Theologe hat geschrieben:
Hat eigentlich jemand Ender's Game gesehen? Ich habe gelesen, dass die Vorlage kein Jugendbuch sei, aber der Trailer schrie nach Young Adult.
Film nicht gesehen, aber das Buch diesen Sommer gelesen:
Der Begriff Jugendbuch, den du vermutlich mit Young Adult meinst, wird meist irreführend für die Bezeichnung einer Zielgruppe statt eines Themas gebraucht. Lesbar ist der Stoff in meinen Augen für alle Altersklassen ab Jugendalter. Passender trifft es wohl Adoleszenzroman, weil das Buch im wesentlichen eine große Parabel auf eine extreme Leistungsgesellschaft ist (wie weit die unserer entspricht ist wohl der Denkanstoß), die ihre Problembewältigung auf die nächste Generation abschiebt, von der dabei schier unmenschliches verlangt wird und ihnen dabei nicht nur Kindheit und Unschuld raubt sondern auch nach jeder bestandenen Aufgabe unbarmherzig weiter den Druck erhöht, weil ja offenbar noch mehr rauszuholen ist. Das besteht dann in den von Tangaträger kritisierten sich ähnelnden Szenen, die aber eine ganz bewusst eingesetzte Redundanz haben, wodurch mich das nicht gestört hat. Im Gegenteil: die Art immer fieser die Daumenschrauben angezogen werden, um Ender entweder zum Brillant zu schleifen oder zu zerbrechen, fand ich zunehmend beklemmend.
Das alles wird eben in die Geschichte der Ausbildung von Kinderoffizieren gekleidet, aus denen unter diesem wachsenden Druck eine menschheitsrettende Erlöserfigur herauskristallisiert werden soll, was auf mittlerer Abstraktionsebene natürlich auch eine Kritik an Militarismus und Helden-Pathos ist. Das Buch war stilistisch sehr nüchtern und bis auf Zwischenkapitel um seine Geschwister eng an Enders Perspektive gehalten, die eher taktisch als emotional ist. An romantischen Nebenspielereien hatte Orson Scott Card merklich nicht das geringste Interesse. Dafür sind ein paar der Weltraum-Kampf-und-Reise-Konzepte sehr schön ausgearbeitet, besonders Schwerelosigkeit hat es ihm merklich angetan. Spätere Nebenentwicklungen auf der Erde sind zwar etwas hingebogen, dienen dann aber als Fundament für ein ziemlich gelungenes Ende, das hoffentlich so auch im Film drin ist. Wie sehr der den Fokus von diesen Themenkreisen vielleicht hin zu reinem "wir gegen die Aliens Krieg" runtergebrochen hat, kann ich dann erst beurteilen, wenn ich ihn selbst gesehen habe.