme sehen natürlich immer genial aus, da er sein Handwerk einfach versteht, aber ich hoffe, dass er bei Inherent Vice wieder mit 65mm-Film arbeiten wird, selbst wenn es solch ein Aufwand ist. Ebenso fantastisch sind natürlich auch die Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Besonders Phoenix' Performance steht Daniel Day-Lewis' in There Will Be Blood an Intensität in nichts nach. Die Figur ist so extrem und unberechenbar und Phoenix bringt das einfach zur Perfektion. Man wartet eigentlich nur darauf, dass er jemandem an die Gurgel geht.
Dass manche von dem Film enttäuscht sind, kann natürlich auch sehr gut daran liegen, dass seine Sekten-Thematik von den Medien vollkommen aufgeblasen wurde. Es geht viel mehr um die Beziehung zwischen Quell and Dodd als um den Aufstieg von The Cause. Daher gehen die Nebenfiguren auch ein wenig unter (Schade, dass Laura Dern nur so kurz zu sehen war), aber wenn man zwei Hauptdarsteller dieses Kalibers hat, fällt das natürlich nicht so sehr ins Gewicht. Über das Ende muss ich noch eine Weile nachdenken, aber ich war mal wieder schwer begeistert. Paul Thomas Anderson bleibt die Nr. 1 aktueller amerikanischer Regisseure. 9/10
Meine Wertungen fühlen sich in letzter Zeit etwas inflationär an, aber irgendwie laufen gerade ziemlich viele gute Filme.
