- Mi 10. Okt 2007, 01:11
#377715
Wie die meisten hier habe ich die Sendung äußerst gespannt verfolgt und habe wohl noch nie eine solch kontroverse Show gesehen. Und ich glaube das Wort trifft es genau, es war eine Show und keine Sendung in der journalistische Aurklärung betrieben werden sollte.
Allein die Zusammensetzung der Runde zeugt von einer fragwürdigen Einstellung. Da sitzt eine Senta Berger, die Eva Hermans Bücher nicht kennt, aber mitreden will, und das bei so einem Thema. Da sitzt mit Mario Barth jemand, der keine, aber auch wirklich gar keine Qualifikation besitzt um etwas Konstruktives beizutragen.
Schreinemarkers hat sicherlich den richtigen Hintergrund als Dipl. Soziologin, aber gleichzeitig gebürt ihr einmal mehr der Titel Dramaqueen. Wer selbst Journalist zu sein glaubt, oder es sein möchte, dann aber so theatralisch diskutiert, disqualifiziert sich selbst.
Ebenso der so genannte Historiker, der wie Kerner bemerkte, zwar schon viel publiziert hat, aber dennoch nicht mehr war, als ein weiteres Rädchen in der Medien-Maschinerie, die Eva Herrman demontieren will.
Bei dieser totalen Fehlbesetzung hätte es mich nicht gewundert, wenn man auch noch die Kollegen Johann Lafer und Horst Lichter eingeladen hätte, die sicher keinesfalls weniger qualifiziert gewesen wären, als die Gäste dieser Runde.
Natürlich hat Eva Herman einige Dinge gesagt, über die sich streiten lässt. Über das Thema ihrer Bücher will ich auch gar nicht eingehen, denn ich kenne sie nicht, und leider spielen sie auch keine Rolle, denn was da in den vergangenen Monaten gelaufen ist, hatte mit sachlicher Diskussion nichts zu tun. Man hat von Beginn an versucht Herman in die rechte Ecke zu rücken und ist auf keines ihrer Argumente eingegangen.
Natürlich war der Spruch mit den Autobahnen gewagt und provokant, aber mal ehrlich, was hätte sie tun sollen? 50 min lang versucht Eva Hermann ihre Sicht der Dinge darzulegen und das wie ich finde sehr ehrlich, und als Dank für die Offenheit konfrontiert man sie immer wieder mit neuen noch polemischeren Aussagen? Das Wörter wie Gleichschaltung von dutzenden von Zeitschriften verwendet wurden, wurde von der kompletten Runde ignoriert, aber weil Eva den Terminus gebraucht, gibt es einen Aufschrei in diesem Land? Ich habe innerlich gefeiert vor Freude, als sie namentlich den Spiegel nannte, der genau diesen Begriff verwendet hat, aber keinen hat es interressiert. Wen verwundert es also, das Eva Herman irgendwann genug hatte und schärfere Begriffe verwendet, wie eben die Autobahn? Es war unglücklich, aber wenn man sie nicht verstehen will. Und genau da liegt der Punkt, man wollte sie nicht verstehen, man wollte keine Diskussion. Die gesamte Sendung diente von vorn bis hinten einzig und allein der gezielten Demontage von Eva Herman und das ist traurig.
Das sie den so genannten Historiker nicht weiter ernst nahm, ist kein Wunder, nachdem er ja wirklich in keinster Weise auf sie eingegangen ist, sondern einmal mehr nur reißerische Kommentare von sich gegeben hat. Interessant hierbei, dass er ihr Paranoia und Verschwörungstheorien vorwirft, wo es doch scheinbar Tatsache zu sein scheint, dass es von Seiten der Medien kein Bestreben gibt, die Dokumente oder Aufzeichnungen wirklich offen zu legen. Merkwürdig oder? Wie Eva Herman es selbst sagte, sie distanziert sich deutlich von den besagten Dingen und all das wird scheinbar zurückgehalten, stattdessen zeigt man uns nur immer und immer wieder die gleichen aus dem Zusammenhang gerissenen Sätze.
So wie die Berichterstattung in den letzten Monaten war, und so wie sich leider auch die Sendung Kerner präsentierte, muss ich Eva Herman recht geben. Gleichschaltung ist ein sehr treffender Begriff, wenn es darum geht die Sender- und Verlagübergreifende Hetzkampagne gegenüber ihrer Person angeht.
Einige letzte Bemerkungen seien noch erlaubt. Der Titel, Kerner wirft Herrman raus, ist ja wie ich finde auch mehr als überzogen. Kerner, der wahrlich keine Glanzleistung vollbracht hat an dem Abend (und das obwohl ich ihn sonst schätze) stand letztlich vor der Wahl, die Sendung abzubrechen, weil Senta Berger und Schreinemarkers drohten zu gehen, oder aber er verabschiedet Eva Herman. An der Stelle hätte ich wohl auch nicht anders gehandelt und es ist mehr als nachvollziehbar, das ändert aber einmal mehr nichts daran, dass ein Abgang von Schreinemarkers und Berger dieser Sendung keinesfalls geschadet hätte. Wer zu so einem brisanten Thema nichts besseres beizutragen hat, als die beiden, der hätte sich auch gar nicht erst an diesen Tisch setzen sollen. Mario Barth tat das einzig richtige, er hielt lange Zeit einfach den Mund, weil er genau wusste, dass er nichts dazu beitragen kann und es zeugt für mich schon sehr von einer gewissen Ironie, wenn der Gast Mario Barth in der Sendung selbst zugibt, dass er zu diesem Thema nichts beitragen könne. Ein besseres und deutlicheres Armutszeugnis hätte man der Redaktion an diesem Abend gar nicht ausstellen können, denn dadurch wurde mehr als deutlich, dass außer Eva Herman an diesem Abend keiner hätte vor den Kameras stehen oder sitzen dürfen. Keine Frau Schreinemarkers, kein Mario Barth, keine Senta Berger und leider auch kein Johannes B. Kerner.
Auch wenn ich ihre Meinung nicht vollständig teile, aber der große Gewinner dieser Sendung war für mich eindeutig Eva Herman. Ob man sie im TV je wiedersehen wird, man weiß es nicht, ihr Auftritt hier, wird ihr nicht geholfen haben, aber eines hat sie der Öffentlichkeit wenigstens bewiesen, nämlich dass die Medien, selbst die Öffentlich Rechtlichen eben doch keinen Deut besser sind als die oftmals als niveaulos beschriebene Springerpresse.
Kein Sieg für Eva Herman, aber eine deutliche Niederlage für die neutrale Berichterstattung in Deutschland.
Zuletzt geändert von vicaddict am Mi 10. Okt 2007, 01:28, insgesamt 2-mal geändert.