- Do 24. Mär 2016, 15:31
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Batman v Superman – Dawn of Justice
(Und ich bemüh mich, auf Spoiler zu verzichten.)
Ja, ich war gestern in der Vorpremiere. Dass der Streifen bei den Kritikern eher mies wegkommt, hab ich (zum Glück?) erst im Nachhinein erfahren, muss allerdings sagen, dass mich das nicht überrascht, auch wenn ich den Film im Großen und Ganzen ziemlich unterhaltsam fand.
Die zweieinhalb Stunden Laufzeit gingen erstaunlich fix vorbei, hat sich nicht so lange angefühlt. Längen hat der Film keine, stattdessen gibt es eigentlich nonstop Action und an den Hauptdarstellern, der Optik und dem Soundtrack hab ich auch nichts auszusetzen. Sogar der 3D-Effekt gefiel mir ganz gut, deutlich besser als bei Star Wars (obwohl ich’s trotzdem für überflüssig halte, echten Mehrwert bekommt der Film dadurch nicht).
Nur … tja. Der Film war einfach zu voll. Viel zu voll. Das Hauptproblem ist in meinen Augen wirklich, dass man hier mit einem einzelnen Film versucht, ein ganzes Universum aufzubauen. Dass man «Man of Steel» noch rückwirkend integrieren möchte, hilft da auch nicht viel. Ist zwar an sich eine nette Idee, die Zerstörungsorgie aus MoS als Aufhänger zu nehmen, aber es gelingt nicht recht, ist nicht zu Ende gedacht und man merkt einfach, dass es ursprünglich nicht so geplant war. Die neuen Figuren werden mit dem Brecheisen eingeführt und zusammengebracht und es kommt einfach nicht die Art von dichter, intensiver Atmosphäre auf, die man von einem Aufeinandertreffen von Superman, Batman, Wonder Woman, Lex Luthor und dem Rest erwarten würde. Dafür sind die Figuren einfach zu neu und meistens damit beschäftigt, irgendwas oder irgendwen zu verprügeln. Man erfährt nicht viel, es entwickelt sich keine richtige Dynamik, es ist halt mehr ein Abhaken von Punkten auf einer To-Do-Liste.
Das soll keine Kritik an den Charakteren oder den Darstellern sein, ich fand die alle gut umgesetzt und Afflecks Batman hat mir genau so gefallen wie Gal Gadot als Wonder Woman und Eisenberg als Lex, aber man hat sie einfach nicht gut eingesetzt. Dafür musste zu viel in zu kurzer Zeit passieren, um alles in einen Film pressen zu können, und dadurch bleibt viel Potenzial auf der Strecke. Hätte «Man of Steel» schon (kleine) Auftritte von Lex und Batfleck gehabt und Wonder Woman einen eigenen Film, hätte man hier viel mehr herausholen können. Aber dafür hätte es mehr Vorarbeit gebraucht, vielleicht auch ein bisschen mehr Vertrauen in das DC-Universum. So fühlt es sich an, als wollte man auf Teufel komm raus mit Marvel aufschließen, und der Zuschauer bleibt dabei auf der Strecke.
Natürlich gab’s auch ein paar echt dumme und überflüssige Szenen und ein paar Augenrollmomente, aber die trüben das Gesamtbild nicht besonders. Ich denke, für eingefleischte DC-Fans, die sich mit den Comics auskennen, dürfte es ein richtig guter Streifen sein, gerade, weil er so vollgepackt ist. Für Leute wie mich, die Batman und Superman kennen und von Wonder Woman wenigstens schon mal gehört haben, aber kein tieferes Vorwissen haben, ist es zumindest noch ein guter Film mit ein paar Schwächen. Aber Zuschauer, die gar kein Comic-Wissen mitbringen und nur die Filme kennen, dürften sich im Kino öfter mal am Kopf kratzen. Die hat man nicht gut abgeholt und viele Zusammenhänge bleiben einfach unerklärt, was ein bisschen schade ist.
Zauberland ist abgebrannt.