Kingdom 8,5/10
Nachdem fast alle meiner größten Hoffnungen unter den Neustarts 2014 entweder unter meinen hohen Erwartungen blieben und/oder tonal in eine andere Richtung gingen (Penny Dreadful, The Strain, Marco Polo, From Dusk Till Dawn, The Red Road. Mit Black Sails und The Leftovers stehen allerdings noch ein paar aus.), findet sich unter den letzten Versuchen doch noch ein Volltreffer. Zwar verfolgt Kingdom auch nicht die Rocky/Lights Out (meets Sons of Anarchy) Richtung, die ich vorher erhofft habe, weil die prollig aggressiven White Trash-Charaktere dafür bisher noch (2 Folgen) zu unsympathisch sind und der Aufsteiger-Aspekt zu kurz kommt. Momentan ist es eher The Fighter vs Animal Kingdom. Was auf andere Weise zum Glück ähnlich interessant für mich ist.
Was Kingdom die Chance gibt, vielleicht direkt die Lücke von SOA unter den Top 5 meiner noch laufenden Lieblingsdramen zu schließen, ist dieser Mix aus unverfälschter, distanzloser Rauheit, die eine Atmosphäre erzeugt, in der jederzeit alles möglich scheint auf der einen Seite und Herz sowie leiser (bis lauter) Tragik als Gegengewicht. Charaktere und Serienuniversum wirken hier direkt so lebendig wie es nur wenigen Serien aus dem Stand gelingt und damit geht der Vorteil einher, dass ich sie nicht nur für ihre Klasse respektiere, sondern dass auch mein Herz und Bauch angesprochen wird. Wie es nach dem Ende von SOA aktuell sonst nur noch GOT und WD zu 100 % glückt. Viele anderen Top-Dramen sind entweder mörderisch unterhaltsam, aber inhaltlich überschaubar ambitioniert (wie Strike Back oder The Strain) oder ambitioniert, handwerklich und erzählerisch erstklassig umgesetzt, aber die emotionale Distanz zu Charakteren und Geschehen ist so groß, dass es nie eine Liebesgeschichte wird (House of Cards als Musterbeispiel). Bleibt zu hoffen, dass Kingdom keiner dieser Fälle ist, die sich nach einem faszinierenden Start in eine falsche Richtung entwickeln oder die nur einen Trick beherrschen und sich in folgenden Staffeln endlos selbst wiederholen. Bisher kann ich mich den positiven Stimmen hier aber absolut anstimmen und nur die Werbetrommel für diese zu Unrecht in der US-Aufmerksamkeit untergegangene Serienperle anschlagen.
btw. Wieso gibt es hier Werbepausen? (unverkennbar an hässlich abgehackten Schnitten in den Rips). Ich dachte DirectTV wäre PayTV und Kingdom geht in Sprache (Fuck) und Nacktszenen ja auch offensichtlich über die Cable-Grenzen hinaus. War das bei den letzten Staffeln von Damages und FNL auch schon so?