Ich bin leider gar nicht angetan von dem hier besprochenen Artikel über deutsche Serien.
Und das liegt vor allem am sprachlich misslungenen Auftakt.
Der Einstieg macht keine Lust auf den Artikel bei solchen schwer verständlichen Schachtelsätzen.
Nach ausführlicher Bestandsaufnahme der aktuellen Lage und einem Rückblick auf deren Entwicklung, ist es nun an der Zeit für den Versuch, eine Analyse zu tätigen. Die Frage, warum deutsche Serienware in Sachen Marktanteil konsequent hinter der internationalen Konkurrenz zurück bleibt, beschäftigt die Medienwelt schon lange.
Es ist nicht flüssig formuliert, es ist geschwurbelt.
Der erste Satz ist viel zu lang. Selbst wenn man den so gewollt geistreich formulieren möchte, ist er noch zu lange, denn der Teil "für den Versuch" ist einfach überflüssig.
Und es ist auch noch inhaltlich, sagen wir, fragwürdig. Denn ich halte es doch für übertrieben, dass sich die MedienWELT mit dem Phänomen "deutsche Serie" beschäftigt.
Und es ist auch falsch, dass deutsche Serien "konsequent" schlechtere Marktanteile haben als US-Serien.
Und es ist auch eher sprachlich falsch zu behaupten, die US-Serien seien Konkurrenz für deutsche Serien. Das ist zu kurz gedacht. Denn es ist ja nicht so, als würden sich Abend für Abend deutsche und US-Serien duellieren und erste dauernd den Kürzeren ziehen. Die Konkurrenz besteht hier nicht zwischen der Serienware, sondern zwischen den Sendern, die aber auch mal Filme, Shows oder Sport zeigen. Insofern greift hier der Vergleich zu kurz.
Im weiteren Verlauf des Artikels wird zwar deutlich, was die Autorin mit Konkurrenz meint - aber dann muss sie es auch schon zu Beginn deutlich machen.
Als Einstieg hätte man einfach schreiben können "Die deutsche Serie liegt in messbaren Zahlen meist weit hinter vergleichbaren US-Serien. Daher ist es Zeit für eine Analyse." (Das ist jetzt auch noch nicht weiter durchdacht und schnell hingeschrieben. Aber es ist kürzer und sagt das gleiche aus wie die zwei Schachtelsätze, die die Autorin wählte. Und ich finde es nunmal nicht nötig, so rumzuschwurbeln. Ganz im Gegenteil: es ist einfach für Leser viel angenehmer, wenn man nicht so pseudo-intellektuell anfängt, sondern kurz und knapp darlegt, um was es im Artikel geht und was man kritisch beleuchten will.)
Nebenbei: die sprachliche Demission wird sogar noch eher deutlich.
Im "Teaser" formuliert die Autorin so:
Der deutsche Serienmarkt steckt in der Krise. Sagt man. Der US-Markt hingegen boomt. Sagt man. Ist dem wirklich so?
Den Kniff mit "Sagt man" find ich pfiffig und gelungen. Leider wird der gute Eindruck jäh zerstört mit der Frage, die auch inhaltlich nicht weiterbringt und sprachlich eine Katastrophe ist. Ein einfaches "das" - und alles wäre okay. Aber das hier ist Umgangssprache, die schon rein grammatikalisch unsauber ist - freundlich ausgedrückt.
Und auch zum Inhalt möchte ich kurz noch etwas anführen, den ich ebenso nicht sehr gelungen finde, weil die Autorin nicht alle Bereiche beleuchtet. (Wenn auch die, die sie beleuchtet, gut gewählt und ausgeführt sind.)
Aber zwei wichtige Aspekte fehlen: Regie und Schauspieler. Auch da kann man zahlreiche positive Beispiele finden - sicher auch Negatives anklingen lassen. Denn so mutlos deutsche Autoren manchmal bei ihren Stoffen sind, so mutlos sind manchmal auch Produzenten bei der Besetzung der Rollen. All das hätte man noch ausformulieren können und sich stattdessen weniger auf die - zugegebenermaßen - vielen "Kopien" beschränken.
Und wie ich eben schon andeutete, fehlt auch das Hervorheben erfolgreicher deutscher Serien, die eben in direkter "Senderkonkurrenz" beim Gesamtpublikum US-Serien regelmäßig ausstechen.
Nebenbei:
ich las den Artikel gestern abend dann komplett und da war er noch voller (Flüchtigkeits-)Fehler. Ich hoffe, das ist mittlerweile behoben.
Ich lese hier ja echt nicht oft Artikel - aber dieses Thema hat mich nunmal interessiert -, aber immer, wenn ich es tue, frag ich mich, warum offenbar niemand mal Artikel gegenliest vor dem Freischalten.
"Das wär dein Lied gewesen, doch zu dir fällt mir einfach nichts ein. Das wär dein Lied gewesen, doch du reichst nichtmal für zweieinhalb Zeilen."