von Quotentreter
#461524
Besonders hier im Osten sind die Unterschiede nicht so starkt. In der Fläche sieht das ganz böse aus. Höchstens zwischen Norden und Süden. Mc Pomm ist beispielsweise schon ganz tot. Landkreise wie Demin mit 30% sind fast schon hoffnungslose Fälle. Inmitten dieser Fläche gibt es dann aber die Leuchttürme in denen etwas geht und welche die Statistik etwas nach oben zieht.

Vereinzelte Stellen sind da, das ist richtig. Nur wenn keiner diese Berufe ausbildet, woher sollen die Leute auch kommen? Und selbst wenn man wirklich alles besetzt, es würde lange nicht reichen um wirklich alle zu beschäftigen, es fehlen viele Job's. Ich hatte damals auch nur die Wahl zwischen einer BVJ Dauerwarteschleife und einem Handwerklichen Beruf in einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte. Ich habe dann letzteres genommen um überhaupt irgendwas machen zu können. Diesen Beruf konnte ich aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen.

Es folgte die Arbeitslosigkeit. An Vorschlägen meinerseits mangelte es nicht. Ich wollte die Zeit nutzen um das Abi und ein Studium nachzuholen. Nun könnte man fragen warum nicht gleich über den schulischen Weg. Warum kann sich jeder ausrechnen, meinen backround hatte ich im US Wahlen Thread schon erläutert. Ich wollte, hätte gekonnt, nur hätte das in der Situation nie geklappt. Jedenfalls gab es dafür nichtmal ein Darlehn oder irgendwas um das Geld zu erarbeiten. Ich habe aber privat keinen der mir etwas leihen könnte und die Bank lacht mich zwecks Kredit aus. Damit konnte ich die Verbesserung der Situation knicken. Stattdessen habe ich die Zeit genutzt und ein quasi selbst Studium durchgezogen. Das ganze in Anwendungsprogrammierung, Administration, 3D Art und Grafik. Da bin ich gut dabei und diejenigen für die ich arbeite sind auch zufrieden. Nur eine Festanstellung kann ich knicken. Die Leute gucken zuerst nach einem Darfschein mit Stempel und Unterschrift. Den habe ich nun mangels geeigneter Ausbildung nicht. Damit bist du schon wieder zweite Wahl und zähle trotz das ich was kann als offiziell gering Qualifiziert.

Was soll man machen? Es fehlt in vielen Bereichen irgendwas. Und ständig wird das vergessen. Bei der Ausbildung muss sich dringend etwas tun um es garnicht zu so vielen gering Qualifizierten kommen zu lassen. Da tut sich aber nichts. Und wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist dann tut sich da auch nichts mehr. Man wird verwaltet anstatt etwas zu tun. Ich habe damals sämtliche Gespräche im Amt heimlich mitgeschnitten. Eben weil einem sonst keiner glaubt wie wenig die tun um Erfolge zu erzielen. Das einzige was die tun ist das man zu potentiellen Arbeitgebern geschickt wird, die sich dann hinterher aber selber fragen warum man absolut ungeeignete Kandidaten schickt. Mich haben die mal quer durch die Republik geschickt. Als Teamleiter für eine Gruppe Anwendungsprogrammierer. Ich muss wohl nicht betonen wie peinlich es war, als ich dann gestehen musste nichtmal die erforderliche Ausbildung zu haben. Das ist teilweise ein echt schlechter Witz was da läuft.

Und ja, es wird schwieriger. Um nicht zu sagen zum Überlebenskampf. Ganz einfach weil man in Berlin nichtmal daran denkt über das problem nachzudenken. Man verdrängt es schlicht. Und das kann es nicht sein.
Benutzeravatar
von markymarc05
#461570
Na ja, aber man muss sich schon auch fragen, wieviel man von der Politik, die ja selbst weder Erbeits- noch Ausbildungsplätze schafft, erwarten kann. Sie kann Anreize schaffen, und das tut sie auch. Ich finde es auch ein bisschen ungerecht, zu sagen, die Regierung würde sich dafür nicht interessieren. Gerade wurde eine Qualifizierungsinitiative zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze auf den Weg gebracht.
Der vom Kabinett gebilligte Gesetzentwurf sieht die Schaffung von 100.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen für junge Menschen mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt vor. Dazu würden befristete Regelungen für einen Ausbildungsbonus geschaffen, teilte das Bundesarbeitsministerium mit. Der Ausbildungsbonus - gestaffelt in Höhe von 4000, 5000 oder 6000 Euro - soll Arbeitgeber dazu bewegen, zusätzliche Ausbildungsplätze für junge Menschen zu schaffen. Arbeitgeber haben einen Anspruch auf den Ausbildungsbonus, wenn sie einen Altbewerber ohne Schulabschluss, mit einem Sonderschulabschluss oder einem Hauptschulabschluss zusätzlich ausbilden.
Benutzeravatar
von Onkel Ludwig
#461572
markymarc05 hat geschrieben: Und um noch ein bisschen die Stimmung zu heben :wink: :
Arbeitsmarkt: Der starke Rückgang der Arbeitslosigkeit soll sich auch im kommenden Jahr fortsetzen. Die Zahl der Erwerbslosen werde in diesem Jahr im Durchschnitt bei 3,8 Millionen liegen und 2008 auf 3,5 Millionen fallen. Der Rückgang falle damit deutlich stärker aus, als dies in früheren Aufschwungphasen der Fall gewesen sei, loben die Wirtschaftsweisen. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit gehe deutlich zurück. Die positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt seien "die Früchte der Arbeitsmarktreformen".

http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... adeln.html
Da der Rückgang vor allem den 1€-Jobs bzw den Geringverdienern zu verdanken ist, hebt das bei mir weniger die Stimmung als die Empörung über die oft zitierten "Aufschwunglüge". Ich habe in einem Wirschaftsblatt gelesen, dass die CDU sehr darauf erpicht ist eine Statistik anzuwenden, in der alle die auch nur 1 Stunde in der Woche arbeiten als Erwerbstätige gelten. So wird natürlich die Arbeitslosenzahl noch großes Stück künstlich nach unten gedrückt. Diese Augenwischerei wird dann wieder als "Erfolg der Arbeitslosenreform" verkauft und der Verbraucher wundert sich ein weiteres Mal, warum der Aufschwung einfach nicht bei ihm ankommen will.
Benutzeravatar
von markymarc05
#461594
Wie gesagt, ich kenne sehr viele Menschen, bei denen der Aufschwung angekommen ist, und würde mich selbst auch dazu zählen. Insofern können wir uns die ganze Nacht über Statistiken streiten, viel wichtiger ist das eigene Erleben. Da hat natürlich auch jeder seine eigene Wahrheit.
Zuletzt geändert von markymarc05 am Sa 23. Feb 2008, 20:57, insgesamt 1-mal geändert.
von Quotentreter
#461604
markymarc05 hat geschrieben:Na ja, aber man muss sich schon auch fragen, wieviel man von der Politik, die ja selbst weder Erbeits- noch Ausbildungsplätze schafft, erwarten kann. Sie kann Anreize schaffen, und das tut sie auch. Ich finde es auch ein bisschen ungerecht, zu sagen, die Regierung würde sich dafür nicht interessieren. Gerade wurde eine Qualifizierungsinitiative zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze auf den Weg gebracht.
Jetzt mal ehrlich, ist das etwas neues? Solche Instrumente wendet das Arbeitsamt seit Jahren an. Auch meine Ausbildung war so eine geförderte. Und die fing an, als Kohl gerade auf's Altenteil geschickt wurde. Solche Förderprogramme sind zumindestens hier ein ganz alter Hut. Daneben gibt es noch einige andere Maßnahmen für Jugendliche wie auch für ältere. Das krankt aber teilweise schon wieder an ganz anderer Stelle womit dieser Anreiz fürn Bobbes ist.

Mal davon abgesehen das wir hier keinerlei boomende Hochtechnologie haben. Da würden dann maximal zusätzliche Maler, Holzwürmer usw. ausgebildet, die keiner Sucht weil davon auch schon genügend auf dem Amt hocken. Die gesuchten Jobs werden hier weit und breit nicht ausgebildet. Da hilft auch kein Anreiz.

Natürlich kann man keine Ausbildungsplätze schaffen. Man dürfte aber wissen das so der Überhang einfach auf der Strecke beleibt. Und da das so ist muss man sich mal langsam überlegen was man tut, wenn man diesen Überhang eben nicht mit Anreizen und dergeleichen unterkriegt. Und genau da hakt es. Die Vollbeschäftigung wird man nie erreichen, das hofft man nur. Es fehlt an Ideen was mit den zukünftig "Überflüssigen" passieren soll. Dieser "Sozialklimbim" interssiert aber keinen, oder habe ich etwas verpasst?
Onkel Ludwig hat geschrieben:Ich habe in einem Wirschaftsblatt gelesen, dass die CDU sehr darauf erpicht ist eine Statistik anzuwenden, in der alle die auch nur 1 Stunde in der Woche arbeiten als Erwerbstätige gelten.
An der ILO ist die CDU schon Jahre dran. Man wollte sie vor allem damals als es noch 5 Millionen offizielle Arbeitslose waren. Nach ILO hätten wir damals nur noch 3,5 Millionen gehabt. Heute würden wir nach ILO etwas über eine Million haben. Das ändert aber nichts an der Situaton, da sind es tatsächlich weiterhin über 7 Millionen Erwerbslose. Das ist wirklich Augenwischerei.
markymarc05 hat geschrieben:Wie gesagt, ich kenne sehr viele Menschen, bei denen der Aufschwung angekommen ist, und würde mich selbst auch dazu zählen. Insofern können wir uns die ganze Nacht über Statistiken streiten, viel wichtiger ist das eigene Erleben.
Siehst du, hier ist das wieder andersherum. Ich verstehe auch das du da unten etwas andere ansichten hast. Euch gehts da unten ja auch Super. Aber wenn man hier so manche Aussagen hört, klingt das teilweise wie vom anderem Stern, weil es hier nicht so ist.
Benutzeravatar
von Onkel Ludwig
#461607
markymarc05 hat geschrieben:Wie gesagt, ich kenne sehr viele Menschen, bei denen der Aufschwung angekommen ist, und würde mich selbst auch dazu zählen. Insofern können wir uns die ganze Nacht über Statistiken streiten, viel wichtiger ist das eigene Erleben. Da hat natürlich auch jeder seine eigene Wahrheit.
Wenn jemand sich nur im Dunstkreis von Spitzenverdienern bewegt, hat er natürlich ein anderes "Erleben" als jemand, der in der Unterschicht zuhause ist.

EDID: Schön, dass du den letzten Satz noch schnell nachträglich drangehängt hast. :wink:
Benutzeravatar
von markymarc05
#461615
Quotentreter hat geschrieben: Siehst du, hier ist das wieder andersherum. Ich verstehe auch das du da unten etwas andere ansichten hast. Euch gehts da unten ja auch Super. Aber wenn man hier so manche Aussagen hört, klingt das teilweise wie vom anderem Stern, weil es hier nicht so ist.
Wie gesagt, ich habe nicht nur "hier unten" Bekannte, sondern bin auch ein bisschen herumgekommen. :wink: Aber ich verstehe schon was du meinst. . Es liegt vielleicht eher daran, dass ich fast ausschließlich Akademiker kenne, und da stelle ich schon fest, dass alle, die vor einiger Zeit noch arbeitssuchend waren (und das war ne gute Handvoll), inzwischen gut versorgt sind.

Was du beschreibst, die Situation in eurer Region kenne ich so nicht aus eigener Erfahrung, das ist richtig. Aber ich bin auch nicht so weltfremd, um nicht davon zu wissen. Und natürlich habe auch ich kein Patentrezepte. Ich kann nur sagen, welche Maßnahmen ich für aussichtsreicher halte und welche für kontraproduktiv. Das Problem mit der Linken - um mal wieder zum Thema zu kommen - ist nicht nur, dass zuviel verspricht, sondern auch genau das Falsche. Das Parteiprogramm ist eine Anleitung zum Ausbau der Arbeitslosigkeit, nicht deren Abbau. Da kann man noch so viel (oft zu Recht) auf die anderen Parteien schimpfen.
von Delaoron
#461618
So langsam sollt ich den Thread glaub ich in Deutsche Politik und sonstigem Kram umbennen. :wink:
Benutzeravatar
von american-way
#461623
Delaoron hat geschrieben:So langsam sollt ich den Thread glaub ich in Deutsche Politik und sonstigem Kram umbennen. :wink:
Das stimmt, aber morgen gibts ja wieder mal ne Wahl vielleicht gehts dann wieder zum Thema zurück
von Quotentreter
#461717
markymarc05 hat geschrieben:Wie gesagt, ich habe nicht nur "hier unten" Bekannte, sondern bin auch ein bisschen herumgekommen. :wink: Aber ich verstehe schon was du meinst. . Es liegt vielleicht eher daran, dass ich fast ausschließlich Akademiker kenne, und da stelle ich schon fest, dass alle, die vor einiger Zeit noch arbeitssuchend waren (und das war ne gute Handvoll), inzwischen gut versorgt sind.
Da prallen Welten aufeinander. Bei mir ist das Gegenteil der Fall. Das dort der Aufschwung ankommt ist klar. Der soll aber angeblich auch woanders angekommen sein, nur ist davon real nichts zu merken.
markymarc05 hat geschrieben:Was du beschreibst, die Situation in eurer Region kenne ich so nicht aus eigener Erfahrung, das ist richtig. Aber ich bin auch nicht so weltfremd, um nicht davon zu wissen. Und natürlich habe auch ich kein Patentrezepte. Ich kann nur sagen, welche Maßnahmen ich für aussichtsreicher halte und welche für kontraproduktiv. Das Problem mit der Linken - um mal wieder zum Thema zu kommen - ist nicht nur, dass zuviel verspricht, sondern auch genau das Falsche. Das Parteiprogramm ist eine Anleitung zum Ausbau der Arbeitslosigkeit, nicht deren Abbau. Da kann man noch so viel (oft zu Recht) auf die anderen Parteien schimpfen.
Und ich kann dir nur sagen was hier schon alles versucht wurde und in der Praxis nichts taugt. Sage mir was du versuchen würdest und ich kann dir zeigen wie das in der Praxis funktioniert. Ob einem der Gedanke gefällt oder nicht, man wird sich im Globalisierungsprozess darauf einstellen müssen, das wir, zumindestens solange es gut ausgebildete Billiglöhner im Umland gibt, mit einer Sockelarbeitslosigkeit leben werden müssen! Draufzahlen werden wir so oder so. Es ist utopisch zu glauben das man das Problem so schnell lösen wird. Wenn dann nur demografisch weil nur noch Rentner zu finanzieren sind, nur wer finanziert die dann eigentlich?

Das was bisher in den Ring geworfen wurde und was auch zukünftig geplant ist, hat man hier mindestens schonmal angetestet. Das ganze Hartz Paket z.B. hat vielleicht in Wolfsburg funktioniert. Hier hat man das schrittweise wieder zurückgefahren und ist jetzt auch dabei die 1-Euro-Jobs zurückzufahren um dann zur guten alten ABM zurück zu kehren. Die Reform war fast ein kompletter Rohrkrepierer.

Kombilohn, Sonderprogramme... es gibt eigentlich nichts was man nicht versucht hätte. Es fehlt eigentlich nur an einem, Arbeitsplätze. Und damit die kommen hat man auch schon getan was geht. Steuervorteile, geschenktes Land mit fertiger Infrastruktur, Subventionen, Autobahn bis vor die Tür.... Das einzige was damit angelockt wird, sind Windeier und Subventionsnomaden. Die kommen, lassen billig arbeiten, stecken die Subventionen ein und gehen nach 3 Jahren wieder. Die wenigen die wirklich bleiben sind viel zu wenige. Bei dem bisherigen Tempo würde das etwa 200 Jahre dauern bis die Arbeitslosigkeit kein so großes Problem mehr ist. Da kann man sich in Berlin einfallen lassen was man will, es wird nicht helfen, die Jobs kommen nicht. Erst recht nicht mit neoliberalen Ideen. Da wo man die Republik gerne hätte sind wir ja schon. Niedrige Löhne, lange Arbeitszeit, Gewerkschaften haben kaum mehr was zu sagen weil man sich aus den Tarifen verabschidet hat... Und zahlt es sich aus? Für die Arbeitgeber ja, für die Arbeitnehmer definitiv nicht.
Benutzeravatar
von Eisbär
#461784
Natürlich ist das ein Versagen. Wirklich hilfreiche Instrumente (Deregulierung des Arbeitsmarktes, Abschaffung des Kündigungsschutzes, Lohnnebenkosten senken, Senkung der Unternehmenssteuer) - der ganze Katalog, den auch die Wirtschaftswaisen vorgelegt haben - sind in Deutschland, gerade auch wegen den Linken, politisch schwer durchsetzbar.
Nein.
Unrealistisch. Wieweit willst du die Steuerbelastung des Arbeitgebers runterfahren damit du VIELLEICHT zusätzliche Arbeitsplätze generieren kannst?
Das ist genau das gleiche wie mit dem Lohn.
Es wird immer Branchen geben wo dann selbst 1 Euro/h noch zuviel sein soll.
Die geringeren Abgaben erhöhen erstmal nur den Gewinn des Unternehmens, ob weitere Leute eingestellt werden hängt von der Auftragslage ab bzw. ob weitere Arbeitskräfte einen Mehrwert schaffen können.
Die Branchen die z.Z. gute Gewinne einfahren wie Hochtechnologie, Maschinenbau etc. sind nicht darauf angewiesen ob da jetzt ein Arbeitnehmer 5-10% mehr oder weniger kostet.
Die schwächelnden Betriebe die v.a. für den Binnenmarkt produzieren werden wegen den 5 oder 10% auch kaum zusatzlich einstellen, dazu müsste erstmal die Nachfrage für ihre Produkte steigen.
Das wird als Reserve für noch schlechtere Zeiten gesammelt.

Das nächste Problem stellt sich in der Frage wer denn stattdessen für die entfallenen Einnahmen aus Unternehmenssteuer & Co. aufkommen soll.
Noch eine MwSt Erhöhung?

Solange da nicht gleichzeitig auch eine verstärkte Nachfrage der Käuferseite kommt nützt das wiederum nur den Unternehmen den es ohnehin gut geht und keiner staatlichen Hilfe bedürfen.

Das gleiche gilt für die Lohnnebenkosten, auch die muss ja irgendjemand bezahlen.
Fällt der Arbeitgeberbetrag weg, muss der Arbeitnehmer seine Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung allein bezahlen.
Ergebnis: geringere Löhne, noch weniger netto was übrigbleibt.
Kaufkraftverlust.


Es mag auch sein das der Kündigungsschutz (obwohl der ja teilweise schon stark aufgeweicht ist) in einigen Sparten die Entstehung von Arbeitsplätzen verhindert, teils wird dieser Arbeitskräftebedarf von Schwarzarbeitern aufgefangen.
Es ist aber leider Tatsache das das fehlen jeglichen Schutzes äußerst asoziale Stilblüten treiben kann.
Ich denke nicht das wir hier Arbeitsbedingungen wie vor 200 Jahren wieder einführen müssen.

Aber wie erwähnt sitzten Olaf Scholz und seine Freunde von INSM/Bertelsmann bereits daran den Kündigungsschutz zu versenken, du musst also nicht auf die FDP warten.

Tja, und was unsere Wirtschaftswaisenkinder (mit Ausnahme von Bofinger) für Ratschläge parat haben ist ja nicht SOOO schwer zu erahnen.
Aber ich bin mir sicher das Professoren die Stundenlöhne von 3-4 Euro für noch zu hoch halten volkswirtschaftlich sonst alles verstanden haben.
Benutzeravatar
von Eisbär
#461785
Nochmal zu den Arbeitsmarktzahlen:


:arrow: Statistisches Bundesamt - Arbeitsmarktzahlen

Gut, von 2003 - 2007 sind es also 2 Mio. Erwerbstätige mehr.
Hört sich toll an.
In dieser Zeit sind jedoch 600-700.000 Zeitarbeitsplätze geschaffen worden, ausserdem mehrere Millionen Minijobs und ähnlicher Arbeitsgelegenheiten die hier voll angerechnet werden.

Es sind zwar jetzt theoretisch mehr Arbeitsplätze da als vorher, das Lohnniveau ist nicht gestiegen, im Gegenteil, es wurde durch die Inflation an Billigjobs, die richtige Abreitsplätze verdrängt haben, weiter gesenkt.

Falls also jemand was positives an der hartzschen Arbeitsmarktreform sehen kann, teilt es mir mit, ich kann da z.Z. nichts erkennen.

EDIT: Forenregeln beachten!
von Quotentreter
#461802
Eisbär hat geschrieben:Wieweit willst du die Steuerbelastung des Arbeitgebers runterfahren damit du VIELLEICHT zusätzliche Arbeitsplätze generieren kannst?
Das ist ja gerade das lustige. Es ist seit Jahrzehnten das gleiche Spiel und es zieht noch immer. Von Wirtschaftsseite kommen immer irgendwelche Vorschläge bei denen dann versprochen wird das man hinterher Arbeitsplätze schafft. Wo es ging, hat man diese Vorschläge ja auch immer umgesetzt. Bei den vielen Versprechen müssten wir mitlerweile fast Vollbeschäftigung haben. Real hat sich aber kaum was getan, es war der Staat selbst der viel zusätzliche Beschäftigung schaffte.

Diese ganzen Forderungen mit Senkungen, Deregulierung, aufgeweichter Kündigungsschutz usw. hat man hier doch im kleinen bereits durchgezogen. Es bringt in der Praxis nichts da alles was bei rauskommt nur dankend als Gewinn mitgenommen wird. Und es kommt noch schlimmer. Wenn man den kleinen Finger gibt dann nimmt man teilweise gleich die ganze Hand. Die erweiterten Probezeiten hat man hier bis zum letzten Tag ausgenutzt, die Leute anschließend wieder vor die Tür gesetzt und neue geholt. Das gleiche bei subventionierten Arbeitsplätzen wo der Arbeitgeber so gut wie keine Abgaben mehr hatte da das die ARGE bzw. der Steuerzahler blechen durfte. Nach dem Förderzeitraum bzw. der Straffreien Pflichtzeit fliegen alle wieder und es werden neue geholt.

Wer noch immer glaubt das wir hier bei Umsetzung sämtlicher Wirtschaftsgeschenke wirklich etwas reißen, ist tierisch auf dem Holzweg. Die Praxis zeigt hier schon lange das auch diese Änderungen zum Großteil nur einseitig fruchten. Es gibt vereinzelte die noch sowas wie ein Gewissen haben. Aber die Aufgabe eines Unternehmens ist nunmal Geld zu verdienen und nicht Leute zu beschäftigen. Letzteres ist nur das Mittel um ersteres zu erreichen. Und die wenigsten nutzen den zusätzlichen Gewinn um Leute einzustellen die man im grunde nicht braucht. Das sind wie jemand aus der Wirtschaft mal meinte "Kosten auf zwei Beinen".
Benutzeravatar
von markymarc05
#461859
Ich hätte dazu noch einiges zu sagen, aber gerade wenig Zeit (außerdem führt das unter diesem thread wohl auch alles zu weit). Es geht nicht um Versprechen, QT, das habe ich an anderer Stelle schon einmal gesagt, sondern darum, die Gesetze des Marktes für sich zu nutzen. Das wurde bisher nicht getan, deshalb kannst du auch nicht sagen, es habe nicht funktioniert. Was du meinst, sind lediglich Pflaster, aber kein wirklicher Systemwandel.

Man muss erst einmal unterscheiden zwischen konjunktureller und struktureller Arbeitslosigkeit. Letztere ist das Hauptproblem und wird auch durch den Aufschwung nicht behoben, sondern hat ihre Ursachen im System also in unserem Sozialstaat. Es gibt einige zentrale Punkte, die man einfach beachten muss, wenn man die Arbeitslosigkeit nicht noch weiter ausweiten will. Ich bin ja ebenfalls für einen Systemwechsel. Ich sage ich klipp und klar, auch wenn ich mich damit unbeliebt mache: wir brauchen mehr Freiheit am Markt, nicht weniger. Es wird immer auf den Marktliberalismus geschimpft... – aber eben den haben wir noch nie wirklich ausprobiert.

Ein erster Schritt wäre es, die Wichtigkeit frei ausgehandelter Löhne, auf Grundlage der Wertschöpfung durch den Arbeitnehmer, zu verstehen, anstatt diese permanent in Frage zu stellen. Wenn durch gewerkschaftliche Streiks oder gar Mindestlöhne Löhne aufgezwungen werden (und der Kündigungsschutz es verhindert, sich von weniger produktiven Arbeitnehmern zu trennen), befinden wir uns hier permanent über dem Niveau auf dem Vollbeschäftigung möglich wäre. Man muss sich ja nur mal umsehen. In den USA, mit seinem deregulierten Arbeitsmarkt, herrscht (abgesehen von friktionell und konjunkturell bedingter Arbeitslosigkeit) quasi Vollbeschäftigung, während das quasi-sozialistische Frankreich traditionell eine sehr hohe Arbeitslosenquote hat.

Wir verlieren unter anderem den Anschluss, gerade im produzierenden Gewerbe, weil ein Großteil der Produktionsschritte mittlerweile im Ausland ausgeführt wird. Das festigt unsere Position als Exportweltmeister, führt gleichzeitig aber zur Verringerung gerade von geringqualifizierten Arbeitsplätzen und deren Schaffung im Ausland.

Unser Sozialsystem, v.a. die „Lohnersatzzahlungen“ verschlimmern die Situation, da sie in direkter Konkurrenz zu den Arbeitslöhnen stehen und gerade im Bereich der Geringqualifizierten für ein Einkommensniveau sorgt, das häufig nur knapp unter dem durch realen Wettbewerbsbedingungen entstandenen Lohns im Niedriglohnsektor liegt – und dadurch ebenfalls Einfluss auf die Lohnstruktur nimmt.

Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt alle den bösen Neoliberalen am nächsten Baum aufknüpfen wollen: Ich bin fest davon überzeugt, dass nur ein sich selbst regulierender Markt zu seinem Gleichgewicht findet (und das zunächst mal ganz unabhängig davon, welche Lehre man aus dieser Tatsache zieht). Alles andere ist nur ein „herumgedoktore“ an den Symptomen und ist letzten Endes Augenwischerei (dazu gehören auch sämtliche AB-Maßnahmen, etc.) Beispiele dafür gibt es bereits.

Das ist alles sehr unpopulär, ich weiß. Aber eine andere Antwort habe ich nicht. Jedenfalls nicht ohne dabei auf eklatante Weise Freiheitsrechte abzubauen und das Selbstbestimmungsrecht des Menschen in Frage zu stellen. Wenn man schon immer von den Menschen spricht: Ein sozialistisches System (siehe Kuba) muss Mauern errichten, um seine Menschen im Land zu halten, beim kapitalistischen (siehe USA) ist es genau umgekehrt. Ich würde sagen, wir haben einen Gewinner.
Benutzeravatar
von vicaddict
#461906
Haben wir einen Gewinner?

Ein Land wie Amerika, dass schon lange nicht mehr das Einwandererparadies ist, wo man schon seit Jahren aufs schärfste jegl. Freiheiten beschneidet, einen Land in denen zwar Reichtumg ohne Frage vorkommt, wie sonst nur in Dubai und anderen Ölstaaten, wo aber gleich im Gegenzug eine unermessliche Armut herrscht. Der selbstregulierende Markt in Amerika führt doch zu dazu, dass kein Mensch sich eine Krankenversicherung leisten kann. Der selbstregulierende Markt hat dazu geführt, das tausende Rentner ohne Rente dastehen, weil die jeweiligen Fonds oder Versicherungen schlichtweg pleite gegangen sind. Der freie markt führt derzeit dazu, dass viele Hausbesitzer ihre Raten nicht mehr zahlen können, weil jeder noch so kleine Börsencrash fatale Auswirkungen hat. Amerika ist ein Land in dem durch den puren Kapitalismus das Bildungssystem nur noch für die zugänglich ist, die es sich leisten können. Folge dessen ist wiederum genau das, was bei uns auch so langsam einsetzt. Eine Unterschicht, die am Existenzminimum lebt und keine Chance hat, aufzusteigen. In Amerika verschärft sich das ganze durch Rassenfragen, ob Schwarze, Mexikaner, Weiße oder wie Sarah Silverman sagen würde Chinks. In Deutschland hat man das in der Form nicht, aber auch hier entwickeln sich nach und nach Parallelgesellschaften, vornehmlich bestehend aus Türken, Yugoslawen und sogar Deutschen, die in ihrem eigenen Land keinen Platz mehr haben.

Und jetzt sag mir nochmal das Amerika der Gewinner ist?


So zynisch sich das auch anhören mag, was ich jetzt sage, aber in der DDR hatte wenigstens jeder einen festen Arbeitsplatz, ein geregeltes Leben und es war menschlich eine ganz andere Gesellschaft.

Heute haben wir viele Freiheiten, das stimmt. Wir können in Urlaub fahren, wir können Bananen kaufen, wir müssen keine Angst haben, vom Staat bespitzelt zu we... okay, streichen wir den Satz. Wir müssen keine Angst haben gefoltert zu we... okay, die Regierung lässt seelenruhig zu, dass deutsche Staatsbürger von der CIA ins Ausland entführt werden, oder gar nach Guantanamo verschleppt werden.

Wir haben also jede Menge Freiheiten, die wir in der DDR früher nicht hatten... was nützen diese Freiheiten, wenn ich mir nichtmal was zu essen kaufen kann? Eine große Masse der Bevölkerung kann weder in den Urlaub fahren, noch einmal im Monat mit der Familie schön essen gehen...

Was wir aber dank der neuen Freiheit alle können, ist Angst haben unsern Job zu verlieren, wenn wir denn einen haben und wir können uns jetzt alle gemeinschaftlich auf dem Arbeitsamt, auf dem Jobcenter oder beid er ARGE melden oder wei der Laden grad heißt, weil wir nicht genug Geld haben um über die Runden zu kommen.

Tolles System...

...böser, böser Sozialismus sag ich da nur...
Benutzeravatar
von american-way
#461984
Bild

+++ Unklare Verhältnisse in Hamburg +++
Die regierende CDU verliert ihre absolute Mehrheit, bleibt aber stärkste Partei. Nach ersten Prognosen legt die SPD leicht zu. Die Grünen verlieren etwas. Die Linke wird erstmals im Hamburger Landesparlament vertreten sein. Unklar war zunächst, ob die FDP die Fünf-Prozent-Hürde schaffen wird.
Zuletzt geändert von american-way am So 24. Feb 2008, 18:10, insgesamt 2-mal geändert.
von Delaoron
#461989
Dann hoff ich mal, dass die FDP auf 4,9% runterrutscht...
Benutzeravatar
von markymarc05
#461997
vicaddict hat geschrieben:
Und jetzt sag mir nochmal das Amerika der Gewinner ist?
Ja. Sonst würden sich nicht so viele Menschen aus allen möglichen Schichten - vom Lohnarbeiter bis zum Akademiker - um eine Aufnahme bewerben. Einen besseren Indikator gibt es nicht.

So zynisch sich das auch anhören mag, was ich jetzt sage, aber in der DDR hatte wenigstens jeder einen festen Arbeitsplatz, ein geregeltes Leben und es war menschlich eine ganz andere Gesellschaft.
Gut, dass du es selbst merkst... Wie zynisch das ist, meine ich. Dass Menschen ihr Leben aufs Spiel gesetzt - und auch gelassen haben - um dieser Gesellschaft zu entkommen, ist ja völlig egal. Ich habe das damals hautnah bekommen, als kurz vor der Öffnung auf einmal Verwandte von uns vor der Tür standen, mit buchstäblich nichts, und beide gute Jobs zurückgelassen haben, um sich für eine ungewisse Zukunft zu entscheiden. Und das waren nur zwei von vielen.

In den USA stehen die Leute Schlange wie nirgends sonst auf der Welt und begehren um Einlass. Natürlich ist es nicht mehr das Einwanderungsland das es früher war - weil, um dem Ansturm Herr zu werden - die Einwanderungsbestimmungen strenger geworden sind! Ja, wir haben einen Gewinner.

Und böser Sozialismus, in der Tat. Ein System, das seine Bürger mit Waffengewalt im Land halten muss, ist wirklich von Grund auf böse. Dass man das auch anders sehen kann, macht mich schon fast sprachlos.

Wobei... Passend dazu fällt mir eine Meldung ein, die kürzlich durch die Presse ging:

http://www.welt.de/welt_print/article13 ... r_DDR.html

Erschreckend.
Zuletzt geändert von markymarc05 am So 24. Feb 2008, 19:21, insgesamt 7-mal geändert.
Benutzeravatar
von thelastromeo
#462002
CDU klar stärkste Partei, es wird sicherlich zu schwarz-grün kommen, wenn die SPD nicht wieder Wortbruch begehen will. Naumann wäre auch der ungeeinetste Bürgermeister, den man sich vorstellen könnte für Hamburg.
Benutzeravatar
von american-way
#462009
Bild

1.Hochrechnungen sagen einen spannenden Abend voraus!
Benutzeravatar
von Zach
#462024
Spannendes Ergebnis.

Für Schwarz-Gelb wirds wohl nicht reichen, das kann man jetzt schon sagen. Mal sehen, wie sich die SPD verhält, ob sie bei ihrer Aussage bleibt, oder Wort bricht.

Ich hoffe jedenfalls nicht, dass es zu einer großen Koaltion kommt, Schwarz-Grün wäre wohl am Besten.

Erschreckend übrigens die geringe Wahlbeteiligung von nur 62%.
Benutzeravatar
von vicaddict
#462076
markymarc05 hat geschrieben: Ja. Sonst würden sich nicht so viele Menschen aus allen möglichen Schichten - vom Lohnarbeiter bis zum Akademiker - um eine Aufnahme bewerben. Einen besseren Indikator gibt es nicht.
Hm... ich könnte jetzt im Gegenzug antworten, sie wollen nach Amerika, weil es hier partout keine Zukunft mehr gibt oder weil man von den USA immer noch ein verklärtes Bild hat.
Gut, dass du es selbst merkst... Wie zynisch das ist, meine ich. Dass Menschen ihr Leben aufs Spiel gesetzt - und auch gelassen haben - um dieser Gesellschaft zu entkommen, ist ja völlig egal. Ich habe das damals hautnah bekommen, als kurz vor der Öffnung auf einmal Verwandte von uns vor der Tür standen, mit buchstäblich nichts, und beide gute Jobs zurückgelassen haben, um sich für eine ungewisse Zukunft zu entscheiden. Und das waren nur zwei von vielen.
Ich bestreite nicht, dass viele Dinge passiert sind, die unentschuldbar sind, aber komischerweise wird der Sozialismus immer gleich mit Militärdiktaturen gleichgesetzt. Leider ist es ja scheinbar nicht möglich, nur halbwegs soziale Ziele durchsetzen zu wollen, ohne gleich von allen Seiten als Schwerverbrecher behandelt zu werden. Eine DDR wie es sie damals gab, will sicher keiner wirklich zurück, aber vieles von dem was heute angeblich so toll sein soll, war früher erheblich besser. Und auch vieles was damals so schlimm war, ist heute keinen Deut besser. Wie ich schon schrieb, die Leute haben heute vielleicht die Freiheit hinzufahren wo sie wollen, aber wenn Großteile der Bevölkerung sich von einem Herrn Sarazin vorrechnen lassen muss, wie man mit nichtmal 4 Euro am Tag überlebt, dann muss ich wirklich sagen... Respekt.

Es ist keine Frage, ob man den Sozialismus wiederhaben will, aber es ist eine Frage, ob die Linke mit ihren extremen Ansichten nicht auch dafür sorgt, dass die andern Parteien wenigstens etwas mehr auf die Menschen schauen. Das ist doch das, was viele Bürger so verärgert. Die andern Parteien beachten doch gar nicht mehr den Menschen. Es sind nackte Zahlen auf irgendeinem Fetzen Papier, der als so toll eingestuft wird und kaum hat man es den Leuten aufgezewungen merkt man, dass es eben doch nicht so funktioniert wie in der Theorie.
In den USA stehen die Leute Schlange wie nirgends sonst auf der Welt und begehren um Einlass. Natürlich ist es nicht mehr das Einwanderungsland das es früher war - weil, um dem Ansturm Herr zu werden - die Einwanderungsbestimmungen strenger geworden sind! Ja, wir haben einen Gewinner.
Ich frage nochmal, ein Land in dem so viele Menschen in Armut leben, wie wahrscheinlich sonst nur in einem 3. Weltland, indem so viele Menschen keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitswesen haben, nennst du einen Gewinner?

Ich möchte dich nicht persönlich angreifen, aber ich verstehe warum für dich nur die FDP und vorallem Oswald Metzger tragbar ist... es zählen nur die, die Geld haben und alle andern können sehen wo sie bleiben. Nichts anderes ist Amerika heute und wir sind auf dem besten Wege dahin. Nur wird das nicht ewig gut gehen.
Und böser Sozialismus, in der Tat. Ein System, das seine Bürger mit Waffengewalt im Land halten muss, ist wirklich von Grund auf böse. Anders kann man das nicht ausdrücken.
Es gibt aber auch andere Systeme, die ihre Bürger mit Waffengewalt im Land halten. Liegt es nicht eher daran, dass Sozialismus noch nie auf friedlichem Wege versucht wurde und nur von Diktatoren missbraucht wurde? Ist es nicht so, dass der ach so tolle Kapitalismus vor der sozialen Frage kapituliert und sagt, wer nicht mitzieht hat Pech gehabt und kann sehen wo er bleibt?

Der Kapitalismus und der freie Markt funktionieren nur für einen Teil. Man sieht doch derzeit sehr schön was passiert, nämlich reihenweise entlassen Unternehmen Arbeiter und gehen sonstwohin. Und diese Menschen, die am Ende vom Staat leben, spielen in dem System keine Rolle mehr und bleiben auf der Strecke. Also kann das System nicht funktionieren.

Seit Jahren predigt uns die FDP und auch die Union, dass nur ein liberalisierter Arbeitsmarkt Arbeit schaffen kann. Was passiert aber, der Arbeitsmarkt ist weitgehend liberalisiert, die Menschen sind mundtot gemacht, auf ein Minimum an Lohn und ein Maximum an Arbeit ausgerichtet und dennoch verlassen unternehmen Deutschland und schaffen keine Arbeit... irgendwo in Osteuropa oder China gibt es immer jemanden, der billiger produziert als hier, also wäre deine Lösung des freien Marktes die, dass wir die gleichen Löhne wie in China bezahlen müssen, um die Unternehmen und die Arbeit zu halten...

Respekt... dann müssen wir uns von Sarazin nicht mehr vorrechnen lassen, wie man mit 4 Euro am Tag auskommt, dann muss es für den ganzen Monat reichen...
Benutzeravatar
von Onkel Ludwig
#462083
Delaoron hat geschrieben:Dann hoff ich mal, dass die FDP auf 4,9% runterrutscht...
Deine Hoffnung scheint sich zumindest nach der aktuellen ARD-Hochrechnung zu erfüllen... :D
Benutzeravatar
von markymarc05
#462091
vicaddict hat geschrieben: Hm... ich könnte jetzt im Gegenzug antworten, sie wollen nach Amerika, weil es hier partout keine Zukunft mehr gibt oder weil man von den USA immer noch ein verklärtes Bild hat.
Falsche Antwort. Ich habe da ja zum Glück einige Einblicke, durch Verwandtschaft, Freunde, etc, habe auch schon selbst dort gelebt und mit Einwandereren von überall her gesprochen. So ziemlich jeder nennt als ersten Grund den, dass man dort so selbstbestimmt leben kann, wie nirgendwo sonst auf der Welt, und dass man mit harter Arbeit mehr erreichen kann als anderswo. Das ist keine Verklärung, sondern Erfahrung und eigenes Erleben. Aber selbst Menschen, die deutlich weniger haben, als der Durchschnitt bei uns, sind deutlich zufriedener. Vor allem stellt niemand Forderungen oder glaubt, dass ihm irgendjemand etwas schuldet, schon gar nicht der Staat. Das ist eine Einstellung, die man auch bei uns einmal hatte, wenn ich da zum Beispiel an meine Großeltern denke, die dieses Land unter schwersten Bedingungen mit aufgebaut haben, ohne jemals etwas dafür zu verlangen. Ich glaube, die hätten bis zuletzt lieber auf der Straße gelebt, als etwa Sozialhilfe anzunehmen. Selbst Bafög zu beantragen wurde von meiner Oma als etwas Unanständiges angesehen, das weiß ich heute noch. Sie selbst hat sich auch lieber den Rücken krumm gebuckelt, um meiner Mutter eine Ausbildung zu ermöglichen, statt irgendwelche Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich damit in irgendeine Form der Abhängigkeit zu begeben. Und v.a. ohne sich permanent zu beschweren, trotz herumkrebsens am Existenzminimum. Sicher nicht der einfache Weg, garantiert aber ein Maß an Selbstbestimmung, das man nicht mit materiellen Vorzügen aufwiegen kann. Irgendwie ist dieser Geist verloren gegangen und auch dafür muss man leider den modernen Wohlfahrtsstaat verantwortlich machen.
Eine DDR wie es sie damals gab, will sicher keiner wirklich zurück, aber vieles von dem was heute angeblich so toll sein soll, war früher erheblich besser.
Nur, dass das meiste davon nicht erreichbar ist, ohne gleichzeitig seine Freiheit zu verkaufen. Du verstehst nicht, dass man das eine nicht ohne das andere haben kann.
Ich frage nochmal, ein Land in dem so viele Menschen in Armut leben, wie wahrscheinlich sonst nur in einem 3. Weltland, indem so viele Menschen keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitswesen haben, nennst du einen Gewinner?
Und ich sage noch einmal klipp und klar: Ja. Und das aufgrund eigener Anschauung, nicht aufgrund eines komischen Zerrbildes, das man aus der Ferne vermittelt bekommt. Die Gründe dafür sind vielfältig, und um die zu verstehen reicht es nicht, irgendwelche Statistiken zu kennen. Ich habe, ganz ehrlich, noch nie jemanden getroffen, der dort weg möchte, um sein Glück woanders zu suchen, weder Native noch Immigrant. Wie könnte ich dir da ernsthaft etwas anderes sagen? Es ist eben auch nicht automatisch das System das erfolgreichste, in dem am wenigsten Armut herrscht (- die statistisch sowieso nur in ihrer relativen Ausprägung gemessen wird). Es ist das, in das die Menschen zuwandern und wo sie freiwillig bleiben, (- im Gegensatz zu dem, in dem man sie mit Gewalt festhalten muss.) Das sagt doch unterm Strich mehr aus als alles andere.
Der Kapitalismus und der freie Markt funktionieren nur für einen Teil. Man sieht doch derzeit sehr schön was passiert, nämlich reihenweise entlassen
Wir haben keinen reinen Kapitalismus, und erst recht keinen freien Markt, sondern eine soziale Marktwirtschaft, die hochgradig reguliert ist. Das habe ich doch ausgeführt und auch die Probleme, die daraus resultieren. Wobei ich mich schon frage, was genau du unter "funktionieren" verstehst. Die DDR hat nur für einen sehr kleinen Teil funktioniert, sonst wären nicht so viele abgehauen. Dasselbe gilt für Kuba, sonst würde nicht 10% der Bevölkerung im Exil leben und in kleinen Nusschalen ihr Leben riskieren. Und auch ansonsten ist mir kein für einen Großteil der Bevölkerung funktionierendes, nicht-kapitalistisches System bekannt. Kapitalismus sichert das Wohlergehen des größtmöglichen Teils der Bevölkerung und hebt das Gesamtniveau aller. Bei Gleichmacherei stehen am Ende nur alle gleich mies da, und das nicht nur in materieller Hinsicht. Ich sehe bei uns auch keine wirkliche Armut. Jedenfalls nicht das, was man im weitaus größeren Teil der Welt darunter versteht.
Benutzeravatar
von Maddi
#462345
ZachPowers hat geschrieben:
Ich hoffe jedenfalls nicht, dass es zu einer großen Koaltion kommt, Schwarz-Grün wäre wohl am Besten.

Erschreckend übrigens die geringe Wahlbeteiligung von nur 62%.
SchwarzGrün wäre dort in der Tat eine interessante Lösung, aber was ich wieder zum Kotzen finde ist, wie gleich alle Bundespolitiker der entsprechenden Parteien schon mal die Liebesgesänge ob dieser Kombination anstimmen, ungeachtet der Realität das CDU und Grüne sonst fast überall soweit auseinander liegen wie Edmund Stoiber und Gaby Pauli :wink:

und was heisst hier geringe Wahlbeteiligung? Hier bei mir hatten wir bei verschiedenen Wahlen(Bürgermeister/kommunalwahl) auch schon ganz andere Beteiligungen von gerademal so über 40%, in meinem Bezirk war das "All Time Low" sogar bei 28% - also nicht meckern :lol:
  • 1
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 109