markymarc05 hat geschrieben:
Wie viele denn? Das ist eine ehrliche Frage. Ich habe da, offen gesagt, keine Zahlen im Kopf. Es gibt natürlich einen gewissen Prozentsatz an Geringverdienern, da hast du schon Recht. Dass diese subventioniert werden müssen, ist natürlich kein Idealzustand. Man muss da aber auch differenzieren. Gerade die großen Unternehmen zahlen im Schnitt recht gut (wobei es hier natürlich branchenabhängig z.T. große Unterschiede gibt).
Eine konkrete Zahl habe ich jetzt auch nicht im Kopf, aber ich meine mich zu erinnern, das zu Beginn der großen Koalition zu der Thematik gesagt wurde, dass pro Quartal einige hundertausend Jobs nur durch Staatszuschuss geschaffen worden sind bzw der Staat die Löhne zahlt. Ich glaube es waren deutlich mehr als sozialversicherungspflichtige Jobs, die in dem gleichen Zeitraum entstanden sind.
Du hast, wenn du von Arbeitgebern oder Unternehmern sprichst, immer den bösen, bösen Kaptalisten a la Mr. Burns im Kopf. Du darst nicht übersehen, dass viele dieser Geringverdiener beim Bäcker oder beim Friseurladen um die Ecke arbeiten, die selbst extrem knapp kalkulieren müssen, schon alleine um ihre Ladenmiete bezahlen zu können. Diese könnten niemals die Löhne zahlen, die ihnen durch einen Mindestlohn, wie er einigen vorschwebt, vorgegeben würden. Ich kenne persönlich einige, die ihren Laden dicht machen könnten. Nun ist die Frage, ob man diese kaputt nach dem Prinzip der natürlichen Auslese kaputt gehen lässt, und damit noch mehr Arbeitslosigkeit schafft, oder ob man ihnen unter die Arme greift. Letzteres kostet den Steuerzahler unterm Strich weniger.
Nein, ich habe nicht nur Mr. Burns im Kopf. Vielen Handwerksbetrieben, oder anderen Mittelständlern geht es ja auch nicht wirklich gut. Das Problem daran sehe ich jetzt aber darin, und auch wenn ich mich damit unbeliebt mache, dass wir zuviele gleiche Geschäfte auf zuwenig Raum haben. Meine Heimatstadt ist ein kleines 10-12.000 Einwohnerkaff und wir haben etliche Bäcker. In jedem Supermarkt, und davon haben wir schon 6, oder 7, ist einer und dazu kommen noch mehrere in ihren Einzelgeschäften. Die konkurrieren sich aufgrund der Niedriglöhne zu Tode, weil die Leute eben nicht mehr Brötchen kaufen können. Ich möchte jetzt partout nicht diesen Leuten ihre Existenz mies machen, aber wenn ich meine eigenen Angestellten nicht so bezahlen kann, dass sie davon leben können, dann läuft etwas falsch.
Das halte ich für völlig utopisch. Der Staat kann nicht auch noch die Löhne begrenzen. Mindestlöhne lasse ich ja noch angehen (auch wenn ich sie für schädlich halte), aber das geht wirklich gar nicht. Es ist immer noch Sache des jeweiligen Arbeitgebers, bzw. Unternehmers, wieviel er seinen Angestellten - auch seinen Managern - zahlt. Und das bleibt hoffentlich auch so.
Das wird in anderen Ländern auch gemacht und wenn schon Amerika darüber nachdenkt, die Managergehälter zu begrenzen, dann sollte man sich in Deutschland nicht zu fein dafür sein. Zumal ja keine konkrete Zahl genannt wird. Es läuft doch meist so, dass der Manager ein x-faches von dem verdienen darf, was der Arbeiter verdient. Dann ist es am Manager zu entscheiden, ob er seinen Arbeitern mehr gönnt, damit er selbst mehr hat, oder nicht.
Von einer höheren Besteuerungen von Besserverdiener halte ich - obwohl ich nicht dazugehöre - überhaupt nichts. Vielmehr sollten Steuerschlupflöcher gestopft und das Steuersystem transparenter gemacht werden.
Wir haben IMHO einen der niedrigsten Spitztensteuersätze in Deutschland. Zutreffend ist aber in der Tat, dass wir zuviele Steuerschlupflöcher haben. Das gehört in der Tat gestopft, bzw das System gehört reduziert. Da stimme ich der FDP ausnahmsweise mal zu.
Du schiebst alles auf die Politik. Diese kann nur bis zu einem gewissen Grad steuernd eingreifen, und das nicht mit dem Zauberstab. Ich war nie Fan einer großen Koalition, von Anfang an nicht. Unterm Strich hat sie getan, was politisch möglich ist, nämlich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu arbeiten. Mich stört eger, wie stark die Politik - v.a. auch die CDU - staatspolitisch in den letzten Jahren nach links gerückt ist. Wenn hier keine Umkehr erfolgt, wird uns das in den nächsten Jahren teuer zu stehen kommen. Im Moment kann ich wirklich nur noch die FDP wählen, der Rest ist sozialistischer Einheitsbrei. Eine zeitlang habe ich ja sogar noch gewisse Hoffnungen in die Grünen gesetzt, aber die haben sich spätestens mit dem Ausstieg von Oswalt Metzger endgültig zerschlagen.
Oswald Metzger... ich kipp gleich vom Stuhl

Der Mann ist für mich ein No-Go

Du sagst die Politik sei nach links gerückt? Das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Wenn die Politik nach links gerückt wäre, dann gäbe es nicht eine ständig wachsende Zustimmung für die Linkspartei. Die große Koalition mag aufgrund ihrer verschiedenen Positionen nicht mehr herausholen können, aber dann muss man doch auch dem Bürger mal offen sagen: "Leute wir haben alles getan, aber jetzt muss eine andere Regierung her". Es kann doch nicht sein, dass man das jetzt aussitzt.
Der überwiegende Mehrheit der Gesellschaft ist nach wie vor der (mehr oder weniger) wohlhabenden Mittelschicht zuzurechnen. Die Probleme hier sind eher gefühlter Natur, wie z.B. nur schon die Angst, den Arbeitsplatz verlieren, obwohl dafür kein akuter Anlass besteht. Diese wird natürlich geschürt durch Populisten, die Medien, etc. Die ständige Zuspitzung, dieses gegeneinander ausspielen von arm und reich, wovon die PDS lebt, halte ich nicht für hilfreich, denn beides hat mit der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen nicht viel zu tun.
Dazu ein paar kurze Zahlen einer Studie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung:
Zeitraum 2000-2006
Die 10% der Haushalte mit dem höchsten Einkommen, haben den Anteil am Gesamteinkommen von 21.6 auf 24.9 steigern können.
Die 10% der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen sind von 3.6 auf 2.9 abgesackt.
Die Schere zw Arm und Reich wird also nachweislich größer.
Ich frage deshalb mal, woher kommt denn das plötzliche Erstarken der Linken? Früher galt immer das Argument, dass der Osten eben noch nicht angekommen wäre in der freien Demokratie. Man würde den Leuten immer noch nachtrauern usw. Komischerweise ist die Linke aber auch im Westen angekommen. Woher kommt denn das? Doch nicht nur von Leuten, die der DDR nachtrauern. Es mögen auch Frustrierte sein, aber woher kommen denn die? Das angeblich nach links gerückte System lässt große Teile der Bevölkerung im Regen stehen.
Ein Problem sehe ich eher in der zunehmenden Entstehung von Parallelgesellschaften. Und damit meine ich nicht nur ethnische, sondern v.a. auch soziale. Es ist wohl in der Tat in den letzten Jahren eine neue Unterschicht entstanden, die es so in den 80ern in Deutschland nicht gab, und die auch nicht viel mit der traditionellen Arbeiterschicht zu tun hat. Das betrifft nur einen sehr geringen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung, aber ist natürlich ein Problem.
Nun, wenn inzw 7 Millionen Menschen Hartz IV bekommen glaube ich nicht, dass man von einem geringen Teil der Bevölkerung sprechen kann. Einige von ihnen mögen Jobs haben, müssen aber dennoch bezuschusst werden. Und ein großer Teil dieser Leute ist Langzeitarbeitslos und da hat die Politik versagt.
@ American way
american-way hat geschrieben:Dann fordern die Linken eine höhere Besteuerung der Besserverdienenden dann laufen uns diese Leute auch noch mehr weg und zahlen Ihre Steuern im Ausland.
Ich bin keine Besserverdiener habe aber wieso muss man dann die Besserverdiener noch mehr Besteuern
Das ist doch Quatsch. Nicht jeder verlässt gleich fluchtartig das Land. Das ist eine Mär, die von der CDU und vorallem von der FDP verbreitet wird. Abgesehen davon nutzen die wirklich Reichen doch jede Menge Steuertricks und rechnen sich in die kleine Steuerklasse wie ein Lokführer. Im Rahmen von Maybritt Illner wurde das z.B. anhand von Zumwinkel bestätigt. Ein Mann der 4.2 Millionen verdient, rechnet sich soweit runter, dass er nicht mehr bezahlt als ein Lokführer? Es gibt in der Tat zuviele Lücken im Steuersystem. Das ist zu kompliziert und bietet deshalb zuviele Lücken. Das muss geändert werden.