- Fr 30. Mär 2012, 15:00
#1089378
Wenn du mich also so fragst: Ja, eine unabhängige Studie überzeugt mich eher als die gefühlten Einschätzungen einer beliebigen Person.
Dennoch kann man sehr wohl einen Zusammenhang zwischen der Insolvenz Schleckers und der Gewerkschaftspolitik ziehen: In den 4 Monaten nach dem verdi-Aufruf zum Boykott und nachdem sich diese Gewerkschaft sehr medienwirksam gegen Schlecker positioniert hatte, brach der Umsatz um 16% ggü. dem Vorjahr ein und das obwohl Schlecker ohnehin schon rote Zahlen schrieb und Filialen schließen musste. Erklär mir bitte, inwiefern es die "ureigenste Aufgabe" einer Gewerkschaft ist, das eigene Unternehmen runterzuwirtschaften, indem man mit harten Bandagen einen existenzbedrohenden Arbeitskampf führt, der einem ohnehin schon strauchelnden Unternehmen den Todesstoß versetzt.
Ich glaube nicht daran, dass es im Interesse der berühmten "Schlecker-Frauen" war, in einem hart umkämpften Drogeriemarkt-Wettbewerb zu einem Boykott der eigenen Läden aufzurufen und weitere Umsatzeinbußen durch Streiks anzudrohen, denn wenn das tatsächlich von der Belegschaft so gewollt war, muss ich sagen: Selbst schuld.
Es ist nicht zu bezweifeln, ob die Kohle für den Kredit komplett zu erwirtschaften wäre - es ist schlicht hochwahrscheinlich, dass dies nicht passiert. Ich schreib das jetzt ein drittes Mal: Solange diese Kosten bspw. durch Debitoren des Unternehmens gedeckt werden können, kann ein insolventes Unternehmen gern eine Transfergesellschaft gründen. Doch warum, um alles in der Welt, muss der Staat für ein privates Unternehmen einspringen? Insbesondere wenn er dies nur selektiv tun soll (nämlich bei Großkonzernen) und allen Mittelständlern damit signalisiert, dass sie nicht wichtig genug sind.
rosebowl hat geschrieben:Da wir in einer Welt leben, in der Wissenschaft und Forschung eher stiefmütterlich behandelt werden, ist es leider bei den meisten brisanten Themen der Sozialwissenschaften so, dass nur wenige Studien vorhanden sind. Selbst bei den großen Theorien der VWL gibt es häufig nur 2-3 empirische Studien, die verwendbare Ergebnisse liefern. Aber das ist ein anderes Thema.taht hat geschrieben: Ich denk mir das doch nicht aus, weil es mir gerade mal so schön ins Bild passt :roll:. "Ich hab das mal erlebt" und "das läuft bei mir im Dorf aber anders" finde ich persönlich nur einfach nicht ganz so überzeugend.Aber eine Aussage, die auf der einzigen Studie beruht, die es zu dem Thema überhaupt gibt, überzeugt dich...? Ok...
Wenn du mich also so fragst: Ja, eine unabhängige Studie überzeugt mich eher als die gefühlten Einschätzungen einer beliebigen Person.
rosebowl hat geschrieben:Dein selektives Filtern nervt ein wenig. Ich habe eindeutig geschrieben, dass die Schuld an der Pleite dem Eigentümer-Manager von Schlecker zuzuschreiben ist und dass dieser auch mit seinem gesamten Privatvermögen gerade zu stehen hat (und nicht etwa durch irgendwelche Kniffe dieses Vermögen bei seiner Familie landet), schließlich ist Schlecker ein Einzelunternehmen.taht hat geschrieben:Wer in einer Rezession offen zu einem Schlecker-Boykott aufruft (wie es ver.di tat), obwohl Schlecker ohnehin schon rote Zahlen schrieb, dem kann man mit Sicherheit keine sinnvolle Unternehmenspolitik nachsagen.Die Gewerkschaften sind also schuld, dass ein Unternehmen pleite geht, weil sie ihre ureigenste Aufgabe wahrgenommen haben? Interessante Logik...
Schlecker war eines der Unternehmen, die ver.di am massivsten gängelte (teilweise natürlich auch zurecht). Den Erfolg ver.dis sich in zahlreichen Tarifverhandlungen durchgesetzt zu haben, können die Mitarbeiter jetzt bestaunen.
Mal abgesehen davon entscheiden Verbraucher durchaus sehr bewußt selbst, warum sie wo einkaufen (ich erinnere mich z.B. an eine Edeka-Diskussion hier vor ein paar Wochen...). Und wenn man die Unternehmenspolitik eines bestimmten Konzerns nicht unterstützen will, kauft man da eben nicht ein. Wenn der Unternehmer darauf nicht reagiert, sind nicht Gewerkschaften oder Verbraucher, sondern er selbst schuld. Das ist eine ähnliche Geschichte wie mit dem Boykott von Legebatterie-Eiern vor einigen Jahren. Hier waren viele Unternehmer schlau genug, früh zu erkennen, dass die Verbraucher ihr Vorgehen nicht mehr akzeptieren, und haben umgestellt. Wer als Unternehmer die Stimmung von Kunden nciht mitkriegt und sich nicht drauf einstellt, hat eben Mist gebaut. Das Gewerkschaften anzulasten finde ich schon abenteuerlich...
Dennoch kann man sehr wohl einen Zusammenhang zwischen der Insolvenz Schleckers und der Gewerkschaftspolitik ziehen: In den 4 Monaten nach dem verdi-Aufruf zum Boykott und nachdem sich diese Gewerkschaft sehr medienwirksam gegen Schlecker positioniert hatte, brach der Umsatz um 16% ggü. dem Vorjahr ein und das obwohl Schlecker ohnehin schon rote Zahlen schrieb und Filialen schließen musste. Erklär mir bitte, inwiefern es die "ureigenste Aufgabe" einer Gewerkschaft ist, das eigene Unternehmen runterzuwirtschaften, indem man mit harten Bandagen einen existenzbedrohenden Arbeitskampf führt, der einem ohnehin schon strauchelnden Unternehmen den Todesstoß versetzt.
Ich glaube nicht daran, dass es im Interesse der berühmten "Schlecker-Frauen" war, in einem hart umkämpften Drogeriemarkt-Wettbewerb zu einem Boykott der eigenen Läden aufzurufen und weitere Umsatzeinbußen durch Streiks anzudrohen, denn wenn das tatsächlich von der Belegschaft so gewollt war, muss ich sagen: Selbst schuld.
rosebowl hat geschrieben:Genau das ist doch der Punkt. Der Insolvenzverwalter hat laut ntv 15 Mio. aus der Insolvenzmasse beisteuern können. Benötigt werden aber 85 Mio. Die Differenz sollte durch den Kredit zu Stande kommen. Welche Bank soll denn bitte dieses Risiko eingehen? Die KfW? Ich erinnere mal an den Aufschrei als die KfW 2008 350 Mio. an die insolventen Lehman Brothers überwies.taht hat geschrieben:Und dafür habt ihr staatliche Mittel verwendet?Wie du selbst richtig bemerkt hast, fliessen bei jeder Transfergesellschaft staatliche Mittel.
Einen großen Teil haben wir allerdings aufgebracht, indem das ganze Büro tagelang praktisch ausschließlich damit beschäftigt war, Debitorenlisten abzuarbeiten, den Leuten Feuer unter dem A*** zu machen damit schnell gezahlt wird etc, damit wir in der kurzen Zeit, die einem da zur Verfügung steht, Masse zusammenkriegen, um unseren Anteil zu finanzieren. Und ich bin mir sicher, dass der Schlecker-Verwalter auch gemacht hätte und daher die Bürgschaften nicht vollständig benötigt worden wären. Natürlich kann man bezweifeln, ob die Kohle komplett zu erwirtschaften gewesen wäre - aber in erster Linie ging es ja darum, Zeit für die Finanzierung zu gewinnen...
Es ist nicht zu bezweifeln, ob die Kohle für den Kredit komplett zu erwirtschaften wäre - es ist schlicht hochwahrscheinlich, dass dies nicht passiert. Ich schreib das jetzt ein drittes Mal: Solange diese Kosten bspw. durch Debitoren des Unternehmens gedeckt werden können, kann ein insolventes Unternehmen gern eine Transfergesellschaft gründen. Doch warum, um alles in der Welt, muss der Staat für ein privates Unternehmen einspringen? Insbesondere wenn er dies nur selektiv tun soll (nämlich bei Großkonzernen) und allen Mittelständlern damit signalisiert, dass sie nicht wichtig genug sind.
redlock hat geschrieben:Wären die Mitarbeiterinnen in eine Tranfergesellschaft gekommen, hätten sie keine Kündigungsschutzklagen einreichen können. Jetzt können sie. Damit wird ''Rest Schlecker'' für einen Investor noch unattraktiver und die übriggebliebenen Arbeitsplätze werden noch unsicherer.Dann lass dir mal von unserer Insolvenzrechtspezialistin erklären, inwieweit der Kündigungsschutz bei einer Insolvenz aufgeweicht werden kann.