Kaffeesachse hat geschrieben:Ich komme in dem Falle mit dem Begriff "Zensur" nicht ganz klar.
Ganz offensichtlich.
Die juristische Definition:
In Deutschland versteht man unter Zensur eine Kontrolle und ggf. Unterdrückung von Meinungen vor Veröffentlichung (sog. Vorzensur). Gemäß Art. 5 Abs. 1 S. 3 des deutschen Grundgesetzes ist die Vorzensur verboten.
Die Produktionsfirma und Kebekus waren beauftragt eine Sendung mit satirischen Inhalten zu produzieren. Die Endabnahme hat der Sender, doch bei der Entscheidung darüber, was gezeigt wird, darf auch der nicht rein willfährig beurteilen. Der Beitrag war handwerklich gut gemacht, in erster Instanz sah man ja offenbar auch kein Problem darin. Erst das Echo auf die Vorabveröffentlichung des Clips im Netz hat offenbar zu einer Änderung geführt. Und da waren es dann eben genau die Inhalte der Satire, die beanstandet wurde und wegen denen man die Ausstrahlung auf dem WDR verhindert hat. Und das ist eine Zensur.
Exalter hat geschrieben:Natürlich muss die Satire frei sein, allerdings gibt es auch den Gleichbehandlungsgrundsatz. Über die katholische Kirche wurde nun wirklich jahrzehntelang Eimerweise Mist ausgeschüttet, andere Religionen hingegen verschont. Und da wurde sich dann auch mit "religiösen Gefühlen" rausgeredet.
So gesehen ist es dann auch nur gerecht, wenn jetzt auch diese Glaubensrichtung mehr respektiert wird. Wünschen würde ich mir, dass man sich über alles lustig macht, wenn man allerdings es nur auf eine Religion zuspitzt dann ist es ungerecht und diskriminierend.
Auch hier wieder ein Verständnisproblem mit einem Rechtsbegriff. Der Gleichbehandlungsgrundsatz besagt NICHT, dass einer irgendwann genug abbekommen hat und dann doch auch die anderen mal dran sein müssen. Wer immer wieder Angriffsfläche bietet, wird auch immer wieder den Spott der Satiriker ernten; wer sich bedeckter hält entsprechend weniger. Und mehr respektieren muss man jemanden, der viel einstecken musste, deshalb auch nicht unbedingt.
Es wäre doch grotesk zu sagen:
"Hey, liebe katholische Kirche, danke dass ihr so tapfer so viele böse Witze auf eure Kosten eingesteckt habt. Ihr habt euch zwar trotzdem gefühlt nur 2mm weiter bewegt, aber weil euch irgendwann mal gut ist, haben wir euch jetzt trotzdem lieb und machen uns jetzt mal über andere lustig, während ihr weiter den gleichen Blödsinn verzapft. Glückwunsch, ihr habt die Satire erfolgreich ausgesessen."
Ob man es sich aus sonstigen Gründen (zB ernstzunehmende Morddrohungen) nicht traut über andere Gruppen genauso zu spotten, ist ja jedem einzelnen Satiriker selbst überlassen. Bei den Katholiken kann man sein Recht auf zensurfreie Meinungsäußerung auch im Rahmen der Satire ziemlich bedenkenlos ausüben. Die werden das nicht gut finden, aber dich dafür aller Wahrscheinlichkeit nicht gleich ermorden. Bei Islam-Satire wäre ich mir da nicht so sicher. Da zensiert man sich vielleicht doch lieber selbst. Man weiß natürlich, dass das so eigentlich nicht gerecht ist und die es wahrscheinlich an vielen Stellen genauso oder mehr verdient hätten, als die Katholiken, aber man verzichtet halt darauf sein Recht hier voll auszuüben, um kriminelle Vergeltung zu vermeiden, vor der man sich leider auch in unseren Ländern nicht ganz geschützt fühlen kann - abgesehen davon, dass man ungern den nächsten Botschaftsbrand auslösen will.