- Di 22. Jul 2014, 22:23
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The Leftovers
Okay hier haben wir also eine Serie, die auf einem dicken Mystery-Rumpf fußt, der aber absehbar nicht wirklich aufklärbar sein wird - außer man dreht am Ende der Serie so einen dusselige Twist, dass es eher so ein Rapture-Testlauf war, um zu schauen, welche Menschen auf Erden noch den Glauben bewahren, nachdem der Jackpott "Himmel" scheinbar nicht mehr zu gewinnen ist. Dafür werden wir tief in eine desillusionierte Weltstimmung geworfen, wo die Menschen auch drei Jahre später noch versuchen damit umzugehen. Story-Problem #1: niemand tut wirklich etwas. Es gibt keinen echten Agens, nur Leute, die versuchen zu ertragen - oder halt vor sich hin möppern oder weinen, weil selbst Rebellieren es nicht mehr so richtig bringt. Daraus lässt sich aber nur schwerlich Spannung machen, was man der Pilotfolge schon an allen Ecken angemerkt hat. Das kaschierte man lediglich damit, dass die Geschichte so sehr in Ellipsen erzählt wird, dass man die meiste Zeit damit beschäftigt war, zusammenzupuzzeln, wer wie mit wem zusammenhängt, und durch den Creepy-Faktor des Kults. Den hat man aber nach billigstem Strickmuster zum Spannungselement konstruiert: schweigend rauchende Stalker, die überall auftauchen. Hui, was wollen die bloß? Man, weiß es nicht. Sie reden ja nicht. Oh come on.
Und für den Fall, dass das noch nicht genug Mystery Soße ist, setzt man hunderte Kilometer entfernt noch einen Nebenhandlungsplatz, wo man einen Haufen Foreshadowing der nebulös schwammigsten Art rausbläst.
Ne danke. Auf eine neue Mystery-Show, die mit riesigen Fragezeichen hausieren geht und mir am Ende wieder selbstgerecht mit einem "aber es ging doch von Anfang an nur um die Charaktere und ihren seelischen Zustand" kommt (klar, deshalb baut man ja auch eine Art Prophetenfigur ein, die Visionen von großen Veränderungen verkündet), habe ich keine besondere Lust. Besonders dann nicht, wenn mich von den Charakteren in so einer langen Pilotfolge kein einziger eine empathische Bindung erzeugen oder wenigstens eine gewisse Faszination entwickeln konnte.
Hübsch produziert, inhaltlich dürftig.
5/10
"And in that moment, I swear we were infinite."