mak hat geschrieben:vicaddict hat geschrieben:Ja da haben wir aber schon ein Problem. Was unterscheidet bitte seine Mattscheibe von den alltäglichen Programmen die uns den Nachmittag verschönern, abgesehen von der Uhrzeit? Du zählst seine Show nicht zum Schund, weil man lachen kann, und gemein hin unterhalten wird, aber wird man das bei Telenovelas nicht? Es kommt eben darauf an, an wen sich das ganze richtet, von daher ist es nicht zulässig seine Sendung über das zu stellen, was er anprangert.
Wieso stellt er seine Sendung über andere? Wie du selber geschreiben hast spricht eine Telenovela ein vollkommen anderes Publikum an und ist auch ein vollkommen anderes Format. Warum darf er dazu also nicht seine Meinung äußern?
Er äußert seine Meinung über diese Formate ausnehmend abwertend und versucht das als objektive Position darzustellen (immerhin spricht zB den Programmdirektoren die Meinung ab, dass ihnen das überhaupt selbst gefällt). Das ist eine Meinung, die kann man sogar vertreten, auch von einem objektiven Standpunkt aus.
Aber man kann nicht über die Renaissance der Schnipsel-Shows ablästert, wenn man selbst eine Sendung hat, in der man mehr oder weniger lustige TV-Schnipsel verwurstet und das mit Kommentaren garniert, die mit "Niveau" nun auch nur im entferntesten zu tun haben. "Kalkofes Mattscheibe" ist eine witzige Sendung, aber billig, vulgär, mediale Restverwertung und hat somit mit Kalkis Definition von gutem Fernsehen nix gemein.
Deshalb ist die Kritik, die er äußert, schon etwas paradox. Und als jemand, dessen "Job" es ist, das Fernsehen zu kritisieren, wird er auch nichts bewegen können, da man seine Reden als Comedy auffasst und nicht länger als kritischen Anstoß.
Quotentreter hat geschrieben:Für Fernsehen was Millionen sehen sollen würde das Internet so wie jetzt garnicht ausreichen. Wenn das ganze in jetziger Vielfalt in HD in akzeptabler Qualli übertragen werden soll dann reden wir hier über ein Datenaufkommen in YB (Yottabyte). Da ist das heute VOD und Streamangebot nen Witz gegen. Das wird so schnell keiner umsetzen. Das braucht massiven Ausbau und demtentsprechende Investitionen.
Na, jetzt übertreiben wir aber auch mal nicht.
1 YB ist eine Datenmenge, die könnte die gesamte Weltbevölkerung im Zeitraum eines Menschenlebens kaum wegglotzen.
vicaddict hat geschrieben:Ich muss auch offen zugeben, dass ich noch vor 3, 4 Jahren ähnlich dachte. Da konnte ich mit den ÖR nicht viel anfangen, weil es ja alles so ödes und tröges Alte-Leute TV war bzw ist und damals fand ich auch die Privaten so supertoll. Dann irgendwann merkte ich, dass die eben nur aus Serien bestehen, die man rauf und runter wiederholte und man nach und nach mehr Trash TV zeigte. Inzw bin ich da fast vollkommen weg. Die ÖR haben wenigstens eine Identität, man kreiert eigenes TV. Man macht wirklich Fernsehen. Die Privaten sind doch beliebig austauschbar, denn die leben nur von ihren eingekauften US-Serien, ein eigenes Gesicht haben sie IMHO nicht.
Diese "Identität" der Öffis sehe ich aber nicht, zumindest nicht als fortschreitenden Prozess. Die haben ihre festen Säulen im Programm, die sie in den Urzeiten des TVs etabliert haben. An erfolgreichen Formaten festzuhalten ist nun aber auch nicht die große Kunst.
Was heutzutage an Innovation, Kreativität
und Identität dazukommt, ist in meinen Augen ziemlich mager.
Soll nicht die Privaten davon freisprechen, dass es dort mittlerweile noch schlimmer aussieht. Da setzt man nicht einmal mehr auf erfolgreiche Formate, sondern nur noch auf erfolgreiche Gesichter. Nur sind die halt früher oder später wieder weg und mit ihnen ein Stück Identität.
vicaddict hat geschrieben:Nimm den Sendern diese Serien und du hast nichts mehr. Man sieht es doch bestens an Sat.1. Außer Sendungen mit Balder, von Sinnen, Boning und Eligmann hat dieser Sender doch nichts mehr.
Hehe, da ist genau das Problem. Man verbindet nur die Gesichter mit dem Sender, nicht die Formate. Zumal die von Boning, Eligmann und zum Teil auch die von Balder/von Sinnen auch noch mies laufen.
Erfolgreiche eigene Formate laufen bei Sat.1 in der Tat quasi keine mehr.
Zu RTL und ProSieben bekommst du auch mein dito, wobei letzteres noch am ehesten ein Profil aufweisen kann (nein, ich meine jetzt nicht das als "Absetzsender"!)
vicaddict hat geschrieben:Um mal wieder den Bogen zum eigentlichem Thread-Thema zu spannen, müsste man nicht auch von Seiten der Landes Medienanstalten die Frage in den Raum werfen, ob Deutschland diese Masse an Sendern überhaupt noch braucht? Ist es nicht vielmehr so, dass du von den großen Sendern, d.h. Pro7, Sat.1, Kabel 1, RTL, RTL2, VOX gut und gerne 2, oder 3, besser 4 komplett einsparen könntest? Die 5, 6 Serien die diese Abschaffung beträfe, könnte man auch gut auf die andern Sender verteilen und man würde sie vielleicht anstatt des Trash TV zeigen, oder man würde stattdessen auf den 100. Re-Run diverser Comedies verzichten.
Aber mit welcher Begründung willst du diese Sender streichen? Weil vom Streichen von Sat.1, RTL2 oder NeunLive wird das Programm auf den verbleibenden Sendern auch nicht automatisch besser. Ist ja nicht so, dass eine Knappheit an guten Serien herrscht, sodass man nur Müll hat. Es vergammeln ja reihenweise gute Importe in den Regalen.
Die einzige Begründung, die mir einfällt, wäre: es fände eine Bündelung der Zuschauermenge auf wenige Sender statt, die dadurch wieder profitabel hochwertige Formate produzieren könnten (hier sei angemerkt: auch dann wären Billig-Formate halt immer noch billiger). Nur kann man das so nicht durchsetzen.
vicaddict hat geschrieben:Wenn ich, wie oben angesprochen, ohnehin sehe, das Sat.1 nur noch existiert um Rendite abzuwerfen, und man spart ohne Ende, dann muss ich als Landesmedienzentrale doch auch mal die Lizenz entziehen, denn mit TV hat das doch nix mehr zu tun. Anstatt immer nur damit zu drohen, sollte man es auch mal tun, denn auch das Deutsche Sportfernsehen kam doch dieses Jahr wiedermal mit einem blauen Auge davon. Mit Sport hat der Sender schon lange nix mehr am Hut, aber die Lizenz entzogen wird ihm nicht. Ich denke würde man sowas auch mal konsequent durchziehen, dann müssten auch die Programmchefs andere Mittel und Wege finden das Programm zu gestalten, als nur mit Trash TV.
Das wäre nicht ungefährlich.
Die Sender wissen genau, wie weit sie gehen dürfen, ohne ihren Vollprogramm-Status zu verlieren (bzw. DSF seinen als Sportkanal). Keiner von denen wird je seinen Vorteil im Kabelnetz verlieren, weil man das Programm zu sehr abgespeckt hat.
Dazu müsste man schon die Anforderungen erhöhen, Sender wie Sat.1 werden aber weiterhin an der Untergrenze dieser Bedinungen laufen. Heißt, die Bedingungen müssten sehr restriktiv werden und das wiederum ist nicht der Sinn der Sache.
Davon abgesehen verliert das Vollprogramm im Zuge des technischen Fortschritts ohnehin seine Bedeutung und die LMA können gar nichts mehr tun.
Kramer hat geschrieben:Also das Problem an der ganzen Quotenmessgeschichte (die ich nach wie vor für einen Witz halte, Statistik hin Statistik her) ist doch das wir uns hier unendlich darüber streiten können was gutes Fernsehen ist und was nicht es ist völlig wurst.
Es ist auch völlig egal ob wir den ganzen Tag den Müll bei den Privaten anschauen, das hochwertige Programm der ÖR oder den Fernseher ganz aus lassen.
Solange wir keines dieser Quotenmessgeräte bei uns zuhause stehen haben, hat das keinerlei Auswirkung auf das ausgestrahlte Programm und es interessiert die Fernsehmacher praktisch einen scheiss was wir denken, es ist schlichtweg irrelevant.
Ja, das ist ein psychologisches Problem. Wenn ich als Nicht-Besitzer einer Quotenbox TV schaue, dann weiß ich, dass die Quotenmessung zu meinen Ungunsten verzerrt wird (und das stimmt auch!).
Allerdings wissen die meisten Zuschauer nicht viel von der Quotenmessung oder glauben, dass sie als Besitzer eines Fernsehers automatisch gezählt werden. Oben genanntes Problem halte ich in der großen Masse für eine Randerscheinung.