Ein toter Lehrer
Lucia May ist die junge Ermittlerin, die den Fall des Lehrers bearbeitet, der bei einer Schulversammlung erst drei Schüler, eine Lehrerin und anschließend sich selbst erschoss. Die Sache scheint klar zu sein, Lucias Chef will dass sie den Bericht schnell vorlegt und man den Fall abschließen kann. Aber Lucia hat bei ihren Befragungen Dinge erfahren die nicht unter den Tisch gekehrt werden sollten ...
Das Buch wurde mir von einem Menschen mit seeeeeehr schlechtem Musik- und ziemlich mäßigem Filmgeschmack empfohlen, weshalb ich doch eine gewisse Skepsis hatte, ob das bei Büchern großartig anders ist.

Ist aber so.
Das gut 350 Seiten umfassende Buch ist sehr kurzweilig und lässt sich deshalb problemlos in einem Rutsch durchlesen. Zu Beginn wirkt der Schreibstil noch leicht sperrig, aber man gewöhnt sich relativ schnell daran - spätestens dann, wenn man begriffen hat, dass jedes zweite Kapitel aus Verhörprotokollen der Zeugen besteht und sich somit mit den Ermittlungen der Hauptfigur abwechselt. Dabei habe ich persönlich festgestellt, dass mich die Verhöre meist noch deutlich stärker interessiert haben und es gerade hierbei eigentlich quasi gar keine Längen gibt. Etwas schwierig ist hierbei manchmal, dass man zu Beginn nicht einmal weiß, wer nun eigentlich gerade verhört wird, der Leser bekommt lediglich Monologe präsentiert. Diese sagen aber, sollte man aufmerksam lesen, oftmals doch erstaunlich viel aus.
Sehr interessant an diesem Buch ist neben dem ungewöhnlichen Schreibstil meiner Meinung nach, dass man relativ schnell mit dem Amok laufenden Lehrer sympathisiert und seine Situation als Mobbingopfer immer besser nachvollziehen kann. Und das, ohne auch nur ein einziges Mal von ihm direkt etwas zu lesen zu bekommen. Das angebliche Monster wird somit relativ schnell zu einer eher tragischen Gestalt, die eigentlich viel mehr Opfer eines permanenten Psychoterrors war.
Nicht ganz so begeistert hat mich die in der Gegenwart spielende Story um Ermittlerin Lucia May, die an sich zwar eine sympathische Figur ist, allerdings irgendwie nicht einmal ansatzweise so interessant daher kommt wie die Geschichte um den Lehrer. Bei ihren Liebesgeschichten habe ich mich teilweise doch etwas gelangweilt. Noch stereotyper als sie werden ihr Chef Cole sowie der Schuldirektor Mr. Travis dargestellt, die nur als gewissenlose, machtgeile und obrigkeitshörige Oppurtunisten fungieren. So ausdifferenziert das Bild des Lehrers ist, so langweilig und eindimensional wirken diese Figuren.
Trotzdem ist "Ein toter Lehrer" ein wirklich beeindruckendes Buch, das vor allem durch seinen ungewöhnlichen Schreibstil auffällt und das Thema Mobbing sehr interessant aufbereitet. Einen weiteren Pluspunkt von mir gibt es für die kaum vorhandenen Längen, was das Lesen wirklich unheimlich angenehm macht. Ja, tolles Werk, lohnt sich wirklich und lässt sich problemlos in wenigen Tagen durchlesen.
8/10
Und jetzt versuche ich mich mal an den Tributen von Panem.
Fohlen