Man of Steel (2013)
Ich war noch nie ein großer Fan von Superman. Mich hat er mit seinen Fähigkeiten nie gefesselt, da er mir einfach langweilig vorkam. Unbesiegbar, keine Schwächen, Ecken oder Kanten. Die letzten Superman-Verfilmungen fand ich auch nicht gerade überzeugend. Doch jetzt wurde ich in den Bann reingezogen. Der Grund: “Man of Steel”. Eine düstere Comicverfilmung mit grandiosen Actionszenen und einer super Besetzung, so sehen Sommerblockbuster aus.
Viele fähige Filmemacher wurden für den Regieposten gehandelt. Darren Aronofsky, Duncan Jones und Ben Affleck, um nur einige zu nennen. Doch letzendlich bekam Zack Snyder die schwierige Aufgabe zugeteilt. Dass Snyder Talent für Comicverfilmungen besitzt, zeigte er schon in “Watchmen”, der wirklich unterschätzt ist. Und Actionszenen sind für den Mann auch kein Problem. Mit diesem Film stellt er den Zuschauern ein neues DC Universe vor und öffnet den Weg für weitere DC-Filme. Snyder schafft es, dem Superman wieder einen coolen Status zu verpassen. Der ernste Ton erinnert an die “The Dark Knight”-Trilogie von Nolan und passt sehr gut rein. Was die Action betrifft: Phänomenal mit einer grandiosen Optik gefilmt. David S. Goyers Karriere neben den “Batman”-Filmen von Nolan besitzt so einige mittelmäßige Filme wie “Jumper”. Doch je länger seine Karriere andauert, desto besser wird er. “Man of Steel” gehört locker zu den Top 3 Skripts von Goyer. Die Charaktere sind glaubwürdig gezeichnet, ebenso funktioniert die Erzählweise. Beide Parts, die Szenen auf Krypton und der Erde sind gelungen. Man hätte sogar Krypton länger zeigen können. Doch gegen Ende hat man das Gefühl, dass ihm nichts mehr eingefallen ist.
Henry Cavill spielt Clark Kent. Auf dem ersten Blick wirkt er wie ein ganz normaler Mensch, doch der Schein trügt. Er besitzt übermenschliche Fähigkeiten und ist nicht von dieser Welt. Seine Eltern wollten dieses Geheimnis für sich bewahren, da sie Angst hatten, dass die Menschheit das nicht akzeptieren würde. Doch als ein Feind auftaucht, stellt sich Clark, denn die Menschen brauchen ihn. Meiner Meinung nach ist Cavill ein toller Superman. Der Anzug steht ihm ausgezeichnet, er besitzt Charisma und er besitzt die richtige Mentalität für die Rolle. Ein bisschen mehr Emotionen hätten aber nicht geschadet. Michael Shannon verkörpert General Zod, ein gefährlicher Soldat, der Krypton neu aufbauen will, und dafür Superman zur Strecke bringen muss. Shannon ist der perfekte Bösewicht, der allen die Show stiehlt. Er besitzt erschreckende Aura und reißt jede Szene an sich. Amy Adams ist Lois Lane, eine ausgezeichnete Journalistin, die als erstes von Kents wahrer Identität erfährt und dabei eine spezielle Bindung zu ihm aufbaut. Adams und Cavill besitzen eine überzeugende Chemie, und Adams erfüllt ihren Job sehr routiniert. Man kauft ihr die Rolle sofort ab. Russell Crowe gibt den wahren Vater von Kent, Jor-El, und nutzt seine Screen Time vollkommen aus. Wirklich schade, dass wir ihn nicht öfter gesehen haben. Kevin Costner und Diane Lane liefern ebenfalls gute Leistungen ab. Positiv überrascht war ich von Antje Traue. Die deutsche Schauspielerin zieht die Zuschauer mit ihren blauen Augen in ihren Bann.
“Man of Steel” gehört neben “The Dark Knight”, “The Dark Knight Rises” und “The Avengers” zu den besten Comicverfilmungen, die je gedreht wurden. Dem Superhelden mit dem großen S auf der Brust steht der neue Anstrich. Man merkt sofort, dass Christopher Nolan die Hände im Spiel hatte, andernfalls ist der ernste Ton nicht zu erklären. Manche sehen das sicher anders, aber der neue Look des Supermans ist genau richtig und so muss es auch weitergehen. Der Reboot stellt die Weichen für die kommenden Filme. Die Geschichte von Kal-El wird auf überzeugende Art und Weise erzählt. Dabei kann die Erzählweise überzeugen. Man fängt auf Krypton an und geht dann auf die Erde über, und der Übergang ist schön smooth und weiß zu gefallen. Der Part um Krypton hätte sogar länger sein können, aber vielleicht sehen wir ja ein Prequel, der sich mit dieser Thematik beschäftigt. Kal-El wurde außerdem sehr gut gezeichnet. Durch die Flashbacks sieht man ihn in seiner Kindheit und kann seine Aktionen nachvollziehen, desweiteren verleihen die Rückblenden seinem Charakter etwas menschliches und bodenständiges. Die Geschichte für den ersten Film hat zudem gepasst. Im zweiten Teil ist es aber an der Zeit, Lex Luthor wenigstens vorzustellen, als Main Villain könnte ich ihn mir aber auch vorstellen. Die Action im Film ist omnipräsent und bombastisch. Rasant inszeniert, klasse geschnitten, der Actionfan kommt hier voll auf seine Kosten. Die Effekte sind super, Krypton sieht auch super aus. Doch gegen Ende bekommt man den Eindruckt, dass einfach zu viel Action vorkam. Es kam einen so vor, als ob man die Laufzeit einfach verlängern wollte. Der Soundtrack von Hans Zimmer ist gelungen, seine Werke für Nolan sind aber besser. Ich bin gespannt, wie man einen “Justice League”-Film in dieses neue Universum einführen will. “Man of Steel” ist ein Sommerblockbuster mit Verstand, aber auch Luft nach oben.
8/10
The Place Beyond the Pines (2012)
Derek Cianfrance konnte mit seinem Überraschungshit “Blue Valentine” alle Kritiker für sich gewinnen und gilt seitdem als Wunderkind in Hollywood. Mit seinem zweiten, ambitionieren Drama “The Place Beyond the Pines” will er seinen Status bestätigen und konnte dafür eine All-Star Besetzung gewinnen. Das Ergebnis kann sich definitv sehen lassen und zeigt, dass Derek Cianfrance zu den zurzeit stärksten Regisseuren Hollywoods gehört. Dennoch muss ich aber sagen, dass meine hohen Erwarten nicht erfüllt wurden.
Derek Cianfrances neuer Film kann man eigentlich in drei seperate Parts unterteilen, die eigenständig gut funktionieren und zu einem stimmigen Gesamtpaket geschnürt werden. Es gibt Filme, die oft eine Mischung aus mehreren Genres verwenden, und oft bei dem Versuch auf die Schnauze fallen. Nicht aber Cianfrance. Dessen Drama besitzt Elemente von verschiedenen Genres, doch er schafft es, all diese Komponenten konsequent zu vereinen. Er liefert atmosphärische Bilder ab, die mit toller Musik untermalt werden. Das Drehbuch, an dem er auch mitschrieb, glänzt ebenfalls durch starke Dialoge und vielschichtige Charaktere. Doch es zeichnen sich zwei große Probleme ab, die den Eindruck trüben und den Film doch nicht zum erhofften Meisterwerk machen.
Ryan Gosling spielt Luke, einen Motorradstuntman, der jeden Tag sein Leben aufs Spiel setzt, nur um bisschen Kohle zu verdienen. Als er erfährt, dass er einen Sohn hat, versucht er, sein Leben zu verändern und für seinen Sohn zu sorgen. Doch wie soll er genug Geld verdienen? Ganz einfach: Indem er sein Talent nutzt, und er ist der beste Motorradfahrer, den die Stadt je gesehen hat, und so beschließt er, Banken auszurauben. Die Rolle von Ryan Gosling erinnert etwas an “Drive”, und ist wie auch in dem Refn-Film bärenstark. Wortkarge Rollen passen ihm einfach, so wie die Faust aufs Auge. Bradley Cooper verkörpert den Polizisten Avery Cross, der Luke zur Strecke bringt, sich dabei schwer verletzt und später als Lokalheld gilt. Doch tief in ihm fühlt er sich nicht als Held, er ist von Gewissensbissen geplagt. Bradley Cooper hat sich zu einem glaubwürdigen Charakterdarsteller gemausert, seine oscarnominierte Rolle in dem Film “Silver Linings Playbook” legte dafür das Fundament. In diesem Drama liefert Cooper wohl die zweitbeste Performance seiner Karriere ab. Er lässt tief in sein Herz blicken und offenbart den Zuschauern die Probleme, mit denen Cross zu kämpfen hat, auf überzeugende Art und Weise. Eva Mendes ist Romina, die Mutter des Kindes von Luke. Mendes spielt hier groß auf und zeigt viel Range. Ich hoffe, sie macht so weiter. Rose Byrne wird hier leider komplett verschwendet. Ben Mendelssohn ist sehr stark und nutzt seine geringe Leinwandzeit gut aus. Ray Liotta ist Ray Liotta.
“The Place Beyond the Pines” besitzt eigentliche die richtigen Anlagen für einen Oscar Contender, weswegen mich der so frühe Release schon wundern lies. Sei es drum, so oder so ist der neue Streifen von Derek Cianfrance ein anspruchsvolles Drama mit einer packenden Geschichte. Der Film besteht eigentlich aus drei Mini-Streifen. Im ersten Part konzentriert sich das Drama auf Luke, dessen verkorkstes Leben und seine Bemühungen, ein guter Vater zu sein. Hier trägt Gosling den Film alleine, er liefert eine One-Man Show ab. Die Banküberfälle sind authenthisch und spannend in Szene gesetzt, ebenfalls können die Motorradszenen begeistern. Danach wird dem Zuschauer ein Schocker präsentiert, der alle Erwartungen in die Luft zerreißt. Dennoch schafft es der Film, weiter zu unterhalten, aber dieser Moment hinterlässt doch einen faden Beigeschmack und trübt den restlichen Streifen. Im zweiten Teil fokussiert sich der Film auf Averys Gewissensbisse und die Machenschaften in der Polizei. Der Blick in das Innere von Avery ist glaubwürdig und stark porträtiert von Cooper. Der letzte Part mit dem Fokus auf die Kinder ist deutlich der schlechteste Teil von allen, auch wenn hier die Verwicklung der Söhne natürlich interessant ist. Das Storykonstrukt ist sehr geschickt verbunden, und der Genremix weiß zu gefallen, denn so etwas kann leicht schiefgehen. Wenn der Film einen anderen Weg gegangen wäre, hätte man daraus eventuell einen noch besseren Film machen können, so fehlen TPBTP Kleinigkeiten zum Meisterwerk.
7,5/10