Auf dem ohnehin schon sehr reich gedeckten Tisch unserer Krimilandschaft hatte Deadline einfach keinen Platz mehr.
Moment, Moment...
"Deadline" ist ein Format (gewesen), dass mit Werbung 60 Minuten läuft und ohne etwa 45.
Man kann eine Serie dieses Formats vor allem vom dramaturgischen Aufbau her nicht wirklich mit Filmreihen wie dem "Tatort", "Bella Block", "Stubbe", "Wilsberg" oder dem "Bullen von Tölz" vergleichen.
Und wenn eins in Deutschland momentan nicht reich gesät ist, im Gegensatz zu vielen, vielen Serien- und Doku-Serien-Formaten, dann sind das klassische Krimi-SERIEN mit oben genannter Laufzeit. Da fällt mir an wirklichen Größen aus dem "Nach-Vorabend-Programm"

eigentlich nur "Der letzte Zeuge" ein und der hat seinen großen Hauptdarsteller verloren. Und halt noch Dieter Pfaff bei der ARD. Ja gut...
Anbei: Beim "Alten" hamse ja sogar schon an der Sendelaufzeit rumgedoktert, obwohl sowas ne dramaturgisch wesentliche Rolle spielt und die Wirkung eines Formats ziemlich verändert.
Ich sage nicht, dass eins besser als das andere ist, aber einem 45er anzukreiden, dass er nicht die dramaturgische Dichte eines 90ers erreicht ist Quatsch.
Sicher hatte "Deadline" Schwächen, auch ich fand manche Sprüche recht gestellt und den Soundtrack dünn, aber schlimmer als bei anderen deutschen Serien generell, war das übertreibende Element hier auch nicht. Wenn in manchen Comedy-Serien auf affigste Weise abchargiert wird, so dass es eher bescheuert, als lustig wirkt, zieht das zum Teil doch auch hervorragend.
Im Endeffekt isses die Schuld vom teils naiven Publikum, weil es die Goldwaage beim falschen Format einsetzt und wesentlich deftigere Format-Fälle von Pseudo-Tuerei wiederum absegnet.
Die Aussage, dass ein Sender ne Serie, die rückläufige Quoten hat nicht ewig halten kann, stimmt schon. Bloß andererseits kann man nach 5 Folgen und dann beschlossenem Ende wohl kaum von drohendem "Festklammern" sprechen. So was kann inhaltlich sinnvoll maximal nach Abschluss einer Staffel zur Debatte stehn.
Dass Sat.1 zu früh absetzt ist somit nicht wirklich übertrieben. Schade, dass Betz die Serie nicht wieder mit RTL gemacht hat. Was solls. Vielleicht wäre das Format nach "Cobra 11" sogar ganz gut gelaufen. Denn "Cobra" punktet noch erheblichst mehr mit konstruiertem Mist und wenn sich ein Teil dieses Publikums mit freunden guter Krimikost paarte, hätte "Deadline" seine Zielgruppe gefunden. Erst "Cobra", direkt danach "Deadline". Für mich ne sehr gute Kombi.
Manche Leute / Sender haben halt schon wenn nur noch zwei von drei Lichtern leuchten, Angst, dass sie in der Dunkelheit vor die Wand rennen könnten und gehen auf ne Art und Weise auf Nummer sicher, die nicht zu überbieten ist, damit's eben auch wirklich absolut "Nummer sicher" ist.
Ich traure vor allem der Präsenz der Hauptdarsteller nach, die in dieser Breite (Sonsee Neu, Katharina Thalbach, Heio von Stetten, Daniel Zillmann und Oliver Boysen) wirklich herausragend ist. Gerade die Folge von gestern hatte aber auch relativ viele gute Nebenrollen.
Ich behaupte übrigens mal, dass der tuntige Untertitel "Jede Sekunde zählt" bei einigen Leuten schon von Vornherein eine Rolle spielt sich die Serie gar nicht erst anzugucken.
Wenn ich den Haupttitel in Englisch halte, kann ich nicht so nen Untertitel bringen. Das wirkt wie "24 - Die Abenteuer des Jack Bauer" oder so... Geht null!!!
Das Doppel-betiteln ist leider eine Unart, die auch bei der Wahl von Filmtiteln von US-Filmen für's deutsche Kino (und TV) oft angewandt wird, um die O-Titel irgendwie noch anzudeuten. Dabei kommt dann inhaltlich bekloppter kram wie "Departed - Unter Feinden" anstelle von "THE Departed" raus oder "Mr. Brooks - Der Mörder in Dir", anstelle vom schlichten "Mr. Brooks" im Original.
Allein Titel bestimmen die Wirkung bzw. vor allem den ersten Eindruck von Formaten schon wesentlich, da ein Titel beeinflusst, wie du an den Inhalt herangehst.
Aber nochmal zurück zur Unart:
Ich kenne keinen einzigen Fall, wo die Dopplung von deutsch und englisch im Titel nicht bemüht und unbeholfen gewirkt hätte und wenn der Originaltitel (wie hier, da es eben ne deutsche Serie ist und dummerweise halt die Deutschen das dumme Doppeln gewohnt sind) dann auch noch so lautet, wirkt das für viele durchaus abschreckend, nehme ich an, da's mir einmal mehr(!) auch so ging und ich mich einzig und allein wegen den Schauspielern und null wegen dem Inhalt für die Aufnahme der ersten Folge entschied.
"R.I.S." ist auch so ein Pseudo-Titel, der "CSI" und "Navy CIS" schon ekligst den Bauch pinselt und dann noch dazu der an sich eigentlich fesselnde Untertitel "Die Sprache der Toten". Au... weia! Hätte es "Die Sprache der Toten" allein nicht auch getan?!
Besonders doof ist das in dem Fall auch, weil "R.I.S." ja nicht übersetzt "Die Sprache der Toten" bedeutet oder so, was im Titel aber eigentlich so wirkt.
Wenn ich mich im Titel als Abkupferer und/oder unbeholfen präsentiere, ist der Inhalt leider schon halb verloren.
Gilt für "Deadline - Jedes Sekündchen spielt ne Rolle", gilt für "R.I.S. - Die Sprache ist Scheiße, Abkürzungen sind viel cooler" und gilt für viele US-Filme, die hier u.a. durch bemüht wirkende, ausladende Titel floppen.