Allgemeine Diskussionen & TV-Sender, die in keines der anderen Foren passen (z.B. Tele 5, Eurosport, Comedy Central)
#1446872
Es ist keine Mühe sich einen Anbieter auszusuchen, sondern sich zu entscheiden welche Filme/Serien man sehen möchte. Außerdem wären mir die Anbieter im Doku-Bereich zu dünn aufgestellt und ich weiß auch nicht, wie gut das Angebot an deutschen Filmen bei diesen Anbietern ist.

Ich nehme mir interessante Filme/Sendungen im Fernsehen als kleine Highlights, auf die ich mich freuen kann einerseits, und schätze die Zeit, zu der nichts interessantes läuft als Motivation nicht zu viel Zeit mit fernsehen zu verschwenden andererseits. Die restlichen Sendungen, die ich im TV schaue, sind "ganz nett", aber nichts wofür ich bereit wäre Geld auszugeben. Ich kann hier über DVB-T zwar nur öffentlich-rechtliche Programme (inkl. ORF) empfangen, bin aber mit dem Angebot im Großen und Ganzen eigentlich ganz zufrieden.
Ich kenne einen Produzenten der Jugendprogramm (10-15 Jahre) fürs ZDF produziert. Es schauen fast doppelt so viele Kids über die Mediathek diese Sendung (PC, Tablet, Smart-TV) als zu den regulären Sendezeiten. Die Sendung ist eine der meist gesehenen in der Mediathek.
Für die jungen Leute gibt es so was wie prime time nicht mehr (für mich auch nicht, da bin ich aber eher die Ausnahme in meiner Altersgruppe).
Ich fände es mal interessant, ob es eine bestimmte Zeit gibt, zu der solche Sendungen vorwiegend abgerufen werden. Vlt. ist es weniger eine Sache des "Schauen wann ich will", als dass der Programmplatz im linearen TV einfach ungünstig ist.
#1446931
Kaffeesachse hat geschrieben:Man sollte vielleicht zunächst mal aufhören, die 8 Mrd. und immer nur in Verbindung mit ARD und ZDF zu sehen. Da hängt doch viel mehr dran als nur zwei Fernsehsender. Und dann sollen sie ihr Angebot dauernd ausbauen (alle Netzaktivitäten z.B.), die ständig zusätzlich dazukommen, ohne dass der Beitrag in den letzten Jahren irgendwie gestiegen wären.
Damit führst du doch im Prinzip indirekt den größten Kritikpunkt an. Der gesamte Apparat der ÖR ist viel zu aufgeblasen, wo dann die Gelder natürlich sogut wie nicht rückverfolgbar durch diverse Instanzen fließen.

Wenn man das Ganze deutlich kompakter aufzieht, kann man auch die Angebote problemlos ausbauen, ohne dabei sicherlich sogar noch Zwangsabgaben einsparen.
#1449244
Vier Dinge sind mir hier aufgefallen: Einmal wird die Quotenabhängigkeit erwähnt und ein anderes Mal die Sprunghaftigkeit des jungen Publikums. Dazu werden mehr internationale Serien gefordert und auf die BBC verwiesen. Und ich habe den Eindruck, dass hier nicht die pausenlos erwähnte jüngere Zielgruppe schreibt.
Seit Jahrzehnten wird an der von allen Seiten verteufelt Quotenermittlung sklavisch festgehalten und diese ist auf jeden Fall überbewertet. Es gab/gibt wohl auch niemanden, der eine oder mehrere praktikable und finanzierbare Alternativen nennen kann. Wenn nicht an einem Stimmungsbarometer, woran soll ein Sender sich orientieren? Sehr schnell kann man am Publikum vorbeisenden.
Die mediale Welt hat in den letzten 60-70 Jahren immer mehr Fahrt aufgenommen. YT z.B. wird auch deshalb gern angenommen, weil es in relativ kurzer Zeit (teilweise vermeintliche) Informationen liefern kann. Dazu kommt die uneingeschränkte Verfügbarkeit an jedem Ort. Alles muss heute schnell lieferbar sein. Auch Information. Die "Jugend" wächst in diesem Strudel auf und deshalb sollte niemand erwarten, sie (wie z.B. die Öffis) zu bestimmten Zeiten an bestimmte Ort zu binden, um ihnen Informationen zu liefern.
Sicherlich hat die z.B. die BBC, aber auch Netflix und HBO seit sehr langer Zeit den Mut und in vielen Belangen auch den Erfolg gehabt, neue Wege zu gehen. Die deutschen TV-Sender sind weitaus weniger risikofreudig, weil eben immer der Blick auf die Quote gerichtet ist und jeder das beste massentaugliche und leider oft auch preiswerteste Programm liefern möchte. Trotzdem sollte man nicht übersehen, dass auch bei den oben genannten Sendern nur mit Wasser gekocht wird. Nicht jede Idee ist ein weltbwegender Treffer ins Herz der Zuschauergemeinde und das TV-Programm der BBC z.B. ist nun auch nicht täglich vor der Glotze fesselnd.
Auch ich bin der Überzeugung, dass ein in absehbarer Zukunft nur noch ein rudimentäres, nach Programmschemen ablaufendes reguläres TV geben wird. Der Rest wird über frei wählabe, aber zusätzliche Kosten verursachende Angebote laufen (müssen). Vor einiger Zeit bin ich selbst dazu übergegangen, mir verschiedene Serien auf Scheibe zuzulegen, weil halt bei jedem Einschalten der Glotze für meinen Geschmack zuviel (gleicher) Schrott läuft. Früher oder später könnte ich mir vorstellen, dass solche Formate dann wahrscheinlich nur noch über Streaming für mich interessant sind.
Die Anstrengungen in allen Belangen, die Öffis für ein "jugendliches" Publikum wieder flott zu machen, halte ich, schon aufgrund der eingefahrenen Strukturen für nicht möglich. Ein so hohes Maß an Flexibilität ist mit einem solchen Apparat nicht ümsetzbar...
#1449261
"Und ich habe den Eindruck, dass hier nicht die pausenlos erwähnte jüngere Zielgruppe schreibt."

Wobei hier auch mehrere Vorstellungen der jungen Zielgruppe zusammenlaufen. Einmal Kinder & Jugendliche, einmal junge Erwachsene und einmal U50 (werberelevante Zielgruppe). Der Anteil nur von Kindern und Jugendlichen an der Gesmatbevölkerung ist zu klein als dass es nur deshalb große Umstellungen geben sollte. Die Diskussion entsteht v.a. auch dadurch, dass auch ältere Leute zunehmend Internet-Dienste in Anspruch nehmen, und davon ausgegangen wird, dass die Internetnutzung der jüngeren eine Generationen- und keine Altersfrage ist. Zudem sollte das ö.r. TV ein Programm liefern, dass alle Zuschauer anspricht. Und das ist es nun mal so, dass in der Zielgruppe 14-49 deutlich weniger Leute die Öffis schauen als in den älteren und sich so, auch unabhängig von der Frage linear oder nicht-linear, die Frage stellt, wie man diesen Leuten ein ansprechenderes Programm liefern möchte.
#1449470
Wir reden hier über die Zukunft des Fernsehens - was für ein Fernsehforum nicht überraschend ist. Allerdings sollten wir auch den Rundfunk selbst nicht ausschliessen. Gerade im Radiobereich sind die Wellen des ÖR nicht nur ziemlich gut aufgestellt - sie haben im Grunde gerade im Infobereich mit vielen Infowellen und den drei Wellen des Deutschlandfunks eine Monopolstellung. Was hier an Hörspielen, Reportagen und Features produziert wird, ist wirklich bemerkenswert.

Leider fehlt gerade im Hörfunkbereich die mediale Crosspromotion. Zwar listet die Mediathek der ARD durchaus auch Radioprogramme auf und verlinkt einzelne Beiträge, allerdings ist hier nicht nur die Übersicht mangelhaft. Wer die entsprechenden Formate nicht kennt, wird sie also auch nicht wahrnehmen - nicht einmal dann, wenn man entsprechende Wellen des ÖR hört, weil jede Welle für sich sendet und nur äußerst selten auf andere Programme hinweist.

In Zeiten des UKW-Empfangs war das sicherlich auch sinnvoll, weil man eben im Süden der Republik nur schwer ein Programm im Norden empfangen kann, aber in Zeiten der digitalen Abrufbarkeit sollte man das wirklich ändern. Und vor allem den Radiobereich der ARD überarbeiten, damit hier mehr Übersichtlichkeit einkehrt.
#1449606
Naja, im Hörfunkbereich wird aber meistens noch terrestrisch gehört. Da ist die Frage, ob viele Leute überhaupt wollen, dass ihnen der Mund mit Angeboten anderer Anstalten wässrig gemacht wird. Ich fürchte allerdings auch, dass sich die Zukunft des Radios nicht an den Kulturwellen entscheiden wird. Und die anderen Wellen sind - bis auf regionale Nachrichten und Musik - relativ austauschbar.
#1449665
Säqirjënn hat geschrieben:Naja, im Hörfunkbereich wird aber meistens noch terrestrisch gehört. Da ist die Frage, ob viele Leute überhaupt wollen, dass ihnen der Mund mit Angeboten anderer Anstalten wässrig gemacht wird. Ich fürchte allerdings auch, dass sich die Zukunft des Radios nicht an den Kulturwellen entscheiden wird. Und die anderen Wellen sind - bis auf regionale Nachrichten und Musik - relativ austauschbar.
Dass gerade im Hörfunk noch terrestrisch gehört wird, ist allerdings wahr, wobei der Trend immer mehr zum Internetradio geht und zum Livestream via Netz, während sich das so hoch gelobte DAB+ Digitalradio nie durchsetzen konnte. Ich habe auch nie wirklich den Mehrwert dieses Radios verstanden.

Dass die anderen Wellen austauschbar sind, würde ich aber bestreiten. Gerade auch die Popwellen des ÖR haben einen ziemlich hohen Infoanteil und ausgebildete, professionelle Moderatoren in Programmen, die (großteils) noch 24h live moderiert werden. Ob die vielen Magazine bei WDR2, die Tagesprogramme bei SWR3 oder das Abend- und Nachtprogramm von 1Live - während es bei den meisten Privatradios nur noch darum geht, Titel abzuspielen, um in der Moderation dann Werbung zu machen für bestimmte Veranstaltungen, werden hier neben der Musik noch Unterhaltung und Wissen vermittelt. Vom Niveau Privatradio sind die Dudelwellen des ÖR noch weit von entfernt, auch wenn sie sich, gerade was Gewinnspiele angeht, sehr dem Privatradio angeglichen hat.

Was die Spezialisierung geht, glaube ich schon, dass hier ein Schlssel liegt. Das ist im Zeitungsmarkt ja gerade nicht anders. Zeitungen und Zeitschriften, die sich auf ein bestimmtes Segment spezialisiert haben, können ihre Auflage halten, während die allgemeinen Medien immer mehr an Boden verlieren. Der Streit um BR-Klassik beispielsweise zeigt, dass es durchaus eine wahrnehmbare und ernstzunehmende Zielgruppe bei den Segmentradios gibt. Insofern glaube ich schon, dass in der weiteren Ausdifferenzierung der Geschmäcker eine Chance des Radios liegt.
#1449670
Dass gerade im Hörfunk noch terrestrisch gehört wird, ist allerdings wahr, wobei der Trend immer mehr zum Internetradio geht und zum Livestream via Netz, während sich das so hoch gelobte DAB+ Digitalradio nie durchsetzen konnte. Ich habe auch nie wirklich den Mehrwert dieses Radios verstanden.
Das kann man so eindeutig nicht sagen. Sicher, auf das alte DAB mag das zutreffen; das 2011 neu aufgezogene DAB+ hat sich aber relativ gut entwickelt, wenn man bedenkt, dass das ein wesentlich kleinerer Zeitraum ist, als es Internetradio gibt. Bei der fast täglichen Nutzung hat DAB+ sogar schon Internetradio überholt (zumindest in Bayern). Außerdem sollen Radioapps schon rückläufig sein. Beim Internetradio hat sich außerdem herauskristallisiert, dass der größte Höranteil auf Programme entfällt, die regional über UKW empfangbar sind.

Ich finde es schade, dass die Politik den öffentlich-rechtlichen Anstalten bei DAB+ absichtlich Steine in den Weg legt, durch die das Angebot nie so vielfältig sein wird wie über Sat, Kabel oder Internet. So ist die Anzahl terrestrisch verbreiteter Programme (u.a.) an die Programmanzahl zu einem bestimmten Stichtag (ich glaube im April 2004 liegt der) gebunden. Der BR beispielsweise bespielt schon alle seine 10 ihm zustehenden Plätze; d.h. wenn er sein geplantes Kinderradio ausstrahlen will, muss er ein anderes Programm dafür einstellen. Die Ausstrahlung anderer ARD-Programme ist dadurch utopisch. Für den BR wäre für DAB+ eigentlich auch ein zweiter landesweiter Kanal vorgesehen (würde für ca. 10-15 Programme reichen), der aber durch diese Regelung wohl gar nicht inhaltlich bespielt werden kann.

Ich sehe durchaus einige Vorteile von DAB+ sowohl für die Zuhörer als auch für die Programmveranstalter, aber das zu diskutieren würde jetzt vlt. zu weit vom Thema weg führen.
Gerade auch die Popwellen des ÖR haben einen ziemlich hohen Infoanteil und ausgebildete, professionelle Moderatoren in Programmen, die (großteils) noch 24h live moderiert werden.
Wobei die Frage ist, welchen Stellenwert diese Sendungen tatsächlich für die Hörer haben; nur weil man sie gerne hört, wenn sie einem auf dem gewohnten Haussender (der Tag ein, Tag aus eingeschaltet ist) quasi auf dem Silbertablett serviert werden, heißt das noch lange nicht, dass man zum Hören der Sendung auch selbst aktiv würde, wenn diese wo anders liefe.
Beim Autofahren, beim Kochen, beim Duschen, bei der Arbeit... es gibt viele Situationen, in denen es nicht so ohne weiteres möglich sein kann, auf ein Programm/Angebot umzuschalten, das nur via Internet empfangbar ist. Und ein paar Stunden später ist das Interesse dann vlt. auch schon verflogen.
#1449678
Ob man im Beispiel Bayern nun wirklich mehr als 10 Programmplätze braucht ... Ich verstehe nicht, warum viele ARD-Sender ihre klare musikalische Ausrichtung zum Teil ohne Not aufgegeben haben. Dafür werden dann Spartenprogramme auf DAB+ aufgemacht, wo ich bezweifle, dass die Zielgruppen, die da angesprochen werden sollen (z.B. Schlager, Volksmusik) so ein Teil überhaupt besitzen. Und Kosten senkt so was auch keine.
#1449688
Dafür werden dann Spartenprogramme auf DAB+ aufgemacht, wo ich bezweifle, dass die Zielgruppen, die da angesprochen werden sollen (z.B. Schlager, Volksmusik) so ein Teil überhaupt besitzen. Und Kosten senkt so was auch keine.
Man verfolgt bei DAB+ eine etwas andere Strategie als bei Internetradio; es geht nicht darum, nur denen weitere Programme zu geben, die schon ein Empfangsgerät haben (sind derzeit eh noch zu wenige), sondern darum neunen Zielgruppen einen Kaufanreiz zu geben und die Hörer von Spartenmusik möglichst beim BR zu halten und nicht an irgendwelche Internetstationen zu verlieren. Gerade die jüngere Bevölkerung scheint überwiegend schon mit Bayern 3 und den Privatradios befriedigt zu sein und für weitere Programme keinen Aufwand betreiben zu wollen; anderenfalls würde der BR nicht so drauf drängen das Jugendradio puls auf UKW aufzuschalten.

Ich persönlich finde, dass der Nutzen die Kosten überwiegt. So etwas wie BR Heimat gibt es auf UKW nirgendwo. Es geht hier ja nur um Cent-Beträge für den Beitragszahler. Außerdem ist der Rundfunkbeitrag deutschlandweit einheitlich; ich bin froh, dass ich hier derzeit mehr dafür bekomme, als die Leute, die in anderen Bundesländern wohnen. Nehmen wir z.B. mal den SWR, der über DAB+ nur 6 Programme ausstrahlt. Über UKW sind davon meist 4-5 (davon 3 mit größeren musikalischen Überschneidungen) empfangbar, in Stuttgart alle 6. (Nr. 6 ist auch kein Massenprogramm, sondern ein Inforadio) Toller Mehrwert.

Was bekommt man beim BR zusätzlich? Ein Schlagerradio (spricht v.a. die an, die an dem alten Bayern 1 hingen und in BaWü-Nähe teilweise enttäuscht zu SWR 4 abgewandert sind), ein Volksmusikradio, ein Jugendradio (und nein, hier läuft nicht die gleiche Musik wie auf Bayern 3), ein Eventkanal (für Parlamentsdebatten und Fußballspiele) und derzeit noch ein Verkehrskanal. Ich fände es schön, wenn dieses Angebot inhaltlich noch erweitert werden könnte. Ich glaube schon, dass sowas für den Erhalt des Radios auch wichtig ist, da sonst langfristig viele Leute zu Streaming-Diensten oder tausenden (Hobby-)Kleinsendern, von denen keiner wirtschaftlich überlebensfähig wäre (wenn sie in normaler Qualität und ohne Zusatzkosten für die Hörer arbeiten wollten), abwandern. Einer der Vorteile von DAB+ liegt m.E. darin, dass gleichartige Konkurrenz vor Ort begrenzt ist, und dadurch ein Programmangebot mit höherer Qualität und ohne Zusatzkosten für den Hörer refinanzierbar ist, bzw. genug Leute erreicht damit es sich lohnt. Das kann aber nur gelingen, wenn es ein Basisangebot gibt, das genug Sparten abdeckt um als vollwertiges Grundangebot durchzugehen, wobei ich hierfür die öffentlich-rechtlichen in der Pflicht sehe, da private Anbieter je nach wirtschaftlicher Lage kommen und gehen.

Radioveranstalter die ihre Zukunft allein im Internet sehen spielen m.E. mit dem Feuer.
#1449697
Säqirjënn hat geschrieben:
baumarktpflanze hat geschrieben:Gerade auch die Popwellen des ÖR haben einen ziemlich hohen Infoanteil und ausgebildete, professionelle Moderatoren in Programmen, die (großteils) noch 24h live moderiert werden.
Wobei die Frage ist, welchen Stellenwert diese Sendungen tatsächlich für die Hörer haben; nur weil man sie gerne hört, wenn sie einem auf dem gewohnten Haussender (der Tag ein, Tag aus eingeschaltet ist) quasi auf dem Silbertablett serviert werden, heißt das noch lange nicht, dass man zum Hören der Sendung auch selbst aktiv würde, wenn diese wo anders liefe.
Beim Autofahren, beim Kochen, beim Duschen, bei der Arbeit... es gibt viele Situationen, in denen es nicht so ohne weiteres möglich sein kann, auf ein Programm/Angebot umzuschalten, das nur via Internet empfangbar ist. Und ein paar Stunden später ist das Interesse dann vlt. auch schon verflogen.
Natürlich bedeutet eine professionelle Moderation nicht, dass ich deswegen unbedingt diese Sendung einschalten muss oder aktiv werde, um die entsprechende Sendung einzuschalten. Gleichwohl ist es aber ein sehr wohliges Merkmal, dass die ÖR noch von den Privatsendern unterscheidet - und zwar deutlich. Dazu kommt, dass die Menschen durchaus auf die Moderationen hören - aus eigener Erfahrung, weil ich schon via Moderation Werbung für meine Anliegen gemacht habe.

Man sollte auch nicht unterschätzen, dass alleine der ÖR 24h live sendet und live moderiert, während Privatradios gerne auch mal im Vorhinein aufzeichnen, gerade dann, wenn die Moderationen eh nur aus Werbung bestehen.
Säqirjënn hat geschrieben:Ich persönlich finde, dass der Nutzen die Kosten überwiegt. So etwas wie BR Heimat gibt es auf UKW nirgendwo. Es geht hier ja nur um Cent-Beträge für den Beitragszahler. Außerdem ist der Rundfunkbeitrag deutschlandweit einheitlich; ich bin froh, dass ich hier derzeit mehr dafür bekomme, als die Leute, die in anderen Bundesländern wohnen.
Naja, Centbeträge würde ich es nicht nennen. Auch diese Programme werden eingestellt, teilweise moderiert (siehe 1live diggi) und haben einen festen Sendeablauf. Dass der großteils aus Wiederholungen von anderen Sendungen besteht, steht auf einem anderen Blatt.

Aber andersherum gesehen ist das Argument auch falsch. Rundfunkbeiträge sind für jeden gleich, was aber nicht heisst, dass jede Rundfunkanstalt das gleiche Geld zur Verfügung hat. Die Beiträge werden entsprechend aufgeteilt, wodurch der BR ein riesiges Stück vom Kuchen abbekommt, der SWR aber ein kleineres. Vom rbb reden wir da noch gar nicht, der nur einen Krümel bekommt. Insofern:
Säqirjënn hat geschrieben:Nehmen wir z.B. mal den SWR, der über DAB+ nur 6 Programme ausstrahlt. Über UKW sind davon meist 4-5 (davon 3 mit größeren musikalischen Überschneidungen) empfangbar, in Stuttgart alle 6. (Nr. 6 ist auch kein Massenprogramm, sondern ein Inforadio) Toller Mehrwert.
Das ist vor allem eine Frage des Geldes. Der BR ist sehr viel reicher als der SWR, weshalb sich der BR auch viel mehr Wellen materiell leisten kann. Das merkt man ja auch an den Filmprogrammen im Fernsehen. Während sich beim SWR Tatort nur das Rad dreht, siehst Du beim Tatort aus dem BR auch, wie sich das Auto überschlägt.

Dazu kommt: Bisher richtet sich die Ausstrahlung von Radiowellen großteils nach Zielgruppen aus. Da hat man das junge Radio (beim SWR "DasDing"), man hat das hippe, erwachsene Radio bis 40 (SWR3) und das Radio für die Älteren (SWR1) und ganz Alten (SWR4). Zusätzlich leistrt man sich das anspruchsvolle kulturelle Radio für Ältere (SWR2) und einen Nachrichtenkanal (SWRinfo), wie sie ihn alle Rundfunkanstalten haben.

Bei der Ausrichtung von Radiowellen ging es schon historisch nie nach Musikgeschmack, sondern immer nach Alter, auch wenn es natürlich Schlagerfans unter 40 gibt und SWR3 Hörer über 40. Die Ausstrahlung im Netz und die scheinbar beliebigen Möglichkeiten, dort Wellen aufzubauen bzw. die Streamingdienste animieren nun dazu, die Ausrichtung eher auf den Musikgeschmack zu legen. So entstehen plötzlich Sender wie NDR Blue oder BR Heimat. Aber eben nur dann, wenn man auch das entsprechende Geld auf der Seite hat.
#1449703
Naja, Centbeträge würde ich es nicht nennen. Auch diese Programme werden eingestellt, teilweise moderiert (siehe 1live diggi) und haben einen festen Sendeablauf. Dass der großteils aus Wiederholungen von anderen Sendungen besteht, steht auf einem anderen Blatt.
Pro Monat sind es aus Beitragszahlersicht Cent-Beträge. Siehe z.B.: http://www.br.de/unternehmen/transparen ... g-104.html
Das ist vor allem eine Frage des Geldes. Der BR ist sehr viel reicher als der SWR, weshalb sich der BR auch viel mehr Wellen materiell leisten kann.
Woher stammt die Information, dass der BR reicher als der SWR wäre? Zumindest bei Wikipedia (Zahlen von 2008/2009) kommt der BR unter den ARD-Anstalten nur auf Platz 4 hinter WDR, SWR und NDR, was ja auch nicht verwunderlich ist, da im SWR-Land ca. 2 Mio. mehr Menschen leben als in Bayern.
Die Ausstrahlung im Netz und die scheinbar beliebigen Möglichkeiten, dort Wellen aufzubauen bzw. die Streamingdienste animieren nun dazu, die Ausrichtung eher auf den Musikgeschmack zu legen. So entstehen plötzlich Sender wie NDR Blue oder BR Heimat.
Naja, Volksmusik ist in Bayern jetzt ja nichts ganz Neues im Radio. Schon seit Langem gibt es tägliche Volksmusiksendungen auf Bayern 1 und Bayern 2, teilweise sogar regionalisiert gesendet. (Auch manche Privatsender haben vereinzelt Volksmusiksendungen im Programm) Es gibt da also durchaus eine Zielgruppe, die man aber halt bislang mit den wenigen UKW-Frequenzen eben nur zu bestimmten Zeiten erreicht hat und nicht 24h am Tag.
#1449712
Säqirjënn hat geschrieben:Schon seit Langem gibt es tägliche Volksmusiksendungen auf Bayern 1 und Bayern 2, teilweise sogar regionalisiert gesendet. (Auch manche Privatsender haben vereinzelt Volksmusiksendungen im Programm) Es gibt da also durchaus eine Zielgruppe, die man aber halt bislang mit den wenigen UKW-Frequenzen eben nur zu bestimmten Zeiten erreicht hat und nicht 24h am Tag.
Aber die Regionalisierung haben andere Sender des ÖR doch auch: Der SWR regionalisiert nach Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und teilweise noch stärker nach einzelnem Ausstrahlungsgebiet. Das spiegelt sich dann entweder in ganzen Sendungen wieder (vor allem im SWR Fernsehen) und Rubriken im Radio (Veranstaltungstipps, Nachrichten, etc). Der WDR tut das ebenso.

Ich sage ja auch nicht, dass es die entsprechende Zielgruppe nicht gibt, ich sage nur, dass man sie bisher nicht gesehen hat. Ganz im Gegenteil glaube ich wie schon gesagt, dass gerade die Spezialisierung auch eine Chance sein kann. Auch wenn man im Endeffekt weniger Hörer erreicht, bekommt man gleichzeitig eine festere Radiohörerschaft.

Das wiederum heisst aber nicht, dass bei Radios für die Allgemeinheit nicht auch Rubriken haben, für die Menschen extra das Radio einschalten - bzw. sich einfach den entsprechenden Podcast abbonnieren und nicht mehr einschalten müssen. Jeder Rundfunksender hat hier mindestens ein Programm, dass Menschen sehr gezielt einschalten: Sei es Domian auf 1Live, Luna in SWR3 oder die Berichte von heute von WDR und NDR.
#1449715
Aber die Regionalisierung haben andere Sender des ÖR doch auch
Schon klar. Es ging nur darum, dass der BR für die Volksmusiksendung regelmäßig ein landesweites Programm auseinanderschaltet, was ja mit gewissen Kosten/Aufwand verbunden ist. I.d.R. wird ja wegen Wortinhalten regionalisiert und nicht wegen musikalischer Vorlieben.
Jeder Rundfunksender hat hier mindestens ein Programm, dass Menschen sehr gezielt einschalten
Wobei man auch mal überlegen könnte, ob man diese vielen verstreuten Sendungen nicht vlt. mal auf einem Programm bündelt, das man dann als digitales Zusatzprogramm anbieten könnte. Sowas ähnliches gab es ja schon mal mit den Radiolinks auf DRadio Wissen. Da liefen sogar nicht nur Sendungen von ARD-Anstalten, sondern auch von z.B. BBC, Radio France und SRF. Leider sind die Radiolinks dann einer umfangreichen Programmumstrukturierung zum Opfer gefallen...
#1449726
Säqirjënn hat geschrieben:Wobei man auch mal überlegen könnte, ob man diese vielen verstreuten Sendungen nicht vlt. mal auf einem Programm bündelt, das man dann als digitales Zusatzprogramm anbieten könnte. Sowas ähnliches gab es ja schon mal mit den Radiolinks auf DRadio Wissen. Da liefen sogar nicht nur Sendungen von ARD-Anstalten, sondern auch von z.B. BBC, Radio France und SRF.
Auch die Links untereinander haben wir heute schon:

- Reportagen und Features werden durch die Sendeanstalten gereicht und laufen nur unter einem anderen Label. Was gestern als 30 Minüter unter "SWR2 Tandem" läuft, läuft morgen im DeutschlandRadio Kultur unter "DRadio Kultur-Die Reportage".

- Was als Comedy in WDR2 unter anderem Namen läuft, läuft auch genauso so oder fast genauso im SWR ("Tatort mit Til").

- Was in SWR-Land als "New Pop Festival aus Baden Baden" verkauft wird, läuft bei NDR2 als "NDR2 Soundcheck Neue Musik Festival" - parallel zur SWR-Veranstaltung mit den gleichen Acts, nur dass man die Tage entsprechend tauscht.

Und dann sind da noch die Beiträge der einzelnen Sendeanstalten, die man untereinander weiterreicht: Was in SWR2 in der Langform läuft, wird dann in der Kurzform in SWR3 als aktueller Bericht geschnitten und gesendet.

Dennoch kann man hier weitermachen und sollte es tun, denn weiterhin gilt - und damit sind wir wieder beim Anfang:
baumarktpflanze hat geschrieben:Leider fehlt gerade im Hörfunkbereich die mediale Crosspromotion. Zwar listet die Mediathek der ARD durchaus auch Radioprogramme auf und verlinkt einzelne Beiträge, allerdings ist hier nicht nur die Übersicht mangelhaft. Wer die entsprechenden Formate nicht kennt, wird sie also auch nicht wahrnehmen - nicht einmal dann, wenn man entsprechende Wellen des ÖR hört, weil jede Welle für sich sendet und nur äußerst selten auf andere Programme hinweist.
Zusätzlich fehlt, da hast Du recht, ist das Senden von Programmen anderer Rundfunkanstalten, wie eben Beiträge aus der BBC oder von Radio France.
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(Jetzt haben wir by the way alle anderen aus der Diskussion rausgeworfen.... :mrgreen: )