- So 9. Okt 2016, 15:35
#1489519
Weder das eine noch das andere Modell ist per se besser. Die einzige relevante Frage ist doch: stehen Erzählstoff und Laufzeit in einem angemessenem Verhältnis zueinander und woraus setzt sich dieser Erzählstoff zusammen. Film hat inzwischen in meinen Augen ein drastisches Problem, weil es in 100-150 Minuten immer elliptischer erzählen muss. Um bei allem was die Zuschauer schon kennen und an Plotstrukturen vorhersagen können noch irgendwo im Feld des nicht erwartbaren anzukommen, wird ein immer längerer Storyvorbau nötig. Um das etwas zu kompensieren wird mit immer stärkeren Auslassungen gearbeitet. Das merkt man besonders, wenn man sich bei vielen Filmen die deleted scenes ansieht und feststellt: hey, das war eigentlich gutes Material. Aber wenn man der Kommentarspur folgt, sieht man auch schnell ein: stimmt, eigentlich hat diese Szene nichts transportiert, was in durch die umliegenden und im Film gebliebenen Abschnitte nicht schon klar genug geworden wäre.
Gerade bei Kinofilmen übertreiben sie es da in letzter Zeit gerne mal, um noch unter einer gewissen Zeitmarke zu bleiben (siehe sämtliche DC Filme), aber belegt ja nur wie stark dieser Trend zur Story-Kompression vorangeschritten ist. Das ist an sich aber auch nichts schlechtes. Es spart uns Redundanzen in den Szenen. Ich brauche nicht fünf Szenen in der ersten Staffelhälfte von Daredevil, wo Matti sich wieder durch lang ausinszeniertes Gekloppe schwerste Blessuren zuzieht und ihm dann wechselnde Rollen sagen: So geht das nicht weiter. Du kannst das nicht alles alleine aufhalten.
Doch, aber ich muss
Nein, das ist nicht deine Verantwortung
Doch, sonst macht das keiner richtig.
Wieder und wieder und wieder.
Das ist es, was das Erzähltempo runterdrückt. Dialoge, die nichts neues transportieren. Szenen, die in einem Film längst am Boden des Schneidetisches gelandet wären, weil der Cutter zu Recht festgestellt hätte: treibt die Handlung nicht voran, verändert die Positionierungen der Figuren zueinander nicht und ändert auch keine inneren Einstellungen. Ist eigentlich nur eine Wiederholung von dem, was wir schon hatten.
Sowas nennt man script-fat.
Eigentlich sollte ein producer oder director sowas schon vor Drehstart bemerken und entsprechend trimmen, denn jede Filmminute ist teuer. Nicht nur in der Produktion. Sie kostet auch die Zeit und Aufmerksamkeit der Zuschauer und da muss ein konstanter Gegenwert an neuen Informationen oder besser noch neuen, interessanten Plants and Pay Offs geliefert werden. Wird das Verhältnis Neues zu Filmminuten zu niedrig, verliert man Aufmerksamkeit und Interesse. Es gibt nur wenige gute Dramaturgiekniffe, um mit solchen Redundanzen positiv gezielt zu arbeiten. In dem Fall nennt man das audience affirmation und kann zum Beispiel zur Vorbereitung eines großen Twists genutzt werden. Audience affirmation ist, wenn man in einer ganzen Reihe von Szenen die erwartbare Vorhersage des weiteren Handlungsverlaufs durch den Zuschauer auch genau so eintreffen lässt. Dann bekommt der die Sicherheit smart zu sein und den Plot voll durchschaut zu haben. Diese Sicherheit kann man dann mit einem besonders cleveren Twist voll gegen die Wand fahren lassen und damit die Wirkung einer nicht mehr eingetretenen Erwartung maximieren. Problematisch wird es aber, wenn audience affirmation einfach so vor sich hinläuft und es zu keinem Wendepunkt kommt. Dann hat man einfach nur eine lange Reihe von Szenen, die genau so verlaufen, wie man sich das schon zu ihrem Beginn denken kann. Ganz extrem war das in der dritten Folge der Staffel, wo ich dann aus Genervtheit auch angefangen habe zu skippen. Satte 30 Minuten in vielleicht 4 Minuten geschaut. Am Ende fehlte mir nicht EINE relevante Information und die Standpunkte der Figuren hatten sich kein Stück verändert.
Das war kein Drehbuch-Fat mehr, dass war eine ganze Schwabbelfolge voll wulstig-schlampiger Dramaturgie.
Und da muss ich einfach sagen: das leisten sich die Network Konkurrenten von Flash, SHIELD und co einfach nicht. Die haben ihre eigenen Macken, aber sie mäandern nicht derartig vor sich hin.
Gerade bei Kinofilmen übertreiben sie es da in letzter Zeit gerne mal, um noch unter einer gewissen Zeitmarke zu bleiben (siehe sämtliche DC Filme), aber belegt ja nur wie stark dieser Trend zur Story-Kompression vorangeschritten ist. Das ist an sich aber auch nichts schlechtes. Es spart uns Redundanzen in den Szenen. Ich brauche nicht fünf Szenen in der ersten Staffelhälfte von Daredevil, wo Matti sich wieder durch lang ausinszeniertes Gekloppe schwerste Blessuren zuzieht und ihm dann wechselnde Rollen sagen: So geht das nicht weiter. Du kannst das nicht alles alleine aufhalten.
Doch, aber ich muss
Nein, das ist nicht deine Verantwortung
Doch, sonst macht das keiner richtig.
Wieder und wieder und wieder.
Das ist es, was das Erzähltempo runterdrückt. Dialoge, die nichts neues transportieren. Szenen, die in einem Film längst am Boden des Schneidetisches gelandet wären, weil der Cutter zu Recht festgestellt hätte: treibt die Handlung nicht voran, verändert die Positionierungen der Figuren zueinander nicht und ändert auch keine inneren Einstellungen. Ist eigentlich nur eine Wiederholung von dem, was wir schon hatten.
Sowas nennt man script-fat.
Eigentlich sollte ein producer oder director sowas schon vor Drehstart bemerken und entsprechend trimmen, denn jede Filmminute ist teuer. Nicht nur in der Produktion. Sie kostet auch die Zeit und Aufmerksamkeit der Zuschauer und da muss ein konstanter Gegenwert an neuen Informationen oder besser noch neuen, interessanten Plants and Pay Offs geliefert werden. Wird das Verhältnis Neues zu Filmminuten zu niedrig, verliert man Aufmerksamkeit und Interesse. Es gibt nur wenige gute Dramaturgiekniffe, um mit solchen Redundanzen positiv gezielt zu arbeiten. In dem Fall nennt man das audience affirmation und kann zum Beispiel zur Vorbereitung eines großen Twists genutzt werden. Audience affirmation ist, wenn man in einer ganzen Reihe von Szenen die erwartbare Vorhersage des weiteren Handlungsverlaufs durch den Zuschauer auch genau so eintreffen lässt. Dann bekommt der die Sicherheit smart zu sein und den Plot voll durchschaut zu haben. Diese Sicherheit kann man dann mit einem besonders cleveren Twist voll gegen die Wand fahren lassen und damit die Wirkung einer nicht mehr eingetretenen Erwartung maximieren. Problematisch wird es aber, wenn audience affirmation einfach so vor sich hinläuft und es zu keinem Wendepunkt kommt. Dann hat man einfach nur eine lange Reihe von Szenen, die genau so verlaufen, wie man sich das schon zu ihrem Beginn denken kann. Ganz extrem war das in der dritten Folge der Staffel, wo ich dann aus Genervtheit auch angefangen habe zu skippen. Satte 30 Minuten in vielleicht 4 Minuten geschaut. Am Ende fehlte mir nicht EINE relevante Information und die Standpunkte der Figuren hatten sich kein Stück verändert.
Das war kein Drehbuch-Fat mehr, dass war eine ganze Schwabbelfolge voll wulstig-schlampiger Dramaturgie.
Und da muss ich einfach sagen: das leisten sich die Network Konkurrenten von Flash, SHIELD und co einfach nicht. Die haben ihre eigenen Macken, aber sie mäandern nicht derartig vor sich hin.
"And in that moment, I swear we were infinite."