Yvonne ist eine im Jahr 2005 geborene, braun-weiße enthornte Hausrindkuh, die aus menschlicher Obhut entwich und daraufhin relativ starkes Medieninteresse erzielte. Sie wurde zunächst als Milchkuh in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf einen Bergbauernhof im Liesertal (Österreich) gehalten. Im Frühjahr 2011 wurde sie an einen Landwirt im deutschen Landkreis Mühldorf am Inn (Bayern) verkauft. Dort sollte sie gemästet und anschließend geschlachtet werden. Am 24. Mai 2011 entfernte sie sich vom Weidegelände ihres Besitzers und hält sich seitdem in einem Waldgebiet beim Zangberger Ortsteil Palmberg sowie in Taubental versteckt.[2] Zeitweise wird sie dort auch auf offenen Feldern gesichtet.[1] Dies hat während der nachrichtenarmen Sommermonate für erhebliche Resonanz in den Massenmedien und in den sozialen Netzwerken gesorgt.
Inhaltsverzeichnis
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* 1 Gefahrenpotential
* 2 Fangversuche
* 3 Medienecho
* 4 Verhaltensforschung
* 5 Weblinks
* 6 Einzelnachweise
Gefahrenpotential [Bearbeiten]
Unterschiedlich wird die Frage beurteilt, ob die frei umherlaufende Kuh eine Gefahr darstelle, vor allem für den Straßenverkehr. Unterstützer der Aktionen für Yvonne bestreiten dies, während behördlicherseits bereits die vorsorgliche Tötung des Tiers durch Abschuss erwogen worden ist. Wegen der sehr viel größeren Körpermasse stelle das Rind eine wesentlich größere Gefahr für die Verkehrsteilnehmer dar als Wildtiere.[3] Medienberichten zufolge hatte die Kuh am 29. Juli 2011 eine Straße überquert und war dabei beinahe mit einem Polizeiauto zusammengestoßen. Daraufhin war sie am 30. Juli 2011 zum Abschuss freigegeben worden.[4] Allerdings meidet sie seitdem die Straßen.[5]
Tierschützer hatten sie daraufhin gekauft und ihr einen Platz auf einem der Gut Aiderbichl genannten Gnadenhöfe des Tierschützers Michael Aufhauser im Landkreis Deggendorf zugesagt. Auf der angrenzenden Straße wurde die Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 30 km/h gesenkt,[1] am Straßenrand wurden Zäune aufgestellt, es wurde aber zunächst auf eine gezielte Tötungsaktion verzichtet.
Die gegen Yvonne erlassene Gefahrenabwehrverordnung, aufgrund deren sie hätte erschossen werden sollen, ist bis zum 26. August 2011 ausgesetzt worden.[6]
Währenddessen sind Plakate mit der Aufschrift „Tötet die Kuh“ aufgetaucht.[6]
Der frühere Besitzer warnte vor dem Temperament des Tiers. Er habe sie verkauft, weil sie so nervös gewesen sei.[6] Wenn sie in Bedrängnis käme, würde sie wahrscheinlich gefährlich werden.[7][8]
Fangversuche [Bearbeiten]
Die Tierschützer und ihre freiwilligen Helfer versuchten mit unterschiedlichen Methoden, Yvonne einzufangen, und setzten dabei eine andere Kuh, ein Kalb und einen Stier ein. Durch diese Appelle an Herden-, Mutter- und Brunftinstinkte sollte Yvonne aus dem Wald gelockt werden. Außerdem errichteten sie eine Futterfalle im Wald, bei der ein Bügel über einer Futterkrippe das Tier, das sich der Krippe nähert, an der Flucht hindern soll. All diese Versuche blieben jedoch vorerst erfolglos.[9] Zwar besuchte Yvonne die anderen Tiere Waltraud und Waldi, dies jedoch nur im Schutze der Nacht, so dass sie danach wieder entkommen konnte.[3][10]
Seit Mitte August 2011 wird auch ein Hubschrauber eingesetzt, um Spuren der Kuh auszumachen.[11] Dazu wird eine Wärmebildkamera eingesetzt. Die Suche aus der Luft wird von dem privaten Radiosender Antenne Bayern bezahlt. Die restlichen Kosten trägt die Stiftung Gut Aiderbichl.[12] Wegen des heißen Wetters wird versucht, die Kuh zu betäuben, wenn sie noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Trinkwasser sucht.[13]
Kritiker haben diese Fangversuche als „eine Hetze“ verurteilt. Nicht nur die Kuh, sondern alle Tiere im Wald würden durch den massenhaften Auflauf der Leute verschreckt. Sie verschwänden deshalb im Dickicht. Eine Möglichkeit, Yvonne zu finden, bestehe nur, wenn man das Waldgebiet für einige Wochen in Ruhe lasse.[14]
Auch indische Quellen äußern sich zu dem Fall.[15]
Medienecho [Bearbeiten]
In den deutschen Medien hat Yvonnes Verschwinden für ein umfangreiches Echo gesorgt. Alle größeren Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsender berichteten über sie.
Bei Facebook gründeten sich zahlreiche Initiativen, die an ihrem Verschwinden und der Unfähigkeit der Menschen, sie einzufangen, Gefallen fanden. Man bangte um die körperliche Unversehrtheit und das Leben der Kuh. In der größten einschlägigen Facebook-Gruppe fanden bis zum 17. August 2011 über 20.000 Unterstützer zusammen.[6]
Im Ausland berichteten die britischen Tageszeitungen The Independent,[16][17] und Guardian,[18] der kanadische Radiosender CBC Radio 1[19] und auch National Public Radio über die runaway cow.[20] In Frankreich beschäftigte sich ein Blog des Nachrichtenmagazins Nouvel Observateur mit dem Vorfall,[21] außerdem der Auslandssender Radio France Internationale.[22] Auch die New York Times berichtete über das Medienecho in einem ihrer Blogs.[23]
In einigen Medien wird der Rummel um die entlaufene Kuh als typisches Sommerloch-Thema bezeichnet. Andere stellen die Frage des möglichen Abschusses in den Vordergrund und sehen Parallelen zu anderen Aufsehen erregenden Tieren, die in Bayern in den vergangenen Jahren abgeschossen worden waren, vor allem zum damals so genannten Problembär Bruno. Somit werde auch Yvonne zu einem gesellschaftlichen und politischen Phänomen. In einigen Medienberichten wurde sie bereits in Analogie zu Bruno als eine „Problemkuh“ bezeichnet.[24]
Am 13. August 2011 setzte die Bild-Zeitung eine Belohnung von 10.000 Euro aus für Hinweise, die zum Fang der Kuh führen. Sie solle dabei nicht verletzt werden.[25] Es seien aber nur wenige daraufhin unterwegs gewesen, um Yvonne zu suchen.[6]
Am 17. August 2011 berichten Medien, dass es bereits ein Lied zur entlaufenen Kuh gebe, „der Kuh-Song“, komponiert und gemeinsam mit seiner Partnerin Petra Schauer gesungen von dem Schwabmünchener Liedermacher Theo Bachschmid.[26]
Verhaltensforschung [Bearbeiten]
Klaus Reiter, Professor für Verhaltensforschung für Nutztiere an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, beurteilt das Verhalten der Kuh als außergewöhnlich.[27] Laut Reiter scheint die Kuh schnell zu den ursprünglichen Instinkten eines Wildtiers zurückgefunden zu haben. So stellte sie ihren Schlafrhythmus um und schlief tagsüber, um abends zu grasen. Deswegen wurde das Rind auch als „Kuh, die ein Reh sein will“, bezeichnet.[28][5] Diese Fügung sei zuerst von der Passauer Neuen Presse verwendet worden, hieß es im Berliner Tagesspiegel.[29]
Der Leiter des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Jörg Hartung, wies darauf hin, dass Rinder Herdentiere seien. Deshalb werde Yvonne letztlich wieder aus dem Wald herauskommen und die Gesellschaft ihrer Artgenossen suchen. Da sie in dem Gelände keine natürlichen Feinde habe und weil Kühe sich gut an die äußeren Begebenheiten anpassen könnten, bestehe für sie insoweit keine Gefahr: „Rinder können sich, so lange sie Futter haben, gut durchschlagen“, sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.[1]