#124363
Hi!
Bin gestern Abend durch die Straßen zurückgekommen, hatte einen wunderbaren Dreh auf der Bremer Kirmes für die Show.
Dort haben wir u.a. auch ein paar Kinder befragt, die prompt aufeinander losgingen a la "Scheiß Türke", "Tötet alle Libanesen" etc. Da dachte ich mir schon: Dass kann doch nicht wahr sein!

Als ich dann also nach Hause gegangen bin, kamen zwei Leute aus meiner alten Schule an. Einer auf dem Fahrrad. Ich geh stillschweigend weiter, als ich plötzlich von dem auf dem Fahrrad, der in dem Moment an mir vorbeifährt, einen Tritt zwischen Kopf und Nacken bekomme.

Einfach so. Da ich bis jetzt viel verkraftet habe (sei es wegen meinen Hobbys, meiner Kleidung, meines Schwulseins) war ich über einen solchen Übergriff das erste Mal in meinem Leben sprachlos.

Klar, wurde ich schon oft geschlagen, beleidigt gehörte zur Schulzeit gar schon zum Alltag, aber Abends von Leuten getreten zu werden, mit denen man so noch nie was zutun hatte, ist für mich eine weitere Station zu der Einstellung, das unsere Gesellschaft alles ist, nur keine "Gemeinschaft".

Die Doppelmoral, das Aggressionpotential ist für mich mehr als schockierend und sollte vor allen Dingen ermahnen. Damit meine ich nicht nur den Übergriff auf mich, sondern allgemein.

Nun zum Thema dieses Threads:
Da diese Leute mich früher schonmal fertig gemacht haben (übrigens knapp zwei Jahre jünger als ich), und ich weiß das sie größtenteils darüber erregt sind, dass ich öffentlich schwul bin, also es nicht verheimliche und wie jeder andere auch händchenhaltend durch die Stadt gehe, ist es für mich noch um so schockierender.

So ziemlich jeder, mit dem ich mehr zutun habe, kommt damit klar.
Aber viele der Leute, die entweder über 70 sind, oder gerade 7 werden haben wesentlich weniger Toleranz.

Ich habe meine Hilfe bis jetzt jeden angeboten, der sie haben wollte. Ich weiß dass es mir eigentlich sehr gut geht, weil hinter den Haustüren wesentlich schlimmere Sachen passieren. Viele Geschichten habe ich schon gehört, und fast jede neue bestätigt meine Ansicht: Es wird immernoch zu wenig aufgeklärt.

Ich werde in wenigen Monaten 18. Mache derzeit ein einjähriges Praktikum und habe in der gesamten Schullaufbahn nicht einmal dieses Thema in Biologie bekommen, im Gegenteil. Ich habe mal ein Referat über dieses Thema gehalten, worauf ich eine 5 bekommen habe mit der Aussage: Deine Zahlen sind doch unberechtigt, soviel Schwule gibt es niemals. Ein Jahr später, anderer Lehrer: 4-. Es gibt für mich als Biologielehrer keine Schwulen, dementsprechend gibt es das Thema auch nicht. Aber weil du gerarbeitetet hast, bekommst nochmal eine 4-.

Und jetzt arbeite ich an einem Projekt. Einer Hilfeseite für Schwule und Eltern. Und mein gestriges Erlebnis hat nochmal deutlich bestätigt, dass es dringend nötig ist.

Wenn ihr also mithelfen wollt, oder eure Meinung schreiben wollt, bitte.
Zuletzt geändert von Niveau am Di 11. Apr 2006, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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von freiwald
#124371
versteh mich nicht falsch aber wieso musst du über dein schwul sein ein referat oder ein projekt machen?
ich als hetero mache sowas doch auch nich.
wenn ich mir im fernseh sendung wie anders tv anschaue bekomm ich so einen hals ich verstehe einfach nich warum man das thema so in den vordergrund holen muss.

aufkeinenfall heiße ich die gewalt gegen über dich oder andere schwule gut aber ich denke das sowas den hass nur noch mehr antreibt.

ich habe nichts gegen schwule !! jeder soll so leben wie er es für richtig hält
von Niveau
#124373
Ganz einfach, weil wir das Thema im Unterricht nie behandelt haben. Und nachdem ich mir schon einiges anhören musste, dachte ich: Wenn hier keiner für Aufklärung sorgt, dann ich.
Zuletzt geändert von Niveau am Di 11. Apr 2006, 19:38, insgesamt 1-mal geändert.
von Jamie
#124376
Hoffentlich findet der braune Lord diesen Thread nicht.
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von Produzent
#124379
Solange schwule sich zivilisiert und respektvoll verhalten ist mir das schnurzegal. Es geht mich nichts an ob der hetero oder homo oder sonstwas ist. Es sei denn ich kenne ihn oder er ist in meinem Bekanntenkreis. Dann setze ich mich mit auseinander.
Wenn aber jemand mir zu nahe kommt (egal ob schwul oder nicht), dann hat der schnell eine sitzen.

Und zu den Übergriffen :

In Pankow Heinersdorf soll eine Moschee gebaut werden.
Und wovor haben die dort Angst, das alles dort Terorristen einziehen.Und weil Autofahrer auf der Autobahn denken , das es nicht mehr Deutschland sondern Ausland sei . Und bei einer Bürgerveranstaltung wird die Polizei ausgelacht. Und bei erklärungen der Muslime, schreien alle einwohner. Wir sind das Volk .
So etwas ist wieder mehr ein Grund Kein Deutscher sein zu wollen.
Und von der Vergangenheit scheinen viele nicht´s gelernt zu haben.
Insbesondere die meisten aus dem sozialbenachteiligten Regionen im Osten der Republik.
Intoleranz scheint langsam zum Grundrecht zu werden .... :roll: :evil:
Fehlt nur noch das den kranken und behinderten ihrer Leben genommen werden, weil Sie eh nur kosten. Spätestens dann, ist es Zeit das Deutschland nicht mehr meine Heimat sein wird ....
Das Honecker auf dem Chile Flug so hämmisch lachte , hatte nur mit dem Ausdruck "Ich habe mein Ziel erreicht" zu tun. Tot ist er ja, nur sein Werk lebt immer weiter ....
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von Kiddow
#124383
Ich sehe das so: das war nicht unbedingt ein Referat über eine sexuelle Einstellung oder Vorliebe. Es ist ja vielmehr so, dass Homosexuelle als ethnische Minderheit angesehen werden können. Über Juden werden auch Referate gehalten, wobei ich mal behaupte, dass dieses Thema weit weniger Menschen in Deutschland direkt betrifft als Homosexualität.

Ich kann das einfach nicht kapieren, dass Menschen angegriffen werden, weil sie anders aussehen oder anders lieben. Pädophilen kann man nicht ansehen auf was sie so stehen, aber in diesem Fall wäre das mal sinnvoll. Und an dem Beispiel sieht man auch, dass man den Charakter eines Menschen nicht nach seiner ("schwulen") Optik einschätzen kann.
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von Produzent
#124386
Kiddow hat geschrieben:Ich sehe das so: das war nicht unbedingt ein Referat über eine sexuelle Einstellung oder Vorliebe. Es ist ja vielmehr so, dass Homosexuelle als ethnische Minderheit angesehen werden können. Über Juden werden auch Referate gehalten, wobei ich mal behaupte, dass dieses Thema weit weniger Menschen in Deutschland direkt betrifft als Homosexualität.

Ich kann das einfach nicht kapieren, dass Menschen angegriffen werden, weil sie anders aussehen oder anders lieben. Pädophilen kann man nicht ansehen auf was sie so stehen, aber in diesem Fall wäre das mal sinnvoll. Und an dem Beispiel sieht man auch, dass man den Charakter eines Menschen nicht nach seiner ("schwulen") Optik einschätzen kann.
In Deutschland leben etwa 120.000 Juden wovon 86.000 in Gemeinden organisiert sind. Vor dem Holocaust gab es etwa 570.000 Juden Deutschland. Ich schätze das die Anzahl von Schwulen um ein vielfaches denen jüdischen Glauben´s übersteigt.
Für mich ist es aber wichtiger das alle anderen egal ob minderheit oder nicht, ob mehr oder weniger als andere.
Tolerant behandelt werden
von thilo
#124388
ich finde es echt gut von dir das du so eine seite aufbaust

würde mich freuen wenn ich etwas mehr darüber erfahren könnte.

also wenn du willst melde dich doch mal unter spain2@web.de

hab sebst schon paar sachen bezüglich schwulsein einstecken müssen
von Roman
#124406
Produzent hat geschrieben: In Deutschland leben etwa 120.000 Juden wovon 86.000 in Gemeinden organisiert sind. Vor dem Holocaust gab es etwa 570.000 Juden Deutschland. Ich schätze das die Anzahl von Schwulen um ein vielfaches denen jüdischen Glauben´s übersteigt.
Für mich ist es aber wichtiger das alle anderen egal ob minderheit oder nicht, ob mehr oder weniger als andere.
Tolerant behandelt werden
Ca. 10% der Bevölkerung ist Homosexuell. Das wären dann rund 8 Mio. in Deutschland. ;)

Es ist schon krass, immer solche Geschichten zu lesen. Auch hier bei uns im Dorf, ist das nicht anders. Da meinen einige dass Schwule vergast werden sollen. Ältere Menschen und Jugendliche sagen das, bei uns in einen bayerischen Dorf. :roll: :?
Hoffentlich findet der braune Lord diesen Thread nicht.
Das war auch mein erster Gedanke. :roll:
Mal schauen wohin das ausartet, falls er es findet... :roll:
von Khamelion
#124428
Zunächst würde ich den Begriff Toleranz nicht zu hoch stecken.
Toleranz heißt eigentlich nur einen Menschen zu dulden oder zu ertragen.
Was gemeint ist hier Akzeptanz oder Respekt gegenüber Homosexuelle Menschen.

Das man überall auf der Welt unaufgeklärte Menschen trifft ist nicht selten.
Sowohl ältere als auch jüngere verstehen es einfach nicht.
Oft mangelt es einfach auch an Verständnis.

Ich halte auch ein Referat in Biologie nicht für besonders angemessen.
Naturwissenschaftliche Fächer und somit auch die Lehrer richten sich nur nach Fakten und der gesellschaftliche Aspekt ist nicht von belangen.
Ich hätte es für sinnvoller gehalten es lieber in Fächern wie Pädagogik, Deutsch oder Geschichte zu halten, weil es in meine Augen mehr Sinn machen würde oder warst es dir wichtig den biologischen Aspekt von Homosexualität zu referieren?

Ich denke selbst wenn man schwul ist, sollte man es nicht noch provozieren die Klichees zu bestätigen.
Wichtig finde ich dabei, seine Verhaltensweisen nicht komplett umzukrempeln sondern man sollte sich einfach zum einen gewissen Anteil an der Gesellschaft anpassen und nicht permanent gegen den Strom schwimmen.

Ich kenne eine z.B. die sich erst kürzlich geoutet hat.
Allerdings hatte ich nicht das Gefühl gehabt einen anderen Menschen zu sehen . Ich sehe einfach einen Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung.
Ich finde es nicht schlimm,dass du etwas gegen die Respektlosigkeit tun willst, aber man sollte es einfach nicht provozieren.

P.S. wer ist der "braune Lord"?? ^^

Dörfer sind für mich absolut die schlimmsten.
Da ist man nur von konservativen Menschen umgeben.

Die Stadt mit den nettesten Menschen habe ich bisher nur in Köln gesehn.
Die Münchener sind sehr hochnässig.
Die Düsseldorfer arrogant.

so waren bisher meine Erfahrungen ...
Zuletzt geändert von Khamelion am Di 11. Apr 2006, 21:34, insgesamt 1-mal geändert.
von Roman
#124432
Khamelion hat geschrieben: Ich halte auch ein Referat in Biologie nicht für besonders angemessen.
Naturwissenschaftliche Fächer und somit auch die Lehrer richten sich nur nach Fakten und der gesellschaftliche Aspekt ist nicht von belangen.
Ich hätte es für sinnvoller gehalten es lieber in Fächern wie Pädagogik, Deutsch oder Geschichte zu halten, weil es in meine Augen mehr Sinn machen würde oder warst es dir wichtig den biologischen Aspekt von Homosexualität zu referieren?
Vielleicht hatte Daniel aber dazu keine Gelegenheit, in diesen Fächern sich selber ein Thema auszusuchen. ;) Das gibts ja auch nicht immer. ;)
P.S. wer ist der "braune Lord"?? ^^
Ein User namens "TheDarkLord" der am rechten Rand driftet, politisch gesehen. ;)
von Gast
#124445
Ist halt die Frage ob Niveau in seinem Vortrag auch auf den Hintergrund des Schwulseins eingegangen ist, und zwar das es sich um einen "Gendefekt" handelt, wobei Defekt natürlich nicht als Fehler zu betrachten ist, und durch zu viele weibliche Hormone letzt endlich zu einer gewissen letztendlichen sexuellen Orientierung führt.

Wenn du das, und weite faktoren, nicht genannt hast ist der Votrag in Biologie natürlich nicht ganz so angebracht. Wenn du aber darauf eingegangen bist, sind die Argumente seitens deines Lehrers völlig konstruiert und schwachsinnig. Dann hat er keine Ahnung und gibt seine konservative, untolerante Meinung an seine Schüler wieder. Zwar unbewusst, aber das tut er damit.

Aber im Prinzip gebe ich dir Recht: Diese Themen werden leider viel zu selten in der Schule behandelt. Stattdessen dominieren Judentum und 2. Weltkrieg. Dies sind zwar auch äußerst wichtige Themen, aber damit wird ja regelrecht übertrieben. Ich gehe momentan in die 9. Klasse und behandele gerade in 4 Fächern Judentum und Nationalsozialismus. Und das geht schon seit der 7. Klasse so und wird in Zukunft auch den Unterrichtsstoff einnehmen. Und da wundert sich Deutschland, wenn jemand irgendwann keine Lust mehr hat sich mit solchen Themen auseinander zu setzten. Anfänglich ja, aber das lässt nach 4maliger Wiederholung dramatisch nach.

Das alles lässt mich wiederum plumb zu dem Entschluss kommen, dass ich das deutsche Schulsystem schwachsinnig und "hassreif" finde.
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von Pip
#124462
@Niveau: es tut mir leid, dass dir das passiert, für so etwas habe ich kein Verständnis. Ich bin nicht homosexuell, aber wenn du Hilfe für deine Seite brauchst, vielleicht Statements aus der Sicht einer einigermaßen aufgeklärten, heterosexuellen Frau, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.

Meine Erfahrungen mit Homosexualität im Biologieunterricht waren anders als deine. Wir hatten das Thema, nicht wahnsinnig ausführlich, aber wir haben es durchgenommen und uns wurde klar gemacht, dass Homosexualität nichts unmoralisches oder perverses ist. Wir wurden zur Toleranz angehalten. Ob es bei allen funktioniert hat, kann ich nicht sagen, aber bei mir hat es das. Im übrigen: es war eine Dorfschule.

Es wäre sicher wichtig, wenn die Schulen sich mehr mit dem Thema Homosexualität beschäftigen würden, dadurch könnten viele Vorurteile und Mißverständnisse abgebaut werden.
von Cristóbal
#124464
Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Die sieben Söhne sprachen: "Vater, erzähl uns eine Geschichte." Da fing der Vater an: 'Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Die sieben Söhne sprachen: 'Vater, erzähl uns eine Geschichte.' Da fing der Vater an: 'Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Die sieben Söhne sprachen: 'Vater, erzähl uns eine Geschichte.' Da fing der Vater an: 'Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Die sieben Söhne sprachen: 'Vater, erzähl uns eine Geschichte.' Da fing der Vater an: 'Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Die sieben Söhne sprachen: 'Vater, erzähl uns eine Geschichte.' Da fing der Vater an: 'Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Töchter. Die sieben Töchter sprachen: 'Mutter, erzähl uns eine Geschichte.' Da fing die Mutter an: 'Es war einmal eine Frau,…

Und wenn sie nicht gestorben sind, erzählen sie noch heute.
Zuletzt geändert von Cristóbal am Mo 2. Jul 2012, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
von Gast
#124469
Junks-for-funks hat geschrieben:
PR_MANN hat geschrieben:Ist halt die Frage ob Niveau in seinem Vortrag auch auf den Hintergrund des Schwulseins eingegangen ist, und zwar das es sich um einen "Gendefekt" handelt, wobei Defekt natürlich nicht als Fehler zu betrachten ist, und durch zu viele weibliche Hormone letzt endlich zu einer gewissen letztendlichen sexuellen Orientierung führt.
Mit solchen Behauptungen muss man sehr vorsichtig sein, da es sich nur um Mutmaßungen handelt. Eine seriöse Untersuchung zu den Ursachen der Homosexualität scheitert derweilen schon daran, dass man auch die Ursachen der als "normal" empfundenen Heterosexualität erforschen müsste.
Ach Ehrlich? Gut das wusste ich nicht. :idea:
Für alles Andere: Ich hab im Satz darunter noch geschrieben: "und alle anderen Faktoren", die auch mit nicht ganz wissenschaftlich nachweißbaren Einflüssen mit einhergehen.
von Niveau
#124539
So, bin gerade erst nach Hause gekommen. Danke schonmal für die vielen Antworten. Ich habe in den Referaten sowohl meine eigenen Erfahrungen erwähnt (damals übrigens noch nicht geoutet also so formuliert, dass ich von jemand anderem rede) als auch Argumente, Zahlen und Thesen aus Sachbüchern. Laut dem Biologielehrer existieren Schwule nicht, sondern sind irgendwie defekt. An den genauen Wortlaut kann ich mich aber nicht erinnern. Ihr könnt euch aber vorstellen, dass meine Freunde und ich sehr über diese Argumentation gelacht haben.

Um nochmal auf den gestrigen Abend zurückzukommen: Mir ist noch eingefallen, dass ich direkt danach gedacht habe: Immerhin haben die dich diesmal nicht beleidigt. Eigentlich schon traurig, dass man so etwas denkt.

Eben gerade habe ich noch sarkastisch zu meiner Freundin gesagt:
"Wenn sie in der Gruppe gewesen wären hätte ich mich gefreut, wenn sie weiter zugetreten hätten, dann wäre es ja belustigung des Volkes.
Aber so? Das ist irgendwie krank."

In der heutigen Zeit gehört das Beleidigen schon zum guten Ton. Wenn ich morgens zur Arbeit fahre höre ich genug Sachen um Zug mit, nicht auf mich bezogen, aber untereinander.

Wenn jemand einen Beleidigt mit "A r s c h l o c h" kann ich das verstehen, wenn der Beleidiger von seinem eigenen Körper ausgeht, und diese Stelle wohl nicht sehr gepflegt ist ;) Aber bei den Schwulenfeindlichen äußerungen... ich meine - wozu?

@Pip: Danke für dein Angebot. Komme gerne drauf zurück aber wahrscheinlich nur, um dir das zu erzählen, was mir wiederum erzählt wird. Meine Sachen sind mir egal. Ich kann ruhig verprügelt werden. Mich interessiert nur WARUM die Leute das machen und wie ihre Geschichte ist. Das werde ich nie erfahren. Aber es wäre interessant nachzuforschen. WIE sich ein Schwuler fühlt, der gerade zur Sau gemacht wird, das weiß ich. Aber es gibt genug Schwule die aus Angst nicht drüber reden, und genau denen will ich helfen.
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von Jonny
#124542
@Niveau
Ein sehr toller Beitrag, auch wenn das Thema weniger erfreulich ist.
freiwald hat geschrieben:wenn ich mir im fernseh sendung wie anders tv anschaue bekomm ich so einen hals ich verstehe einfach nich warum man das thema so in den vordergrund holen muss.
Du meine Güte. :shock:
Anders Trend diese klitze-kleine 30/45-minütige Sendung die im Nachtprogramm versteckt wird, lief in den letzten Jahren vielleicht grad 4 oder 5 mal. :?
Also an Belästigung genzt das ja wohl wirkich nicht. Zudem das auch so einige heterosexuelle Menschen schauen.
Khamelion hat geschrieben:Zunächst würde ich den Begriff Toleranz nicht zu hoch stecken.
Toleranz heißt eigentlich nur einen Menschen zu dulden oder zu ertragen.
Was gemeint ist hier Akzeptanz oder Respekt gegenüber Homosexuelle Menschen.
Ich mag das Wort Toleranz persönlich auch nicht. Da für mich es ja nur dulden heißt. Aber ich weiß welches Bedeutung das Wort mittlerweile für die Allgemeinheit bekommen hat. Darum versuche ich erst gar nicht darüber zu reden.
Aber selbst das Tolerieren ist für manche schon zu viel. :roll:

Jedenfalls haben sie meine Akzeptanz. Respekt hat sowieso jeder von mir verdient bzw. bekommt jeder von mir, naja solange die einzelne Person nicht bei mir verkackt. Auch wenn ich gegen jemanden Antipathien habe, behandele ich ihn trotzdem mit Respekt.
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von freiwald
#124572
Jonny hat geschrieben:@Niveau
Ein sehr toller Beitrag, auch wenn das Thema weniger erfreulich ist.
freiwald hat geschrieben:wenn ich mir im fernseh sendung wie anders tv anschaue bekomm ich so einen hals ich verstehe einfach nich warum man das thema so in den vordergrund holen muss.
Du meine Güte. :shock:
Anders Trend diese klitze-kleine 30/45-minütige Sendung die im Nachtprogramm versteckt wird, lief in den letzten Jahren vielleicht grad 4 oder 5 mal. :?
Also an Belästigung genzt das ja wohl wirkich nicht. Zudem das auch so einige heterosexuelle Menschen schauen.
ne das mein ich nich.
ich meinte damit das wenn man sich in die gesellschaft integrieren will nich noch sendung wie anders trend ins fernseh bringen sollte.
wieso muss das eine extra sendung sein in der nochmals ganz genau betont wird wie anders man doch is.
ich hab kein problem damit wenn ein bericht über schwule in einer sendung wie taff galileo extra oder sonst wo kommt!
von Palmolive
#124614
freiwald hat geschrieben: wieso muss das eine extra sendung sein in der nochmals ganz genau betont wird wie anders man doch is.
Vielleicht liegt es daran, dass manche Schwule doch anders sind als der Durchschnittsbürger? Ich darf behaupten, das ich als Homosexueller doch einige Interessen habe, die ein "normaler" heterosexueller Bürger nicht hat und deswegen freut es mich, dass solche Sendungen existieren. Wenn das Thema Homosexualität totgeschwiegen wird, hilft das auch keinem. Und dein Vorschlag mit taff ist ja wirklich sehr toll, aber solange Schwule in der Gesellschaft nicht besser akzeptiert werden, laufen solche Beiträge vielleicht einmal im Jahr und das auch nur um zu zeigen wie lustig Schwule doch sind.

Und wie Jonny bereits sagte: diese halbe Stunde anders.tv dürftet ihr ja wohl auch aushalten wenn wir uns jede Nacht einen heterosexuellen Erotikfilm auf VOX und Co. ansehen müssen :wink:.
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von Fabi
#124617
Ich kenne ebenfalls eine Geschichte, die ziemlich krass ist. Ich kenne einen Jungen - kennen ist schon übertrieben, man sagt sich "Hallo", wenn man sich in der Stadt sieht, nicht wirklich mehr, weil wir uns mal auf einer Party mit einer uns beiden bekannten Freundin unterhalten habenund uns dort sahen -, der aus einer muslimischen Familie kommt, jedoch kenne ich nicht die genaue Nationalität, weil ich recht wenig mit ihm zu tun habe. Jedenfalls hat er sich Ende letzten Jahres geoutet, schwul zu sein. Und das war natürlich sein Verderben. Versteht mich nicht falsch, ich bewundere Leute, die in der heutigen Gesellschaft (schon traurig, dass man das so sagen muss, aber der Startbeitrag rechtfertigt das wohl) den Mut haben, sich öffentlich dazu zu bekennen. Aber er steckt natürlich in einer anderen Situation: Seine Religion geht damit völlig anders um, als wir Christen es tun. Zudem ist seine Familie sehr streng gläubig. Das alles sind Faktoren, die es erschweren, sich in dieser Lebenssituation als schwul oder lesbisch zu outen.
Nachdem er dies tat, war sein Leben nicht mehr als eine Höllenfahrt durch alltägliche Dinge: Schule, der Sportverein, Abends mit Freunden unterwegs sein etc. - und natürlich das zu Hause. Er wurde von seine "Freunden" verprügelt, gemobbt und beschmipft. Die einzigen, die ihm geholfen haben, waren seine beiden Schwestern und ein paar wirkliche Freunde. So etwas finde ich wirklich traurig, weil man doch eigentlich nicht sverbrochen hat. Was hat man denn falsch gemacht? Nichts, denn man kann doch nicht selber seine Sexualität steuern. Die ist nunmal eben da, wie sie ist - Punkt. Und wenn man einen Menschen deswegen nicht akzeptieren kann, dann hat derjenige ein Problem, der mit dieser Sutation nicht umgehen kann. Es gibt so viele Dinge, die wir toleranter sehen als vor 50 Jahren: Sex vor der Ehe, schwanger mit 15, Verhütungsmittel à la Pille ab 14, Aufklärung zu Hause und in der Schule, rauchen, ... . Aber warum nicht Homosexualität?
Ein wirklich lapidares Beispiel: Ich rauche. So, ich setze mich in ein Café, neben mir eine strenge Nichtraucherin. Das weiß ich ja nicht, weil ich sie nicht kenne. Ich stecke mir ne Zigarette an, belästige sie natürlich durch meinen Qualm. Ein homosexueller Mensch stört aber mit seiner Sexualität keine anderen. Was er im Bett oder sonst wo mit seinem Partner macht, sieht der Rest der Welt ja nicht. Also warum die Aufregung? Lasst doch die Heteros, Homos, Bis und Metros und was es alles gibt, im Bett machen, was sie wollen. Haben wir doch nix mit am Hut. Die Homosexuellen können sagen: "Scheiß Heteros, die gehen nur mit dem anderen Geschlecht ins Bett, igitt!" Oder: "Scheiß Bis, die sollen sich mal gefälligst entscheiden!" Tun sie das in der Öffentlichkeit? Verprügeln sie deswegen die Heteros oder Bis? Nein. Und das ist der Punkt: Meiner Meinung nach sind Homosexuelle ind er Gesellschaft die Menschen, die es am schwersten von allen Sexualitäten haben, aber am allerbesten damit umgehen können. Sie werden gemobt, geschlagen, etc. . Doch sie machen weiter und das ist das, was ich an diesen starken Menschen bewundere. Und an diesem Punkt Respekt an Daniel, dass er das so sieht, wie er es tut. Andere würden sich nach einem Jahr Outing umbringen, weil sie mit ihrem Leben nicht mehr klarkommen.
von Niveau
#124631
An Fabian: Vielen Dank. Das mit dem Umbringen ist ein gutes Stichwort. In den letzten 5 Monaten hab ich mit zwei Schwulen gechatet (und mit einem getroffen) die Suizidgedanken hatten, weil Sie damit nicht klarkommen. Und ich bin mir sicher es sind nicht die Einzigen.

Daher verstehe ich auch nicht warum immernoch so wenig aufgeklärt wird. Ich lebe seit dem Outing so gut wie nie zuvor, fühle mich einfach besser.
Das ist, wie Fabi schon anspricht, nicht überall so. Aber nach einem Schock, den manche dann erfahren, gehts ihnen besser. So kenn ich es jedenfalls von mir und anderen Leuten.

Und wenn ich mir manche Liedtexte heute anhöre, wundert es mich herzlich wenig warum so miteinander umgegangen wird.

Vielleicht sollte man die Faktoren mal sammeln, woran es liegt, dass die Situation so ist, wie sie ist? Keine Erzieheung? Falsche Erziehung? Falsches Bild durch Medien? Oder was?
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von Michael M
#124670
Fabian, ich bewundere deine Meinung. Ich kenne viele Menschen, ob schwul, bi, hetero, bi oder sonstwas. Es ist wirklich so, dass generell homosexuele oder bisexuelle am besten mit der Sexualität umgehen. Warum weiß ich nicht, vielleicht sind sie einfach schlauer, weil nicht die Mehrheit so ist, wie diese Personen sind? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Ich freue mich, dass ich momentan nur Heten kennenlerne, die keine Probleme mit homosexuellen oder bisexuellen Menschen haben. Allerdings hatte auch ich, wie Daniel, nach meinem Outing massive Probleme, die allerdings nicht die Ausmaße wie bei ihm annahmen, weil:
1.) Mich meine Mutter unterstützt hat.
2.) Meine Lehrer an der Schule mich unterstützt haben
3.) Meine doch recht wenigen wahren Freunde unterstützt haben, aber gut zu wissen woran man ist...

Aber ich bin so wie Daniel, ich mache kein Geheimnis darauß, dass ich nie Schwuppe bin. Ich sehe noch nichteinmal einen Grund dafür. Warum sollte ich nicht mit meinem Freund Hand in Hand durch die Stadt gehen? Heten machen dies doch auch...

Das mit dem Umbringen nach dem Outing.
Das war bei mir nicht so. Seitdem ich mich geoutet habe, hatte ich nie mehr solche Gedanken, davor hatte ich solche Gedanken. Warum? Ganz einfach, ich konnte es nicht mehr aushalten mich zu verstellen. Es ging einfach nicht mehr, deswegen habe ich mich dann auch geoutet. Ich bereue es, trotz mehr oder weniger großen Problemen nicht. Ich bin sogar froh dies getan zu haben...

Und an eins müssen alle denken...

JEDER Homo- oder bisexuelle der sich offiziell outet ist vom Selbstbewusstsein her viel stärker als alle Heten zusammen, denn das Outing ist ein Kraftakt, den sich Heten nichtmal vorzustellen wagen.

PS: Mittlerweile ist es bei mir aber schon wieder so entspannt, dass mich sogar Moslems auf offener Straße nach nem Zungenkuss fragen oO
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von dan_taylor
#124714
Da ich auf dem Dorf lebe, bin ich mit den Vorurteilen Homosexuellen gegenüber gut vertraut. Als sich z.B. mein bester Freund vor einigen Jahren als schwul outete (was für ein Wort :roll: ), ist er sogar zu Hause rausgeflogen (!!!) und wohnte danach bei mir, da meine Eltern wesentlich toleranter waren.

Auch ist hier auf dem Land "Du schwule Sau!" nach wie vor eine der meistgebrauchten Beleidigungen. Warum? Ganz einfach: Es ist verdammt leicht, jemanden damit zu kränken, dass er sich von der Masse abhebt (ob es nun stimmt, oder nicht...). Da werden Vorurteile schnell zur Waffe und jemand, der tatsächlich homosexuell ist, lebt ständig in Angst, dass es entdeckt werden könnte.

Mein oben erwähnter Freund hat nach wenigen Wochen diesen Nervenkrieg nicht mehr ausgehalten, brach die Schule ab und zog um in eine Großstadt. Dort geht es ihm besser, aber trotzdem finde ich es schade, dass jemand aus seiner Heimat vertrieben wird, der einfach nur ein wenig anders ist als seine Umgebung.
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von Michael M
#124724
Das ist auch heftig. Naja, da bin ich froh, dass das "Dorf", in dem ich lebe wenigtens 50.000 Einwohner hat.
von Niveau
#124739
Wollt kurz erwähnen dass ich genauso wie Michael Freunde und Familie sowie Lehrer fast immer hinter mir habe. Aber mich interessiert es wirklich brennend wie ihr drüber denkt, dass es so ist, wie es jetzt ist. Woher kommt die Gewaltbereitschaft und co?