Allgemeine Diskussionen & TV-Sender, die in keines der anderen Foren passen (z.B. Tele 5, Eurosport, Comedy Central)
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von Glenn
#206706
Ich frage mich gerade, seit wann man eigentlich in der TV-Branche so quotengeil auf die 14-49-Jährigen ist. Und vor allem wieso? Soweit ich mich erinnere, war das in den 90ern noch nicht so. Man hat damals nicht so kurzfristig Serien eingestellt, abgesetzt oder verschoben, sondern den Formaten mehr Zeit gegeben. Vielleicht waren die Quoten auch noch nicht so extrem wichtig wie heute? In den 90ern liefen auch noch auf RTL und Sat.1 zur Primetime zahlreiche Volksmusikshows. Sowas wäre wohl heute nicht mehr machbar, weil irgendeiner auf die Idee gekommen ist, festzulegen, das Programm auf die 14-49-Jährigen auszurichten. Gerade eben beim Fernsehpreis war es wieder bezeichnend. "Nur" 1 Million Zuschauer 14-49-Jährige, aber insgesamt mehr als 4 Millionen Zuschauer. Ist das nun schlecht oder gut? Denn irgendwie spalten sich die Sender selbst so extrem ab: ARD und ZDF für Älteren, die meisten Privatsender für die junge Generation. Seltsame Strategie.
von flom
#206709
Liegt glaub ich an der Kaufkraft der Leute, und womit man viel verdienen kann. Die Werbung geht halt auf das 14-49 publikum, weil die am kaufkräftigsten und aktivsten sind. Und wer da mehr einfährt bekommt mehr werbegelder.
von Waterboy
#206719
jeep, man peilt halt diese Zielgruppe an weil klar ist das die sich eher dies und das kaufen als nen 50 Jähriger, aber dennoch find ich diese Quotengeilheit auf die 14-49 Gruppe schon leicht nervig.

>> Zieglruppe 14-49 <<ist das schlimmste was je erfunden wurde :?
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von moviefan
#206722
Ich glaube, es hat mehr mit Beeinflussung zu tun, weniger mit Kaufkraft.

Ein 25- Jähriger lässt sich durch Shampoo- Werbung eher zum Wechsel und zum Kauf des beworbenen Produkts anregen. Wer 60 ist und seit 40 Jahren mit Persil wäscht, der wird nicht plötzlich auf ein anderes Produkt umsteigen, nur weils in der Werbung läuft.
#206723
Glenn hat geschrieben:ARD und ZDF für Älteren, die meisten Privatsender für die junge Generation. Seltsame Strategie.
das liegt daran das die ARD sowie ZDF ja auch gebühren bekommen somit nicht so auf werbung und zielgruppe achten müssen.

@Waterboy: ja, stimmt schon
#206748
Ist doch ganz logisch.
Wie kriegt man die meisten 14-49-jährigen Zuschauer vor die Bildschirme? Mit Sendungen die auf diese Zielgruppen zugeschnitten sind.
Also biedert man sich den jungen Zuschauern an.

Würde man also eine Sendung für alte Menschen machen, würden ja konsequenterweise kaum 14-49-Jährige zuschauen. Da sich die Werbung aber nicht an die älteren Zuschauer richtet, würde dort auch kaum jemand werben wollen und das würde wiederrum zu Verlusten für die Sender führen.


Bei den Sendern der ARD und ZDF ist das wiederrum anders, diese sind nicht abhängig von der Werbung und können somit auch Programm für ältere Zuschauer anbieten.

Würde man also nur noch Privatfernsehen zulassen, würden alle Menschen außerhalb der Zielgruppen in die Röhre schauen.


Dass das früher (Anfang der 90er) nicht so extrem war, wird wohl daran liegen, dass das Privatfernsehen noch recht neu war, es wenig Konkurrenz gab und werbefinanziertes Fernsehen etwas Neues war. Sich also der Werbemarkt gerade erst an seinem Anfang befand und sich erst entwickelt hat und später erst seine Strategien und Zielgruppen gefunden hat. Nebenbei werden sich die Privatsender (mangels anderer Vorbilder) wahrscheinlich auch die bestehenden Sender (ARD, ZDF) als Vorbild genommen haben, womit sie unter anderem viele ähnliche Formate hatten. Damals sind die Privatsender aber auch noch experimentierfreudiger gewesen.

Wieso gerade 14-49-Jährige? Vielleicht weil Familien die meiste Kaufkraft haben werden und die 14-20-Jährigen ohnehin gute Konsumenten sind?
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von ToP
#206781
...dennoch find ich diese Quotengeilheit auf die 14-49 Gruppe schon leicht nervig.
Besonders wenn man nicht mehr zu dieser Zielgruppe gehört :cry:
Ist wirklich schlimm wenn Sender wie Pro7 sich aus dieser Zielgruppe noch wieder eine Zielgruppe (ich glaube 14-29) aussuchen und praktisch nur dafür Programm machen. Man wird sehen wie das auf die Dauer funktioniert, denn im Zuge des demographischen Wandels wird sich das bestimmt irgendwann ändern. Die Leute werden schliesslich immer älter und genau diese Alten haben mehr Geld zum konsumieren als die Jungen.

Die Leute die 2035 zwanzig Jahre alt sind, werden wahrscheinlich so gut wie nichts passendes mehr im TV zu sehen bekommen :wink:
von The Rock
#206788
[quote]...Für die Werbekundschaft ist es wichtig, dass die Programme und damit auch die dazwischen geschalteten Spots jene ansprechen, die am ehesten konsumieren. Gemeint sind die 14 bis 49 jährigen vorzugsweise die Haushaltsführenden, also die Frauen...quote]

movie-college.de
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von Glenn
#206915
The Rock hat geschrieben:Für die Werbekundschaft ist es wichtig, dass die Programme und damit auch die dazwischen geschalteten Spots jene ansprechen, die am ehesten konsumieren. Gemeint sind die 14 bis 49 jährigen vorzugsweise die Haushaltsführenden, also die Frauen...
Lol, das ist ja mal diskriminierendes Schubladendenken. Frau Herman lässt grüßen :lol: Aber das würde erklären, warum die Sender immer mehr mit Daily Soaps, Telenovelas und anderer seichter Kost verseucht werden... Aber vermutlich würden sich auch die Hausfrauen besseres Programm anschauen, aber es wird ihnen ja so gut wie keine Alternative mehr geboten.
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von AlphaOrange
#207241
Glenn hat geschrieben:Lol, das ist ja mal diskriminierendes Schubladendenken. Frau Herman lässt grüßen :lol:
Das ist doch kein Schubladendenken, was aus irgendwelchen Klischees hervorgeht, sondern das sind knallharte Marktanalysen.

Die Sender haben die Zielgruppe nicht erfunden, das war die Werbewirtschaft und die diktiert nunmal die Zielgruppenfixiertheit, da können die Privaten eigentlich gar nichts dran rütteln.

Und das man das nun auch noch in Kernzielgruppen aufteilt (14-29, 30-49) ist doch an sich gar nicht so schlecht, weil genauer auf den Konsumenten zugeschnitten werden kann. Innerhalb der Zielgruppe werden von den Privaten ja weiterhin alle Zielgruppen bedient.

Was den demographischen Wandel angeht: wenn der sich fortsetzt, so wie es abzusehen ist, und die Kaufkraft und weitere relevante Variablen sich in ein höheres Alter verschieben, dann werden die Werber früher oder später darauf reagieren und diese neue Zielgruppe nicht weiter einfach verschenken wollen.

Der Markt reguliert sich selbst, dass tun nicht irgendwelche Bosse, die meinen, Schubladendenken einführen zu müssen, weil es ihrem persönlichen Weltbild entspricht.
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von Glenn
#207305
AlphaBolley hat geschrieben:Das ist doch kein Schubladendenken, was aus irgendwelchen Klischees hervorgeht, sondern das sind knallharte Marktanalysen.

Die Sender haben die Zielgruppe nicht erfunden, das war die Werbewirtschaft und die diktiert nunmal die Zielgruppenfixiertheit, da können die Privaten eigentlich gar nichts dran rütteln.

Und das man das nun auch noch in Kernzielgruppen aufteilt (14-29, 30-49) ist doch an sich gar nicht so schlecht, weil genauer auf den Konsumenten zugeschnitten werden kann. Innerhalb der Zielgruppe werden von den Privaten ja weiterhin alle Zielgruppen bedient.
Okay, also ich denke, da muss man weiter differenzieren. Das eine ist die Werbewirtschaft, die über den Sender ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren will. Das andere ist allerdings der Sender und sein Programm selbst. Beide wollen irgendwie zusammenkommen, deshalb bauen die Sender ihr Programm so auf, wie sie glauben, dass man damit die selbe Zielgruppe erreicht, die auch die Werbewirtschaft anstrebt. Und genau hier liegt der Hund begraben. Irgendwelche zweifelhaften Markforschungen und -analysen liegen oft daneben.
Beispiel 1: Telenovelas. Welche schlauen Köpfe sind nur darauf gekommen, dass man einfach eine nach der anderen starten kann? Versprachen die sich wirklich Erfolg davon? Sophie ist gefloppt, Lotta ist gefloppt, SiB floppt auch gerade.
Beispiel 2: Seit einigen Jahren prophezeit man uns das große Comeback der Gameshows, aber offensichtlich lag auch hier das schlaue Buch der Marktforschung daneben (Ruck Zuck-Comeback gefloppt, 5 gegen 5 gefloppt, Sudoku gefloppt, sowie diese Kabel 1-Gameshow, deren Name mir schon wieder entfallen ist)

Ein ganz generelles Problem bei dieser Zielgruppenfixiertheit ist, dass die großen Sender sich gegenseitig kopieren. Dieser Trend nahm in den letzten Jahren immer mehr zu. Die Privatsender überschlagen sich mit Castingshows, Dokusoaps, Gerichtsshows, Kochshows, Promi-Event-Shows (Stars auf Eis <-> Dancing on Ice). Da bleibt die Kreativität und Vielfalt einfach auf der Strecke. Die Sender stürzen sich alle auf die "Trends", anstatt das man mal was völlig neues als Konkurrenz ausprobiert. So verkommt es halt zum Einheitsbrei. Und der Zuschauer hat gar keine Wahl mehr, um mal zum Schluss Kalkofe zu zitieren:
"Wenn auf jedem Sender nur die gleiche Scheiße läuft, kann man sich nur den Haufen aussuchen, der am wenigsten stinkt."
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von Produzent
#207750
Glenn hat geschrieben: "Wenn auf jedem Sender nur die gleiche Scheiße läuft, kann man sich nur den Haufen aussuchen, der am wenigsten stinkt."
Na dann wäre ein Kloreiniger mal von nöten 8)

Das dritte Problem ist aber auch der Zuschauer, wenn er soviel "einfach" annimmt und sich dem gar fügt, muß er sich nicht wundern , wenn er bald kein Empfinden für schlechtes, richtig schlechtes oder den grössten Mist aller Zeiten bekommt.
Man schaue nur die "durchschnittlichen" Konsumzeiten an, die sicher heute sogar um ein vielfaches wieder gestiegen sins:

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Quelle : FAZ (Interessant ist der Begriff "Unterschicht" und das zugehörige Jahr)
http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA9514B9 ... ntent.htmll