So, hab's auch hinter mich gebracht. Hier ist das Review:
Serienfazit: HEX (2S/18E)
Ich werd's mal in einzelne Blöcke unterteilen, denn im ganzen ist die Serie nicht zu bewerten, dafür verändert sie sich zwischendurch viel zu sehr:
Staffel 1:
In der ersten Staffel wurde deutlich: die Serie konzentriert sich völlig auf ihre beiden Hauptcharaktere Cassie und Thelma. Etwas zu sehr für meinen Geschmack. Zwar hat die Show wunderbare Dialoge zu bieten, aber irgendwie fehlt es an Action, irgendwie fehlt es der Storyline an Tempo. Auch wenn ich langsamere Erzählstile bevorzuge, aber das, was Hex hier in 6 Stunden (also netto 4.5) erzählt, dafür verwenden andere Serien im Höchstfall einen Zweiteiler.
Die Charakterarbeit ist jedenfalls hervorragend, begünstigt durch den Umstand, dass exzellent gecastet wurde, die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt einfach.
Eine weitere Stärke, die einem während der ersten Staffel geradezu ins Auge springt, ist die Inszenierung: die Kamera und Schnitt sind einfach göttlich, die Atmosphäre ist packend düster, verstärkt durch einige gekonnte Schockeffekte. Nicht zuletzt ist auch die Musikauswahl gut.
Staffel 2 - Ep. 1 - 3:
Die Auftaktepisode der zweiten Staffel ist die Perfektion der ersten. Alle Stärken der vorherigen Staffel finden sich hier wieder, hinzu kommt mit Ella das langersehnte Action-Element, gepaart mit atemberaubenden Spezialeffekten. Auch die nächsten beiden Episoden, in denen es dann Cassie erwischt, sind richtig gut. Ich war zunächst gar nicht böse, dass Cassie aus der Serie war, da Ella mich direkt überzeugt hatte. Die beste Szene der Serie gibt's in Episode 3, die Verabschiedung Cassies von Thelma. Grandios gespielt und inszeniert und tieftraurig.
Staffel 3 - Ep. 4 - 13:
Tja. Irgendwas ist da gewaltig schiefgelaufen. Der Forenbeitrag, den Poffel oben kopiert hat, gibt das sehr gut wieder: die Story, mit der die Autoren den Hauptdarstellerinnen-Wechsel erklärt haben, war wahrlich brillant. Was dann kam, war leider ein Totalausfall. Bis kurz vor Schluss hat man als Zuschauer das Gefühl, eine Filler-Episode nach der anderen zu sehen, nichts bringt einen übergeordneten Handlungsbogen voran, wie es in der ersten Staffel sehr der Fall war. Erst in den letzten drei oder vier Episoden findet die Serie wieder einigermaßen eine Linie, leider viel zu spät. Zentrale Elemente wie die 200 Nephilim, die nun auf Erden landen (was mir als
das zentrale Motiv der Staffel erschien) werden einfach vergessen. Dennoch muss man sagen, dass diese ganzen "Filler-Episoden" keineswegs auch alle schlecht geschrieben sind. Eher guter Durchschnitt zumeist.
Das eigentliche Drama spielt sich im Cast ab. Nach Cassies Ausscheiden hängt Azazeal völlig in der Luft. Weder mit Thelma noch Ella funktioniert das Zusammenspiel. Dass er dann ebenfalls aus der Serie ausscheidet, ist nur zwangsläufig, reißt von der schauspielerischen Klasse des Konterparts allerdings ein Loch, das nicht mehr geschlossen wird.
Das nächste Problem ist ausgerechnet die zu Beginn so furios gestartete Ella. Von der British Buffy, die seit 400 Jahren Azazeal in Schach hält, ist nix mehr zu sehen. Was ist das bloß für ne Heldin?! Ella wird geisteskrank, Ella altert fast zu Tode, Ella wird zu Malachis Sklavin, Ella wird vergiftet, Ella wird erstochen. Sorry, aber Ella hat nach der ersten Episode nie wieder etwas vollbracht, das sie für ihren Job prädestiniert, eher ist sie das schwächste Glied in der Kette und heult ständig rum, weil mal wieder der falsche gekillt wurde. Ihre Love Story mit Malachi, der nun den Part von Azazeal einnimmt, ist einfach nur peinlich und nicht im Ansatz nachzuvollziehen.
Auch Thelmas Entwicklung ist ein Desaster. Da es zwischen ihr und Ella einfach nicht klappt, bekommt sie abgeschottet vom Rest der Serie ihre eigene Storyline. Da ihr in der Staffel gleich zwei Freundinnen gekillt werden, ist sie nun auch mehr depressiv als fröhlich, sodass sie noch nicht einmal mehr ihre witzigen One-Liner liefert, die in Staffel 1 vor Witz sprühten. Ein anderer Punkt ist, wie sie in Staffel 2 als Geist dargestellt wird: sie kann plötzlich alles und da sie mittels des Tranks auch jeden dazu bringen kann, sie zu sehen, ist sie mehr die verbesserte Version eines Menschen als ein Geist.
Desweiteren stört, dass Hex in der zweiten Staffel ohne jede Not ständig neue Figuren auffährt, die irgendwie einfach da sind: die böse Fee, der böse Priester, die seltsame Frau, die sich mit Malachi vergnügt, Erzengel Raphael und sein Gegenpart Mephistopheles. Sie alle werden als bloßes Plot Devices in die Serie geworfen. Okay, die böse Fee war klasse und Raphael fand ich auch gut.
Und um das Kapitel Charakterentwicklung abzuschließen: alle Charaktere schwenken herum wie Fähnchen im Wind. Ella ist erst die gnadenlose Killerin, dann will sie Malachi nicht mehr töten, dann will sie ihn töten, dann macht sie's am Ende doch wieder nicht. Leon wird ständig erneut von Ella vor den Kopf gestoßen, doch er kehrt trotzdem immer wieder zurück. Thelma verspricht Cassie, einen Weg zu finden, schnell zu sterben, um zu ihr zu gelangen und als sie dann mit Maya zusammen ist, hat sie plötzlich solche Angst davor, zu sterben, dass sie gar Ella verrät. Das Vernichten von Cassie und Maya verzeiht sie Ella dabei binnen Minuten. Selbst Mephistopheles wechselt urplötzlich und grundlos die Seiten, während Malachi offenbar gar keiner Linie folgt.
Abschließend sei noch gesagt, dass mir mit Alex und Roxanne ausgerechnet zwei Gastrollen am besten gefallen haben. Roxannes Wandlung ist zwar die extremste, kommte dabei aber trotzdem am realistischsten rüber.
Schauspielerisch ist es weiterhin absolut überzeugend und toll gecastet (irgendwie casten die Briten einfach immer gut). Einzig Joseph Beattie als Malachi fällt deutlich ab, weil ihm diese gefühlsduselige Teenierolle einfach nicht liegt. Als er am Ende der Staffel den totalen Bad Boy mimen darf, blüht er regelrecht auf.
Die ärmste Sau im Cast dürfte Laura Pyper gewesen sein. Hat zu Beginn der Staffel bewiesen, dass sie sowohl die starke als auch die total verletzliche Ella perfekt spielen kann (es ist absolut erstaunlich welche Präsenz diese kleine Person erzeugen kann; wie klein sie eigentlich ist, hab ich erst gemerkt als sie die verletzliche Verrückte mimen musste), dann hat man ihren Charakter aber einfach kaputt geschrieben.
Die Nebenrollen, und davon gibt's ja allerhand neue, sind allesamt gut bis sehr gut besetzt.
Seltsamerweise geht die Serie auch technisch den Bach herunter. Das ist insofern seltsam, da die Auftaktepisode der Staffel effekttechnisch große Klasse war. Später gibt es fast nur noch Peinlichkeiten wie die Verwandlung der bösen Fee, die Flammen in der letzten Folge, deren Loop nicht einmal eine Sekunde lang war, oder der nochmal in einer Episode auftauchende Nephilim, der nicht annähernd an sein erstes Auftreten heranreichte.
Die Kameraarbeit ist zwar immer noch gut, aber die Dichte der tollen Shots ist deutlich zurückgegangen. Auf Schockeffekte wird in der zweiten Staffel (von den ersten Episoden abgesehen) völlig verzichtet. Dafür bleibt die Ausstattung, zum Beispiel in der Episode, die in den zwanziger Jahren oder die zur Zeit der Hexenverbrennung spielt, opulent und übertrifft die erste Staffel noch.
Das Finale ist natürlich sehr unglücklich und losgelöst von der Tatsache, dass die Serie damit endet, ist es gar nicht so schlecht, genau wie der ganze Arc um Malachis Sukubus-Armee ganz ordentlich war, nur halt viel zu spät in die Serie eingebaut. Letztendlich führt es einem aber auch die Frage vor Augen, was uns diese Staffel gebracht hat. Die Antwort: nichts! Statt einer Horde Nephilim, die wir eigentlich nie zu sehen bekamen, erwartet uns nun das End Of Days. Wetten, uns hätte 13 Folgen lang erwartet "Wie entscheidet sich Ella? Leon oder doch Malachi?"
Kurz und knapp:
Code: Alles auswählenStory Arcs........ S1: 8.0 / 10 _ S2: 1.5 / 10
Episodenstories... S1: 6.0 / 10 _ S2: 5.0 / 10
Dialoge........... S1: 9.0 / 10 _ S2: 5.0 / 10
Schauspieler...... S1: 8.5 / 10 _ S2: 8.0 / 10
Charaktere........ S1: 9.0 / 10 _ S2: 2.0 / 10
Kamera/Schnitt.... S1: 9.5 / 10 _ S2: 7.5 / 10
Effekte........... S1: 6.5 / 10 _ S2: 5.5 / 10
Empfehlenswert für: Fans von Fantasy und Teenie-Mystery á la Buffy
Also: die erste Staffel ist wirklich sehenswert, man sollte allerdings kein allzu hohes Erzähltempo erwarten. Die zweite ist auch über weite Strecken unterhaltsam und hat außer "Doomed" auch keine wirklich schlechten Episoden, ist aber auch kaum noch mehr als eine Teenie-Soap mit Fantasy-Elementen.