- Do 4. Jul 2013, 22:39
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Dead Space 3
Bin doch ziemlich positiv überrascht worden. Nachdem die Netz-Heulbojen ja schon wieder auf höchster Hysteriestufe waren, weil es ja angeblich gar nicht mehr gruselig und nur noch casual action und auch noch mit bösen Microtransaktionen sei und das wegen Coop-Option ja angeblich eh alles furchtbar werde, kann ich da nur Entwarnung geben. Die Microtransaktionen sind völlig unnötig, man findet auch so mehr als genug Items und Ressourcen fürs Crafting. Dass man eine größere Nebenrolle der Kampagne auch als ausgebaute Coop-Rolle übernehmen könnte, war beim Solodurchlauf gar nicht zu merken. Anzeichen gibt es in den Levels nur durch zwei parallele Terminals an den Werbbänken oder zwei nebeneinanderstehenden Abseilpositionen für die vertikalen Kletterabschnitte. Abgesehen von diesen kleinen Indizien war das aber ein reinrassiges Singleplayererlebnis - und ein ziemlich gutes. Der Erzählfluss der stark inszenierten Kampagne funktioniert bestens und führt durch deutlich vielfältigere und abwechslungsreichere Settings als die Vorgänger. Nach ein paar einleitenden Kapiteln auf der Erde geht es in den titelgebenden Weltraum, wo ein Schiffsfriedhof viel düstere dead space Atmosphäre versprüht und angenehm an die besten Abschnitte der Ishimura aus Teil 1 erinnert. Mit der Ergänzung, dass man sich diesmal sogar wesentlich mehr im All aufhält und sich weitläufiger und freier bewegen kann. Inklusive rasanter space suit Schussfahrt wie man sie ähnlich erst in Star Trek: Into Darkness gesehen hat.
Auch dass Dead Space 3 die Horror-Wurzeln verloren hätte, kann ich nicht nachvollziehen. Auch in Teil 1 wurde Isaac in der zweiten Spielhälfte schon so wehrhaft, dass es eher Action-Horror als Survival war. Und nach zwei recht umfangreichen Teilen kennt man die Necropmorph eben auch schon als Gegner, so man von ihrem Auftauchen eh nicht mehr ganz so leicht zu überraschen und zu schocken ist wie im Erstling. Das tut der Intensität aber keinen Abbruch. Beide Fortsetzungen verhalten sich zu Teil 1 ja eher wie Camerons Aliens zu ihrem Vorgänger. Die Atmosphäre ist den Entwicklern auch wieder sehr gut gelungen. Die unterschiedlichen Settings sind glaubhaft gestaltet, Isaacs Rollenbackground als Ingenieur wird nicht vergessen und für etliche Rätsel und Storybögen einbezogen.
Einen großen Teil dazu trägt die gelungene Lichtstimmung der Level bei. Optisch ist DS3 zwar nicht mehr state of the art, sieht aber mit scharfen Texturen und gelungenem Art Design trotzdem ziemlich schick aus. Der Sound ist dafür wieder ein Highlight und zerrt kräftig an den Nerven - vor allem im klasse positionierten Surroundklang. Auch die Musik ist hervorragend, passt perfekt ins jeweilige Szenario und könnte auch aus einem Alien oder Pitch Black stammen.
Stark überarbeitet wurde das Crafting, wo man Waffen nun ziemlich individuell zusammenbauen und aufrüsten kann. So lassen sich an ein Gestell gleich zwei verschiedene Waffen basteln. MG mit Flammenwerfer ala Alien, breiter Line Cutter für die Necromorph Gliedmaßen plus Shotgun mit Rückstoßmodifikator, um sich die schnell ranpreschenden kleinen Gegner vom Leib zu halten, oder ein durchschlagkräftiges Einzelschussgewehr mit Granatwerfer gegen größere Gruppen - alles möglich. Gleichzeitig tragen kann man nur zwei Waffen, was etwas taktieren erfordert, um möglichst die passende Antwort auf alle Arten von Gegnern im Gepäck zu haben.
Die Gegnertypen sind wieder sehr schön abwechslungsreich geraten, womit sich Dead Space als Horror-Shooter angenehm von den inzwischen ermüdend ähnlichen Soldatenmassen der typischen Militärshooter abhebt. Seltener als im Vorgänger sind die Bosskämpfe geworden, die sind dafür wirklich toll inszeniert. Der Endkampf war einer der spektakulärsten, die ich in den letzten Jahren erlebt habe.
Abgesehen davon, dass es eben der dritte Teil einer Reihe ist, wo sich trotz vieler neuer Elemente und abwechlsungsreicher Settings ein gewisses been there, done that nicht völlig vermeiden lässt, habe ich an Dead Space 3 eigentlich nichts auszusetzen: Grafik gut, Gegnerdesign hervorragend, Sound absolute Spitzenklasse, motivierendes Crafting, dadurch vielfältige und individuelle Waffen, eine spannende, gut erzählte Story und ein gelungener Wechsel zwischen Suspense und intensiver Action. Dass es außerdem deutlich weniger Längen als in den Vorgängern gibt, macht Teil 3 für mich sogar zum besten Teil der Reihe, was ich nach den Kritiken gar nicht erwartet hätte.
9/10
"And in that moment, I swear we were infinite."