- Di 29. Mai 2012, 00:15
#1110259
Der Diktator
General Admiral Aladeen (Sacha Baron Cohen) freut sich wie Bolle darauf, endlich seine erste Nuklearwaffe in den Händen halten zu können - immerhin muss der Vollblut-Diktator des afrikanischen Staates Wadiya doch mit seinen Kollegen mithalten können und das zutiefst verhasste Israel löscht sich ja auch nicht von selbst aus. Ausgerechnet in diesen bewegenden Tagen seiner Herrschaft nervt die UN mal wieder mit ihrem ständigen Misstrauen dem Despoten gegenüber, weshalb eine Reise nach New York zur lästigen Pflicht wird. In einer 14-stündigen Rede muss Aladeen den Amerikanern einreden, dass man mit dem Bau der Atombombe selbstverständlich nur "humanitäre und medizinische Zwecke" verfolgt. Dort angekommen, wird er jedoch entführt und seines Bartes beraubt - und schon hat sich ein Doppelgänger den Posten an den Nagel gerissen. Dieser möchte eine Demokratie in Wadiya in die Wege leiten. Das ist mit dem großen Führer jedoch nicht zu machen...
Was sofort ins Auge sticht und bei dieser sehr abenteuerlichen Handlung auch irgendwie klar ist: Dieser Film ist rein fiktional. Das war bei "Borat" und "Brüno" noch anders, denn hier lief er in einer völlig überzeichneten Rolle durch die Straßen und interagierte mit nicht eingeweihten Menschen. Das machte neben dem bitterbösen und stets beleidigenden bislang immer den Großteil des Unterhaltungswertes der Cohen-Filme aus. Und leider muss man schon sagen, dass dieser Teil hier doch sehr, sehr fehlt. Es ist einfach längst nicht so witzig, Schauspieler dabei zu beobachten, wie sie ein erschrockenes Gesicht machen und Panik vortäuschen.
Generell ist mir der Witz hier manchmal wirklich fast schon zu lieb gewesen, auch wenn er gegenüber gewöhnlichen Sonnenschein-Komödien natürlich noch immer bitterböse daherkommt. Aber die üblichen Schwarzenwitze, Judengags und "Araber sind alle Terroristen höhöhö"-Sprüche kamen mir hier sehr oft wirklich eher schon klamaukig vor. Und trotzdem macht "Der Diktator" einen großen Spaß, da das Bild, das wir alle von arabischen Despoten haben, hier herrlich überzeichnet wird und wirklich wieder so gut wie jede Nation ihr Fett weg bekam. Ein Wermutstropfen für alle Deutschen: Unsere Politik wird leider außen vor gelassen. Mein persönlicher Lieblingscharakter ist der chinesische Delegierte, obwohl auch er natürlich wieder von vielen Klischees lebt. Beim Spruch "Oh schön, Wadiya wird eine Demokratie. China ist auch eine Demokratie hihihi" musste ich vor allem aufgrund der Gestik und Mimik wirklich herzhaft lachen.
Insgesamt ist mir "Der Diktator" zu klamaukig geraten, es fehlen die Reaktionen der normalen, nicht in die Szene eingeweihten Menschen und die Boshaftigkeit insbesondere von "Borat" wird viel zu selten erreicht. Dennoch gibt Sacha Baron Cohen einen aberwitzigen General Aladeen, der mit seiner völlig unmenschlichen Einstellung aus vielen Situationen noch das Maximum rausholt. Für die Zukunft wünsche ich mir jedoch bitte wieder einen Cohen-Film der alten Schule, denn dieses Niveau wird hier leider deutlich verfehlt.
6,5/10
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Ein Mann, ein Fjord
Der Arbeitslose Norbert Krabbe (Jürgen Tarrach) verbringt den Tag hauptsächlich damit, an etlichen Gewinnspielen teilzunehmen. Eines Tages gewinnt er dabei einen Fjord in Norwegen, den er nach einigem Zögern gemeinsam mit seiner Tochter Ute (Olga von Luckwald) aufsuchen möchte. Als die beiden bereits auf dem Weg nach Norwegen sind, bekommt Norberts Ehefrau Birgit (Anneke Kim Sarnau) Post von einem weiteren Gewinnspiel, bei dem ihr Mann eine halbe Million Euro gewonnen hat. Der Haken: Innerhalb von zehn Tagen muss der Gewinn persönlich abgeholt werden. Sie erreicht ihren Gatten jedoch nicht, da dieser in Geldnot sein Handy gegen eine Zugfahrkarte getauscht hat und fährt ihm per Taxi nach. Es kommt auf dem Weg nach Norwegen zu zahlreichen Verwechslungen, da Norbert und Birgit beide ein Faible für falsche Identitäten haben...
Auch wenn in der Beschreibung jetzt nichts von ihm zu lesen ist: Ja, Hape Kerkeling macht hier mit, vorwiegend als Horst Schlämmer, aber auch als Uschi Blum. Allerdings ist er tatsächlich eher eine Nebenfigur, der Film wäre weitgehend auch ohne seine Präsenz problemlos zustande gekommen. Generell bin ich aber etwas enttäuscht von diesem Streifen, denn weitgehend setzt man hier doch auf wahnsinnig leicht verdaulichen Spießerhumor, der wirklich gar niemandem im Ansatz schmerzt. Der Film ist insgesamt relativ hektisch, obwohl er immerhin fast 100 Minuten dauert und die Handlung an sich relativ dünn ist. Die Schauspieler liefern gute Leistungen ab, ohne wirklich zu brillieren. Letztendlich ist hier bestimmt viel Geschmacksache, denn den Witz würde ich als sehr "deutsch" bezeichnen. Garniert wird er noch mit einigen Szenen, deren Witz sich aus der Sprachbarriere von Deutschen und Norwegern konstituieren soll und fertig ist die Soße. Kann man schauen, muss man aber wirklich nicht. Harmloses, nettes Filmchen, das nie mehr sein möchte und auch nie mehr ist.
5/10
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Horst Schlämmer - Isch kandidiere!
Horst Schlämmer (Hape Kerkeling), stellvertrender Chefredakteur des Grevenbroicher Tageblatt, ist an einen Punkt in seiner Karriere angekommen, auf dem er nach merh strebt. Statt über die örtlichen Schützenfeste und Kaninchenzüchter zu berichten, möchte er endlich in die große Politik hinaus. Als ihm auch noch der völlig inkompetente Foto-Praktikant Ulle (Simon Gosejohann) an die Seite gestellt wird, hat er genug: Er möchte als Vorsitzender der Horst-Schlämmer-Partei für das Amt des Bundeskanzlers kandidieren. Gemeinsam mit einigen Bekannten aus der Kneipe "Wilddieb" geht er eifrig auf Wählerfang. Von diesem Streben nach Macht ist die Buchautorin Alexandra Kamp so betört, dass Schlämmer sich nun auch noch ihren wilden Liebkosungen zur Wehr setzen muss...
Vermischt werden bei diesem Streifen rein fiktionale Elemente mit halb- bzw. non-fiktionalen, in denen Kerkeling als Schlämmer auf Wählerfang geht, hohe Tiere aus der Bundesrepublik wie Claudia Roth, Jürgen Rüttgers oder Cem Özdemir interviewt oder sogar in Fernsehstudios eindringt, um dort für seine Partei zu werben. Kenner von [[Darüber lacht die Welt]] wissen, dass Kerkeling diese Form der Unterhaltung teilweise fantastisch beherrscht. Und trotzdem wirkt das auf 90 Minuten ausgedehnt doch fast etwas verloren und vor allem meist ziemlich zusammenhanglos aneinander gepappt. Witzig sind diese Filmchen nur manchmal, harmlos und nett fast immer - also keine Chance, hier auch nur ansatzweise an Sacha Baron Cohen anzuknüpfen.
Ich habe mich beim Schauen dieses Films eigentlich die komplette Zeit über gefragt, was das eigentlich alles soll? Die Idee, Schlämmer zum Bundeskanzler zu machen, ist ja ganz witzig, aber auch das trägt einen Spielfilm nur sehr, sehr schwach. Darüber hinaus ist Horst Schlämmer längst nicht mehr wirklich cool, weil die Kunstfigur in den vergangenen Jahren einfach viel zu häufig zu sehen gewesen ist. Richtig peinlich kommt hier übrigens ein musikalischer Auftritt von Mainstream-Ghetto-Rapper Bushido, der mit einem Song für die Schlämmer-Partei wirbt. Jo, es ist einfach bisweilen wahnsinnig doof, was man hier zu sehen bekommt. Und Kerkelings Parodien von Merkel und Pofalla greifen auch ziemlich ins Leere, einzig die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt bekommt er noch recht witzig hin. Wahrlich kein Muss, dieser seltsame Kinofilm, aber wenn er schon mal im ZDF läuft...
3,5/10
Fohlen