baumarktpflanze hat geschrieben:Auf der anderen Seite ist es sicher auch der Sendeplatz. Sonntags um die Zeit haben wahrscheinlich nicht viele den Nerv, sich eine solche Serie anzuschauen. Die Frage, die man dann aber beantworten muss, ist, wann die Serie dann laufen soll, wenn nicht da. Und da habe ich auch keine Antwort mehr.
Vielleicht ist aber auch die Thematik sehr speziell. Politische Zusammenhänge sind in deutschen Serien und auch im deutschen Fernsehen eher unterrepräsentiert. Wir sind in den letzten Jahren immer mehr auf Krimiserien geprägt worden, bei denen man sicher sein kann, dass man nach 42 Minuten weiß, wer der Täter ist.
Das mit dem Sendeplatz kann man sich aber auch schönreden, wie immer man es sich gerade zurechtdrehen möchte. Sicher, für die arbeitende Bevölkerung ist 23:15 Uhr nun kein Sendeplatz, der übermäßig geeignet ist, aber du sagst es ja schon: Wann soll es sonst laufen? Der Ausstrahlungstag ist meines Erachtens über jeden Zweifel erhaben, da ich nur am Sonntag in Sat.1 eine Basis für einen kleinen Erfolg sehe (eventuell noch am Donnerstag, aber dort läuft da das übrigens kaum minder sehenswerte "Hannibal" aktuell). Und dieses "so spät kann ich so eine Serie nicht mehr schauen", wird ja oft und gerne als Argument genutzt, wenn eine komplexe Serie schlechte Quoten holt. Die Erfahrung war aber eigentlich immer: Platziert man sie prominenter, steigen die Reichweiten kaum - die Marktanteile fallen allerdings ins Bodenlose.
Und jo, sicher ist die Thematik (wie auch die gesamte Produktion) speziell. Aber das ist es ja eben, was mich so traurig stimmt: Dass ich bei vielen nicht einmal eine wirklich nachhaltige Bereitschaft sehe, sich mal Formate außerhalb der Standardkost zu geben.
redlock hat geschrieben:Doch, es gibt auch in Deutschland ein Publikum für solch hochkarätigen Serien. Nur, die guckt sich das nicht auf SAT1 an, sondern hat die Serie schon vor Monaten anderweitig gesehen.
Schau mal im Forum Englischspraches Fernsehn rein und du wirst merken, dass die Serie dort gut bis sehr gut aufgenommen wurde.
Die Zielgruppe für hochkarätige Serien -- gerade wenn sie in Englisch sind -- wartet nicht.
Das ist auch ein gerne genutztes Argument und hier kann ich nicht einmal wirklich fundiert etwas dagegen halten. Aber ich hätte auch mal gerne wirkliche "Beweise" für die These, dass dieses Publikum bereits vor der Sat.1-Ausstrahlung fast vollständig abgeschöpft wurde. Wenn ich die Experten-Diskussionen verfolge, läuft es nämlich immer auf ziemlich stark divergierende Aussagen hinaus: Der eine Teil argumentiert wie du, der andere Teil meint, die Online- und Pay-TV-Nutzung ist im Vergleich zur Fernsehausstrahlung derart mickrig, dass sie beinahe zu vernachlässigen ist.
Und ohne den Usern im UK/US-Forum zu nahe treten zu wollen, aber für mich stellen diese eine nahezu lächerliche Minderheit an Serien-Nerds dar, von denen es in Deutschland wohl noch nicht einmal eine siebenstellige Zahl gibt. Ich lese ja gerne in diesem Forum nach und poste dort ja auch hin und wieder, aber es sagt für mich wirklich null darüber aus, ob eine Serie bei einem etwas breiteren Publikum ankommen kann.
Kunstbanause hat geschrieben:Einmal das, das stimmt auch alles - und andererseits gibt es eben so unglaublich viele Serien, dass beinahe ein Overkill herrscht. Ich merke das bei meiner Schreiberei, wie verdammt viele Serien das sind. Und irgendwo machen die Leute dann halt auch Abstriche, weil sie gar nicht alles schauen können und auch wollen. Ich selbst würde mich als absoluten Seriensüchtel beschreiben, aber ich kann auch nur eine gewisse Dosis ab. Und dann habe ich letztendlich auch nicht unbedingt Lust, mich erst durch jede Serie zu quälen und mit dem Urteil zu warten, bis ich auch die letzte Folge geschaut habe.
Das ist richtig und geht mir auch so. Ich hab auch noch so viel zu schauen und komme da, trotz eines relativ üppigen Maßes an Freizeit, auch einfach kaum zu. Aber ich hab mich bei HoC anfangs wie bei fast jeder neuen Serie auch erstmal etwas schwer getan, hatte aber ein gewisses Grundinteresse, da speziell gemacht und hinreißend geschauspielert, weshalb ich ein wenig abwartete und mich durch die ersten zwei, drei Folgen kämpfte. Ab Folge vier etwa war ich dann drin und totaler Fan davon und heute bin ich sehr dankbar, nicht schon nach der ersten Folge rumgenölt zu haben.
Aber klar, das muss jeder selbst entscheiden, wie er Serien konsumiert.
redlock hat geschrieben:Jeder hat eine solche Serie

Bei mir ist es (u.a) ''Mad Men'' das ich absolut langweilig finde und wo ich nur 11 Folgen durchgehalten habe. Dann war Schluss und ich hab es nicht bereut :lol:
Und ja, es wir leben im Golden Zeitalter des TVs -- was Qualität aber auch Quantität angeht
Jap, ich habe natürlich auch solche Serien. "Mad Men" hast du ja bereits angesprochen, das gab ich nach sechs Folgen glaube ich auf, weil es mich durchweg anödete, so schön es auch gefilmt gewesen sein mochte.
"Game of Thrones" fand ich grundsätzlich total genial, spannend und fantastisch gefilmt, aber jede Folge hat mich angestrengt, da ich durch die Konstellationen der tausend Familien und Schauplätze nicht durchblickte. Deshalb hab ich da nach der ersten Staffel auch den Stecker gezogen, da ich einfach zu viel Anstrengung aufbringen musste zum Konsum und irgendwann keine Lust mehr hatte, ständig zu googlen, um wen es eigentlich gerade wieder geht. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang aber, dass "House of Cards" diese Masse an Figuren auch vorgeworfen wird. Finde, hier blickt man ziemlich gut durch, es gibt doch durchaus eine Zentrierung auf einige wenige wichtige Figuren (Frank und seine Frau, Zoe Barnes, Franks Assistent, Peter), die die Serie alles in allem doch ziemlich alleine tragen.
"Die Sopranos" hat mich auch nicht erreicht. Da gab ich dann nach Folge zehn oder so auch auf.
Ja, also ist nicht so, dass ich alles geil finde, was hochgelobt ist.
Commi hat geschrieben:Aber ich hielte es auch für falsch, den Untergang des Abendlandes herauf zu beschwören, nur weil jemand die Serie nicht mag und die Quoten nicht so knallermäßig sind.
Na, so meinte ich das auch nicht. Aber es ist halt fast immer so. Welche internationale Qualitätsserie läuft denn bei einem größeren Sender wirklich stark? Da kann man eventuell "Sherlock" im Ersten nennen, vielleicht auch noch "The Walking Dead" auf RTL II (wobei... Qualitätsserie find ich da schon etwas schwierig, weil ichs zumindest schauspielerisch nun nicht so überragend finde und die Thematik auch recht massentauglich, wenn auch in der Konsequenz ihrer Umsetzung herausstechend) und die erste "Homeland"-Staffel. Sonst fällt mir da grad nix ein. Dafür aber etliche Serien, die entweder floppen oder nur auf Spartensendern zu finden sind:
Modern Family, Breaking Bad, Game of Thrones, Mad Men, Hannibal, Dexter, Californication, American Horror Story, Downton Abbey, Boardwalk Empire, House of Cards, The Wire
Habe jetzt nicht alle diese Serien schon gesehen, aber bei Kritikern und Serienfans kommen die alle hervorragend an, gehen allerdings beim Massenpublikum fast durch die Bank weg unter. Das ist doch kein Zufall...
Familie Tschiep hat geschrieben:Vielleicht solltest du dir erst einmal Borgen reinziehen, liebes Fernsehfohlen, vielleicht kannst du nachvollziehen, was wir vermissen. Auch Borgen sagt man keine schlechte Qualität nach.
Ein letztes Mal: Ich werde mir "Borgen" noch ansehen, sobald ich Zeit und Lust habe. Ich habe mir die Serie in die Watchlist geschrieben und bin daran auch grundsätzlich interessiert. Aber ich habe auch noch andere Serien, die ich mir ansehen möchte. Und deine Penetration mit diesem Format empfinde ich inzwischen als anstrengend.
Tony Montana hat geschrieben:Die "Ruhe" der Serie gefällt mir sehr gut. Schön mal wieder eine spannende Serie ohne große Actioneinlagen und Liebesdramen zu haben
Ach schön. Doch mal jemand, der "HoC" ähnlich wahrnimmt wie ich. Ich liebe die Ruhe des Formats, ich liebe den zynischen und negativen Unterton und ich liebe es, dass kaum Zeit für die immergleichen Beziehungsdramen verschwendet wird.
Und ich liebe natürlich auch Kevin Spacey. Ein toller Mann mit einem wunderbaren Sinn für Humor. Da werd ich glatt zum Fanboy, wenn ich ihn schauspielern sehe.
Sollte die Serie abgesetzt werden, wüsste ich aber nicht, warum sie bei sixx laufen sollte. Sie wird derzeit schon bei Maxx präsentiert und spricht für meine Begriffe auch deutlich eher ein männliches denn ein weibliches Publikum an. Was nicht heißen soll, dass Frauen hier nicht reinschauen sollten, aber so grundsätzlich würd ichs eher als "Männerserie" bezeichnen.
So, genug geschrieben. Dabei würde ich so gerne noch auf einige Punkte hier eingehen, aber dann werd ich nie fertig.
Interessante Diskussion jedenfalls.
Fohlen