- Fr 7. Jan 2011, 00:38
#926267
Da haben sich die Herrschaften aus Ludwigshafen mal wieder nicht gerade mit Ruhm bekleckert – ganz im Gegenteil: Das war so schlecht, wie ich es in meiner Tatort-Laufbahn selten erlebt habe!
Die Reihe „Ludwigshafen – ein Team schafft sich ab“ hat endgültig einen neuen Tiefpunkt erreicht, und so hat sich das ehemalige Vorzeigeteam heruntergewirtschaftet zu einem Team, bei dem sich das Einschalten nicht mehr lohnt. Der österreichische
Standort rettete sich zuletzt mit einem wirklich überraschend ordentlichen Fall vor der Missachtung meinerseits, beim Team aus Ludwigshafen ist es nun wohl vorbei. Was war denn das bitteschön für eine grausige Vorstellung?
Kopper durfte wie immer den Bodyguard von Klein Lena abgeben und im Hintergrund mahnende Worte an die Adresse aufmüpfiger Verdächtige richten. Wie üblich ständig mit einem grimmigen Blick ausgestattet , ist er auch hier wieder der Lieferant einer Nebengeschichte, die das große Ganze wohl irgendwie erheitern sollte. Ähnlich wie beim Besuch des italienischen Neffen in einem der letzten Fälle, ging das auch dieses Mal gehörig nach hinten los. Eine zugegeben sehr attraktive Politesse schob Dienst auf der Wohnstraße des Herren Hauptkommissars, und legte sich prompt mit Kopper an. Leider war dieses Auftauchen der Politesse, sie legte auch nette Zettel unter die Scheibenwischer, weder lustig noch sonderlich prächtig in Szene gesetzt. Unnötig!
Apropos schlecht inszeniert, da tauchten auf einmal auch noch Hooligans auf. Alle riefen gaaaanz furchteinflößend: „Hooligans, Hooligans“ (wer an dieser Stelle schon den Kopf schüttelt, dem sei dies schonmal gestattet – ich meine, bezeichnen die Hooligans sich wirklich selber die ganze Zeit so bei Auftritten?), und diese Hools legten sich mit den armen Polizeischülern an, die auf die Parade der bösen Jungs angesetzt worden waren. Autoscheiben wurden zerschlagen, die Jungspunde der Polizei wurden abgeworfen, und letzendlich noch mit Knüppel bedrängt. Dieser Hooliganüberfall war dermaßen erbärmlich inszeniert, sodass man glatt Mitleid hätte kriegen können. Doch es wurde noch besser. Die Hooligans waren kräftig am Hauen, die Polizisten schienen auf dem Weg der Niederlage entlang zu schreiten. Doch im letzten Augenblick darf Kommissarin Lena ganz unbehelligt durch die prügelnde Meute einem bedrängten Polizeischüler zur Hilfe eilen, und per Schuss das Gemenge auflösen.Ich will das auch mal ausprobieren, und bei Hooliganprotesten zwischen der Menge einfach mal so herumspazieren. Ich wette, ich bekomme das ebenso toll hin...
Und der Fall? Achja, der Fall. So etwas gabs auch noch. Hätte ich fast vergessen. Vergessen ist ein passendes Stichwort (ich weiß, ich weiß, wegen meiner top Überleitungen des heutigen Tages braucht ihr mich jetzt nicht zu loben ^^), denn der Fall war wirklich vergessenswert. In der ersten Stunde baute sich Autor Schlüter mühsam ein Konstrukt über geheime Ermittlungen der toten Polizeischülerin zusammen, bei denen sie illegalen Dopingmachenschaften eines Fitnessstudios auf die Schliche gekommen war. Nach einer guten Stunde sagten uns aber der Autor und Regisseur Schneider: „Ätschibätsch“, und schnitten innerlich wohl eine fiese Grimasse. Denn, was dem gewieften Stammgucker von vornherein bereits klar war, auf einmal wurde es immer ersichtlicher, dass der Täter im Kreis der Polizeischule zu finden war. Das letztlich der Vater, zugleich Direktor der Institution, des Anvertrauten der Toten und eben jener Mann mehr mit der Angelegenheit zutun hatten, war ebenso nicht gerade verwunderlich. Dass der Direktor der Polizeischule natürlich noch der alte Lehrer Lenas, sie war, ich weiß, man mags kaum glauben, auch noch seine beste Schülerin, war und ein guter Freund der toten Dame auch schwarz Taxi fuhr, war nur noch die Krönung eines ansonsten leidlich uninterressanten und auch nicht gerade grandios gespielten Tatortes. Von der schwachen Inszenierung mal ganz zu schweigen. Der Unterhaltungsgrad blieb vollkommen auf der Strecke, daran konnten nicht einmal die Herren Herforth und Redl etwas ändern.
Der Fall der Woche war einfach grausam konstruiert und völlig schlecht strukturiert.Hätte man nach einer Stunde eingeschaltet, dann hätte man die im Nachhinein vollkommen unwichtige und unnötige Dopinggeschichte auch nicht vermisst. Für den billigen Nebenplot und für einige ziemlich abstruse Szenen habe ich eh schon genug Energie verschwendet.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Eltern und Angehörige von Mördern sich immer vor die Täter stellen, und das Lena Odenthal sowohl mit als auch ohne Pferdeschwanz unerträglich ist.
Nochmals ein schönes Stichwort, für meine Endabrechnung, denn dieser Tatort war echt:
Unerträglich - irgendwann ist es Zeit zu gehen. Lena und ihr italienischer Kollege haben den richtigen Zeitpunkt scheinbar verpasst. Die Luft ist nun wirklich endgültig raus. Macht endlich Schluss!
1,5/10 - sogar noch schwächer als das Ungeziefer aus Köln von vor ein paar Wochen.