- Mi 16. Mär 2022, 20:54
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Ich denke, es liegt an der Gewinnmaximierung. Seien wir ehrlich: Früher gab es fünf Sender, davon hatten lediglich zwei Private, Sat.1 und RTL, ein Programm jenseits von 22.15 Uhr. Heutzutage kann sich jeder im Internet und per Stream unterhalten lassen. Man kann natürlich weiterhin alles optimieren und Sendungen, die man in zwei Stunden erzählen könnte, auch in vier Stunden machen. Mit dieser gleichen Überlegung könnten die Filme im Ersten auch künftig einfach von 20.15 Uhr bis Mitternacht laufen und werden von fünf Minuten Tagesthemen unterbrochen. Würde Das Erste Werbezeit verkaufen, würde das klappen. Aber bei all diesen Strategien setzt irgendwann eine Ermüdungserscheinung ein. Man hat gemerkt, dass die letzte Staffel von "Wer stiehlt mir die Show" verlängert wurde. Ich sage es immer wieder: Bei einer guten Show geht es nicht darum, wer gewinnt. Es geht um die Show! Niemand diskutiert über das Ende von Breaking Bad, das ist doch jedem egal. Die Leute reden über den Inhalt. Erschreckend ist ja, dass die Beteiligten um ProSiebenSat.1 ja mit "Joko und Klaas Live" ein Programm haben, das sogar so funktioniert und man als halbwegs intelligenter Medienschaffender mitbekommen sollte, dass eine Verknappung dazu führt, dass das Interesse der Zuschauer und dem Feuilleton steigt. Was macht Rosemann? Sendet letzten Sommer bis zu fünf Stunden Promi Big Brother an einem Abend. Klar, für das Business ist das prima. Dann noch einen Penny-Markt einbauen, bei Masked Singer gleich noch eine Werbefigur einbauen und bei der nächsten Staffel von "Geh aufs Ganze" kann man ja das Bahlson Tor 1, das Nestle Tor 2 und die Garden Gourmee-Halle 3 sponsern lassen. Aber es nervt.
Das spannende derzeit ist ja, dass man mit neuen Quotenberichterstattung sich selbst entlarvt. Man verzeichnet immer höhere Zahlen, weil inzwischen ein paar Sekunden zappen als "ganze Zuschauer" genommen werden.
Ich bin gespannt, wie lange sich das noch die Florida TV anschaut. Seien wir ehrlich: Late Night Berlin hätte bessere Quoten, wenn es künftig nach zwei Krimis bei ZDFneo laufen würde. Man hört im Podcast der Drei, dass sie die Situation auch etwas suboptimal finden, dass man Raab bessere Sendeplätze gibt und eigentlich qualitativ großen Müll abnimmt.
Hinter vorgehaltener Hand wird oft arg gelästert, was denn für unfähige Leute an Werk sind. Schauen wir doch zu Zervakis und Opdenhövel. Den Totalausfall haben wir drei Monate vor dem Sendestart prophezeit und bei jeder Sendeminute wurde ein Misserfolg klarer. Und die gleichen Leute machen dann noch "JETZT. BESSER. LEBEN. Mit Sat.1". Ein Magazin, das nicht nur einen unfassbaren beschissenen Namen hat, sondern wieder auf die niedersten Punkte heruntergebrochenw ird. "Komm wir starten ein Magazin an Weihnachten" - "ja, am besten mit Tipps, wie man seine Neujahrsvorsätze hält" - "Ja, im Jahr 2022 ist Sat.1 natürlich das einzige Medium, dass das weiß" - "Genial! Und jetzt mach den Sekt auf!"
Das ist genauso auf billige Quote abschielen als man damals "akte" relaunchte und mit einem Beitrag über Tourette startete, weil es doch die Zuschauer catcht, wenn die Protagonisten spontan "Fotze" in die Kamera sagen. Ich habe es damals gesehen. Man hätte so viel daraus machen können. Bisschen wissenschaftlich. Warum sagen sie es? Gibt es Reaktionen im Gehirn dazu. Fallen diese Wörter, weil die Erkrankten wissen, dass sie beleidigend sind und man sie nicht sagen sollte? Wie verhält sich die Erkrankung mit der Abbildung in Spielfilmen? Nix. Lieber die ProSiebenSat.1-Crew fährt mit denen in den Urlaub und erfreut sich, dass man einen Satz mit "Fotze" ausstrahlen kann. Weil mehr traut man seinem Publikum ohnehin nicht zu.
Tja, obwohl ich Fernsehen wirklich liebe, sind einige Teile davon inzwischen eine vollkommene Katastrophe.