Ich hatte am Ende nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl:
A) Vernichtung aller Synthetics

Kontrolle über die Reaper übernehmen und die zum Rückzug bringen
Da ich gerade erst den Geth erlaubt habe Individualität zu erlangen und dafür in einer erschütternden Sequenz den Untergang der Quarians samt tragischem Tali Selbstmord erleben musste, kam a) kaum in Frage. Den Ausschlag hat für mich aber nicht dieser Verlust gegeben, der verdammt nochmal auch einen Sinn haben musste, sondern ein ganz anderer Charakter: EDI
In meinen Gesprächen mit ihr, habe ich sie stets ermutigt über die Grenzen ihrer KI-Ursprünge hinaus zu wachsen. Ich habe versucht ihr verständlich zu machen, was Vorlieben, Zuneigung, Humor und Ängste sind und wie sie die organischen Lebewesen als Individuen bestimmen. Mit Variante A hätte ich all diese aufgehenden Keime wieder erstickt und meine Lektionen aufs bitterste verraten. So wie ich meinen Shepard gespielt habe, war das völlig undenkbar.
Es blieb also nur Variante

Ich habe die Reaper also zum Rückzug gebracht, bin dabei gestorben und die Galaxie hat ihre Mass Relays eingebüßt. Der letzte Punkt ist an sich das heftigste Opfer in dem ganzen Krieg, wenn man sich mal die Konsequenzen ausmalt. Die ganzen Flotten sind im Sol-System gestrandet, Kolonien sind von nötigen Nachschubrouten abgeschnitten, Millionen werden dadurch noch draufgehen.
Und trotzdem ist es auch ein Gleichmacher, der die riesigen Vakuumblasen, die der Krieg im Machtgefüge der Galaxie gerissen hat, für eine lange Zeit annuliert. Die Krogan, die ich wieder zeugungsfähig gemacht habe, können sich zwar rasant vermehren, aber sie werden ihre Expansionswünsche für eine sehr lange Zeit auf Eis legen müssen, weil sie aus Tuchankas System nicht rauskommen. Die Salarians, die sich wegen dieser Entscheidung weitgehend aus der Schlacht rausgehalten haben, kriegen keine Möglichkeit die wahrscheinlich weniger versehrte Flottenstärke auszunutzen. Die Geth kriegen die Möglichkeit sich erstmal von anderen Völkern isoliert als Individuen zu entwickeln. Die Sprengung des Relaynetzes gibt allen Völkern eine Atempause voneinander, so dass sie nicht im Wiederaufbauwettlauf übereinander herfallen können, um statt des Gleichgewichts der Citadel-Council Ära ein Dominanzringen folgen zu lassen.
Das finde ich als Endauflösung außerordentlich spannend und mutig. Eine tumbe Siegesfeier, wo alle Völker Hand in Hand um Reaperwracks herumtanzen, hätte mich doch sehr enttäuscht.
Daher fand ich es auch schön, dass Crucible und Catalyst nicht nur einen simplen Reaper-Deathray geformt haben. Catalyst fand ich in seiner Enthüllung ebenfalls sehr gelungen. Das passte mit dem sich durch alle drei Teile ziehenden Mythos der Citadel hervorragend zusammen. Seine Präsenz dort erklärt, warum die Citadel schon im ersten Teil das Jumpgate für die Reaper gewesen wäre, warum Sovereign und Saren sie einnehmen wollten, erklärt, was ein Reaper überhaupt ist und rückt damit auch den zuvor viel gescholtenen Human Reaper aus Teil 2 in ein etwas besseres Licht, erklärt die warum alle 50.000 Jahre Frage und warum nur die advenced organics elemeniert werden. Das alles fand ich wirklich klasse. Dass sich die Endsequenzen dann wohl sehr ähneln sollen, kann ich da absolut verschmerzen. Denn auch das macht Sinn. Alle vorigen Entscheidungen haben dazu beigetragen, erstmal bis zum Catalyst zu kommen, aber wie sollten sie dessen ultimative Auswahl auch beeinflussen können? Das geht in seiner Konsequenz weiter über all das hinaus. Die vorigen Entscheidungen haben sich nicht auf die Endsequenz ausgewirkt, aber dafür früher im Spiel doch deutliche Konsequenzen gezeigt. Und damit haben sie die ähnlichen Endvideos eben auch mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen - auch wenn die Bilder größtenteils die gleichen sind.
Nur zwei Sachen stören mich an der letzten halben Stunde:
Da wäre einmal der letzte große Push gegen die Reaper in London.
Hier hätte Bioware mehr Konsequenzen einbauen sollen, hätte mir meine gewonnenen War Assets mehr zeigen sollen. Auf einem letzten Durchbruch zum Citadel Beamstrahl hätte ich mir noch massiveren Widerstand gewünscht - damit dann eben meine Verbündeten noch ein paar kickass Momente kriegen, um mir den Weg zumindest etwas leichter zu machen. Da hätte ich gerne Jack mit ihrer Biotic Artillerie im Einsatz gesehen, ein paar Elcor mit fetten Kanonen auf dem Rücken, die ein paar Harvester vom Himmel schießen, Grunt und seine Krogans, die sich mit Reaper-Brutes prügeln. Samara und/oder Liara, die ein paar Banshees grillt und ein paar gute Rachni, die ihre korrumpierten Artgenossen zerfleischen. Das hätte deutlich zu einem befriedigerendem Action-Finale beigetragen, bevor es auf die Citadel geht.
Punkt 2: Der Normandy Crash und die Crewmitglieder
Warum war das Schiff überhaupt gerade in einem Hyperraum-Sprung? Die hat doch aktiv an der Finalschlacht mitgewirkt. Und wieso kriege ich nicht mehr von meinen so lange gehegten Freunden zu sehen als drei Leutchen, die aus dem Wrack klettern. Ich hätte mich sogar über schlichte Texttafeln nach dem Abspann gefreut, die mir in bester Baldur's Gate Tradition kurz zusammenfassen, wie jeder so seinen Weg gegangen ist, nachdem ich gestorben bin.
Beides kleine, aber doch sehr vermeidbare Schwächen in einem sonst tollen Ende für ein nahezu perfektes und extrem fesselndes Trilogiefinale.