- Mo 9. Mär 2015, 12:41
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So, ich glaub langsam kann ich den Finger drauf halten, warum die Season aktuell nicht mehr so recht reinhaut. Ich glaube die Episode hätte nämlich wirklich phänomenal sein können. Sie war's nicht, aber sie hätte es sein können, wenn die Umstände ein bisschen anders gewesen wären. Viele Ideen gefielen mir nämlich richtig gut. Die Art wie man Alicia quasi in "Pause" geschickt hat um sie die letzten 20-25 Folgen reflektieren und sich selbst finden zu lassen, fand ich sehr spannend. Ich hab öfters gelesen, dass es viele Leute gibt, die diese Unterbewusstseins-Fantasien in TGW nicht mögen, aber ich finde sie generell recht gut gemacht. Hin und wieder neigen sie etwas dazu, einem den emotionalen Zustand der Figuren zu sehr reinzuhämmern, aber alles in allem sehe ich sie gerne.
Mein Problem ist also nicht die Art wie die Folge an Alicias Gefühlsleben rangegangen ist, sondern eher der Punkt in der Serie, an dem sie positioniert war. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich Alicia in so einem gewaltigen inneren Tumult befindet, dass wirklich eine ganze Folge dafür gerechtfertig ist. Mir fehlte da die emotionale Tragweite. Besonders der ethische Aspekt des Ganzen hat sich nicht sehr echt angefühlt. Charaktere wie Will und Cary hatten da mit deutlich heftigeren Grauzonen zu kämpfen, aber Alicia war doch immer schon sehr gefestigt, was ihre moralischen Standpunkte betrifft. Und selbst das "Problem" mit Bishop als Superpack Finanzier war mir bei weitem nicht stark genug, um es so sehr in den Mittelpunkt zu rücken.
Ähnliches gilt da auch für die Will/Finn/Johnny-Sache. Anfangs gefiel mir dieser Aspekt der Folge sehr gut, weil es so auf die sexuelle Komponente fokusiert war. Dadurch dass sie klar an Will gedacht hat, aber weniger ihre romantische Beziehung und mehr die sexuelle, körperliche Nähe, habe ich das mehr als die Sexfantasien einer notgeilen Person interpretiert. Das hätte auch Sinn gemacht, schließlich war er der letzte Kerl, mit dem sie eine wirklich elektrisierende sexuelle Beziehung hatte. Das wäre interessant gewesen. Eine Frau in ihren 50ern, mit einer starken beruflichen Karriere, einer kaputten, emotionslosen Ehe und einem verstorbenen Sexualpartner, die sicher schon seit Ewigkeiten nicht mehr gevögelt hat. Da kann ich schon verstehen, wenn die Fantasien Amok laufen.
Aber leider war das nicht was die Autoren zeigen wollten, stattdessen wird da halbgar an der Alicia/Johnny Beziehung weiter gebastelt, die ich nach wie vor furchtbar finde. Ich habe ja schon meine Bedenken gehabt, dass sie mit Matthew Goode zwangs-gepaart wird, aber wenn die jetzt wirklich versuchen Steven Pasquale in den Mix zu werfen, vergess ich mich. Wenn sie am Ende nur ordentlich von ihm durchgenommen werden wollte, dann würde das Sinn ergeben, aber einen romantischen Plot würde ich an diesem Punkt der Serie nicht fressen.
Ähnlich kritisch sehe ich da auch den Grace Plot: Wenn Alicia in einer wirklichen, starken ethischen und moralischen Zwickmühle gewesen wäre, dann hätte das eine Wirkung gehabt. Aber dafür war die Kampagne bis jetzt einfach zu schwach, zu müde und Ereignislos. Es fehlt das wirkliche Drama, ich habe nie das Gefühl, dass Alicias ethische Grenzen ausgetestet werden, oder sie in Situationen gerät, die sie ihre Standpunkte überdenken lassen. Der einzige Charakter, der diese Season moralisch und emotional aufgewühlt wurde war Cary. Mir kommt es vor, seit dieser Strang zu Ende gegangen ist, mangelt es der Serie ein bisschen an dramatischem Gewicht. Ich mag Pradey als Figur sehr gerne und die Kampagne hatte ihre Momente, aber langsam finde ich immer mehr, dass man Alicia diese Staffel in eine andere Richtung schicken hätte sollen.
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