Also schlecht fand ichs nicht. Gut allerdings beim besten Willen auch nicht. Der Abstimmungsmodus wirkte gerade in den ersten Runden sehr willkürlich und oberflächlich auf mich, da man mit den Kandidaten irgendwie noch überhaupt keine Beziehung hat aufbauen können und dann innerhalb von 30 Sekunden irgendwas auf dem Smartphone rumklicken sollte. Kein Wunder, dass in den ersten vier Runden meine ich drei Mal derjenige flog, der beginnen musste.
Auch sonst fand ich das alles unter künstlerischen Aspekten nicht wirklich ansprechend: Willkürlich wurden die von den Leuten zu singenden Parts verteilt, weshalb manche nen flotten Refrain hatten, während andere dann direkt danach ruhige und weitaus weniger herausragende Teile singen mussten. Es wurden fast nur aktuelle Mainstream-Nummern gesungen, was ich verstehen kann, um es den Kandidaten leicht zu machen, was aber die Performances auch irgendwie ziemlich karaokesk hat wirken lassen.
Ebenfalls mies waren die drei Verantwortlichen, die durch die Show leiten sollten. Annica Hansen ist die personifizierte Charakterlosigkeit und wirkt hier auf mich wie ein völlig seelenloser Moderations-Roboter, der schlecht und mit einem dezenten Sprachfehler versehen programmiert wurde.
Kaum spannender waren die "Fachurteile" der Jury, die wie auswendig gelernt oder aus einem schlechten Platitüden-Handbuch extrahiert wirkten. Süggeler legte zwar eine bedeutungsschwangere Tonalität an den Tag, inhaltlich plapperte sie aber völlig belangloses Zeug. Und Ricky Martin... joar, da wars ähnlich, war allerdings auch völlig absehbar. Die Performance seines neuen Songs fand ich ziemlich peinlich, das hatte irgendwie mehr was von einer Latino-Parodie.
Ganz gut haben mir die Kandidaten gefallen, wobei Willy von Anfang an herausragte und zurecht gewann letztlich. Ansonsten waren viele solide Stimmen dabei und die Leute haben es meines Erachtens sehr gut hinbekommen, in ihre jeweiligen Parts einzusteigen. Das lief sehr flüssig. Keine Ahnung, ob die sich konkret auf ihre Parts vorbereiteten, aber ich hatte vor dem Fernseher einige Male Probleme, zu erkennen, wo genau im Song man sich jetzt gerade befindet - vor allem dann, wenn ein Song zum zweiten Mal hintereinander laufen muss.
Hier auch ein Lob an die Live-Band, die in den zwei Momenten, wo ich doch einen Fehler beim Übergang bemerkt habe, schnell auf den Sänger reagiert und das Arrangement entsprechend angepasst haben. Sowieso nahm die Band ein wenig das Karaoke-Feeling raus und brachte mehr "Echtheit" in die Performances, fand ich.
Finde auch generell das Voting-System nicht uninteressant, in den späteren Runden konnte man ja auch mitfiebern, da die Kandidaten allmählich ein Gesicht bekamen. Wäre ich aber eine der Personen, die da ganz am Anfang gleich flogen, wäre ich ziemlich angepisst, da ich das da ziemlich undurchschaubar und willkürlich fand.
Positiv auch, dass man gar nicht erst versucht, den Leuten hier was von ihrer großen Chance darauf, ein gefeierter Weltstar zu werden, runter zu lügen. Das fand ich sympathisch an der Show.
Fohlen