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von Fernsehfohlen
#1002875
Entschuldigung, wenn ich hier einmal ungewohntes Terrain betrete, aber ich habe gerade so einen inneren Drang. Also zunächst pflichte ich taht einmal bei, dass Irland und die USA nicht miteinander zu vergleichen sind. Diese großen finanziellen "Engpässe" sind für ein Land wie Irland oder Griechenland aktuell natürlich wesentlich schwieriger zu bewältigen als von den Vereinigten Staaten. Einige Gründe hat taht ja bereits genannt.

Dennoch kann ich es auch nicht wirklich nachvollziehen, dass die USA tatsächlich noch immer eine Top-Bonität besitzen, denn die finanzielle Lage ist ja nun mehr als angespannt. Und da nun einmal das Ausmaß der Verschuldung auch einen erheblichen Teil der Agentur-Ergebnisse ausmacht, wüsste ich nicht, wie man die Top-Stufe erklären könnte. Oder sehe ich da irgendwas völlig falsch?


Fohlen
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von rosebowl
#1002944
Fernsehfohlen hat geschrieben: Dennoch kann ich es auch nicht wirklich nachvollziehen, dass die USA tatsächlich noch immer eine Top-Bonität besitzen, denn die finanzielle Lage ist ja nun mehr als angespannt. Und da nun einmal das Ausmaß der Verschuldung auch einen erheblichen Teil der Agentur-Ergebnisse ausmacht, wüsste ich nicht, wie man die Top-Stufe erklären könnte. Oder sehe ich da irgendwas völlig falsch?
Genau das habe ich auch gemeint. Natürlich stecken auch andere Länder in der Krise, und vielleicht ist es für die sogar schwerer, rauszukommen - aber es kann ja wohl nicht sein, dass ein Land, das - wenn man nach der Nachrichtenlage der letzten Zeit geht - zeitweise nur Tage von der völligen Zahlungsunfähigkeit weg ist, eine Top-Note hat. Das ist für mich schlicht unseriös...
taht hat geschrieben:Irland steckt seit der Finanzkrise in einer tiefen Rezession mit starker Deflation, enorm wachsender Arbeitlosigkeit und einer Bankenlandschaft die nachwievor massiv Rückstellungen für zweifelhafte Forderungen bilden muss.
Also wenn ich einer Freundin, die seit einigen Jahren in den USA lebt, glaube, ist das dort nicht anders...
von Trötenflöter
#1003117
Fernsehfohlen hat geschrieben: Dennoch kann ich es auch nicht wirklich nachvollziehen, dass die USA tatsächlich noch immer eine Top-Bonität besitzen, denn die finanzielle Lage ist ja nun mehr als angespannt. Und da nun einmal das Ausmaß der Verschuldung auch einen erheblichen Teil der Agentur-Ergebnisse ausmacht, wüsste ich nicht, wie man die Top-Stufe erklären könnte. Oder sehe ich da irgendwas völlig falsch?


Fohlen
Wie ich bereits sagte, ist das System der drei US-amerikanischen Ratingagenturen nicht unbedingt optimal. Jedem Menschen, der von a nach b denken kann, fallen wahrscheinlich auf Anhieb eine handvoll Interessenskonflikte ein, die entstehen können, wenn die Ratingagenturen ihre Marktmacht ausüben. Allein die Tatsache, dass die drei wichtigsten Agenturen im gleichen Land sitzen, lässt wohl vermuten, dass eine Herabstufung der USA politisch verhindert werden würde.
Letztlich ist jedoch die Reputation das wichtigste Instrument dieser Unternehmen. Sobald Zweifel an der Kompetenz und Richtigkeit der Entscheidungen aufkommen, können die Agenturen schließen, weil keiner ein Rating braucht, auf das man sich nicht verlassen kann. Insofern sind die Ratingagenturen sehr wohl darauf bedacht, wirklichkeitsnahe Einschätzungen abzugeben.

Nun kenne ich mich nicht mit dem Ratingprozess der Agenturen nicht aus, allein die Staatsverschuldung halte ich aber für kein ausreichendes Kriterium, um eine Aussage über die Bonität eines Landes zu treffen. Mit knapp 100% Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP erzielen die USA ja nun wahrlich nicht den größten Wert. Japan, deren Staatsverschuldung fast doppelt so hoch ist, wie das BIP, ist schließlich auch noch im Top-Rating-Bereich.

Wie ich schon sagte, geht es da wahrscheinlich viel mehr um die Refinanzierungsmöglichkeiten und die Gesamtwirtschaftslage. Die traditionell starke Binnenwirtschaft der USA profitiert z.B. vom derzeit schwachen Dollar, während das Wachstum Irlands in Vor-Krisenzeiten eher auf ausländische Finanzinvestitionen zurückzuführen ist, welche natürlich sehr schnell auch wieder abgezogen werden können.

Abgesehen davon weisen die USA derzeit ein gesundes Wirtschaftswachstum und Inflationsrate auf und können sich, wie bereits erwähnt, locker über niedrig verzinste Staatsanleihen refinanzieren.

Dazu kommt, dass die USA über die mächtigste Notenbank der Welt verfügen. Die FED kann sehr eng mit der Regierung zusammen arbeiten, wenn es darum geht die Staatsverschuldung zu senken. Sei es durch eine höhere Inflation oder indirekte Wechselkursanpassungen, sofern dies außenpolitisch vertretbar ist.
Irland beispielsweise kann dies nicht. Durch die Weisungsgebundenheit an die EZB können die europäischen Staaten nicht mehr flexibel entscheiden, wieviel Geld "gedruck wird" o.ä. Während die EZB aktiv eine Inflation verhindern möchte, indem sie eine konservative Notenpolitik fährt, bräuchte Irland genau das Gegenteil um die eigene Deflation zu bekämpfen.

Ich weiß nicht, was wirklich in die Bewertung der Ratingagenturen eingeht, im Falle von Irland und co kann ich die Bewertung jedoch sehr gut nachvollziehen.
rosebowl hat geschrieben:Also wenn ich einer Freundin, die seit einigen Jahren in den USA lebt, glaube, ist das dort nicht anders..
Oh.. na dann vergiss alles was ich oben geschrieben habe. Wenn deine Freundin das sagt, dann muss das stimmen.
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von JackieZ
#1003157
taht hat geschrieben: Wie ich schon sagte, geht es da wahrscheinlich viel mehr um die Refinanzierungsmöglichkeiten und die Gesamtwirtschaftslage. Die traditionell starke Binnenwirtschaft der USA profitiert z.B. vom derzeit schwachen Dollar, während das Wachstum Irlands in Vor-Krisenzeiten eher auf ausländische Finanzinvestitionen zurückzuführen ist, welche natürlich sehr schnell auch wieder abgezogen werden können.
So würde ich das auch sehen.

@rosebowl
Einfach erklärt: Die USA sind deswegen nicht zahlungsunfähig, weil sie (im Gegensatz zu Irland) neue Schulden aufnehmen können, um ihre gegenwärtigen Schulden und die daraus entstehenden Zinsen zu tilgen. Das können sie, weil in den USA nach wie vor eine Wertschöpfung betrieben wird - d.h. Produkte werden verkauft - es kommt Geld rein - die Wirtschaft läuft (wenn auch ohne nennenswertes Wachstum).
In Irland ist das nicht so einfach mit dem Aufnehmen neuer Schulden, weil die Wirtschaft hier ins Stocken gekommen ist, und potentielle Kreditgeber die Gefahr sehen, ihre Kredite an Irland könnten ausfallen. Einer vergleichsweise kleinen Volkswirtschaft schadet das schon erheblich, da hier weniger Rücklagen vorhanden sind, um solche Risiken (wie eine Wirtschaftskrise) abzufedern.
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von rosebowl
#1003183
taht hat geschrieben:
rosebowl hat geschrieben:Also wenn ich einer Freundin, die seit einigen Jahren in den USA lebt, glaube, ist das dort nicht anders..
Oh.. na dann vergiss alles was ich oben geschrieben habe. Wenn deine Freundin das sagt, dann muss das stimmen.
Nee, wahrscheinlich hast du recht und sie keine Ahnung. Wie auch - sie ist vor Ort, hat eine Bankausbildung und ein darauf aufbauendes Studium, und ihr Mann arbeitet im Staatsdienst. Woher soll man da den Durchblick haben, wie es da im Staat und mit der Wirtschaft aussieht? :P
von Trötenflöter
#1003186
rosebowl hat geschrieben: Nee, wahrscheinlich hast du recht und sie keine Ahnung.
Danke. Wenigstens hast du ein Einsehen :).
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von JackieZ
#1003193
rosebowl hat geschrieben:
taht hat geschrieben:
rosebowl hat geschrieben:Also wenn ich einer Freundin, die seit einigen Jahren in den USA lebt, glaube, ist das dort nicht anders..
Oh.. na dann vergiss alles was ich oben geschrieben habe. Wenn deine Freundin das sagt, dann muss das stimmen.
Nee, wahrscheinlich hast du recht und sie keine Ahnung. Wie auch - sie ist vor Ort, hat eine Bankausbildung und ein darauf aufbauendes Studium, und ihr Mann arbeitet im Staatsdienst. Woher soll man da den Durchblick haben, wie es da im Staat und mit der Wirtschaft aussieht? :P
Ich behaupte mal, dass das weder du, noch sie, noch ihr Mann wirklich wissen :wink:
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von Maddi
#1004271
http://www.n-tv.de/politik/Letten-loese ... 84446.html
Erstmals in der Geschichte Lettlands haben die Wähler in einer vom Präsidenten anberaumten Volksabstimmung für die Auflösung des Parlaments votiert. 95 Prozent der teilnehmenden Wähler stimmten am Samstag dem Gesuch des inzwischen nicht mehr amtierenden Staatschefs Valdis Zatlers zu und machten damit den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei. Zatlers hatte das Referendum wegen einer Korruptionsaffäre unter den Abgeordneten angesetzt.
oh oh, wenns bei uns auch eine Volksabstimmung dazu gäbe, ich glaub Angie würde noch bedrückter gucken :mrgreen:
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von redlock
#1004493
Maddi hat geschrieben:http://www.n-tv.de/politik/Letten-loese ... 84446.html
Erstmals in der Geschichte Lettlands haben die Wähler in einer vom Präsidenten anberaumten Volksabstimmung für die Auflösung des Parlaments votiert. 95 Prozent der teilnehmenden Wähler stimmten am Samstag dem Gesuch des inzwischen nicht mehr amtierenden Staatschefs Valdis Zatlers zu und machten damit den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei. Zatlers hatte das Referendum wegen einer Korruptionsaffäre unter den Abgeordneten angesetzt.
oh oh, wenns bei uns auch eine Volksabstimmung dazu gäbe, ich glaub Angie würde noch bedrückter gucken :mrgreen:
Es hat schon seine Gründe, warum die dt. Politikelite gegen Volksabstimmungen ist (von kleineren Ausnahmen mal abgesehen, wie bei S21, wo damit GrünRot gerettet werden soll :lol: )
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von rosebowl
#1004495
Stimmt - ist immer Mist, wenn das Volk "Demokratie" wörtlich nimmt... Also wirklich, einmal in 4 Jahren ein Kreuzchen machen reicht ja wohl als Beteiligung! :P :D
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von Maddi
#1009596
Herzlichen Glückwunsch, "El Presidente" :D

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 41,00.html
Kuba feiert den 85. Geburtstag seines Oberrevolutionärs - und noch immer hält Fidel Castro alle Fäden auf der Karibikinsel fest in der Hand: im Hintergrund. Dabei steht Kuba trotz zaghafter Reformen kurz vor der Pleite und hängt am Tropf des sozialistischen Bruderlandes Venezuela.
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von redlock
#1031518
Grewel hat geschrieben:Keine Ahnung wohin damit aber das ZDF meldet : Gaddafi ist tot!

Falls es stimmt:

Ist zwar zynisch, politisch völlig unkorrekt...

aber erspart uns zumindest einen Prozeß in Den Haag
von Tommy137
#1031524
Erstmal abwarten, was genau passiert ist.

Die Nachrichtensender fischen da im Moment noch ziemlich im Trüben. Da ist von Gefangennahme über Verletzungen an den Beinen bis Tod alles dabei.
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von Maddi
#1035031
gigaman23 hat geschrieben:Das wars dann wohl mit Lybien.
Schade, hab Gaddafi gemocht.
nicht nur du. auch so ziemlich jeder andere westliche spitzenpolitiker. bis es halt grad opportun war gegen ihn zu sein. aber so laufen die dinger leider nun mal.
von Waterboy
#1043114
Hui Putin will also wieder Präsident werden. Bemerkung von Arbeitskollegen heute beim Frühstück "war der das nicht eh?" :lol:
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von Maddi
#1043362
Waterboy hat geschrieben:Hui Putin will also wieder Präsident werden. Bemerkung von Arbeitskollegen heute beim Frühstück "war der das nicht eh?" :lol:
gestern hab ich noch gelesen, dass bei der Duma Wahl, die wohl irgendwann demnächst sein soll, Putins Partei "Geeintes Russland" um die 2/3 Mehrheit bangen muss.

Müsssen halt schnell noch ein paar Oligarchen eingesperrt, oppositionelle Medien verboten und entsprechenden Aktivisten Polonium untergeschoben werden :wink: :mrgreen:
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von redlock
#1043369
Maddi hat geschrieben: Müsssen halt schnell noch ein paar Oligarchen eingesperrt, oppositionelle Medien verboten und entsprechenden Aktivisten Polonium untergeschoben werden :wink: :mrgreen:
Alles zeitnah machbar :lol: :mrgreen:
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von Maddi
#1044673
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 93,00.html
Tea-Party-Frau Michele Bachmann wollte wohl Entschlossenheit demonstrieren - und machte sich zum Gespött: Wenn sie Präsidentin wäre, sagte die Bewerberin der Republikaner, würde sie die US-Botschaft in Iran schließen. Allein: Eine diplomatische Vertretung gibt es dort schon seit 1980 nicht mehr.
wenn das keine Empfehlung fürs höchste Amt ist :mrgreen:
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von Zach
#1044679
Maddi hat geschrieben:http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 93,00.html
Tea-Party-Frau Michele Bachmann wollte wohl Entschlossenheit demonstrieren - und machte sich zum Gespött: Wenn sie Präsidentin wäre, sagte die Bewerberin der Republikaner, würde sie die US-Botschaft in Iran schließen. Allein: Eine diplomatische Vertretung gibt es dort schon seit 1980 nicht mehr.
wenn das keine Empfehlung fürs höchste Amt ist :mrgreen:
Hab ich auch gelesen, das traurige ist nur, worüber wir hier lachen können interssiert den durchschnittlichen Ami nicht :?
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von Maddi
#1050316
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 12,00.html
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il ist im Alter von 69 Jahren an Herzversagen gestorben. Wie das Staatsfernsehen am Montag aus der Hauptstadt Pjöngjang in einer Sondersendung berichtete, starb Kim bereits am Samstag in einem Zug. Zum Zeitpunkt seines Todes habe sich Kim auf einer "intensiven Feldinspektion" befunden, hieß es. Eine am Sonntag erfolgte Autopsie habe die Diagnose bestätigt.
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von schorsch
#1058494
Findet ihr es nicht auch seltsam, dass vor ein paar Wochen, als es hieß "S&P stuft Euro-Länder herunter" mehr Panikmache von den Medien gab als jetzt? Also ich hab zumindest so das Gefühl ...
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von JackieZ
#1058537
schorsch hat geschrieben:Findet ihr es nicht auch seltsam, dass vor ein paar Wochen, als es hieß "S&P stuft Euro-Länder herunter" mehr Panikmache von den Medien gab als jetzt? Also ich hab zumindest so das Gefühl ...
Ist doch auch jetzt großes Thema gewesen. Offenbar hat man sich daran aber mittlerweile schon gewöhnt. Und wie viel Panikmache von den Medien kommt, hängt immer davon ab wie die Märkte diese Meldung aufnehmen. Die Reaktionen waren nicht allzu dramatisch, also ists keine weitere Panikmache wert. Dafür kann man sich mit wichtigeren Dingen befassen, wie z.B. Wulffs Bonusmeilen, während unser Währungssystem immer näher an den Abgrund geführt wird :roll:
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von acid
#1058710
Das ist doch immer so... oder kümmert sich noch einer um Fukushima?
Anfangs sind solche Meldungen ein Schock, dann legt sich das Ganze wieder und man "vergisst" es mehr oder weniger.
Solange es einem nicht selbst betrifft, nimmt man es nur am Rande wahr. Leider "vergisst" man dabei auch, das - wenn es so weiterläuft - man früher oder später davon betroffen sein wird.

Was die Rating-Agenturen angeht, halte ich deren Arbeit nicht wirklich förderlich für die aktuelle Situation.
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