logan99 hat geschrieben:Störend ist für mich dann noch, dass ich eigentl. überhaupt keine Ahnung habe, wo uns die Writer schlussendlich hinführen wollen, da irgendwie keine Erzählschema vorhanden ist.
Es ist halt eine Smalltown Mystery Soap mit Twist - kein zentraler Erzählstrang sondern viele kleine, die miteinander verflochten sind. Da finde ich es nicht unbedingt sinnvoll, sich zu fragen, wo die Macher hinwollen, ähnlich wie es völlig sinnfrei wäre, sich bei einer Daily Soap zu fragen, wo das Ganze hinführen soll. (Daher habe ich auch wenig Probleme, mir vorzustellen, wie man die Serie über die erste Staffel hinaus fortsetzen kann)
Und jetzt dürfte mit dem verseuchten Wasteland um den Dom herum das Außenwelt-Thema noch weiter in den Hintergrund rücken, denn da wird so schnell wohl niemand mehr auftauchen.
Ich finde auch, dass diese in Diskussionen ständig aufkommende Forderung, den Ursprung des Doms aufgeklärt bekommen zu wollen als sei es das einzig wichtige, ist ein bedauerlicher Auswuchs der Gegenwart, Prämissen nicht mehr als interessantes "Was wäre wenn" zu akzeptieren. Wir wissen doch alle, dass diese Auflösung wohl bescheuert ausfallen wird (ich hab das Buch nicht gelesen, aber dort soll es ja ähnlich gewesen sein). Die Geschichte von Chester's Mill würde es keinen Schritt voranbringen, sondern nur Sense of Wonder beschädigen.
[kann sein, dass ich mich irre und die Auflösung wird genial - ich bezweifle es]
Folge 5 fand ich gut, auch wenn natürlich klar war, dass der Dom unbeschädigt bleibt.
Die Geschichte um Junior finde ich nicht annähernd so nervig wie das hier offenbar allgemein empfunden wird und gerade in dieser Folge passte das alles ziemlich gut zusammen: Big Jim bricht das Weltbild von seinem Sohn zusammen, in seiner ersten Hilflosigkeit lässt er Angie eingesperrt, weil er weiß, dass Junior am Arsch ist wenn alles rauskommt. Dann gewinnt im Endeffekt das Unrechtsbewusstsein (nicht erst als MOAB aufkommt - er versucht ja schon vorher mit Junior zu reden). Juniors labile Psyche erlebt einen emotionalen Zusammenbruch als er seine Mission von höherer Gewalt gescheitert sieht. Und Angie erfährt Junior im Angesicht des Todes als eine völlig andere, schutzbedürftige Person und einzigen Menschenseele weit und breit in der verlassenen Stadt. Ich fands jedenfalls schlüssig erzählt.
Was mich deutlich mehr nervt ist die elendige Barbie/Reporterin-Story. Mit dem Wissensvorsprung, dass er ihren Mann auf dem Gewissen hat ist das einfach nur noch dämlich anzusehen wie sie jede Folge irgendwie nach ihm Ausschau hält und auf eine Rückkehr hofft. Und die Hintergründe interessieren mich da nicht die Bohne, denn tot ist er ja sowieso schon.
Dass der Reverend am Ende gekillt wird, war nur konsequent. Seine Figur war in der Folge so extrem überzeichnet, das hätte man nur noch steigern können, hätte er demnächst einen religiösen Kult um sich geschart (und dann wäre es extrem lächerlich geworden). So tritt er ab als jemand, dem als religiösem Fanatiker das Miterleben des scheinbar Übermenschlichen in den Wahnsinn getrieben hat.