- Fr 12. Okt 2007, 00:12
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Sehr schön umgesetzt ist die Story von Denis und Roman.
Deniz sexuelle Orientierung, die Homophobien und gleichzeitig eine nette Love Story.
Hier ein kurzer Auszug aus einem Interview mit Dennis Grabosch (Roman Wild):
Dennis, als Roman wirst Du in der heutigen Folge nur aufgrund Deiner Homosexualität verprügelt. Die Szenen sehen sehr brutal aus. Wie war der Dreh dazu?
Die Regisseurin Petra Clever ist sehr sensibel mit der Inszenierung dieser Szene umgegangen. Es hat wie aus Eimern geschüttet und nach eineinhalb Stunden immer wieder im Dreck liegend, vom Gegenpart Henning Heup vorsichtig aufgehoben und gefragt zu werden ob alles OK sei , hab ich mich irgendwann gefragt, was wir da eigentlich machen. Den Leuten, denen so was passiert, hilft niemand hoch. Ich wollte nicht, dass es am Ende so aussieht, als ob wir das Thema nur der Quote wegen benutzen, oder ich es benutze, um was spielen zu können. Es ist immer leichter zu kritisieren, wenn andere sich im Film und TV an schwierige Themen wagen. Wenn man es selbst versucht und sich am Ende der Kritik stellen muss, sieht die Sache ganz anders aus. Diese Storyline war mir sehr wichtig und ich hatte unglaubliche Angst, dass es am Ende nicht funktioniert. Als ich die Szene geschnitten sah, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.
Bereits im Vorfeld wurde Roman immer wieder verbal attackiert. Was war schwieriger zu drehen? Die Prügelszene oder die Beschimpfungen zu ertragen?
Die verbalen Attacken, die ich im Laufe meines Lebens gehört habe, waren bis auf wenige Ausnahmen eher unterschwellig und verklausuliert. Was nicht heißt, dass mich das weniger ärgern würde. Ich glaube, die meisten sind irgendwann mal in der Schulzeit oder wo auch immer „gemobbt“ worden, oder haben andere „gemobbt“. Bei mir haben diese Drehs viele unschöne Erinnerungen wachgerufen.
[…]
Bist Du selbst schon mal in so einer brenzligen Situation, wie in der heutigen Folge von AWZ gewesen?
Ja, das erste Mal auf dem Land, wo ich groß geworden bin und das zweite Mal auf dem Oktoberfest. Und ich beiße mir noch heute in den Arsch, dass ich das nicht angezeigt habe, oder mit irgendwem darüber gesprochen habe, außer mit Freunden - die wussten auch nicht, was sie sagen sollten.
Hat Dir damals jemand geholfen?
Beim ersten Mal habe ich Leute auf der anderen Straßenseite einfach weitergehen sehen, bis ich die Möglichkeit hatte da rüber zu kommen und mir die Hilfe einfach genommen hab. Ich bin neben einem 2 Meter Typen hergelaufen, der immer schneller wurde, bis wir die Typen hinter uns gelassen hatten. Ich hab Glück gehabt und bin „nur“ mit `nem blauen Auge davongekommen.
Auf dem Oktoberfest hat mich ein Freund vor Schlimmerem bewahrt, indem er mich von dem Typen, der mir eine reingehauen hat, wegzog. Fand ich in dem Moment aber nicht hilfreich, weil ich das erste Mal in meinem Leben fest entschlossen war, zurück zu schlagen.
[…]
Warum glaubst Du, ist Homosexualität in unserer Gesellschaft nach wie vor nicht so akzeptiert?
Vielleicht ist political correctness das Zauberwort. Ich finde, dass Homosexualität in England, obwohl es da nicht mehr oder weniger intolerante Menschen gibt, bei weitem mehr akzeptiert wird als hier. Vielleicht sollte sich hierzulande die Politik mal Gedanken darüber machen uns auch vor dem Gesetz gleichzustellen. Aber solange man Ehe, Kinder, Kirche, Küche als das Nonplusultra an Tugendhaftigkeit darstellt und Eva Herrmanns Thesen auf Gegenliebe stoßen, habe ich wenig Hoffnung. Ich glaube, einen großen Teil der Schuld trägt auch die „Community“ selbst. Wie können wir Akzeptanz und Toleranz von anderen fordern, wenn wir sie untereinander auch nicht haben? Und wo sind die vielen schwulen Vertreter aus Sport, Politik und wer sonst noch in der Öffentlichkeit steht? Dieses blöde „Meine Sexualität ist Privatsache“, ist für mich nichts anderes als: „Mir geht es gut, was kümmern mich die anderen?“ Ich würde mir eher die Hände abhacken als eine Platte von Patrick Lindner zu kaufen, aber vor seiner Courage ziehe ich den Hut! Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, ohne Von Sinnen, Uecker, Bach, Kroymann, Fassbinder, Mercury und all die, die daraus keinen Hehl gemacht haben.
Außerdem engagiert sich Dennis Grabosch gegen Schwulenhass, indem er neben den Dreharbeiten zu der Prügelszene einen Werbe-Clip für das schwule Überfalltelefon 0221-19228 produziert hat.
Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst erdrücke ihn mit einer Umarmung!